China: Überflutete Buddhastatuen tauchen wieder auf

Chinas ehrgeizige Staudammprojekte versenkten nicht nur zahlreiche Dörfer und Städte in den Fluten, sondern auch viele kulturelle Artefakte. Manche China-Experten sehen darin eine Fortsetzung der Kulturrevolution.
Titelbild
Juli 2025 – Im Yutan-Stausee in Dazu, Chongqing, kamen durch starkes Niedrigwasser 27 in der Mao-Zeit überflutete buddhistische Skulpturen aus der Song-Dynastie zum Vorschein. Foto:Foto: Screenshot Reutersvideo/CCTV
Von 18. Juli 2025

In Kürze:

Versenkt wurden Buddhastatuen, alte kulturelle Stätten und historische Bauten durch Chinas Staudammpolitik.

Wieder aufgetaucht aus den Fluten sind jetzt zahlreiche Skulpturen aufgrund von Dürre.

Maos Kulturrevolution wurde durch Wasserkraft fortgesetzt, glauben einige Experten.

Moderne Kulturrettung: vergleichbar wenig und nur als Tourismusattraktion


 

In den vergangenen Monaten sind in chinesischen Stauseen alte Buddhastatuen wieder aufgetaucht, die einst in den 1950er-Jahren überflutet worden waren. Damals hatte das kommunistische Regime in China mit dem Bau von Staudämmen und Stauseen begonnen und den Wasserstand und Verlauf vieler Gewässer in China verändert.

Für Aufsehen sorgte bereits 2022 das Auftauchen einer Gruppe von Buddhastatuen auf der Riffinsel Foyeliang im Jangtse in der Stadt Chongqing. Während einer großen Dürreperiode führte der Fluss so wenig Wasser, dass an dieser Stelle die sonst unter der Wasseroberfläche liegende Felseninsel sichtbar wurde  – und mit ihr die in Fels gehauenen rund 600 Jahre alten Artefakte.

20. August 2022 – eine einst überflutete Buddhastatue auf der Riffinsel Foyeliang im Jangtse bei Chongqing. Sie kam zum Vorschein, nachdem der Wasserstand aufgrund einer regionalen Dürre drastisch sank. Foto: Bildschirmfoto YouTube/Global News

27 Figuren aus der Song-Dynastie „aufgetaucht“

Anfang Juli dieses Jahres berichteten chinesische Medien von einer weiteren Sichtung. Der Bezirk Dazu liegt im Westen der 82.400 Quadratkilometer großen Verwaltungseinheit der Millionenmetropole Chongqing. Hier am Einzugsgebiet des Oberlaufs des Jangtse, der im tibetischen Hochland entspringt, befindet sich auch der Yutan-Stausee.

An dessen Klippen tauchten – im wahrsten Sinne des Wortes – in Fels gehauene buddhistische Statuen aus der Song-Dynastie (960–1279) auf. Insgesamt wurden 27 Figuren neu entdeckt.

Juli 2025– Im Yutan-Stausee in Dazu, Chongqing, kamen während niedriger Pegelstände 27 in der Mao-Zeit überflutete buddhistische Skulpturen aus der Song-Dynastie zum Vorschein. Foto: Screenshot Reutersvideo/CCTV

Wie Deng Qibing, Forschungskurator am Dazu Rock Carving Research Institute, erklärte, regnete es in Dazu seit Anfang Frühling weniger als gewöhnlich. Der Wasserstand im Stausee sei kontinuierlich gesunken und habe schließlich die entdeckten Statuen freigelegt.

Der Yutan-Stausee wurde 1959 in der Mao-Zeit erbaut und im Juni 2007 erweitert. Die umfangreichen Felsschnitzereien in Dazu sind seit Jahrhunderten in der Bevölkerung bekannt und stehen seit 1999 auf der Liste des UNESCO-Welterbes.

10. Februar 2016, bei Chongqing, China – Touristen besuchen die Dazu-Felsschnitzereien, um das chinesische Neujahrsfest zu feiern. Foto: VCG/VCG via Getty Images

Sinkende Wasserspiegel legen alte buddhistische Kunst wieder frei

Monate zuvor waren bereits an verschiedenen Stellen aus dem Jangtse und dem Gelben Fluss – den Wiegen der chinesischen Zivilisation – weitere Gruppen antiker Statuen aufgetaucht.

Im Mai führte der Duofeng-Stausee im Kreis Qi der Stadt Hebi in der Provinz Henan Niedrigwasser. Aufgrund dessen wurden in den Qianzui-Grotten Buddhastatuen sichtbar, die vermutlich während der Östlichen Wei-Dynastie (534–550) aus dem Fels gehauen sind.

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Die Mitarbeiter der lokalen Kultur- und Tourismusbehörde sagten, dass die Buddhastatuen aufgrund der langen Jahre unter Wasser korrodiert seien. Viele der Köpfe und Hände der Buddhafiguren seien nicht mehr vorhanden, hieß es.

Aufgrund sinkender Wasserspiegel wurden im Juni im Shufangba-Stausees in Anyue in der Provinz Sichuan mehr als 20 in Fels gehauene Buddha-Statuen freigelegt. Diese Skulpturen gehören zum Foji-Tempel, der aufgrund der Errichtung des Stausees 1974 geflutet worden war. Üblicherweise tauchen in jedem Jahr in der Trockenzeit lediglich die Köpfe der Buddhastatuen aus dem Wasser auf. Seit den 2020er-Jahren sind jedoch aufgrund der sinkenden Wasserstände die Statuen für einige Monate ganz zu sehen.

Mao – Fluter der chinesischen Geschichte

Eineinhalb Jahrtausende überdauerten die Statuen die Geschichte, bis schließlich Mitte des 20. Jahrhunderts das Regime unter Mao Zedong den Duofeng-Stausee baute und die Grotten überflutete.

Seit der Ära des kommunistischen Diktators, der bis zu seinem Tod 1976 China beherrschte, begann die KPCh zahlreiche großangelegte Wasserbauprojekte und baute viele Stauseen.

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Der in Deutschland lebende chinesische Hydrologe Wang Weiluo erklärte gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times, es sei im kommunistischen China eine gängige Praxis, beim Bau von Stauseen die Überflutung von Artefakten und historischen Stätten hinzunehmen.

„Als das Drei-Schluchten-Projekt gestartet wurde, gab es ein Zeitfenster für die Rettung von Kulturgütern. Es gab dort zu viele Kulturgüter und historische Stätten, und es hätte lange gedauert, sie zu retten“, erklärte der Hydrologe. Dafür habe die KPCh aber keine Geduld gehabt, „sodass die meisten Kulturgüter und historischen Stätten ohne Umzug oder Ausgrabung unter Wasser gesetzt wurden“.

Der Guanyin-Tempel, ein 700 Jahre alter, auf einem Felsen erbauter Tempel, wird am 19. Juli 2020 vom angeschwollenen Jangtse in Ezhou, China, überschwemmt. Foto: AFP via Getty Images

Wasserbauprojekte als Fortsetzung der Kulturrevolution?

Schon früher stand die Erhaltung des kulturellen Erbes im Widerspruch zur Politik des revolutionären Staates. Viele Stauseen in China seien in der Nähe berühmter historischer und religiöser Stätten errichtet worden, wie etwa bei den Wudang-Bergen, erklärte der in den USA lebende Chinaanalyst und Epoch-Times-Autor Wang He am 9. Juli gegenüber der Epoch Times.

„Viele historische Stätten und antike Statuen, darunter die sehr berühmten Buddhastatuen in Anyue, Sichuan, wurden in den Stauseen überflutet. Dies ist ein sehr verbreitetes Phänomen im ganzen Land“, sagte Wang.

Die Überflutung historischer Stätten sei eine weitere Form der Kulturrevolution, welche die Kommunistische Partei Chinas laut Wang durchgeführt habe, um dem chinesischen Volk den Zugang zu seinen wertvollen historischen Relikten und dem Wissen darum zu verwehren.

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Doch nicht nur das. Wang erinnerte auch daran, dass viele dieser chinesischen Wasserbauprojekte keine bedeutende Rolle bei der Stromerzeugung gespielt, jedoch viele negative Auswirkungen auf die Umwelt mit sich gebracht hätten.

Am Drei-Schluchten-Staudamm kommt es immer wieder mal zu Erdbeben, die, wie Geologen sagen, durch die aufgestauten Wasserlasten verursacht werden. Foto: AFP/Getty Images

Der Fall des historischen Ortes Dachang

Bei solchen Dimensionen mutet es lediglich als ein Tropfen auf den heißen Stein an, dass die chinesischen Behörden über 30 historische Häuser, Teile der Stadtmauer und drei Steintore der Gemeinde Dachang an einem Nebenfluss des Jangtse vor der Überflutung retteten, indem sie die Gebäude abbauten und mehrere Kilometer entfernt originalgetreu wieder aufbauten.

„China Daily“, Chinas größte englischsprachige Zeitung und herausgegeben von der Öffentlichkeitsabteilung der KPCh, schrieb im Jahr 2005, also ein Jahr vor der Teilumsiedlung von Dachang, dessen Gebäude größtenteils aus der Ming-Dynastie (1368–1644) stammen: „Teil des großen Umsiedlungsplans der Stadt ist es, Dachangs Altstadt, den größten historischen Architekturkomplex im Gebiet der Drei Schluchten, physisch und nahezu unverändert in die nahe gelegene Neustadt zu verlegen.“

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„Ich kann mir vorstellen, dass mehr Touristen kommen werden, sobald die lokale Regierung die ‚Altstadt‘ als neue Attraktion bewirbt“, erklärte Zhu Guangjian, ein Restaurantbetreiber und Bewohner von Dachang, dem Bericht zufolge. Allerdings machten Behörden auch klar, dass viele der alten Bewohner in der geplanten neuen Altstadt nicht erwünscht seien: „Um jedoch das Ambiente zu bewahren, dürfen die derzeitigen Bewohner dort nicht leben“, hieß es. Sie wurden dem Bericht nach in neue Wohnungen im neuen Dachang untergebracht, außerhalb des touristischen Altstadtkerns.

Viel Lob um wenig Kulturschutz

Das offizielle Sprachrohr der KPCh, „People’s Daily“, lobte einige Jahre zuvor den „ehrgeizigen Plan“ der „Behörde für den Schutz kultureller Relikte“ zur Rettung von insgesamt 38 Gebäuden aus Dachang. Man betonte die Kosten von umgerechnet 5,6 Millionen Euro (nach heutigem Kurs) und lobte die Staatsführung dafür, insgesamt „224 Stätten mit antiken Gebäuden von hohem kulturellem Wert im überschwemmten Gebiet“ zu schützen.

Es wurde angegeben, dass „über 1.100 Dörfer und Städte“ überschwemmt werden würden. Von den 224 Stätten sollen 65 Prozent traditionelle Wohnhäuser sein. Von diesen 145 traditionellen Wohnhäusern sollten dem Bericht nach 118 an einen neuen Standort verlegt werden – und die „anderen“ lediglich „fotografiert und dokumentiert“ werden.

Ein Beitrag auf der Website von Montana State University ging vor der Fertigstellung des Damms von „1.300 bekannten archäologischen Stätten, die für immer unter Wasser liegen“, aus.

Bleibt noch die Frage nach den 35 Prozent übrigen „Stätten“, die keine traditionellen Wohnhäuser waren. Was wurde aus denen und um welche Art von „Stätten“ hatte es sich gehandelt. Darüber schweigt der Text. Dafür wird jedoch erklärt, dass das Mega-Staudammprojekt „das weltweit größte Wasserschutzprojekt“ sei.

Liu Yuchuan, ein für die Relikte zuständiger Beamter der Stadt Chongqing, freute sich jedenfalls über die Rettung der Häuser von Dachang: „Dies wird eine großartige Leistung in der Geschichte des Schutzes antiker Gebäude sein.“

Häuser an den Drei Kleinen Schluchten, einem Ort am Daning-Fluss nahe der Gemeinde Dachang im Kreis Wushan in Chongqing, China. Der alte Ort Dachang wurde 2006 vollständig überflutet. Zuvor wurden über 30 Häuser, Teile der Stadtmauer und drei Steintore des bis zu 1.700 Jahre alten Ortes in einigen Kilometern Entfernung versetzt wieder aufgebaut. Foto: China Photos/Getty Images



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