Im Schatten der Sexpuppen: Sheins Einmarsch in Europa stößt auf massive Widerstände
In Kürze:
- Der chinesische Fast-Fashion-Konzern Shein eröffnet seine erste Europa-Filiale in Paris
- Frankreich fordert EU-Untersuchung gegen Shein wegen kindähnlicher Sexpuppen
- Regierung stoppt Shein-Marktplatz und prüft rechtliche Schritte
- Shein kündigt Zusammenarbeit mit Behörden und interne Prüfungen an
- Handelsverband Deutschland fordert Großkontrollen
Am 5. November, als Shein sein erstes Europa-Geschäft im Pariser Kaufhaus BHV eröffnete, führte die Entdeckung kindlich wirkender Sexpuppen zu Maßnahmen der Regierung.
Trotz der Proteste von Demonstranten strömten viele Kunden in die Filiale, um die Produkte vor Ort anzusehen. Vertreter des Kaufhauses betonten, dass die Partnerschaft mit Shein helfen könne, das Geschäft wiederzubeleben, auch wenn einige Marken aus Protest das Haus verlassen haben. Demonstranten kritisierten sowohl die Sexpuppen als auch Sheins Umgang mit Arbeits- und Umweltstandards.
Shein wurde 2008 in China gegründet und hat heute seinen Sitz in Singapur. Bekannt ist das Unternehmen vor allem für sein Billigmodekonzept „Fast Fashion“. Es betreibt auch eine Plattform für unabhängige Verkäufer.
Neben den kindlich wirkenden Puppen wurden auf Sheins Plattform auch illegale Waffen der Kategorie A gefunden, darunter Schusswaffen, Messer und Macheten. Darüber hinaus steht Shein seit Längerem in der Kritik wegen Umwelt- und Arbeitspraktiken. Die Textilindustrie, insbesondere Fast Fashion, verursacht weltweit erhebliche ökologische Belastungen und soziale Probleme. Frankreich plant daher neue Regelungen gegen Fast-Fashion-Plattformen, darunter strengere Kontrollen, Werbeverbote und höhere Abgaben auf importierte Waren.
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Frankreich fordert EU zur Untersuchung gegen Schein auf
Mehrere französische Minister haben die Europäische Kommission (EK) aufgefordert, eine Untersuchung gegen Shein einzuleiten.
Finanzminister Roland Lescure und Digitalministerin Anne Le Henanff warnten EK in einem Schreiben vor „schwerwiegenden Verstößen“ gegen EU-Vorschriften. „Wir bitten die Präsidentin der Kommission, genau zu prüfen, was in Frankreich passiert ist, aufmerksam zu sein und eine Warnung auszusprechen“, sagte Le Henanff dem französischen Sender BFM TV.
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Strafen von bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes
Am selben Tag wie Sheins Filialeröffnung in Paris ordnete Premierminister Sébastien Lecornu die Sperrung des Shein-Marktplatzes in Frankreich an. Ziel war es, zu prüfen, wie die Drittanbieter auf der Plattform kontrolliert werden.
Nach französischem Recht müssen Online-Plattformen eindeutig illegale Inhalte – etwa kinderpornografisches Material – innerhalb von 24 Stunden nach Meldung entfernen. Andernfalls können Behörden Internetanbieter und Suchmaschinen anweisen, die Seite zu sperren oder aus Suchergebnissen zu löschen.
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Laut BFM TV erklärten die Minister, dass Shein durch die „wiederholte Vermarktung illegaler Inhalte“ gegen den Digital Services Act (DSA) der EU verstoße. Das Gesetz verpflichtet große Online-Plattformen, Minderjährige zu schützen, illegale Inhalte zu bekämpfen und die Rückverfolgbarkeit von Verkäufern sicherzustellen.
Sollten sich die Verstöße bestätigen, drohen Shein Strafen von bis zu 6 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes und im Extremfall eine vorübergehende Betriebsaussetzung in der EU. Weltweit erzielte Shein 2024 einen Umsatz von 38 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal 2025 lag der Umsatz bereits bei knapp 10 Milliarden.
Le Henanff erklärte, dass Frankreichs Digitalaufsicht ARCOM bereits Kontakt zu europäischen Partnerbehörden aufgenommen hat. „Aber die Europäische Kommission hat Gewicht. Wir müssen die anderen 26 EU-Staaten sensibilisieren, um daraus eine wirklich europäische Bewegung zu machen“, sagte sie.
Am 6. November startete eine 24-stündige Großkontrolle: Zoll und die französische Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung begannen damit, 200.000 Shein-Pakete am Pariser Flughafen zu untersuchen.
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Shein will mit Behörden kooperieren
In einer Stellungnahme gegenüber der Epoch Times teilte Shein mit, man habe die Entscheidung der Regierung zur Kenntnis genommen und arbeite eng mit den Behörden zusammen: „Wir verpflichten uns, alle Anliegen zügig zu klären – so, wie wir es stets getan haben.“
Unabhängig von der Regierungsentscheidung habe Shein die Angebote externer Drittanbieter auf dem französischen Marktplatz vorübergehend ausgesetzt, um deren Arbeitsweise zu überprüfen und zu verbessern.
Quentin Ruffat, Sheins Leiter für Öffentlichkeitsarbeit in Frankreich, erklärte, eine interne „Marketplace Integrity Taskforce“ prüfe derzeit alle Produkte und verschärfe die Kontrollen der Verkäufer: „Unsere oberste Priorität ist die Sicherheit der Kunden und die Integrität der Plattformhat. Diese Aussetzung erlaubt es uns, die Verantwortlichkeit zu stärken und sicherzustellen, dass jedes Produkt unseren gesetzlichen und ethischen Standards entspricht.“
Französische und deutsche Modebranche schlagen Alarm
Sheins Einmarsch in die europäische Modewelt gefällt den Franzosen nicht. Eine Online-Petition mit über 110.000 Unterschriften forderte einen Expansionsstopp.
Auch die französischen Branchenverbände der Textilindustrie warnen, dass Sheins aggressive Preispolitik das gesamte Preissystem der Branche ins Wanken bringen könnte, weil sie die Grundlagen des Wettbewerbs untergräbt. Lokale Marken sehen sich gezwungen, ihre Preise drastisch zu senken oder Marktanteile abzugeben.
Dieselbe Sorge hat auch die deutsche Modebranche. Der Handelsverband Deutschland (HDE) forderte die Bundesregierung auf, auch in Deutschland entsprechende Großkontrollen nach dem Vorbild der Aktion in Frankreich einzuleiten.
„Es braucht ein klares Zeichen. Wir dürfen die systematischen Rechtsverstöße durch Plattformen und Händler aus Fernost nicht weiter tolerieren“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der Verband fordert mehr Personal und eine bessere Ausstattung für Zoll und Marktüberwachung.
Das Bundesfinanzministerium wollte sich dazu nicht äußern. Auch zur öffentlichen Kritik an Shein wollte es keine Stellung nehmen. Aufgrund des Zoll- und Steuergeheimnisses konnten zu einzelnen Unternehmen keine Auskünfte erteilt werden.
Shein zählt in Deutschland zu den größten Onlineshops. In einem aktuellen Ranking des Handelsforschungsinstituts EHI belegt das Shoppingportal den 7. Platz.
(Mit Materialien von Agentur und englischsprachigen Epoch Times)
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