Insider: Warum Peking sich im Ukraine-Krieg jetzt offen hinter Moskau stellt

Chinas Außenminister teilte kürzlich bei einem Treffen in Brüssel mit, dass Peking nicht wolle, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine verliere. Denn es bestehe die Sorge, dass die USA dann ihren Fokus verstärkt auf China richten würden.
Diese Aussage von Wang Yi gegenüber der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas sorgte international für Aufsehen, da sie von Chinas langjährigen Neutralitätsbezeugungen in Bezug auf den Krieg abweicht.
Yuan Hongbing, ein ehemaliger Rechtsprofessor der Universität Peking, gab seine Sicht auf den plötzlichen Sinneswandel preis. Yuan ist einer der international bekanntesten chinesischen Dissidenten und lebt heute im australischen Exil. Er enthüllte, dass eine kürzliche Geheimdienstpanne den russischen Präsidenten Wladimir Putin wütend auf die kommunistische Führung Chinas gemacht habe.
Indirekte Entschuldigung an Putin
Wangs Erklärung in Brüssel habe deshalb als indirekte Entschuldigung gedient, um Russlands Vertrauen wieder zurückzugewinnen und dem Kreml die weitere Unterstützung zu signalisieren.
Im Mai dieses Jahres sei ein Beamter des chinesischen Außenministeriums nach internen Streitigkeiten mit seinem Vorgesetzten nach Russland übergelaufen. Das berichtete Yuan gegenüber der Epoch Times und berief sich dabei auf eine hochrangige Quelle innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh).
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Der Überläufer habe eine Reihe geheimer Dokumente mitgenommen – darunter Notfallpläne, die Peking für den Fall einer Niederlage Russlands in der Ukraine ausgearbeitet habe.
Diese durchgesickerten Dokumente offenbarten, dass Peking offenbar wenig Vertrauen in die Stabilität der russischen Regierung hat. Zudem hätten chinesische Entscheidungsträger die Sorge geäußert, dass eine Niederlage Russlands den Vereinigten Staaten und europäischen Mächten die Gelegenheit geben könne, in Moskau zügig prowestliche Kräfte zu unterstützen – und damit die politische Nachkriegsordnung grundlegend zu verändern.
Laut Yuans Quelle zeigen die Pläne, dass Peking derzeit zwei unterschiedliche Strategien im Umgang mit Russland prüfe.
Zwei Szenarios, falls Russland den Krieg verliert
Der erste Plan sehe vor, die Kommunistische Partei Russlands dabei zu unterstützen, in einer Ära nach Putin die Führung des Landes zu übernehmen – ein Versuch, Russlands künftige politische Ordnung im Sinne der ideologischen Interessen der KPCh zu gestalten.
Das zweite, deutlich kühnere Szenario verfolgt einen direkten geopolitischen Ansatz: Sollte der Westen entschlossen handeln, um im Nachkriegsrussland die Regierung zu bestimmen, würde China die Gründung einer abtrünnigen „Ostrussischen Föderation“ östlich des Uralgebirges unterstützen.
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Das Uralgebirge verläuft in Nord-Süd-Richtung und bildet eine natürliche Grenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil des Landes. Westlich davon liegen Moskau, Sankt Petersburg und andere wichtige politische und wirtschaftliche Zentren. Östlich davon erstreckt sich Sibirien – ein riesiges, ressourcenreiches Gebiet mit dünner Besiedelung und bislang geringer westlicher Einflussnahme.
In diesem Szenario, so die durchgesickerten Dokumente, würde das chinesische Militär Teile Sibiriens besetzen, um sich Zugang zu Energieressourcen zu sichern. Diese Region solle zugleich als Aufmarschgebiet dienen – für den Fall eines umfassenden Angriffs auf Taiwan.
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Yuan zufolge reagierte Moskau rasch und entschieden. Mitte Juni übergab das russische Außenministerium den Überläufer samt den geheimen Dokumenten an Peking zurück – begleitet von einer unmissverständlichen diplomatischen Botschaft: „Russland ist eine ernst zu nehmende Macht, und sein Status wird durch sein Atomwaffenarsenal garantiert.“
Yuan sagte weiter, dass Pekings Unterstützung für Moskau Teil einer umfassenderen Strategie sei, den Krieg in der Ukraine zu verlängern, um die Vereinigten Staaten zu schwächen oder gar zu erschöpfen. Gleichzeitig diene diese Strategie einem zentralen Ziel der KPCh: der militärischen Vereinigung mit Taiwan.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „China’s Pro-Russia Remark Aimed at Repairing Ties After Intelligence Breach: Insider“. (deutsche Bearbeitung il)
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