FSB-Leak: Sind Russland und China freundliche Feinde oder feindliche Freunde?

Schon während seines Staatsbesuchs im Mai bei Putin in Moskau hatte Chinas Staats- und Parteichef laut betont, dass die beiden Regenten „Freunde aus Stahl“ seien. Damit wurde der Welt wieder einmal ein Eindruck über eine der undurchsichtigsten politischen Beziehungen unserer Zeit gegeben.
In der Sendung „Leas Einblick“ wirft die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebende chinesische YouTuberin einen genaueren Blick auf diese mittlerweile viel propagierte russisch-chinesische Verbundenheit – und gewisse Anspannungen im Hintergrund…
Putin und Xi: Beste Freunde oder beste Rivalen?
Nach außen gesehen wirken sie wie beste Freunde: Xi Jinping und Wladimir Putin sprechen von einer Partnerschaft ohne Grenzen, bauen ihre Handelsbeziehungen aus, kooperieren bei Energie, Raumfahrt – sogar in der Filmindustrie. Doch hinter den Kulissen ergibt sich ein etwas anderes Bild der Lage. Dies zeigt sich nicht zuletzt im Ukrainekrieg.
Das kommunistische China spielt im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine vielschichtige und strategisch bedeutsame Rolle. Es gibt sich offiziell als neutrale Partei, unterstützt Putin aber im Hintergrund und unterläuft die westlichen Sanktionen. Im Grunde genommen hält es die russische Wirtschaft mit seinen Handelsbeziehungen am Leben.

Der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping arbeiten seit Beginn des Krieges enger zusammen. Foto: Sergei Savostyanov/POOL/AFP via Getty Images
Der russische FSB wurde gehackt
Laut einem Bericht der „New York Times“ vom 7. Juni soll ein internes Dokument des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB an die Öffentlichkeit gelangt sein. Das von der Hackergruppe Ares Leaks veröffentlichte Papier wurde mittlerweile von sechs westlichen Geheimdiensten als authentisch bestätigt.
Auch der im Exil lebende russische Sicherheitsexperte Andrei Soldatov hat die Geheimdienst-Papiere im Auftrag der „New York Times“ geprüft. Sie wurden vermutlich zwischen Ende 2023 und Anfang 2024 verfasst. Seine Einschätzung: Während die politische Führung auf Annäherung setzt, herrscht bei den Sicherheitsdiensten tiefes Misstrauen gegenüber China.
Die „goldene Ära“ und ihr dunkler Schatten
Doch was steht eigentlich in dem Dokument?
Während Putin öffentlich seine „goldene Ära“ mit China feiert, warnt der FSB intern vor wachsender Infiltration, technologischer Ausspähung und möglichen Gebietsforderungen der Chinesen im russischen Fernen Osten.
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Im Inneren des FSB-Hauptquartiers im Moskauer Lubjanka-Gebäude wird China keineswegs als Partner wahrgenommen und eingestuft – sondern als Bedrohung. In dem achtseitigen Papier ist von einem „Feind“ die Rede, von einem „ernsthaften Gegner“ – und dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Russlands Präsident Wladimir Putin (Symbolbild). Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa
Pekings Durst nach russischer Militärtechnik
Zum einen sollen die chinesischen Geheimdienste gezielt versuchen, unzufriedene oder wirtschaftlich unter Druck stehende russische Experten als Spione anzuwerben – insbesondere Wissenschaftler im Bereich der Militärtechnologie. Offenbar ist es das Ziel der Kommunistischen Partei Chinas, an sensible russische Militärtechnologie und Waffen zu gelangen.
Zum anderen beobachtet das Pekinger Regime genau jegliche russische Militäroperationen in der Ukraine. Aus Solidarität mit Russland? Keineswegs. China will daraus Schlüsse über westliche Waffen und Taktiken ziehen. Hier dient der Ukrainekrieg den Chinesen als Schlachtfeld der Spionage, von dem China militärisch profitieren will.
Dabei darf man keineswegs vergessen, dass Russland im Ukrainekrieg wirtschaftlich und technologisch stark auf Chinas Unterstützung angewiesen ist.
Chinesische Forscher im russischen Grenzgebiet
Ein dritter Punkt ist geopolitischer Natur. In dem Bericht des russischen FSB wird diesbezüglich vor den Daten sammelnden chinesischen Wissenschaftlern gewarnt. Es geht dabei auch darum, chinesische Gebietsansprüche auf russischem Boden zu untermauern – vor allem in der Region um Haishenwai, besser bekannt unter seinem russischen Namen Wladiwostok.
Diese chinesischen Ambitionen gehen auf große Gebietsverluste im 19. Jahrhundert zurück. Damals verlor das Kaiserreich China große Teile des Fernen Ostens an den russischen Zaren – darunter auch Haishenwai. Diese Verluste schmerzen Peking sehr, insbesondere die nationalistischen Kreise der Kommunistischen Partei Chinas und der Gesellschaft.
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Dass chinesische Forscher nun in russischen Grenzregionen aktiv sind – angeblich für akademische Studien – alarmiert die russischen Sicherheitsbehörden zutiefst. Es scheint mehr als nur ein Verdacht zu sein, dass es hierbei nicht um reine Forschungsprojekte geht, sondern eher um eine langfristig angelegte Strategie zur historischen Legitimierung künftiger Gebietsansprüche.
Emsige Wissenschaftler im eisigen Norden
Doch dem kommunistischen China geht es nicht nur um russische Waffen, Technologien oder Landgebiete. Es gibt noch tiefer liegende Gründe der „Zusammenarbeit“. Tief unter der Erde spionieren chinesische Geheimdienste nach russischen Bodenschätzen in der eisigen Kälte der Arktis.
Unter dem Deckmantel von Universitäten oder Bergbauprojekten forschen chinesische Wissenschaftler nach Rohstoffen und strategischen Routen durch das schmelzende Eis. Dadurch wird Russlands Souveränität in einem geopolitisch sensiblen Gebiet bedroht. Doch was unternimmt Russland dagegen?
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Ein von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik verbreitetes Foto zeigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin am 27. März 2025 in der Hafenstadt Murmansk am Polarkreis bei einer Zeremonie zum Stapellauf des atomgetriebenen U-Boots „Perm“ vom Typ Projekt 885M „Yasen-M“. Foto: Gavriil Grigorov/Pool/afp via Getty Images
Doch der FSB schläft nicht …
Wie das geleakte Papier belegt, wird im Inneren des FSB nicht nur beobachtet, sondern auch aktiv gegengesteuert. Vier Punkte, die aus den geheimen Unterlagen aus Russland hervorgehen:
- Präventionsbriefing für Wissenschaftler und Militärpersonal in sicherheitsrelevanten Bereichen: Hier werden Anwerbungsversuche durch chinesische Geheimdienste thematisiert. Es gibt gezielte Warnungen – etwa vor Stipendien, Forschungsreisen oder vermeintlich harmlosen Kooperationen.
- Überprüfung des persönlichen Umfelds: In Regionen mit starker chinesischer Präsenz wird das soziale Umfeld russischer Experten und Fachkräfte überwacht. Besonders stehen dabei Russen mit chinesischen Ehepartnern im Fokus. Der FSB befürchtet, dass diese Beziehungen als Druckmittel oder Zugangskanäle für Spionage genutzt werden könnten.
- Strengere Kontrollen an zivilen Einrichtungen wie Universitäten oder Technologiezentren: Der FSB hegt den Verdacht, dass sich Chinas Geheimdienste hier unter dem Deckmantel akademischer oder wirtschaftlicher Kooperationen Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen verschaffen.
- Die Überwachung der Arktis: Auch in der Arktis beobachtet Russlands Geheimdienst verstärkt, was die Chinesen so treiben. Man vermutet, dass Pekings Interesse nicht allein bei den Rohstoffen zu vermuten ist, sondern vielmehr wandern chinesische Blicke über militärische Infrastrukturen und erkunden neue Handelswege.
Diese Maßnahmen des FSB machen deutlich, dass hinter dem politisch inszenierten Bild der Freundschaft im Sicherheitsapparat Misstrauen und Vorsicht herrschen.
Leak oder Fake-Leak – das ist hier die Frage …
Bleibt eine Frage offen – vielleicht die wichtigste von allen. Handelt es sich bei dem veröffentlichten Papier tatsächlich um ein geleaktes Geheimdokument des FSB – oder wurde der Westen möglicherweise Opfer eines russischen oder anderweitigen Hoaxes?
Wie genau kam dieses anscheinend streng geheime Dokument überhaupt an die Öffentlichkeit? In einem Hintergrundbericht der „New York Times“ wurde angegeben, dass die Hackergruppe Ares Leaks im Internet geheime russische Dokumente zum Verkauf angeboten und westlichen Medien kostenlose Proben der „Ware“ geschickt habe – darunter der „New York Times“.
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Putins geheimes „Signal“?
Unter diesen „Proben“ sollen Ausschnitte aus verschiedenen FSB-Papieren gewesen sein – auch das China-Dokument. Allerdings wurde genau dieses brisante Papier als einziges vollständig übermittelt. Zufall? Oder ein gezieltes Leck?
Möglicherweise wurde es sogar von russischer Seite gesteuert. Vielleicht, um ein neues Narrativ in Umlauf zu bringen? Vielleicht, um sich in der Öffentlichkeit strategisch von China zu distanzieren, ohne dass Putin es offen aussprechen muss?
Sollte dies zutreffen, wäre das Leak auf jeden Fall kein echtes, sondern eine russische Vorlage, ein kalkuliertes Signal – an Peking, an den Westen, und an die eigene Bevölkerung.
(Bearbeitung sm)
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