Washington sendet gemischte Signale: Mögliche Freigabe von Tomahawk-Einsatz für Ukraine
In Kürze:
- Die USA erwägen, der Ukraine den Einsatz von Tomahawk-Raketen mit 2.500 Kilometern Reichweite zu erlauben.
- Präsident Donald Trump hat das letzte Wort über eine mögliche Genehmigung.
- Moskau reagiert gelassen und sieht keine „Wunderwaffe“ für Kiew.
- Gleichzeitig eskalieren russische Drohnen- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte.
Die USA wollen eine Genehmigung der Nutzung von Langstreckenraketen des Typs „Tomahawk“ durch die Ukraine nicht länger ausschließen. Dies geht aus jüngsten Äußerungen von Spitzenpolitikern in Washington hervor. Wie BBC berichtet, denken die USA Vizepräsident JD Vance zufolge über eine entsprechende Anforderung der Ukraine nach. Es gebe „eine Menge Anfragen vonseiten der Europäer“.
Vance betonte am Sonntag, 28. September, allerdings auch, dass die „endgültige Entscheidung“ darüber Präsident Donald Trump obliege. Zuvor hatte der Sonderberater des Weißen Hauses für die Ukraine, Keith Kellogg, den Eindruck erweckt, diese Ermächtigung gebe es bereits.
Tomahawks für Ukraine sollen Druck auf Moskau erhöhen
In einem Gespräch mit „Fox News“ antwortete Kellogg auf die Frage, ob die USA der Führung in Kiew in bestimmten Fällen den Einsatz von Tomahawk-Raketen, die tief in russisches Territorium eindringen können, gestatteten:
„Die Antwort ist ‚Ja‘, und sie sollen die Fähigkeit nutzen, tief im Landesinneren zu treffen. Es gibt kein ruhiges Hinterland.“
Die Ukraine hat bereits seit Monaten von den USA die Ermächtigung zum Einsatz von Tomahawk-Raketen gefordert. Die Führung in Kiew hofft, durch Angriffe auf russische Einrichtungen tief im Landesinneren die russische Militärindustrie ernsthaft treffen zu können. Dies würde dazu beitragen, den Krieg zu beenden.
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Gegenüber BBC äußerte der stellvertretende Verteidigungsminister Iwan Gawryliuk:
„Wenn die Kosten einer Weiterführung des Krieges für Moskau zu hoch werden, wird es gezwungen sein, Friedensgespräche zu beginnen.“
Obwohl die Tomahawks bei einer Reichweite von 2.500 Kilometern auch die russische Hauptstadt treffen könnten, bleibt man im Kreml gelassen. Sprecher Dmitri Peskow erklärte, es gebe „kein Wundermittel für das Regime in Kiew, um die Dynamik an der Front noch verändern zu können“.
Trump: „Echte Militärmacht hätte Krieg in einer Woche gewonnen“
Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump seine Rhetorik mit Blick auf den Ukraine-Krieg deutlich verändert. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus zu mehr sichtbarer Friedensbereitschaft aufgefordert. Aus Washington hieß es damals, ein Ende des Krieges setze die Bereitschaft Kiews voraus, Gebiete an die Russische Föderation abzutreten.
In der Vorwoche erklärte der US-Präsident hingegen erstmals, die Ukraine sei mithilfe europäischer Länder in der Lage, zuvor an Russland verlorene Gebiete zurückzuerobern. Sogar von der „Ukraine in ihrer ursprünglichen Form“ war die Rede. Russland sei ein „Papiertiger“, äußerte Trump. Eine „echte Militärmacht hätte den Krieg in einer Woche gewonnen“.
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Die veränderte Gangart des US-Präsidenten ist mutmaßlich ein Ausdruck der Enttäuschung über die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Während des Treffens, das Putin Mitte August mit Trump in Alaska abhielt, unterstrich der russische Präsident seinen Willen zu einer Friedenslösung in der Ukraine. Auch von der Bereitschaft zu zeitnahen direkten Verhandlungen war die Rede.
Geringe Geländegewinne – aber intensivierte Materialschlacht in der Luft
Währenddessen hat Russland seine Angriffe mit Drohnen und Raketen auf ukrainische Städte jedoch nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar intensiviert. Dabei gab es auch zivile Todesopfer. Allein am Sonntag griff die russische Armee 12 Stunden lang mit Hunderten Drohnen und fast 50 Raketen Kiew an. Dabei starben vier Menschen und mindestens 70 wurden verletzt. Der Kreml wirft der Ukraine unterdessen vor, ihrerseits auf der Krim zivile Ziele anzugreifen.
Außerdem sollen Offensiven im Westen der Ukraine auch mit Luftraumverletzungen gegenüber Drittstaaten verbunden gewesen sein. Das Kampfgeschehen im Ukraine-Krieg, der bereits seit Monaten von geringer territorialer Dynamik geprägt ist, hat sich vor allem auf Drohnenschlachten verlagert.
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Beide Seiten setzen auf eine beispiellose Materialschlacht mit unbemannten Fluggeräten. Je größer ein Drohnenangriff ist, umso schwieriger wird es für eine Luftabwehr, ihn zu neutralisieren. Außerdem steigen die Kosten: Abwehrsysteme wie Patriot sind dazu gedacht, ballistische Raketen unschädlich zu machen. Allerdings sind die Abwehrraketen groß und teuer, während schon billig hergestellte Drohnen in ausreichender Menge Schaden anrichten können.
Selenskyj hofft auf Tomahawk – und perspektivisch auf eigene Waffenproduktion
Gawryliuk erklärte gegenüber BBC, die Ukraine habe 2023 einen Weg gefunden, durch Jamming-Technologien relativ leicht von Russland benutzte iranische Shahed-Drohnen zu stören. Dies habe sich geändert, Russland habe sich angepasst:
„Heute verwenden sie 16-Kanal-Antennen, um unsere Störzonen zu passieren.“
Anfang des Monats hatte Russland eine bisherige Rekordzahl von mehr als 800 Drohnen und Raketen an einem Tag abgefeuert. Das ist die höchste Zahl seit Beginn des Krieges im Februar 2022. Bei Angriffen in dieser Größenordnung sinkt zwangsläufig die Abfangrate.
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Am Montag erklärte Selenskyj, die Ukraine werde sich perspektivisch auf im Inland hergestellte Drohnen und Raketen mit Langstreckenfähigkeiten konzentrieren. Solange das Land jedoch nicht in der Lage sei, die eigene Waffenproduktion zu steigern, bleibe die Ukraine im Bereich der Luftverteidigungssysteme weitgehend von ihren Verbündeten abhängig.
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