Lohnproteste und Fabrikschließungen: Chinas Wirtschaft brodelt

Chinas Wirtschaft hat derzeit große Probleme und Xi Jinping hat interne Machtkämpfe auszufechten, während das Damoklesschwert Zollstreit über dem Obersten Führer schwebt.
Titelbild
Im April und Anfang Mai kam es in China in vielen Wirtschaftszweigen zu zahlreichen Protesten, bei denen die Beschäftigten nicht gezahlte Löhne und Sozialleistungen forderten. Nach Angaben haben sie monatelang keinen vollen Lohn erhalten. Screenshot über The Epoch Times, mit freundlicher Genehmigung von yesterdayprotests.com
Von , 30. Mai 2025

Die deutsche Autoindustrie erlebt eine schwere Krise, auch wegen der unfairen Wettbewerbsbedingungen auf dem chinesischen Markt. Während dort die Autohersteller staatlich subventioniert werden, können sie so auf dem europäischen Markt die Preise unterbieten.

In den USA hat Donald Trump dieser Wettbewerbsverzerrung durch das kommunistische China, die nicht nur den Autobau betrifft, den Kampf angesagt. Mit seiner Zollpolitik versucht er, eine Wende zugunsten der amerikanischen Wirtschaft zu erreichen, was der exportorientierten Wirtschaft Chinas große Probleme bereitet.

Um sich einen Eindruck von der Lage im Land zu verschaffen, hat die Epoch Times mit Beschäftigten verschiedener Branchen und Regionen in China sowie mit Beschäftigten in Projekten der Neuen Seidenstraße in Indonesien gesprochen. Da die offiziellen Zahlen in China politisch gefiltert sind, müssen Marktbeobachter Umwege gehen und beispielsweise Satellitenbilder, Stromverbrauchszahlen, Protestgeschehen und andere Indizien auswerten, um zu Erkenntnissen zu gelangen.

 

Collage mit protestierenden Arbeitnehmern aus verschiedenen Branchen in China im April und Anfang Mai. Die Bilder stammen aus verschiedenen Regionen wie der Inneren Mongolei, Hongkong und den Provinzen Sichuan, Guangdong, Zhejiang, Henan, Jiangsu, Shandong, Chongqing und Shanxi. Die Menschen forderten die Auszahlung ausstehender Löhne und Sozialleistungen. Foto: Screenshot Epoch Times/mit freundlicher Genehmigung von yesterdayprotests.com

Geschlossene Fabriken, ausstehende Löhne und Arbeiterproteste

Im April und Anfang Mai kam es zu Dutzenden Arbeiterprotesten wegen fehlender oder gekürzter Lohn- und Sozialzahlungen. Einige der Arbeiter gaben an, dass ihre Arbeitgeber die Fabriken geschlossen und sich aus dem Staub gemacht hätten.

Zwischen dem 1. April und dem 21. Mai veröffentlichte der in den USA betriebene chinesischsprachige Blog YesterdayProtests Videos von über 60 Arbeiterprotesten und Streiks in 21 Provinzen und Gemeinden Chinas. Auch auf chinesischen Baustellen in Indonesien kam es zu Vorkommnissen.

Neben dem Baugewerbe und dem Immobiliensektor waren auch andere Branchen betroffen, darunter Elektronik, Pharmaindustrie, Medizin, Textilindustrie, Freizeitwirtschaft und der öffentliche Sektor. Laut der Epoch Times USA gehörte auch die chinesische Automobilindustrie dazu.

[etd-related posts=“5110362″]

Hohe Lohnschulden bei Neta Auto

Neta Auto, ein Elektroautohersteller im Konzern Hozon Auto in Shanghai, galt einst als aufsteigender Stern in Chinas Automobilindustrie. Und heute?

Ein Arbeiter von Neta sagte der Epoch Times unter Bedingung von Anonymität: „Für September und Oktober [2024] habe ich nur die Hälfte meines Gehalts erhalten, ab November die Hälfte eines gekürzten Gehalts.“

Er erklärte, er habe 2.690 Yuan (circa 330 Euro) im Monat bekommen, was der Mindestlohn in Shanghai sei. „In der Autoindustrie, zumindest in Shanghai, entlassen alle Fabriken Leute – niemand stellt mehr welche ein.“

[etd-related posts=“5136908″]

Offener Brief der Mitarbeiter berichtet von Betrug

6.000 Mitarbeiter veröffentlichten am 30. April einen offenen Brief auf der chinesischen Social-Media-Plattform WeChat und beschuldigten das Unternehmen, den Arbeitern im Durchschnitt jeweils mehr als 100.000 Yuan (circa 12.300 Euro) zu schulden. Den Behörden gegenüber hatte die Firma jedoch erklärt, die Gehälter voll auszuzahlen, sodass es weiterhin staatliche Unterstützung erhält.

In dem Brief wird zudem behauptet, dass die Geschäftsleitung die Mitarbeiter zum Kauf von Unternehmensaktien ermutigt habe, die Gelder jedoch veruntreut habe.

Dumping-Strategie ging nach hinten los

Neta, laut Anhui Business Daily 2022 mit 152.000 verkauften Autos noch die meistverkaufte Marke unter den sogenannten neuen Mächten der chinesischen Automobilindustrie, schrieb mit seiner Niedrigpreisstrategie zwischen 2021 und 2023 rote Zahlen von 18,3 Milliarden Yuan (2,23 Mrd. Euro).

Chinesischen Medien zufolge verkaufte Neta 2024 nur noch 64.500 Autos, so die Zahlen des chinesischen Automobilhändlerverbandes. Im Januar 2025 brach der Umsatz nochmals ein auf weniger als 200 verkaufte Autos.

[etd-related posts=“5140230″]

Ein am 15. April von Yesterdayprotests auf X veröffentlichtes Video zeigt Neta-Händler aus ganz China, die eine Woche vor der Neta-Fabrik in der Provinz Zheijiang ausharrten. Laut chinesischen Medien forderten sie Entschädigungen für bestellte und bereits bezahlte, aber noch nicht gelieferte Autos. Mitte Mai soll eine Insolvenzprüfung für Hozon beantragt worden sein. Für eine Stellungnahme war Hozon Auto nicht zu erreichen.

Arbeiterproteste vor Spielzeugfabrik

Am 6. Mai protestierten rund 400 Arbeiter vor Weilixing Toys Ltd. in Shenzhen, Provinz Guangdong. Der Spielzeughersteller, der nach Japan, in die USA und andere Länder exportiert, hatte einen Produktionsstopp angekündigt – aufgrund des rückläufigen internationalen Handels.

In einer Mitteilung versprach man, dass die Lokalregierung eingreifen werde, um Lohnstreitigkeiten, Schulden und Arbeitslosigkeitsprobleme zu regeln. Man halte sich „strikt an die Anweisungen der Regierung und die Konkursbestimmungen“, hieß es.

Eine Mitarbeiterin sagte gegenüber der Epoch Times, dass die Eigentümer mit 23 Millionen Yuan (2,8 Mio. Euro) verschuldet seien. Den Arbeitern seien zwar Grundlöhne gezahlt worden, Prämien hätten sie jedoch nicht erhalten.

Sie sagte auch, dass die Produktion der Fabrik in Shenzhen geschlossen und in das Werk in Heyuan verlegt werden soll. Dabei handelt es sich um eine Standortänderung nach dem inoffiziellen fünfstufigen Tier-City-System von einer der vier Kategorie-I-Metropolen des Landes – neben Peking, Shanghai und Guangzhou – in eine viertklassige Stadt, die 170 Kilometer entfernt liegt.

[etd-related posts=“5143241,4676563″]

Die Frau erklärte, dass manche der Arbeiter bereits seit zehn oder 20 Jahren in der Fabrik tätig seien. Für sie gebe es aber keine Entschädigung und es werde auch niemand in die Fabrik in Heyuan übernommen. Rund 200 Fabrikarbeiter seien von der Schließung betroffen, sowie Subunternehmer und Lieferanten.

Yesterdayprotests postete auch Impressionen von zwei weiteren Demonstrationen. Diese fanden am 11. und 13. Mai vor dem Werk in Heyuan statt. Auch hier ging es um Lohnforderungen der Arbeiter. Für eine Stellungnahme war Weilixing Toys nicht erreichbar.

[etd-brightchat-video=„https://vod.brightchat.com/embed/e1203534-bd7e-4d47-8151-1d384c2450e4“]

Bereits im April hatten Fabrikarbeiter des Spielzeugherstellers der Epoch Times berichtet, dass die Exporte aufgrund des Zollstreits mit den USA erheblich beeinträchtigt worden seien. Ein Mitarbeiter der Lokalregierung in Shenzhen erklärte zudem, dass viele Fabriken in seinem Zuständigkeitsbereich wegen niedrigerer Lohnkosten in andere Provinzen ausgewichen seien.

Elektrogerätehersteller in Not

Am 5. Mai kam es zur Aussperrung der Arbeiter beim Elektrogerätehersteller Yuangao, der zu einem taiwanischen Unternehmen gehört. Schon im Vorjahr waren Teile der Produktion in andere Werke verlegt worden. Im April wurde den Arbeitern eine zweimonatige Freistellung angeboten. Sie reagierten mit Protesten.

Ein Arbeiter, der das Unternehmen kürzlich verließ, sprach mit der Epoch Times. Er erklärte, dass von den ehemals rund 6.000 Beschäftigten nur noch 2.000 im Unternehmen seien – und diese hätten Urlaub nehmen müssen. Viele von ihnen seien mittleren Alters oder kurz vor der Rente und hätten kaum Aussicht auf einen neuen Job.

[etd-related posts=“4574594,5076925″]

Grundlöhne seien gezahlt worden, aber die Beiträge zur Sozialversicherung und zum Wohnungsbaufonds seien nicht korrekt gezahlt worden, weshalb es zum Streit gekommen sei. Auch Yuangao war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Andere Branchen, andere Orte, gleiche Probleme

Proteste gegen monatelange Lohnrückstände gab es auch von mehr als 1.000 Arbeitern bei Sengled Optoelectronics Co., Ltd., einem Beleuchtungshersteller in Tongxiang, Provinz Zhejiang, schilderte ein Arbeiter gegenüber Epoch Times.

5月15至16日,浙江嘉兴桐乡市生迪光电的工人再次到工厂讨薪,但仍未拿到被拖欠的工资。

[image or embed]

— 昨天 (@yesterdaynews.bsky.social) 17. Mai 2025 um 06:23

Laut der Plattform Yesterday waren weitere Hersteller in den vergangenen sieben Wochen in Lohnstreiks und Proteste verwickelt:

  • ein Zahnersatzhersteller in Chengdu, Provinz Sichuan,

  • eine Bekleidungsfabrik und ein Schuhhersteller in Guangdong,

  • ein Schuhhersteller in Chongqing,

  • Niederlassungen von Leader Tech Electronics in Sichuan und Hubei,

  • Papierfabriken in Shandong und Guangdong,

  • eine Getreidemühle in Henan,

  • Ruiying Pharmaceutical in Shandong

  • sowie Changqing Biology Science and Technology in Shanxi.

Belt-and-Road-Projekte in Indonesien von Lohnstreiks betroffen

Ein chinesischer Leiharbeiter, der vorübergehend in der indonesischen Wirtschaftszone Nordkalimantan, Borneo, lebt, sagte, er warte immer noch auf seine Lohnzahlungen für Januar und April. Er arbeitete für die 12th Metallurgical Construction Co., Ltd., die zur staatlichen China Nonferrous Metals Industry gehört, am Bau einer Aluminiumfabrik.

„Es gibt derzeit nicht viel Arbeit, deshalb will das Unternehmen Leute entlassen“, erklärte er. Sechs oder sieben seien abgereist, aber selbst „die Kosten für Flüge und Visabearbeitung wurden von ihrem Gehalt abgezogen“, sagte er. Ein Videobeitrag von Yesterdayprotests zeigt eine Protestszene wegen ausstehender Löhne am 6. Mai.

[etd-related posts=“4981560,4037649″]

In einer Erklärung am 14. Januar hatte das Unternehmen sein 57-Millionen-Dollar-Projekt in Nordkalimantan noch als erfolgreiches Beispiel der Belt-and-Road-Initiative des chinesischen Regimes hervorgehoben.

Auch diese Firma war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mitte April gab es bei dem Bauprojekt einer Nickelschmelzanlage Streiks wegen ausbleibender Bezahlung. Auf dem Belt-and-Road-Projekt arbeiten chinesische und indonesische Arbeiter der China 19th Metallurgical Group Corp., Ltd.

Rund vier Wochen später traten auch die Arbeiter der China National Chemical Engineering Sixth Construction Co., Ltd. in den Streik zu dem Prestigeprojekt ein.


The Epoch Times kontaktierte die China National Chemical Engineering Sixth Construction Co., Ltd. und bat um eine Stellungnahme, erhielt jedoch bis Redaktionsschluss keine Antwort. Die China 19th Metallurgical Group Corp., Ltd. konnte The Epoch Times nicht erreichen.

Laut der Protestplattform sollen auch Arbeiter von sechs weiteren Baustellen verschiedener Unternehmen in der Inneren Mongolei, in den Provinzen Sichuan, Guangdong, Hunan und in Hongkong mittlerweile um ihre Löhne bangen.

[etd-related posts=“4826386,4020617″]

Ein Mitarbeiter eines Subunternehmers, der für ein Photovoltaikprojekt der China Construction Eighth Engineering Division Corp. Ltd. in Laizhou, Provinz Shandong, arbeitet, erklärte, dass die Arbeiter dieses Jahr noch überhaupt kein Geld erhalten hätten. Sein Chef, der aus demselben Dorf wie er stamme, sei schon mehr als zehn Jahre bei dem Unternehmen.

„Der Chef sagte, China Construction habe ihn nicht bezahlt“, sagte er. Als er 2023 in Laizhou für das Unternehmen gearbeitet habe, sei er immer gut und vollständig bezahlt worden. „Ich weiß nicht, was dieses Jahr passiert ist.“

Auch China Construction Eighth Engineering Division Corp., Ltd. reagierte nicht auf eine Anfrage.

Auch „Visionland“ und Schulen mit Zahlungsproblemen?

In Peking erklärte ein Mitarbeiter des Vergnügungsparks „Visionland“ in Liuzhou gegenüber der Epoch Times, dass die Arbeiter seit fünf Monaten nicht bezahlt worden seien.

Die Epoch Times konnte „Visionland“ für eine Stellungnahme nicht erreichen.

Ein Lehrer aus Jinan in der Provinz Shandong sagte der Epoch Times, dass die befristet angestellten Lehrer an ihrer Schule seit vier oder fünf Monaten keinen Lohn mehr bekommen hätten, weil die örtlichen Behörden nicht über die nötigen Mittel verfügten, um sie zu bezahlen.

[etd-related posts=“5112306,5124337,3939121″]

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „As China’s Economy Weakens, Tens of Thousands of Workers Protest Against Unpaid Wages“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion