Messerattacke in Berliner Schule: 13-jähriger Tatverdächtiger gefunden

Ein 13-jähriger Schüler soll am Donnerstag in einer Grundschule in Berlin-Spandau seinen 12-jährigen Mitschüler mit einem Messer schwer verletzt haben. Die Polizei in Berlin fand den 13-Jährigen nach einer Fahndung. Die mutmaßliche Tatwaffe lag noch in der Schule.
Die Polizei sucht in Berlin-Spandau nach einem 13-Jährigen.
Die Polizei sucht in Berlin-Spandau nach einem 13-Jährigen.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Von 23. Mai 2025

Der 13-jährige Junge, der am Vortag einen Mitschüler in Berlin-Wilhelmstadt mit einem Küchenmesser schwer verletzt haben soll, ist am Freitagnachmittag in Spandau angetroffen worden. Das teilte die Polizei am Freitag mit. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hatten Beamte den Jungen im Bereich der Altstadt gesucht. Gegen 14:00 Uhr entdeckten Zivilfahnder ihn am U-Bahnhof Spandau.

Der mutmaßliche Täter wurde zur Wache gebracht und anschließend in eine psychiatrische Einrichtung für Kinder und Jugendliche eingewiesen. Die Eltern des Jungen wurden informiert.

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Fahndung

Mit Fotos und eindringlichen Worten fahndete die Polizei nach dem Jungen. „Derzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei dem Schüler eine Eigengefährdung vorliegt“, hieß es in einer Mitteilung. Der Junge befinde sich möglicherweise „in einer psychischen Ausnahmesituation“ und könnte ein Messer bei sich führen, so die Polizei weiter. Er fahre gerne mit Zügen der Deutschen Bahn.

Am Tatort wurde nach Polizeiangaben am Donnerstag ein Küchenmesser gefunden. Damit soll der 13-Jährige den Mitschüler lebensgefährlich verletzt haben, wie es von der Polizei hieß. Der Zwölfjährige wurde operiert und ist weiterhin im Krankenhaus. Sein Zustand ist nach Polizeiangaben stabil.

Noch keine Aussage vom Verletzten

Es sei aber noch nicht möglich gewesen, den Jungen zu den Ereignissen am Donnerstag zu befragen, sagte Polizeisprecher Martin Halweg. „Sobald dies medizinisch möglich ist, wird dies geschehen.“ Die Familie sei bei ihm im Krankenhaus. Es gebe eine soziale Betreuung, auch ein Seelsorger kümmere sich um den Schüler.

Der mutmaßliche Täter wird nun von der Vermisstenstelle im Landeskriminalamt gesucht. Seine Eltern haben eine Vermisstenanzeige aufgegeben, da ihr Sohn nicht zu Hause erschien. Dabei werden die Freunde und anderen Kontakte des Jungen und der Familie befragt, sagte der Sprecher. Die Polizei stehe in engem Kontakt mit den Eltern. „Sie tun ihr Möglichstes, um unsere Maßnahmen zu unterstützen“, so Halweg. Als der Junge früher mal nicht nach Hause gekommen sei, habe ihn ein Bahnmitarbeiter im Zug aufgefunden.

Kontakte nach Niedersachsen

Auch andere Bundesländer wie Niedersachsen sollen dabei in den Blick genommen werden, weil die Familie dort Bekannte habe. Ermittelt wird in dem Fall weiter von einer Mordkommission, wie es hieß. Zu den genauen Suchmaßnahmen gab die Polizei keine Auskunft.

Die öffentliche Fahndung nach dem Vermissten erfolgte jedoch ungewöhnlich schnell und ist angesichts des jungen Alters des Verdächtigen auffallend ausführlich. Anders als bei der Suche nach einem erwachsenen Straftäter war dafür keine Entscheidung von einem Richter erforderlich.

Der Junge ist den Angaben nach 1,70 Meter groß und hat kurze, braune Haare. Seine Statur ist kräftig. Zuletzt trug der 13-Jährige demnach ein weißes T-Shirt, hellblaue Jeans und schwarze Schuhe.

Am Donnerstag wurde mit Spürhunden nach dem mutmaßlichen Täter gesucht, eine erste Spur in eine Grünanlage hinter der Schule verlor sich aber. Über dem Wohngebiet an der Schule war auch kurz ein Hubschrauber zu hören. Gefahr für Anwohner sah die Polizei nicht.

In Umkleidekabine zugestochen

Warum der Junge zugestochen haben soll, blieb vorerst unklar. Das Ganze sei in der Umkleidekabine vor oder nach dem Sport passiert, erzählte die Mutter eines Jungen, der Zeuge wurde. Es habe an diesem Tag keine Vorgeschichte gegeben, es sei aber bekannt gewesen, dass die beiden Kinder sich nicht besonders mochten, sagte sie.

Die Polizei hielt sich aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst bedeckt. Da es sich bei dem mutmaßlichen Täter um ein Kind handelt, werden aber keine weiteren strafrechtlichen Ermittlungen geführt, hieß es. Nach seiner Ergreifung werde er „einer geeigneten Betreuungseinrichtung zugeführt“.

Nach Polizeiangaben alarmierten Lehrer die Polizei und Feuerwehr am Donnerstag gegen 11:30 Uhr. Rettungskräfte und Seelsorger waren vor Ort, die anderen Schüler und Eltern wurden nach Hause geschickt.

Bildungssenatorin in Kontakt mit Schulleitung

Die Senatsbildungsverwaltung zeigte sich betroffen. Sie sei umgehend über den Vorfall informiert worden. „Wir begleiten den Prozess eng und stehen im kontinuierlichen Kontakt mit der Schule“, erklärte ein Sprecher. Die Schule habe schnell und verantwortungsvoll nach dem Notfallplan gehandelt. Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) habe umgehend das persönliche Gespräch mit der Schulleitung gesucht. Neben dem schulischen Krisenteam sei das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) eingebunden.

Berliner Polizei mit Großaufgebot an der Schule

Das Opfer des Angriffs wurde blutüberströmt und mit einer Hand am Hals von Mitschülern und Lehrern auf dem Schulgelände angetroffen. Diese alarmierten umgehend die Einsatzkräfte von Polizei und Rettung. Mit einem Großaufgebot trafen diese an der Schule ein, die in einer ruhigen Ecke liegt und bislang nicht als Problemschule bekannt war.

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In weiterer Folge begaben sich auch Eltern und Notfallseelsorger an die Schule. Viele Eltern wollten ihre Kinder persönlich abholen, rund 20 von ihnen standen nach dem Vorfall unter Schock und mussten von den Seelsorgern betreut werden. Der Unterricht fand ein vorzeitiges Ende, die anwesenden Polizeibeamten befragten an Ort und Stelle Schüler und Lehrer zum Tathergang.

Gewaltakte an Berliner Schulen weiter auf dem Vormarsch

Die Zahl der registrierten Gewalttaten an Berliner Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Vom Corona-Jahr 2021 auf 2022 hatte sich die Anzahl der sogenannten Rohheitsdelikte von 1.133 auf 2.344 mehr als verdoppelt. Der jüngsten polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zufolge stieg die Zahl der Körperverletzungen an Berliner Schulen von 1.984 im Jahr 2023 auf 2.047 im Vorjahr.

Seit 2020 hat sich auch die Zahl der Gewaltakte gegen Lehrkräfte von 169 zuletzt 329 fast verdoppelt. Bereits unmittelbar nach Corona stieg die Zahl der registrierten Messerangriffe an Berliner Schulen von 38 im Jahr 2021 auf 54 im darauffolgenden Jahr. Seit dem Skandal um die sogenannte Rütlischule im Jahr 2006 hatte das Land Berlin erhebliche Anstrengungen getroffen, um Gewaltprävention und Sozialarbeit an Schulen auszubauen.

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Dennoch ist die Zahl der Gewaltakte zuletzt wieder angestiegen – wobei der Schwerpunkt an sozialen Brennpunkten liegt. Als solcher ist jedoch die Wohngegend um die Grundschule am Weinmeisterhorn nicht bekannt.

(Mit Materialien von Agentur)



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