Von der „Impfgegnerin“ zur Wegbereiterin: Der lange Kampf einer Mutter

Jenny McCarthy, die zunächst als Model, Schauspielerin und Fernsehmoderatorin bekannt wurde, sah sich wegen ihres Engagements für die Aufklärung über Autismus heftigen Reaktionen ausgesetzt.
Titelbild
Von Playboy-Model zur bekanntesten Autismus-Mutter Amerikas: Jenny McCarthy (M.) mit ihrem Sohn Evan (r.) und Ehemann Donnie Wahlberg (l.).Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Jenny McCarthy Productions.
Von 2. Dezember 2025

Die 53-jährige Jenny McCarthy wurde in den 1990er-Jahren als Model, Schauspielerin und Fernsehmoderatorin bekannt, aber erst 2005 wurde sie zu einer Berühmtheit, nachdem sie die Geschichte der Autismus-Diagnose ihres Sohnes Evan öffentlich gemacht hatte.

Damals war die offizielle Position der US-Gesundheitsbehörde CDC – also der wichtigsten amerikanischen Seuchenbekämpfungs- und Impfbehörde – ganz klar: Der Impfstoff verursacht keinen Autismus.

Im November 2025 ist die Diskussion über Autismus mittlerweile im Mainstream angekommen, angetrieben durch das Versprechen des US-amerikanischen Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr., die Ursache der Erkrankung zu ermitteln, von der laut CDC mittlerweile eines von 31 Kindern in den Vereinigten Staaten betroffen ist.

Auch die CDC hat ihre Position, dass Impfstoffe keinen Autismus verursachen, relativiert – eine Kehrtwende, mit der viele Mediziner nicht einverstanden sind.

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Von der Entertainerin zur Aktivistin

McCarthys unerwarteter Weg von der Entertainerin zur Aktivistin begann einige Tage vor Evans MMR-Impfung, als sie einen Artikel im „Time Magazine“ über Eltern las, die angaben, dass ihre Kinder nach der Impfung Symptome von Autismus entwickelt hätten.

„Ich hatte ein ungutes Gefühl im Magen, vielleicht war es mütterliche Intuition, dass Evan diese Impfung nicht bekommen sollte“, sagte McCarthy. Zu dieser Zeit war McCarthy mit dem Filmregisseur John Asher verheiratet, der ebenfalls bei dem Termin dabei war.

McCarthy äußerte ihre Bedenken gegenüber dem Kinderarzt und verwies auf den Artikel. Sie fragte ihn, ob er mit der Impfung warten könne.

„Er wurde sehr wütend auf mich und sagte, das seien nur verzweifelte Versuche der Eltern, jemandem die Schuld zu geben. Er sagte, die Impfung habe nichts damit zu tun“, berichtete McCarthy.

Sie weigerte sich, eine Verzichtserklärung zu unterschreiben, die dem Arzt die Verabreichung der MMR-Impfung gestattet hätte. Asher unterschrieb sie, und Evan erhielt die Impfung.

Von diesem Moment an veränderte sich das Leben von Sohn und Mutter schlagartig.

„Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er alle Meilensteine erreicht, die ein Kind in seinem Alter erreichen sollte. Nach der MMR-Impfung begann er, Rückschritte zu machen. Er hörte auf zu plappern. Der Augenkontakt verschwand. Er lächelte nicht mehr“, sagte McCarthy.

„Er entwickelte blaue Ringe unter den Augen, einen aufgeblähten Bauch, Blähungen, Verstopfung, Ekzeme und Hefepilzinfektionen“, fügte sie hinzu.

„Damals wusste ich nicht, dass dies alles Begleiterkrankungen sind, die mit Autismus einhergehen. Ich wusste nicht, warum Evan plötzlich ungesund und krank war.“

McCarthy glaubt nicht, dass die MMR-Impfung allein Evans Autismus ausgelöst hat. Sie macht „eine Ansammlung von so vielen Impfungen bei einem Kind, das eindeutig Autoimmunerkrankungen hatte“, dafür verantwortlich.

Dennoch trat Evans schwerwiegendste Reaktion nach der MMR-Impfung auf.

Im selben Jahr trank McCarthy eines Morgens ihren Kaffee, als sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Sie ging in Evans Kinderzimmer und fand ihn vor, wie er um Luft rang.

„Er zitterte und hatte blasse, weiß-blaue Lippen“, berichtete sie.

In ihrer Panik rief sie den Notruf an, und es dauerte etwa 20 Minuten, bis die Sanitäter das, was sie als Fieberkrampf bezeichneten, stoppen konnten.

Drei Wochen später hatte Evan erneut Atembeschwerden. Als die Sanitäter eintrafen, hatte er bereits einen Herzstillstand erlitten. Sie führten eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durch, brachten Evan zurück, verloren ihn erneut und brachten ihn dann im Krankenwagen wieder zurück, erinnerte sich McCarthy.

Die Ärzte diagnostizierten bei ihm Epilepsie und verschrieben ihm Medikamente gegen Krampfanfälle.

„Sie fragten mich immer wieder, ob jemand in der Familie eine Epilepsie-Vorgeschichte habe. Das war bei niemandem der Fall. Mein mütterlicher Instinkt sagte mir, dass mehr dahintersteckte“, sagte sie.

Nach Besuchen bei mehreren Ärzten diagnostizierte ein Neurologe bei Evan Autismus.

„Er sagte nur: ‚Es tut mir leid, er hat Autismus, und Sie können nicht viel tun. Es gibt einige Therapien, Verhaltenstherapien, aber es tut mir leid‘“, berichtete McCarthy.

„Ich fühlte mich hilflos. Ich verließ die Praxis am Boden zerstört, hoffnungslos, und weinte in meinem Bett.“

Der erste Blickkontakt

In dieser Nacht öffnete McCarthy Google und suchte nach Informationen zu der Erkrankung. In den gesponserten Links entdeckte sie Generation Rescue, eine gemeinnützige Organisation, die Familien mit Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen unterstützt. In der Anzeige stand: „Autismus ist reversibel.“

McCarthy zweifelte zunächst an der Glaubwürdigkeit der Organisation.

„Man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit online nur wenige Informationen über Autismus gab. Und wenn es wahr war, warum hatte mir dann einer der besten Neurologen der Welt nicht gesagt, dass ich etwas tun könnte, um Autismus umzukehren?“, sagte McCarthy.

Generation Rescue schlug vor, Gluten und Kasein aus der Ernährung des Kindes zu streichen. McCarthy rief ihren Kinderarzt an und fragte ihn um Rat. Er riet ihr davon ab, aber sie beschloss, es trotzdem zu versuchen.

Innerhalb von zwei Wochen, nachdem sie Weizen und Milchprodukte aus Evans Ernährung gestrichen hatte, nahm er mehr direkten Blickkontakt auf und sprach mehr.

Sie folgte dem nächsten Schritt und fügte Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel hinzu. Sein Schlafverhalten und sein allgemeines Verhalten verbesserten sich.

„Es war, als hätte jemand den Lichtschalter wieder eingeschaltet. Plötzlich kamen wieder Worte aus seinem Mund“, sagte McCarthy. „Hätte ich nicht auf die Website von Generation Rescue geklickt, hätte ich nie herausgefunden, wie ich Evan helfen kann. Ich folgte dem Weg all dieser anderen Mütter und empfand es als meine Berufung, meine Plattform zu nutzen, um Eltern zu helfen, die sich so hilflos fühlten.“

Jenny McCarthy und ihr Sohn Evan Asher auf einem undatierten Foto. Bei Evan wurde in jungen Jahren nach mehreren medizinischen Notfällen Autismus diagnostiziert. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Jenny McCarthy Productions.

2007 trat McCarthy in der „Oprah Winfrey Show“ auf, um für ihr Buch „Louder Than Words: A Mother’s Journey in Healing Autism“ zu werben. Sie erzählte ihre Geschichte ausführlich, und zunächst waren die Reaktionen positiv.

„Ich erhielt buchstäblich Tausende Nachrichten von Eltern, die mir dankten, weil endlich jemand bestätigte, dass sie nicht verrückt waren. Sogar Oprah sagte, sie hätten jahrelang darauf gewartet, dass jemand kommt und ihre Geschichte zu diesem Thema erzählt“, erinnerte sich McCarthy.

Einführung des Labels „Anti-Vax“

Nicht lange danach stieß McCarthy auf Widerstand von Kritikern, die nicht glaubten, dass Impfstoffe mit Autismus in Verbindung stehen.

Eines Tages klopfte ein Mann an ihre Tür und bat um ein Gespräch mit ihr.

„Er erzählte mir, dass er eine PR-Firma leitet und von einer Regierungsbehörde angesprochen wurde, die ihn beauftragen wollte, eine Kampagne gegen mich zu starten, in der ich als Impfgegnerin dargestellt werden sollte“, sagte McCarthy.

„Das war das erste Mal, dass ich diesen Begriff hörte. Ich lachte ein wenig und sagte: ‚Nun, das wird nicht funktionieren, denn in jedem Medienauftritt mache ich deutlich, dass ich nicht gegen Impfstoffe bin, sondern dafür, dass sie sicherer werden und dass man sich die Inhaltsstoffe und Nebenwirkungen ansieht‘“, fügte sie hinzu.

Der Mann erzählte McCarthy, dass er das Angebot der Behörde abgelehnt habe, weil er selbst einen Sohn mit Autismus habe.

„Er sagte mir, dass sie eine andere Agentur beauftragen würden, um eine Kampagne gegen mich zu starten, aber ich habe mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht“, sagte sie.

„Ich war naiv. Innerhalb weniger Monate wurde ich heftig kritisiert. Plötzlich war ich nicht mehr als Schauspielerin, Autorin, Mutter oder Ehefrau bekannt. Ich war nur noch eine Impfgegnerin. Das war lange Zeit mein Titel“, sagte sie.

Die Gegenreaktion wirkte sich auf McCarthys berufliche Karriere aus. Sie sagte, sie habe mehrere Werbeverträge verloren.

Sie schrieb Bücher, „um sich über Wasser zu halten“, und reiste mehrere Jahre lang als Hauptrednerin auf Autismus-Kongressen durch das Land und sprach in Telefonberatungen mit Eltern von Kindern mit Autismus.

Die Kehrtwende der CDC

Die CDC erklärt nun: „Die Behauptung, dass Impfstoffe keinen Autismus verursachen, ist keine evidenzbasierte Behauptung, da Studien die Möglichkeit, dass Impfstoffe für Säuglinge Autismus verursachen, nicht ausgeschlossen haben“, so die CDC in einer Aktualisierung ihrer Website vom 19. November 2025.

„Studien, die einen Zusammenhang belegen, wurden von den Gesundheitsbehörden ignoriert.“

Eine von den Gesundheitsbehörden geleitete Untersuchung umfasst die Bewertung „plausibler biologischer Mechanismen zwischen Impfungen im frühen Kindesalter und Autismus“, so die CDC.

Zuvor hatte die CDC erklärt, dass „Studien gezeigt haben, dass es keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und der Entwicklung einer Autismus-Spektrum-Störung gibt“ und dass kein Zusammenhang zwischen Impfstoffbestandteilen und der Störung festgestellt wurde.

Einige Autismus-Aktionsgruppen und medizinische Organisationen haben die Änderung der Haltung kritisiert.

Die Autism Science Foundation veröffentlichte am 20. November eine Erklärung, in der sie behauptete, die Seite der CDC über Autismus sei „jetzt voller Impfgegner-Rhetorik und regelrechten Lügen über Impfstoffe und Autismus“.

Dr. Susan Kressly, Präsidentin der American Academy of Pediatrics, veröffentlichte am selben Tag eine Erklärung, in der sie schrieb, die Schlussfolgerung, dass es keinen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus gibt, sei „klar und eindeutig“.

Eine Geschichte von Genesung und Stolz

Heute ist Evan 23 Jahre alt. Er hat die Highschool und das College abgeschlossen. Er nimmt immer noch Lamictal, ein Medikament gegen Krampfanfälle, und seit seinem letzten Anfall sind mehrere Jahre vergangen.

McCarthy, die heute mit dem Schauspieler und ehemaligen Mitglied der Band New Kids on the Block, Donnie Wahlberg, verheiratet ist, ist Jurymitglied bei „The Masked Singer“.

Evan ist Produktionsassistent bei der Show. Er hat auch einen YouTube-Kanal und nahm 2023 seinen ersten Song „It Doesn’t Matter“ auf.

„Die Leute fragen mich, ob ich Evan geheilt habe. Das habe ich nicht. Meines Wissens gibt es keine Heilung für Autismus. Was ich getan habe, war, ihn vom Autismus zu befreien“, sagte McCarthy.

Sie sagte, sie betrachte die Erkrankung aus der Perspektive einer Verletzung.

„Man kann die verletzten Teile reparieren – wie das Immunsystem oder den Darm“, erklärte sie.

Evan sagte gegenüber Epoch Times, es sei eine „große Erleichterung“, dass das Thema Autismus in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sei. Er lobte seine Mutter für alles, was sie getan hat.

„Ich möchte, dass die Menschen sehen, wie hart sie für mich gekämpft hat und wie weit ich gekommen bin. Und ich möchte, dass die Menschen wissen, dass man auch mit Autismus ganz man selbst sein kann“, sagte er.

Jenny McCarthy, ihr Ehemann Donnie Wahlberg und ihr Sohn Evan Asher auf einem undatierten Foto. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Jenny McCarthy Productions

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „She Was Labeled the Original ‚Anti-Vaxxer‘, Now She Feels Vindicated“. (deutsche Bearbeitung kr)



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