Mysteriöser Tod eines Medizinstudenten: Organhandel im Krankenhaus vermutet

In Kürze:
Ein Medizinstudent wird tot aufgefunden.
Selbstmord ist die offizielle Version.
Die Familie zweifelt dies an.
Organhandel in dem Krankenhaus soll umfangreich sein.
Verbrechen im Hintergrund?
Nach monatelangen Ermittlungen der Behörden der Kommunistischen Partei Chinas zu dem Tod eines jungen Medizinstudenten stuften diese ihn als Selbstmord ein. Doch die Familie des Toten glaubt der offiziellen Version nicht – und sie steht damit nicht allein da.
Luo Shuaiyu hieß der junge Mann, der im Mai 2024 vor dem Wohnheim seiner Hochschule tot aufgefunden wurde. Er war Medizinstudent im Praktikum im Zweiten Xiangya-Krankenhaus, einem der renommiertesten Krankenhäuser Chinas, in Changsha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, in Zentralchina gelegen.
War Luo einem Verbrechen auf die Spur gekommen?
Luo hatte nur noch wenige Wochen bis zu seinem Abschluss vor sich, als man ihn fand. An seinem Hemd fehlten zwei Knöpfe, und ein zerbrochenes Glas seiner Brille fand man auf seinem Bett, wie die englischsprachige Ausgabe der Epoch Times berichtete.
Zum Zeitpunkt seines Todes wurde gerade gegen einen Arzt in dem Krankenhaus ermittelt, der Monate später zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Jener Arzt, Liu Xiangfeng, hatte an Patienten anlasslose Operationen vorgenommen.
Doch was hatte Medizinstudent Luo damit zu tun? Dieser hatte laut den Eltern Material zusammengetragen, welches den Chirurgen Liu und weitere Personen im Krankenhaus belastet. Es ging um den Verdacht des Organraubs an Patienten.
Offizielle Version: Selbstmord
Epoch Times konnte mit einer Person aus dem Umfeld der Familie Luo sprechen. Diese Person erklärte, dass sich Luo geweigert hatte, Forderungen des Krankenhauses bezüglich Organspenden für Kinder nachzukommen.
Luo hatte die Absicht geäußert, das Krankenhaus anzuzeigen. Kurz darauf war er tot.
Chinesische Beamte verfassten im Juni einen Untersuchungsbericht, gemeinsam mit der dem Krankenhaus angeschlossenen Central South University. Das Ergebnis der Untersuchung: Selbstmord durch Sprung von einem Gebäude.
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Familie zweifelt an der Untersuchung
Doch die Familie des toten Studenten traut der offiziellen Version nicht über den Weg. Luos Vater äußerte in Weibo, einem X-ähnlichen chinesischen sozialen Medium, dass die offizielle Version „nicht der Realität entspricht“.
Nicht nur dass die betroffene Universität selbst mit in die Untersuchungen involviert war, sondern auch eine Abteilung des öffentlichen Sicherheitsamts der Stadt war beteiligt. Diese hatte zuvor den Verdacht der Familie als unbegründet zurückgewiesen.
Später bezweifelte die Familie die offizielle Version öffentlich in einer gemeinsamen Erklärung. Man deutete unter anderem auf bestehende Interessenkonflikte in der Zusammensetzung des Ermittlungsteams hin: „Diese Ermittlung ist im Wesentlichen eine Untersuchung, die sie gegen sich selbst führen“, erklärte die Familie Luo.
Virale Unterstützung im Internet
Luos Familie fand Unterlagen von Zahlungen für Organe auf Luos Laptop und Handy nach seinem Tod. Sie hatten die Geräte nur von der Polizei erhalten, weil sie einen Schweigevertrag unterschrieben hatten. Ein erheblicher Teil der Daten fehlte jedoch. Der Familie gelang es, einen Teil davon zu rekonstruieren. So fanden sie einen Ordner „Beschwerdematerialien“ von 2022. Dies hatte Luos Vater online in Screenshots geteilt.
Online veröffentlicht hat der Vater auch in Screenshots die Zahlung eines Schweigegeldes durch das Krankenhaus. Kurz nach Luos Tod wurden der Familie 853.000 Yuan (rund 101.000 Euro) überwiesen und sie wurde gebeten, nicht über das Thema zu sprechen.
Die Zweifel der Familie an der Echtheit der offiziellen Version werden im chinesischen Internet von vielen unterstützt, die Beiträge der Familie Luo zehntausendfach geteilt.
In einem Video bedankt sich der Vater bei der Öffentlichkeit für die Unterstützung des Familienanliegens. Das Video wurde 14 Millionen Mal abgespielt. Jemand kommentierte: „Wir müssen uns bedanken“, hieß es da – und: „Sie und Ihre Familie haben einen hohen Preis dafür bezahlt, dass dies heute ans Licht kommt.“
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Dr. Liu
Der junge Luo hatte 2021 mit seinem Studium an der Xiangya School of Medicine der Central South University begonnen und absolvierte ein Praktikum in der Nierentransplantationsabteilung des Second Xiangya Hospitals. Mehrere Monate lang hatte Luo auch unter dem später verurteilten Liu, dem stellvertretenden Direktor der Leber-, Gallen- und Pankreaschirurgie des Krankenhauses, gearbeitet.
Zu dieser Zeit häuften sich im Internet die Beschwerden über Liu. Personen, die sich als Opfer oder Krankenhausmitarbeiter ausgaben, berichteten demnach anonym, dass Liu die Symptome der Patienten dramatischer dargestellt habe, als es die tatsächliche Lage zuließ. Er habe den Patienten kostspielige und zudem qualitativ bedenkliche Medikamente verkauft und oft sogar auf unnötige und teure Operationen gedrängt.
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Von einer Person wurde Liu demnach vorgeworfen, seinem Verwandten die Bauchspeicheldrüse und die Milz aufgrund von Krebsverdacht entfernt zu haben, obwohl keine Krebszellen gefunden wurden. Eine andere Person warf Liu vor, seine gesunde Gallenblase entfernt zu haben. Dann habe er in die entfernte Gallenblase Gallensteine eingesetzt, um sie der Familie des Patienten zu präsentieren.
Im Sommer 2022 war die öffentliche Empörung gegen Liu so groß, dass sich das Krankenhaus gezwungen sah, ihn zu suspendieren und eine Untersuchung einleiten zu lassen. Liu wurde für schuldig befunden, fünf Patienten geschädigt und weitere leicht verletzt zu haben. Keiner der untersuchten Patienten hatte tatsächlich eine Operation benötigt, wie festgestellt wurde.
Die Aufzeichnungen des jungen Luo
Doch was hatte eigentlich der junge Medizinstudent Luo damit zu tun? Epoch Times konnte Einsicht in Screenshots privater Unterhaltungen und Aufzeichnungen von Luo nehmen. Aus einem offensichtlich heimlich aufgenommenen Video des Medizinstudenten nährte sich der Verdacht, dass Liu einem Patienten fast 1,5 Meter von dessen Dünndarm entfernt hatte – offenbar unnötigerweise und möglicherweise zum Zweck des Organhandels. Liu sagte zu einem Notarzt über die Entfernung des Organs: „Je länger, desto besser.“ Was Liu mit dem Darm anschließend gemacht hat, blieb unklar.
Luos Eltern verwiesen in einer Krankenhausbeschwerde auf ein längeres Gespräch mit Liu, in dem er behauptet haben soll, das Organ für „andere Zwecke“ zu benötigen. Die Luos deuteten dies als Hinweis auf eine mögliche Verwendung für eine Organtransplantation.
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Organempfänger sollen „Quellgebühr“ zahlen
Der Medizinstudent Luo, so stand es in dessen Lebenslauf, hatte innerhalb von drei Jahren im Krankenhaus an mehr als 200 Nierentransplantationen teilgenommen.
In einer Videoaufnahme von Luo war zu sehen, wie er in einer nahe gelegenen Stadt zwei Nieren abholte. Eine männliche Stimme fragte ihn, ob er auch die Leber haben wolle. Nachdem Luo dies verneint hatte, hatte die Person gleich eine andere Person gefragt. Ein anderer Mann schien zu sagen: „Diesmal haben wir das große Los gezogen.“ Es folgte Gelächter.
Luos Vater veröffentlichte in den sozialen Medien auch Screenshots von Zahlungen, die unter „Abrechnung von Dienstleistungen“ gelaufen waren. Luo hatte zwischen 2021 und 2023 mehr als 440.000 Yuan (rund 52.000 Euro) erhalten. Einen Großteil des Geldes überwies er an eine Oberschwester der Nierentransplantationsabteilung von Xiangya.
Im Juli 2022 forderte ein anderer Arzt des Xiangya-Krankenhauses in einem Beitrag auf Douyin, der chinesischen TikTok-Version, dass Patienten für eine Nierentransplantation zusätzlich zu den Operationskosten einen weiteren Betrag von 200.000 Yuan (circa 24.000 Euro) für eine „Nierenquellengebühr“ bereitzustellen haben.
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Die Informationen deuteten darauf hin, so schrieb Familie Luo, dass das Krankenhaus „kommerzialisiert“ mit Organen handelt. Was nicht aus den Aufzeichnungen von Luo und den Angaben seiner Familie hervorging, war, aus welchen Quellen diese Organe kamen, nur, dass es den Verdacht gibt, dass in dem Krankenhaus mit Organen gehandelt wird.
Der Unterschied zwischen Schein und Sein
Offiziell wurde 2007 in China der kommerzielle Organhandel verboten. Offiziell wurde auch 2015 die Verwendung von Organen hingerichteter Gefangener vollständig eingestellt und auf ein System freiwilliger Spenden umgestellt. Allerdings gibt es vielfältige Hinweise darauf, dass in China ein reger Handel mit menschlichen Organen stattfindet, der sich nicht mit freiwilligen Spenden erklären lässt – die ohnehin selten sind in China, aus kulturellen Gründen.
Doch was könnte sonst eine Quelle bieten, die sogar Organtransplantationen innerhalb kürzester Zeit möglich macht?
2019 kam in London ein unabhängiges „China-Tribunal“ unter Vorsitz von Kronanwalt Sir Geoffrey Nice KC nach einjähriger Untersuchung zu der „unausweichlichen Schlussfolgerung“: „Erzwungener Organraub wird seit Jahren in ganz China in erheblichem Umfang begangen und […] Falun-Gong-Praktizierende waren eine – und wahrscheinlich die wichtigste – Quelle der Organversorgung.“
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Der Artikel basiert auf „Questions Mount Over Death of Medical Student Who Alleged Organ Trade in Chinese Hospital“ von Eva Fu, erschienen bei theepochtimes.com.
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