Deutschland erlebt höchste Pleitenzahl seit zwölf Jahren

Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt rasant. Nach neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes erreichten die Unternehmensinsolvenzen im Sommer 2025 den höchsten Stand seit zwölf Jahren. Fachleute warnen vor einer gefährlichen Entwicklung – und fordern von der Politik endlich entschlossene Entlastungen für Betriebe.
Krisen fordern Tribut: mehr Unternehmensinsolvenzen (Archivbild)
Unternehmensinsolvenzen nehmen in Deutschland weiter zu. (Archivbild)Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa
Von 14. Oktober 2025

In Kürze:

  • Im September 2025 stieg die Zahl der Regelinsolvenzen um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
  • 2.197 Firmen waren im Juli betroffen – höchster Wert seit zwölf Jahren.
  • Die Gläubigerforderungen summieren sich auf 3,7 Milliarden Euro.
  • Besonders betroffen sind Verkehr/Lager, Gastgewerbe und Zeitarbeit.
  • Prognose: über 22.000 Unternehmenspleiten 2025 – rund 60 pro Tag

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schlägt aufgrund der jüngsten Entwicklung im Bereich der Insolvenzen Alarm. Bisherigen vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weiter gestiegen. Im Juli 2025 hat diese ihren höchsten Stand seit zwölf Jahren erreicht. Und auch bei den Privatinsolvenzen bleibt die Entwicklung besorgniserregend.

Höchster Stand seit zwölf Jahren: Insolvenzen steigen weiter

Bereits im Juli 2025 war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen mit 2.197 im Vergleich zum Vergleichsmonat des Vorjahres um 13,4 Prozent angestiegen. Insgesamt stieg die Zahl der Insolvenzen in Deutschland in jenem Monat auf 12.597. In diese Zahl sind alle Regelinsolvenzen, also auch Verfahren von Privatpersonen, ehemals Selbstständigen und Nachlässen, miteingerechnet.

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Für das laufende Jahr rechnet der DIHK damit, dass die Zahl der Regelinsolvenzen noch auf mehr als 22.000 steigen wird. Dies würde einem Tagesdurchschnitt von 66 gleichkommen. Im September hat deren Zahl Behördenangaben zufolge um 10,4 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats gelegen.

Bei den Unternehmensinsolvenzen ist die Summe der Gläubigerforderungen im gleichen Zeitraum von 3,2 auf 3,7 Milliarden Euro gestiegen. Nicht jede Branche ist dabei gleich stark betroffen. DIHK-Chefanalyst Volker Treier spricht von einer „Welle der Unternehmensinsolvenzen“, und es zeigen sich dabei einige Schwerpunkte.

Wo es die meisten Unternehmensinsolvenzen gab

Im Bereich Verkehr und Lagerei kamen 12,7 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen, was mehr als das Doppelte des Gesamtdurchschnitts von 6,3 ist. Auch im Gastgewerbe und bei Zeitarbeitsfirmen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ist die Entwicklung mit je 9,9 Fällen überdurchschnittlich. Bei Verbraucherinsolvenzen registrierte das Statistische Bundesamt für den Juli 7.553 Fälle. Das waren 12,9 mehr als im Vorjahresmonat.

Als wesentliche Faktoren für die steigende Zahl der Unternehmensinsolvenzen sieht Treier vor allem die schlechte konjunkturelle Lage und die sinkende Industrieproduktion. Dazu kämen die zusätzlichen Belastungen für die Exporteure, insbesondere durch die höheren Zölle auf Lieferungen in die USA.

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Treier sieht angesichts der Entwicklung einen dringlichen Bedarf für weitreichende Reformen und eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Einzig insgesamt bessere Standortfaktoren könnten den Betrieben wieder finanziellen Spielraum verschaffen – und die Wirtschaft insgesamt aus der strukturellen Krise führen.

Forderung nach Reformen: Standort Deutschland braucht Entlastung

Der DIHK-Ökonom verweist insbesondere auf die hohen Energiekosten sowie die höheren Aufwendungen für Personal, Steuern und Bürokratie. Der durchschnittliche Industriestrompreis in Europa hatte im vergangenen Jahr bei 22,3 Cent pro Kilowattstunde gelegen. In Deutschland betrug der Vergleichswert 27,14 Cent pro Kilowattstunde.

Bei den Arbeitskosten liegt Deutschland im gesamteuropäischen Vergleich im oberen Fünftel – 2022 war es Platz 6. Die effektive Steuerlast für Unternehmen in Deutschland liegt bei etwa 28 bis 30 Prozent, inklusive Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer und Solidaritätszuschlag. Im OECD-Durchschnitt beträgt sie circa 23,6 Prozent, im EU-Durchschnitt nur 21,1 Prozent. Auch im Bereich der Bürokratie liegt der Anteil der Unternehmer, die über zu viele Vorschriften und zu viel Bürokratie klagen, mit 47 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt von 35 Prozent.

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Verschlechtert hat sich unterdessen auch die Situation der Privathaushalte. Im Juli 2025 gab es zudem 7.553 Verbraucherinsolvenzen. Damit stieg deren Zahl um 12,9 Prozent gegenüber Juli 2024.



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