Washington: Zwei israelische Botschaftsmitarbeiter erschossen – einer hatte deutschen Pass

Vor dem Jüdischen Museum in Washington sind am Mittwochabend zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen worden. Einer von ihnen hatte auch die deutsche Staatsangehörigkeit – er wuchs teilweise in Bayern auf. US-Präsident Trump verurteilte die Tat scharf, ebenso Bundeskanzler Friedrich Merz.
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Nach einer Schießerei in Washington DC, bei der in den frühen Morgenstunden des 22. Mai 2025 zwei Menschen ums Leben kamen. Beamte der Metropolitan Police sichern das Gelände vor dem Capital Jewish Museum.Foto: Alex Wroblewski/AFP via Getty Images
Epoch Times22. Mai 2025

In der US-Hauptstadt Washington wurden zwei Mitglieder der israelischen Botschaft erschossen. US-Präsident Donald Trump verurteilte die „offensichtlich auf Antisemitismus zurückzuführende“ Tat scharf. Er sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus.

Die Polizei in Washington bestätigte, dass der mutmaßliche Schütze nach dem Angriff das Museumsgebäude betreten habe. Dabei sei er vom Sicherheitspersonal der darin stattfindenden Veranstaltung festgenommen worden. Laut Polizei handelt es sich um einen 30-jährigen Mann namens Elias R. aus Chicago im Bundesstaat Illinois. Das FBI untersucht die Möglichkeit eines Hassverbrechens und prüft mögliche Verbindungen zu Terrorgruppen.

Die beiden Getöteten waren laut dem israelischen Botschafters ein junges Paar, das kurz vor der Verlobung stand. Der Mann habe in dieser Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin in der kommenden Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen.

Der Mann kam aus Deutschland

Das israelische Außenministerium identifizierte sie als Yaron Lischinsky and Sarah Lynn Milgrim. Einer der beiden hatte die deutsche Staatsbürgerschaft. „Das männliche Opfer hatte einen deutschen Pass“, hieß es aus deutschen Diplomatenkreisen. Außenminister Johann Wadephul bestätigte dies.

Lischinsky wuchs in Nürnberg auf und wanderte im Alter von 16 Jahren nach Israel aus. 2022 nahm er eine Stelle an der israelischen Botschaft in Washington an.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) berichtet, dass Lischinsky aus Deutschland kam. Der „in Teilen in Bayern“ aufgewachsene Yaron Lischinsky habe „fließend Deutsch“ gesprochen und sich „mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Kulturen“ bewegt, erklärte DIG-Präsident Volker Beck.

„Wir erinnern an ihn als aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte“, fuhr er fort. Lischinsky war Gründungsmitglied des Jugendforums der Israelisch-Deutschen Gesellschaft.

Israels Außenminister wirft Europäern „anti-israelische Aufstachelung“ vor

Der israelische Außenminister Gideon Saar macht europäische Länder  mitverantwortlich. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen anti-semitischer und anti-israelischer Aufstachelung und diesem Mord“, sagte Saar am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Diese „Aufwiegelung“ komme auch von Verantwortlichen vieler Länder und internationaler Organisationen, insbesondere aus Europa, sagte Saar.

Ermittler gehen von Einzeltäter aus

Nach Angaben der Washingtoner Polizeichefin Pamela Smith gehen die Ermittler davon aus, dass die Tat „von einem einzelnen Verdächtigen begangen wurde“. Dieser befinde sich „jetzt in Gewahrsam“, sagte sie vor Journalisten.

Smith zufolge waren die Beamten gegen 21:00 Uhr (Ortszeit) alarmiert worden. Als die Behörden am Tatort eintrafen, fanden sie beide Opfer, einen Mann und eine Frau, bewusstlos und ohne Lebenszeichen vor. Trotz Notmaßnahmen konnten sie nicht gerettet werden.

Örtliche Medien hatten zuvor von Schüssen vor dem Jüdischen Museum berichtet. Demnach feuerte der Täter vor dem Museumsgebäude, in dessen Räumen eine Veranstaltung stattfand, auf Menschen.

Ein Mann telefoniert vor dem Jüdischen Museum in Washington, D.C., in den frühen Morgenstunden des 22. Mai 2025, nachdem zwei Menschen erschossen wurden. Foto: Alex Wroblewski/AFP via Getty Images

Polizeichefin Smith sagte, dass der Verdächtige dabei beobachtet worden sei, wie er vor dem Museum auf und ab lief.

Anschließend habe er sich einer Gruppe von vier Menschen mit einer Pistole in der Hand genähert, bevor er das Feuer eröffnete und einen Mann und eine Frau mit seinen Schüssen traf. Der Verdächtige habe bei seiner Festnahme „Free Palestine“ (Freiheit für Palästina) gerufen.

Israel ordnet erhöhten Schutz an

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ordnete erhöhte Sicherheitsmaßnahmen vor diplomatischen Vertretungen Israels weltweit an. Er wies zudem erhöhten Schutz für staatliche Vertreter an. „Wir erleben den furchtbaren Preis von Antisemitismus und wilder Aufwiegelung gegen den Staat Israel.“

Der israelische Präsident Isaac Herzog zeigte sich erschüttert und hob zugleich den Verteidigungswillen Israels hervor. „Terror und Hass werden uns nicht brechen“, sagte Herzog am Donnerstag. Der Angriff sei eine „furchtbare Tat von Hass und Antisemitismus“. Er sei „am Boden zerstört“, aber „Amerika und Israel werden in der Verteidigung unserer Völker und unserer Werte zusammen zusammenstehen“.

Der israelische Außenminister Gideon Saar kündigte ebenfalls an, Israel werde dem „Terror“ nicht nachgeben. „Wir stehen in engem Kontakt mit den amerikanischen Behörden“, sagte der Minister. Er sei von der Tat „erschrocken“. Weltweit seien Israelische Vertreter einem erhöhten Risiko ausgesetzt, sagte Saar. „Besonders in diesen Zeiten“, fügte er hinzu.

Trump, Rubio und andere verurteilen die Tat

US-Präsident Trump verurteilte die Tat aufs Schärfste. „Diese schrecklichen Morde in Washington, die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen aufhören, jetzt“, schrieb er auf Truth Social. „Hass und Radikalismus haben keinen Platz in den USA.“

Israels Botschafter bei der UN, Danny Danon, sprach von einem „abscheulichen Akt des antisemitischen Terrorismus“, der sich „außerhalb einer Veranstaltung im Jüdischen Museum in Washington“ ereignet habe.

Diplomaten und der jüdischen Gemeinschaft Schaden zuzufügen, „überschreitet eine rote Linie“, erklärte Danon weiter. Er sei „zuversichtlich, dass die US-Behörden energisch gegen die Verantwortlichen für diesen kriminellen Akt vorgehen werden“. Israel werde weiterhin entschlossen handeln, um seine Bürger und Vertreter zu schützen.

US-Außenminister Marco Rubio versicherte, die Behörden würden die Täter aufspüren. „Dies war ein schamloser Akt feiger, antisemitischer Gewalt“, erklärte er bei X. „Seien Sie sich darüber im Klaren: Wir werden die Verantwortlichen ausfindig machen und sie vor Gericht bringen.“

Friedrich Merz zeigt sich bestürzt

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte auf X: „Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste“. Er sei bestürzt über „die Nachricht vom Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington“. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, schrieb Merz. „Derzeit müssen wir von einem antisemitischen Motiv ausgehen.“

Ähnlich äußerte sich Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU). „Ich bin schockiert über den heimtückischen Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington“, schrieb Wadephul auf X. Antisemitische Gewalt sei durch nichts zu rechtfertigen. Er sprach den Familien und den Kollegen der Todesopfer sein Mitgefühl aus.

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot spricht von einem „schrecklichen Akt antisemitischer Barbarei“. „Nichts kann solche Gewalt rechtfertigen“, schrieb er am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach den Familien, den Kollegen der Toten und dem Staat Israel sein Mitgefühl aus.

Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser sagte, die Stadt werde „in den kommenden Tagen und Wochen als Gemeinschaft zusammenstehen, um die klare Botschaft zu senden, dass wir Antisemitismus nicht tolerieren“. Sie wolle „klarstellen, dass wir diese Gewalt und diesen Hass nicht hinnehmen werden.“ (afp/red)



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