Machtdemonstration: China schickt Flugzeugträger nach Hongkong

In Kürze:
Mittlerweile hat China die größte Flotte von Kriegsschiffen und U-Booten der Welt.
Zwei Flugzeugträger sind auf See unterwegs, ein dritter in der Testphase, ein vierter im Bau.
Ihr Treibstoff reicht allerdings nur für eine Woche, was ihre Reichweite begrenzt.
Sicherheitsforscher analysieren ihre Schwächen.
Chinas erster im Inland gebauter Flugzeugträger, die „Shandong“, legte am 3. Juli in Hongkong an – nur wenige Tage nach dem 28. Jahrestag der Übergabe des Gebiets von Großbritannien an Peking.
Analysten sehen dies als ein Zeichen dafür, dass das kommunistische Regime Chinas seine Seemacht aktiv ausbaut. Andere Staaten der Region sind darüber beunruhigt. Gleichzeitig ist es das zweite Mal, dass ein chinesischer Flugzeugträger in Hongkong andockt. Das letzte Mal kam im Jahr 2017 die „Liaoning“, Chinas erster Flugzeugträger.
Die weltweit größte Marine
Begleitet wurde die „Shandong“ in Hongkong von zwei Zerstörern und einer Fregatte, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Die Kriegsschiffe werden sich ab dem 3. Juli fünf Tage lang in Hongkong aufhalten. Die „Shandong“ war am Wochenende für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Flugzeugträger, 2019 in Dienst gestellt, ist ein wichtiger Teil von Chinas regionalen strategischen Ambitionen. Die in China regierende Kommunistische Partei Chinas (KPCh) hat ihre Seemacht rasch aufgerüstet, um ihren Einfluss in der Pazifikregion auszuweiten und die von den USA geführte Allianz herauszufordern.

Chinas erster im eigenen Land gebauter Flugzeugträger, die „Shandong“, läuft am 3. Juli 2025 in Hongkong ein. Der 2019 in Dienst gestellte 305 Meter lange Flugzeugträger gilt als der Schlüssel zu den Ambitionen des Landes unter Parteichef Xi Jinping, der einen massiven Ausbau der Marine vorgab. Foto: Peter Parks/AFP via Getty Images
Ein dritter chinesischer Flugzeugträger befindet sich derzeit in der Erprobungsphase auf See, ein vierter ist im Bau.
Das US-Verteidigungsministerium berichtete im Dezember 2024, dass China mit einer Kampfkraft von über 370 Schiffen und U-Booten über die größte Marine der Welt verfüge. China hat die Vereinigten Staaten zwischen 2015 und 2020 in der Anzahl der Kampfschiffe überholt.
Peking will Fähigkeiten auf großen Distanzen verbessern
Japan äußerte im Juni seine Besorgnis darüber, dass Chinas Manöver mit zwei Flugzeugträgern im Westpazifik das seiner ihrer Art sei. Es zeigte Pekings Absicht, seine Kampffähigkeiten auf großen Distanzen zu verbessern.
So erschien die „Shandong“ während einer gemeinsamen Militärübung der USA und der Philippinen im April in philippinischen Gewässern, was die anhaltenden Spannungen zwischen Manila und Peking wegen umstrittener Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer verschärfte.
Ebenfalls im April nahm die „Shandong“ an Einschüchterungsmanövern vor Taiwan teil. Hier wurde getestet, den Inselstaat zu „blockieren“. Das chinesische Regime beansprucht Taiwan als sein Hoheitsgebiet, obwohl es die Insel nie beherrscht hat. Die KPCh schließt nicht aus, die Insel mit Gewalt einzunehmen.
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Sicherheitsforscher: „Sanfte politische Indoktrination“
Das Anlegen der Shandong in Hongkong „soll dazu dienen, der Außenwelt, insbesondere dem Westen, ihre militärische Macht zu demonstrieren“, sagt Shen Ming-shih gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times. Er ist Direktor der Abteilung für nationale Sicherheitsforschung am taiwanischen Institute for National Defense and Security Research.
Ähnlich äußert sich Chung Chih-tung, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts: Der Besuch der „Shandong“ in Hongkong diene der „sanften politischen Indoktrination“. Am 6. Juli sagte er, „man hofft, der Bevölkerung von Hongkong den Eindruck zu vermitteln, dass China eine starke Macht ist, die Überlegenheit der nationalen Sicherheit zu demonstrieren und den ,Patriotismus‘ der Hongkonger zu wecken“.
Blaupause waren sowjetische Flugzeugträgerentwürfe
Die chinesischen Flugzeugträger liegen technologisch und qualitativ weit hinter den amerikanischen zurück. Sowohl die „Shandong“ als auch die „Liaoning“ basieren auf sowjetischen Entwürfen für Flugzeugträger, die aus den Jahren 1922 bis 1991 stammen.
Die „Shandong“ beruht auf einem Entwurf aus den 1980er-Jahren. Leistung und Qualität sind laut Shen Ming-shih geringer als die der amerikanischen Flugzeugträger. Insgesamt könne sie 40 bis 50 Flugzeuge transportieren, dazu noch einige Hubschrauber. „Ein amerikanischer Flugzeugträger kann doppelt so viele Kampfjets transportieren wie einer der KP Chinas“, so der Sicherheitsforscher.
Die Kampffähigkeit liege etwa 15 bis 20 Jahre hinter der des aktuellen US-Flugzeugträgers, schätzt er. „Daher denke ich, dass die KPCh ihre Flugzeugträger nicht für unüberlegte Handlungen einsetzen wird.“

Nach der Ankunft der „Shandong“ in Hongkong am 3. Juli 2025. Foto: May James/AFP via Getty Images
Flugzeugträger scheint „viel anfälliger“ zu sein
Shen Zhou, Kolumnist der chinesischsprachigen Ausgabe der Epoch Times, stellte fest, dass die „Shandong“ nach ihrer Rückkehr von der ersten Inselkette „nicht direkt Hongkong besuchte, sondern zunächst ihren Stützpunkt auf [der chinesischen Insel] Hainan für eine Wartung aufsuchte. Erst danach fuhr sie nach Hongkong“.
„Dieses Hin- und Herfahren wäre für einen US-Flugzeugträger undenkbar.“
Er verglich es mit den im Westpazifik stationierten US-Flugzeugträgern, „die jederzeit in Häfen vieler Länder andocken können, wie in Guam, Japan, den Philippinen, Vietnam oder Singapur. Im November 2018 hatte die ‚USS Ronald Reagan‘ auch Hongkong besucht.“
Der chinesische Flugzeugträger scheine „viel anfälliger zu sein“, schrieb er. „Nach einer kurzen Phase einer Übung auf großen Distanzen muss er für Reparaturen in seinen Heimathafen Sanya [auf Hainan] zurückkehren. Das zeigt auch einen Unterschied in der Kampfbereitschaft.“
Der Flugzeugträger wage zudem nicht, in Hongkong zu tanken und Vorräte aufzufüllen – vielleicht aus Angst vor Sicherheitsproblemen. „Obwohl die KPCh die volle Kontrolle über Hongkong innehat und viele Funktionäre und Geschäftsleute in Hongkong manipuliert, traut sie ihnen nicht wirklich.“
Probleme bei der Versorgung
Auch Analysten weisen auf die Versorgungsprobleme für chinesische Flugzeugträger hin. Falls ein Krieg ausbrechen sollte, „kann die ‚Shandong‘-Flugzeugträgerkampfgruppe nur zwischen Sanya und dem Ort des Geschehens pendeln oder sich über Versorgungsschiffe Nachschub holen. Das schränkt ihre Kampffähigkeit stark ein“, schrieb Shen Zhou.
Sowohl die „Liaoning“ als auch die „Shandong“ sind herkömmlich angetriebene Flugzeugträger, so Shen Ming-shih. „Ihr Treibstoff reicht für etwa sieben Tage Fahrt, sodass sie zum Auftanken auf Versorgungsschiffe angewiesen sind.“
Das sei „eine fatale Schwäche“. Shen Ming-shih ergänzt: „Sobald Taiwan, Japan oder die USA diese Versorgungsschiffe zerstören, verliert der Flugzeugträger seinen Nachschub und wird auf See verwundbarer.“
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Damit wird es auch unwahrscheinlich, dass chinesische Flugzeugträger im Osten den mittleren Pazifik erreichen – ihnen fehlen die Militärbasen in Übersee. Für den Westen fügt er hinzu: „Wir haben noch nicht gesehen, dass die ‚Shandong‘ und die ‚Liaoning‘ die Straße von Malakka zum Indischen Ozean überqueren, weil zuerst die Logistik und die Versorgung gelöst werden müssen.“
Ähnliche Probleme hat Chinas dritter Flugzeugträger, die „Fujian“, die ebenfalls traditionell angetrieben werde.
Strategische Einschränkung für Peking
Chung Chih-tung teilt diese Einschätzung. „Das Wichtigste an einem Flugzeugträger ist seine logistische Unterstützung, denn sie ist für Operationen auf hoher See notwendig. Zwischen der ersten und der zweiten Inselkette hat China keine Militärbasen, die Versorgung und logistische Unterstützung leisten können – im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die dies auf Guam tun können.“ Zudem haben amerikanische Flugzeugträger einen Atomantrieb.
Da die „ozeanische strategische Projektion des chinesischen Regimes durch die Versorgungsprobleme eingeschränkt ist, konzentrieren sich seine derzeitigen Aktivitäten hauptsächlich auf die erste Inselkette“, so Chung weiter.
Wie reagieren die Nachbarstaaten?
Analysten wiesen darauf hin, dass anliegende Länder über unterschiedliche Mittel verfügen, um auf die maritime Expansion der KPCh in der Region zu reagieren.
So habe Japan laut Shen Ming-shih auf seinen südwestlichen Inseln Langstreckenraketen zur Schiffsabwehr stationiert. Ähnliches gilt für Taiwan, welches im Norden und Osten der Insel landgestützte Antischiffsraketen vorhält.
„Außerdem kann die taiwanische Luftwaffe mit ihren F-16-Kampfjets Harpoon-Raketen abfeuern oder die Kriegsschiffe können Hsiung-Feng-III-Raketen absetzen. Auch die USA haben im nördlichen Teil der philippinischen Insel Luzon einige Langstrecken-Antischiffsraketen stationiert“, sagte er. „Taktische U-Boote mit Nuklearantrieb der USA können mit ihren schweren Torpedos oder Antischiffsraketen diese Flugzeugträger leicht zerstören.“
Chung Chih-tung ergänzt, dass das US-Militär ebenfalls Langstrecken-Antischiffsraketen in Taiwan und Japan habe. „Natürlich wird die Angriffsreichweite der Kampfjets aus Japan, Taiwan und von den Philippinen weiter erhöht, was ebenfalls eine erhebliche Bedrohung für Chinas derzeitige traditionell betriebene Flugzeugträger darstellt.“
Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „China Sends Aircraft Carrier to Hong Kong Amid Rising Maritime Tensions“. (deutsche Bearbeitung ks)
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