Biomaterialschmuggel: Zwei Fälle, eine Strategie? Chinas Einfluss auf die Wissenschaft

In Kürze:
Ein Fall mit einem geschmuggelten Erntekiller-Pilz
Ein Fall mit in der Genforschung verwendeten Würmern
Handelt es sich um militärisch-zivile Fusion, eine Strategie des Pekinger Regimes?
In den USA wurden zwei chinesische Forscherinnen unabhängig voneinander verhaftet, weil sie biologisches Material illegal in die Vereinigten Staaten brachten. Die Vorwürfe lauten: Schmuggel, Falschaussagen und Visabetrug. Sicherheitsexperten sprechen sogar von potenziellem Agrarterrorismus.
In der Sendung „Leas Einblick“ wirft die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebende chinesische YouTuberin einen genaueren Blick auf diese beiden Fälle mit auffälligen Parallelen – und stellt eine zentrale Frage: „Warum riskieren junge chinesische Forscher ihre wissenschaftliche Karriere im Ausland?“
Yunqing Jian und der manipulierte Giftpilz
Yunqing Jian ist 33 Jahre alt und arbeitet als chinesische Postdoktorandin in einem Labor der Universität von Michigan. Gemeinsam mit ihrem Freund Zunyong Liu, der an einer chinesischen Universität arbeitet, soll sie versucht haben, genetisch veränderte Stämme des hochgefährlichen Giftpilzes Fusarium graminearum in die USA zu bringen.
Bei seiner Einreise in die USA im Juli 2024 wurde bei Liu am Flughafen Detroit verdächtiges Biomaterial entdeckt – versteckt in einem Taschentuchknäuel in seinem Rucksack. Es handelte sich um mehrere Fusarium-Stämme. Er gab zu, diese im Labor untersuchen zu wollen – dort, wo auch seine Freundin Jian tätig war.
Doch was ist so gefährlich an diesem Pilz?
Fusarium graminearum ist in den USA nicht unbekannt – besonders im Osten und im Mittleren Westen ist dieser Schimmelpilz mittlerweile weitverbreitet. Seit Jahrzehnten wird er von Agrarwissenschaftlern untersucht – und gefürchtet.
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Der Pilz befällt Getreide wie Mais, Weizen, Gerste und auch Reis. Er produziert mehrere Toxine, die bei den Pflanzen Kolbenfäule und bei Nutztieren, insbesondere bei Schweinen, massives Erbrechen, Wachstumsstörungen und Fruchtbarkeitsprobleme auslösen können. Beim Menschen verursachen diese Pilzgifte Durchfall, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und Fieber.
Besonders brisant an dem Fall ist, dass Liu und Jian verdächtigt werden, mit genetisch modifizierten Varianten des Giftpilzes gearbeitet zu haben – aggressiver, robuster, potenziell resistenter gegen Pestizide.
Brisante Fragen – aber keine Antworten
Daraus ergibt sich die Frage: Wurden diese Varianten gezielt entwickelt, um die Gefährlichkeit des Pilzes zu erhöhen?
Falls ja, hätte die Forschung an solchen Organismen eine Sondergenehmigung erfordert – sowohl von der University of Michigan als auch vom US-Landwirtschaftsministerium. Als erfahrene Wissenschaftler hätten sie die Vorschriften der Einrichtung und des Landes genau kennen müssen. Doch eine solche Genehmigung hatten die beiden nie beantragt.
Eine weitere wichtige Frage: Warum hat die Laborleitung an der Universität Michigan dieses Verhalten offenbar zugelassen?
Gab es etwa die Absicht, Feldversuche mit diesen Stämmen auf universitätseigenem Ackerland durchzuführen?
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Angesichts der gut dokumentierten Zusammenarbeit von Jians chinesischer Heimatinstitution – der Universität Zhejiang – mit dem chinesischen Militär, stellt sich die nächste brisante Frage: Gab es ein militärisches Interesse an diesen gentechnisch veränderten Organismen? Im Rahmen der chinesischen MCF-Strategie wäre das plausibel.
Militärisch-zivile Fusion (MCF) ist eine nationale Strategie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) unter der Führung von Xi Jinping. Ihr oberstes Ziel ist es, die Volksbefreiungsarmee (PLA) bis 2049 in ein „Militär von Weltklasse“ zu verwandeln.
War das der Ansatz der beiden Forscher aus China? Andersherum gefragt: Wenn die Absicht von Jian und Liu rein akademisch gewesen wäre, warum hatten sie dann nicht den legalen Weg für den Transfer von gefährlichen Organismen genutzt?
Chengxuan Han und der illegale Wurmversand
Der zweite Fall betrifft eine junge Forscherin aus Wuhan, jener chinesischen Metropole, die als Ursprungsort des Coronavirus und der großen Pandemie ab 2020 weltweit bekannt geworden ist.
Chengxuan Han studiert in China an der Huazhong University of Science and Technology und wollte ein Forschungsjahr in Michigan absolvieren. Bei ihrer Ankunft im Juni am Detroit Metropolitan Airport wurde sie sofort verhaftet. Auch in ihrem Fall wurde der Vorwurf erhoben, biologisches Material ohne Genehmigung in die USA geschmuggelt zu haben. Konkret hatte sie versucht, Proben von C. elegans-Fadenwürmern mit Päckchen in die USA zu verschicken.
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Im Gegensatz zu dem Erntekiller-Pilz Fusarium sind Fadenwürmer eher harmlose Organismen, die jedoch gern in der genetischen Forschung genutzt werden. Han hatte nämlich auch Plasmide geschmuggelt, kleine ringförmige DNA-Moleküle. Dem FBI gegenüber hatte die Forscherin erklärt, diese mit E.-coli-Bakterien hergestellt, isoliert und in die Rundwürmer injiziert zu haben, was eine primäre Methode ihrer Forschung sei.
Das FBI hatte dazu angemerkt, dass Plasmide häufig als Vehikel für die Einführung genetischer Veränderungen in Organismen wie Rundwürmern verwendet werden.
Im Fall von Frau Han stellt sich die Frage, warum sie keinen regulären Weg für den Transport gewählt und bei ihrer ersten Befragung durch das FBI gelogen hatte. Erst später gab die chinesische Forscherin den Versand der Proben zu.
Ein wichtiges Detail: Auch die Heimatuniversität der Forscherin in Wuhan kooperiert nachweislich mit dem chinesischen Militär.
Zwei getrennte Fälle – mit auffälligen Parallelen
Augenscheinlich handelt es sich um zwei voneinander getrennte Fälle. Allerdings sind gewisse Parallelen auffällig:
- Beide Forscherinnen kamen von chinesischen Hochschulen mit Verbindungen zum Militär.
- Beide versuchten, biologische Materialien ohne US-Genehmigung in die Vereinigten Staaten zu bringen.
- Beide machten falsche Angaben gegenüber Ermittlern.
- Beide waren an der University of Michigan tätig – einem der führenden Forschungsstandorte der USA.
Im Rahmen der MCF-Strategie wird genau diese doppelte Nutzung technologischer Innovation – im zivilen und im militärischen Sektor – vorangetrieben. Der gegenseitige Austausch von Know-how, Daten, Materialien und sogar Personal zwischen Universitäten und Rüstungsbetrieben steht dabei im Vordergrund.
Was also nach klassischer Forschung aussieht, kann in Wirklichkeit Teil eines militärisch-strategischen Netzwerks sein.
Spätestens hier stellt sich jedoch eine Frage auf persönlicher Ebene: Warum riskieren hoch qualifizierte junge chinesische Wissenschaftler ihre Karrieren – und möglicherweise ihre Freiheit –, um gefährliche Organismen ins Ausland zu transportieren?
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Diese Frage ist zentral. Manchmal geht es nicht um Geld, sondern um nationalen Druck, Loyalitätsverpflichtung oder ideologische Überzeugung.
Was den Hintergrund der beiden eben besprochenen Fälle betrifft, muss man auf die weiteren Ermittlungen des FBI warten.
Noch ein Fall in Kanada
Es war ein besonders aufsehenerregender Präzedenzfall, der sich vor einigen Jahren um Professor Qiu Xiangguo ereignete. Die angesehene Virologin am nationalen Mikrobiologielabor Kanadas wurde von den Behörden mit dem Vorwurf konfrontiert, an das Wuhan Institute of Virology in China ohne Genehmigung Proben des gefährlichen Nipah-Virus versendet zu haben, eines Erregers, der beim Menschen eine meist tödlich verlaufende Gehirnentzündung auslösen kann.
In einem System wie dem der Kommunistischen Partei Chinas – mit eingeschränkter akademischer Unabhängigkeit – verschwimmt die Grenze zwischen „Forschung für den Fortschritt“ und „Forschung für den Staat“. Genau hier greift die militärisch-zivile Fusionsstrategie.
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Die jüngst aufgetretenen Fälle in den USA geben Grund zur Sorge, auch wenn bisher nicht bekannt ist, ob hier der chinesische Staat als Auftraggeber fungiert hatte – oder ob es sich im harmlosesten Fall lediglich um eine individuelle Grenzüberschreitung im Namen des wissenschaftlichen Ehrgeizes gehandelt hatte.
Vor diesem Hintergrund bleibt jedoch die entscheidende Frage allgegenwärtig: Wie gut sind die offenen Wissenschaftssysteme im Westen – auch die in Deutschland – gegen eine klammheimliche Unterwanderung geschützt?
(Bearbeitung sm)
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