Iran kappt GPS – Chinas Beidou übernimmt das Kommando

In Kürze:
Navigation ist mittlerweile einer der entscheidenden Faktoren der modernen Kriegsführung.
Abkehr: Der Iran bricht eine weitere Brücke zum Westen hin ab, zugunsten Chinas.
Die Kriegsprüfung: GPS und Beidou – Reality Check in der Ukraine und im Zwölftagekrieg.
Der Iran – weniger Partner als geopolitisches Werkzeug Chinas.
Europas unsichtbare (GPS-)Front: Wenn „Geisterschiffe“ durch die Ostsee „fahren“.
Der Begriff GPS ist uns allen geläufig, vor allem als Grundlage für die Navigation mit dem Auto oder als Sporttracker. Dieses satellitengestützte Global Positioning System (GPS) ist jedoch auch aus der modernen Kriegsführung nicht mehr wegzudenken. Weil es jedoch vom Verteidigungsministerium der USA betrieben wird, hat sich der Iran jetzt dazu entschlossen, auf das chinesische System Beidou zu wechseln und GPS in seinem Land abzuschalten – für alle.
In der Sendung „Leas Einblick“ wirft die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebende chinesische YouTuberin einen genaueren Blick auf diesen Schritt des iranischen Regimes – seinen Hintergrund und seine Folgen.
Die stille Macht der Navigation
Drohnen, Raketen, elektronische Kriegsführung – das ist das neue Gesicht moderner Kriege. Aber der eigentliche Gamechanger bleibt oft unsichtbar: Satellitennavigation. Die Islamische Republik Iran hat nun als erster Staat weltweit den US-geführten GPS-Dienst blockiert – und funkt ab jetzt ausschließlich über Chinas Beidou-System.
Dieser Schritt des Iran stellt nicht nur einen Technologiewechsel dar, es ist ein geopolitisches Bekenntnis – hin zum Einfluss Pekings.
Ob im Ukraine-Krieg oder in der jüngsten Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran – moderne Kriegsführung ist ohne Satellitennavigation nicht mehr umsetzbar. Drohnen erreichen ihre Ziele nur mit exakter Positionsführung, und auch die Zielführung von Raketen benötigt exakte Koordinaten und eine genaue Zeitabstimmung durch die Ortungssysteme.
Die Kontrolle über diese Systeme entscheidet darüber, ob eine Armee präzise und koordiniert agieren kann – oder im digitalen Blindflug kämpft.
Und genau hier setzt China an.
Digitaler Bruch mit dem Westen – Handschlag mit Peking
Am 1. Juli erklärte die iranische Regierung, dass das GPS-Signal im gesamten Land blockiert werde. Stattdessen werde Beidou als alleinige Referenz für Navigation, Waffensteuerung und Zeitsynchronisation verwendet. Dieser Schritt ist kein rein technischer. Er bedeutet: Der Iran schließt sich strategisch und technologisch vollständig China an – und bricht gleichzeitig die letzte digitale Verbindung zum Westen.
Es ist das erste Mal in der Welt, dass ein souveräner Staat GPS gezielt abschaltet – und es vollständig durch ein anderes System ersetzt.
Doch mit Beidou, das zwar GPS technologisch ähnelt, aber ein vollständig eigenständiges Navigationssystem auf Basis chinesischer Satelliten darstellt, verfolgt China geopolitisch eine ganz bestimmte Logik.
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Militärische Einbindung in Chinas Navigationsnetz
Was wie ein plötzlicher Kurswechsel des Iran aussieht, war jedoch lange vorbereitet. Bereits 2021 unterzeichneten das kommunistische Regime in China und das Mullah-Regime im Iran ein 25-jähriges Kooperationsabkommen. Neben Themen wie Energie und Infrastruktur wurde auch eine militärische und digitale Zusammenarbeit vereinbart.
Seither wurden chinesische Beidou-Module in iranische Raketen und Drohnen integriert und der Iran erhielt zudem Zugang zu Beidous verschlüsselten Militärkanälen. Zudem wurden chinesische Bodenstationen im Iran aufgebaut. Die Standorte dieser Stationen befinden sich in der Nähe von iranischen Rüstungsfabriken und entlang des Persischen Golfs bis zur Straße von Hormus – jener strategisch wichtigen Meerenge, die den Persischen Golf vom Golf von Oman und weiter dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean trennt.
Eine Lücke in Israels Angriffsstrategie
Im Frühjahr 2025 wurde Beidou im Konflikt zwischen dem Iran und Israel erstmals unter realen Kampfbedingungen getestet. Israel setzte taktisch auf eine intensive Störung der GPS-Signale (Jamming) und digitale Positionstäuschungen durch manipulierte Satellitensignale (GPS-Spoofing), um iranische Angriffe abzufangen. Dennoch schlugen einige iranische Raketen präzise ein – unter anderem in Haifa.
Geheimdienstanalysen zeigen: Diese Angriffe nutzten Beidou statt GPS – kombiniert mit Trägheitsnavigation und Bodenradar. Auch nachts operierende iranische Drohnen ließen sich daher schwer abwehren.
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Dies stellt einen eindeutigen Beweis dar, dass Beidou mehr als ein chinesisches Exportprodukt ist. Es ist ein funktionierendes und auch kriegserprobtes Navigationssystem – bereit für seine geopolitische Anwendung.
Lektionen aus dem Ukraine-Krieg
Was passiert, wenn ein Navigationssystem ausfällt, konnte die Welt deutlich im Ukraine-Krieg sehen. Die ukrainischen Streitkräfte bauen auf GPS und Starlink auf, um ihre Zielerfassung, Koordination und Datenübertragung in Echtzeit zu bewerkstelligen. Sobald aber russische Einheiten das GPS stören, bricht das gesamte digitale Gefechtsnetz zusammen. Dann müssen menschliche Beobachter und das Bodenradar die Kontrolle übernehmen.
Aus diesem Szenario hatte der Iran offenbar eine Lektion gelernt und sich deshalb für ein Navigationssystem entschieden, welches nicht von den USA kontrolliert wird.
Eine ungleiche „Partnerschaft“
Allerdings sieht das kommunistische China den Iran nicht als gleichberechtigten Partner an, sondern nutzt ihn lediglich als geopolitisches Werkzeug, als Scharnierland zwischen Zentralasien und dem Nahen Osten – man denke an die strategische Neue Seidenstraße –, aber auch als ein Tor nach Ostafrika.
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Doch nicht nur das: Der Iran dient Peking auch als Bollwerk gegen den amerikanischen Einfluss in der Region und als Stellvertreterstaat, der die chinesischen Interessen vor Ort durchsetzt, ohne dass China dabei selbst sichtbar eingreift.
Der Iran hingegen sieht seinen Wechsel von GPS zu Beidou als einen Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Doch die Realität ist: Mit jedem chinesischen Satelliten und jeder Bodenstation wächst die Abhängigkeit von einem einzigen globalen Akteur. Denn China hat bereits verstanden, dass die Kontrolle über die Navigation auch die Kontrolle über die Kommunikation bedeutet, über die Bewegung und über die Macht.
Beidou ist mehr als ein technisches System. Es ist ein stiller Kompass – dessen Richtung nicht nach Norden zeigt, sondern nach Peking.
Europas unsichtbare Front
Doch der Navigationskrieg bleibt nicht auf die aktuellen Krisengebiete beschränkt. Längst hat man in Teilen Europas die Folgen gezielter elektronischer Kriegsführung gespürt, deren Quelle oft auf das russische Kaliningrad zurückzuführen war.
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2024 registrierte man in Norwegen fast 300 Tage lang GPS-Störungen. Flugzeuge konnten nicht landen, Rettungsflüge fielen aus. In der Ostsee kam es zu „Geisterschiffen“ – ausgelöst durch falsche Positionsdaten und Störungen im Automatischen Identifikationssystem (AIS). Auch Finnland, Estland und Polen waren von GPS-Störungen betroffen.
Navigation ist längst nicht mehr nur militärisches Terrain. Navigation betrifft mehr und mehr auch die zivile Infrastruktur, den Handel, den Energiesektor und die Sicherheit der Länder und ihrer Bevölkerung.
Zwar besitzt Europa mit Galileo ein eigenes Navigationssystem – und es ist sogar von technologischer Stärke geprägt. Militärisch gesehen ist es allerdings noch relativ schwach. Das System ist kaum gegen Störungen gesichert – und es ist weder militärisch eingebunden, noch wurde es in irgendwelchen NATO-Operationen getestet.
Während China also mit Beidou seine Macht systematisch weiter ausbaut, wiegt sich Europa weiterhin trügerisch in Sicherheit – und spielt die überlegene Beobachterrolle.
(redaktionelle Überarbeitung: sm)
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