Oben Ente, unten Pferd: Abdrücke von versteinertem Dinosauriern verblüfft Forscher
In Kürze:
- Forscher haben in den USA die Fossilien zweier Dinosaurier inklusive des Abdrucks von Haut, Gewebe und Horn entdeckt.
- Eine Rekonstruktion ergab, dass der Entenschnabeldinosaurier unbekannte Rückenkämme, Platten und Hufe besaß.
Bei Dinosauriern denken viele Menschen im ersten Moment an riesige Echsen oder vogel- und fischähnliche Lebewesen. Doch vor 66 Millionen Jahren wanderte noch ein anderes Geschöpf über die Erde, das die optischen Merkmale gleich dreier heute lebender Tiere aufwies.
Die Rede ist von einem sogenannten Entenschnabeldinosaurier (Edmontosaurus annectens). Diese pflanzenfressende Echse besaß – wie der Name bereits andeutet – ein Maul, das an den Schnabel einer Ente erinnert.

Schädel eines Edmontosaurus mit Entenschnabel. Foto: Ballista, Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0
Paläontologen der US-amerikanischen University of Chicago entdeckten jedoch kürzlich überraschend ein weiteres Detail: Hufe. Damit glich das Maul des Dinosauriers dem Kopf einer Ente, der Körper dem einer Echse und die Beine denen eines Pferdes.
Abdruck des Lebens
Möglich wurde diese Erkenntnis durch eine dünne Tonschicht, die sich kurz nach dem Tod zweier Tiere über ihre Körper legte. Somit waren nicht nur die versteinerten Knochen erhalten geblieben, sondern auch der Abdruck von Knorpel, Horn und Haut.
Anhand dieses Fundes rekonstruierten die Forscher um Professor Paul Sereno schließlich das fleischige Aussehen des Tieres. Die neu enthüllten Details reichten dabei von einem hohen Kamm über Hals und Rumpf bis zu Platten über dem Schwanz und den Hufen. In Kombination mit versteinerten Fußabdrücken ist das Aussehen eines Entenschnabeldinosauriers – lange vermutet, aber nie so detailliert nachgewiesen – nun greifbar.
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Entdeckt wurden die Funde kürzlich in den sogenannten Badlands in Wyoming, USA, wo bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere berühmte Dinosauriermumien entdeckt worden waren. Bei den Tieren handelt es sich um zwei Entenschnabeldinosaurier – ein älteres Jungtier und ein junges Erwachsenes.
„Es ist das erste Mal, dass wir ein vollständiges, detailliertes Bild eines großen Dinosauriers haben, auf das wir uns wirklich verlassen können“, sagte Studienautor Sereno.

Die Überreste des jungen Entenschnabeldinosauriers (Kopf unten) mit dem gut erhaltenen Rückenkamm. Foto: UChicago Fossil Lab
Seltene Konservierung von Dinosauriern
Obwohl die Forscher den Fundort als „einzigartige Mumienzone“ bezeichnen, handelt es sich definitionsgemäß nicht um echte Mumien wie jene aus dem alten Ägypten oder heimischen Mooren, da keine organischen Materialien erhalten geblieben sind.
Sowohl bei den neu beschriebenen Exemplaren als auch bei im 20. Jahrhundert entdeckten „Mumien“ waren Haut, Platten und Hufe nicht als Gewebe erhalten geblieben, sondern als hauchzarte Lehmschicht.
„Es handelt sich um eine Maske, eine Schablone, eine Lehmschicht, die so dünn ist, dass man sie wegpusten könnte“, erklärte Sereno.
Die detaillierten Untersuchungen zeigten, dass eine Sturzflut die Dinosaurier plötzlich bedeckte und sich ein Biofilm auf der Oberfläche der Kadaver bildete. Dieser zog elektrostatisch Ton aus dem nassen Sediment an, wodurch sich eine hauchdünne Tonmaske bildete. Danach verrottete das organische Material und das darunterliegende Skelett versteinerte über einen längeren Zeitraum.

Der gut erhaltene Abdruck vom Huf des erwachsenen Tieres. Foto: Tyler Keillor/Fossil Lab
Kämme, Platten und Schuppen
Anhand der beiden neuen Funde rekonstruierten die Forscher ein vollständiges, fleischiges Profil des Entenschnabeldinosauriers. „Die beiden Exemplare ergänzten sich wunderbar“, sagt Sereno. „Zum ersten Mal konnten wir das gesamte Profil sehen und nicht nur vereinzelte Teile.“
Sie identifizierten einen fleischigen Kamm, der entlang des Halses und Rumpfes mittig über den Körper verlief. Dieser ging über die Hüften schließlich in eine einzelne Reihe von Platten über – bis hinunter zur Schwanzspitze. Jede Platte befand sich über einem einzelnen Wirbel und passte genau zu den anderen.

Lebensechte Darstellung des 12,8 Meter langen ausgewachsenen Entenschnabelsauriers neben der Silhouette von Sam Neil als Dr. Alan Grant aus dem Film Jurassic Park (Körpergröße 1,83 Meter). Vergrößerte Darstellung der Platten und Füße. Foto: Dani Navarro, UChicago
Auch die Haut der riesigen Urechsen sorgte für Verblüffen. So waren nur der Unterkörper und der Schwanz von großen vieleckigen Schuppen bedeckt, während der Rest des Körpers durch winzige, kieselsteinartige Schuppen mit einem Durchmesser von 1 bis 4 Millimetern geziert wurde. Für einen Dinosaurier, der über 12 Meter lang war, waren die Schuppen somit überraschend klein. Die über dem Brustkorb erhaltenen Falten deuten zudem darauf hin, dass die Haut des Dinosauriers überraschend dünn war.

Blick auf die schuppige Haut des Dinosauriers, die dank einer hauchzarten Tonschicht erhalten ist. Foto: Tyler Keillor/Fossil Lab
Die Beine des erwachsenen Tieres bargen jedoch die größte Überraschung: Hufe. So waren die Spitzen der drei Hinterzehen von einem keilförmigen Huf mit einer flachen Unterseite umgeben – ähnlich wie bei einem Pferd. Im Gegensatz zu den Vorderfüßen, die nur mit ihren Hufen den Boden berührten, wiesen die Hinterfüße zusätzlich ein fleischiges Fersenpolster hinter den Hufen auf.
„Diese Entenschnabelsaurier bergen so viele erstaunliche Premieren: die frühesten bekannten Hufe eines Landwirbeltiers und das erste bestätigte Reptil mit Hufen […]“, so Sereno.
Die Studie erschien am 23. Oktober 2025 in der Fachzeitschrift „Science“.
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