Alzheimer: Die häufigste neurodegenerative Erkrankung – frühe Warnzeichen und mögliche Ursachen
Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Alzheimer-Krankheit ist das Alter. Je älter man wird, umso größer ist auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre, nur in seltenen Fällen beginnt die Krankheit vor dem 65. Lebensjahr.
In Deutschland leben rund 1,84 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Sie beginnt oft unauffällig – Jahre vor der Diagnose – und äußert sich in alltäglichen Aussetzern, die leicht zu übersehen sind.
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Was sind die frühen Anzeichen der Alzheimer-Krankheit?
Die spät einsetzende Alzheimer-Krankheit, die nach dem 65. Lebensjahr beginnt, fängt in der Regel mit einem allmählichen Verlust der kognitiven Fähigkeiten an und schreitet langsam durch vorhersehbare Stadien fort. Die folgenden fünf Stadien beschreiben den Verlauf der spät einsetzenden Alzheimer-Krankheit, der häufigsten Form der Erkrankung.
1. Asymptomatisches Stadium
Die für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen biologischen Veränderungen sind bereits lange vor dem Auftreten kognitiver oder verhaltensbezogener Symptome vorhanden. Dieses Stadium kann Jahre oder sogar bis zu zwei Jahrzehnte dauern und bleibt meist völlig unbemerkt.
2. Frühstadium
Das Frühstadium der Alzheimer-Krankheit ist durch leichte Symptome gekennzeichnet, die den normalen Schwierigkeiten des Alterns ähneln können. Menschen in diesem Stadium sind sich in der Regel ihrer Erkrankung bewusst und bleiben weitgehend unabhängig, können Auto fahren, arbeiten und mit minimaler Unterstützung ihren täglichen Aktivitäten nachgehen.
Häufige Warnzeichen sind:
- Häufiges Verlegen von Gegenständen und Unfähigkeit, den Weg zurückzuverfolgen
- Verwirrung über Zeit, Daten oder vertraute Orte
- Schwierigkeiten beim Planen oder Organisieren
- Probleme beim Erlernen neuer Informationen oder beim Aufrechterhalten der Konzentration
- Neue Herausforderungen beim Finden der richtigen Worte in Gesprächen oder beim Schreiben
- Schwierigkeiten bei der Interpretation visueller Informationen
- Persönlichkeits- oder emotionale Veränderungen
3. Mittleres/moderates Stadium
Dieses Stadium ist durch deutlichere Symptome gekennzeichnet. Das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten nehmen weiter ab, und die Betroffenen benötigen oft mehr Aufsicht und Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten, obwohl sie noch über eine gewisse geistige Klarheit verfügen. Dieses Stadium kann viele Jahre andauern.
Häufige Symptome sind:
- Schwierigkeiten bei der Ausübung alltäglicher Aktivitäten, darunter Anziehen, Autofahren, Lesen oder Schreiben
- Schwierigkeiten, sich an kürzliche Ereignisse oder wichtige persönliche Erfahrungen zu erinnern
- Verwirrte Sprache oder falsche Wortwahl
- Falsche Erinnerungen oder Halluzinationen
- Stimmungsschwankungen, darunter Depressionen, Unruhe oder aggressives Verhalten
- Rückzug aus sozialen Interaktionen
- Wiederholte oder zwanghafte Handlungen
- Schlafstörungen
- Beeinträchtigtes räumliches Bewusstsein
4. Schweres/spätes Stadium
Dieses Stadium ist durch eine tiefgreifende kognitive und körperliche Beeinträchtigung gekennzeichnet, die eine ständige Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten erforderlich macht.
Häufige Symptome sind:
- Schwerer Gedächtnisverlust einschließlich der Unfähigkeit, Familienmitglieder oder bekannte Gesichter zu erkennen
- Verlust der Kommunikationsfähigkeit
- Verlust der Kontrolle über Blase und Darm
- Schwierigkeiten beim Schlucken
- Fortschreitende Schwäche und eingeschränkte Mobilität
- Potenziell gewalttätiges Verhalten
- Unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- Wiederkehrende Infektionen
- Delirium
Auslöser der Alzheimer-Krankheit
Alzheimer ist eine komplexe Erkrankung, die aus mehreren miteinander interagierenden Prozessen im Gehirn resultiert. Ihre Ursachen wurden stets als eine Reihe von Annahmen betrachtet.
Eine gängige Annahme besagt, dass die Krankheit mit einer abnormalen Anhäufung von zwei Proteinen zusammenhängt: Amyloid und Tau. Amyloid bildet klebrige Plaques um die Gehirnzellen. Diese Plaques verhindern die Kommunikation zwischen den Neuronen, während Tau Verklumpungen innerhalb der Nervenzellen bildet – sogenannte Tau-Fibrillen – und den Nährstofftransport blockiert.
Diese Proteinabweichungen stören die Zellsignale und führen schließlich zum Absterben der Neuronen. Wenn Neuronen absterben, schrumpfen bestimmte Regionen des Gehirns, wobei die für das Gedächtnis zuständigen Bereiche oft zuerst betroffen sind.
Diese Hypothese ist die bekannteste, wurde jedoch auch mit Forschungsbetrug und Datenmanipulation in Verbindung gebracht. Dies führte schließlich dazu, dass eine der wichtigsten Studien hierzu im Jahr 2024 zurückgezogen werden musste.
In den letzten Jahren haben Wissenschaftler viele neue Theorien aufgestellt:
- Neuroinflammation: Bei der Alzheimer-Krankheit können die Immunzellen des Gehirns (Mikroglia) überaktiv werden und chronische Entzündungen auslösen, die die Neuronen schädigen und die Ausbreitung toxischer Proteine fördern.
- Mitochondriale Dysfunktion: Die Mitochondrien produzieren nicht genügend Adenosintriphosphat oder ATP, den Energieträger der Zellen, und setzen gleichzeitig schädliche Moleküle frei, die die Neuronen schädigen.
- Glukose-Hypometabolismus: Das Gehirn wird insulinresistent und kann Glukose nicht mehr richtig verwerten – manchmal auch als „Typ-3-Diabetes“ bezeichnet –, was die Zellsignale stört und die Ansammlung toxischer Proteine fördert.
- Darm-Hirn-Mikrobiota-Achse: Ein ungesundes Darmmikrobiom löst Entzündungen aus, die das Gehirn erreichen, die schützende Blut-Hirn-Schranke schädigt und zur Neurodegeneration beiträgt.
- Metallungleichgewichte: Eine abnormale Anreicherung oder ein Mangel an Spurenelementen wie Kupfer, Eisen oder Zink kann oxidativen Stress, Fehlfaltungen von Proteinen und Neurotoxizität begünstigen.
- Überschüssiges Glutamat: Eine Überaktivierung der Glutamatrezeptoren (Exzitotoxizität) kann zu einer Überlastung mit Natrium und Kalzium und zum Absterben von Neuronen führen, insbesondere in den für das Gedächtnis zuständigen Regionen des Gehirns wie dem Hippocampus.
- Schädigung cholinerger Neuronen: Eine Schädigung cholinerger Neuronen, die Acetylcholin produzieren – einen für das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit essenziellen Neurotransmitter – kann zu einem frühen kognitiven Verfall bei der Alzheimer-Krankheit beitragen.
- Oxidativer Stress: Der hohe Sauerstoffverbrauch und die hohe mitochondriale Aktivität des Gehirns erhöhen die Exposition gegenüber reaktiven Sauerstoffspezies (ROS). Bei der Alzheimer-Krankheit verursachen übermäßige ROS und eine beeinträchtigte antioxidative Abwehr Lipid-, Protein- und DNA-Schäden, während Amyloid-beta sich ansammelt und den oxidativen Stress weiter fördert.
- Störung der Blut-Hirn-Schranke: Die zerebrale Amyloidangiopathie, eine mit der Alzheimer-Krankheit verbundene vaskuläre Pathologie, beinhaltet die Ablagerung von Amyloid-beta in den Wänden kleiner zerebraler Blutgefäße. Dies beeinträchtigt den Blutfluss, stört die Integrität der Blut-Hirn-Schranke und fördert Neuroinflammation.
- Pathologische Proteine: Fehlgefaltetes Amyloid-beta und überphosphoryliertes Tau reichern sich an und bilden Plaques und Tangles, die die synaptische Funktion, den neuronalen Transport und die allgemeine Stabilität des Gehirnnetzwerks stören.
- Veränderungen der Gehirnstruktur: Der fortschreitende Verlust von Hirngewebe – insbesondere im Hippocampus und im Kortex – spiegelt das weitverbreitete Absterben von Neuronen und die Verschlechterung der Symptome wider.
- Genetik: Sowohl die spät einsetzende Alzheimer-Krankheit als auch ein Auftreten unter 65 Jahren wird mit genetischen Komponenten in Verbindung gebracht, die von direkten Genmutationen bis zu einer komplexen Mischung aus genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren reichen.
Risikofaktoren
Das Alter ist der stärkste Risikofaktor, wobei sich die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, nach dem 65. Lebensjahr alle fünf Jahre etwa verdoppelt. Altersbedingte Veränderungen im Gehirn – wie Schrumpfung, Entzündungen, Schäden an den Blutgefäßen und Beeinträchtigungen der Zellenergie – können Neuronen schädigen und die Funktion anderer Gehirnzellen stören. Frauen haben ein etwas höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken als Männer, was aber möglicherweise damit zusammenhängt, dass Frauen tendenziell eine höhere Lebenserwartung haben.
Lebensstil und Umweltfaktoren
Lebensgewohnheiten und Umwelteinflüsse spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Gehirns und können das Risiko für die Entwicklung von Alzheimer beeinflussen.
- Soziale Isolation: Soziale Isolation erhöht das Risiko für Demenz um bis zu 60 Prozent.
- Mangelnde geistige Stimulation: Geringe kognitive Aktivität kann den geistigen Verfall beschleunigen, während geistig anregende Arbeit mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Demenz im späteren Leben verbunden ist.
- Chronischer Stress: Chronischer Stress führt zu einem anhaltend erhöhten Cortisolspiegel. Ein hoher Cortisolspiegel kann den Hippocampus schädigen, die neuronale Plastizität beeinträchtigen und Neuroinflammation fördern.
- Schlafmangel: Schlechter oder unzureichender Schlaf kann dazu führen, dass Regenerationsprozesse im Gehirn beeinträchtigt werden. Die meisten Menschen profitieren von sechs bis acht Stunden ununterbrochenem Schlaf pro Nacht.
- Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung mit vielen verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker und ungesunden Fetten kann das Risiko für Alzheimer erhöhen, indem sie zu Herz-Kreislauf-Problemen, einer verminderten Durchblutung des Gehirns und Neuroinflammation beiträgt.
- Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität unterstützt die Herzgesundheit, die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung des Gehirns, was zur Aufrechterhaltung der kognitiven Funktionen beiträgt.
- Übermäßiges Bauchfett: Übermäßiges Bauchfett, insbesondere viszerales Fett, fördert chronische Entzündungen, Insulinresistenz, Gefäßfunktionsstörungen, Hormonstörungen und oxidativen Stress – alles Faktoren, die zu einer Schrumpfung des Gehirns und einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten beitragen.
- Nährstoffmangel: Ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen – wie Mangan, Selen, Kupfer und Zink sowie den Vitaminen A, B, C, D und E – kann das Alzheimer-Risiko erhöhen. Bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit wurde außerdem ein niedrigerer Gehalt an Lutein, Zeaxanthin und Lycopin im Gehirn festgestellt.
- Exposition gegenüber Schadstoffen: Eine höhere Exposition gegenüber Feinstaub (PM2,5) steht in Zusammenhang mit schwereren Alzheimer-bedingten Veränderungen im Gehirn, da diese winzigen Partikel in den Blutkreislauf und das Gehirn gelangen können, wo sie chronische Entzündungen und oxidativen Stress auslösen.
- Exposition gegenüber Umweltgiften: Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 ergab, dass Infektionen durch Viren, Bakterien oder Pilze Entzündungen auslösen können, die zu einer allmählichen Schrumpfung des Hirngewebes führen und zur Alzheimer-Krankheit beitragen können.
- Nächtliche Lichtexposition: Eine stärkere Exposition gegenüber Außenlicht in der Nacht steht in Zusammenhang mit einem höheren Risiko für Alzheimer, insbesondere bei Menschen unter 65 Jahren, da sie den natürlichen Tagesrhythmus des Körpers stört und zu Entzündungen beitragen kann.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und verringert die Durchblutung des Gehirns. Studien deuten darauf hin, dass sich das Risiko für Demenz um 30 bis 50 Prozent erhöht. Doch auch im höheren Alter kann das Aufhören mit dem Rauchen dieses Risiko senken.
Erkrankungen und medizinische Interventionen
Bestimmte Erkrankungen und die Art und Weise, wie sie behandelt werden, können die kognitive Gesundheit beeinträchtigen und dadurch ebenfalls zum Risiko einer Alzheimer-Erkrankung beitragen.
- Bestimmte Erkrankungen: Diabetes, Hörverlust, Hirnverletzungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und bestimmte Infektionen können das Alzheimer-Risiko erhöhen.
- Bestimmte Medikamente: Ein Beispiel hierfür sind Benzodiazepine (Medikamente gegen Angstzustände), da sie laut Studien die kognitiven Funktionen beeinträchtigen und zu Gedächtnisverlust, vermindertem verbalen Gedächtnis und verlangsamter Verarbeitungsgeschwindigkeit führen können.
Wie kann ich Alzheimer vorbeugen?
Da die Ursachen der meisten Alzheimer-Fälle komplex und nicht vollständig geklärt sind, gibt es keine sichere Methode, um der Erkrankung vorzubeugen. Die folgenden Maßnahmen können jedoch dazu beitragen, das Risiko zu senken.
Lebensstil
Tägliche Gewohnheiten und Routinen können die langfristige Gesundheit des Gehirns beeinflussen und dazu beitragen, das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung zu senken.
- Bleiben Sie geistig und sozial aktiv: Nehmen Sie auch im Alter an Aktivitäten, Lernangeboten oder Freiwilligenarbeit teil, um das Gehirn zu stimulieren.
- Geben Sie das Rauchen auf: Dies fördert die Gesundheit von Gehirn und Herz und senkt das Demenzrisiko.
- Schränken Sie den Alkoholkonsum ein: Halten Sie den Konsum innerhalb sicherer Grenzen, um die langfristige kognitive Gesundheit zu schützen.
- Regelmäßig Sport treiben: Dazu gehören sowohl Aerobic- als auch Muskelaufbauübungen, um die Durchblutung und die Gehirnfunktion zu unterstützen.
- Positive Emotionen aufrechterhalten: Eine Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass Menschen, die über einen Monat hinweg mehr positive Emotionen berichteten, über einen Zeitraum von zehn Jahren einen geringeren Gedächtnisverlust erlitten.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Alzheimer’s Disease: The Most Common Neurodegenerative Disease – Here are the Causes“. (deutsche Bearbeitung kr)
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