Nach dem Fall: Experten diskutieren „Plan für China nach der KPCh“

Experten diskutierten in Washington, D. C. ein Szenario, das schneller eintreten könnte, als so mancher glaubt: der Fall der Kommunistischen Partei Chinas. Wie kann sich der Westen darauf vorbereiten?
Titelbild
Miles Yu, Direktor des China Center am Hudson Institute, spricht während einer Veranstaltung mit dem Titel „Nach dem Fall: Planen für ein postkommunistisches China“, die das Institut am 16. Juli 2025 in Washington, D.C. veranstaltete.Foto: Madalina Kilroy/Epoch Times
Von 26. Juli 2025

In Kürze:

  • Szenario des Untergangs des Pekinger Regimes und der Kommunistischen Partei Chinas am Hudson-Institut diskutiert.
  • Chinas Kollaps könnte plötzlich und heftig geschehen.
  • Machtkämpfe könnten gewaltige Geldmengen bewegen und ein globales Finanzchaos auslösen.
  • Stabilisierung der Folgeregierung als übergeordnetes Ziel.
  • Aufarbeitung der Verbrechen der KPCh durch Wahrheits- und Versöhnungsprozess.

 

Die Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas wird nicht ewig dauern. Darüber waren sich dieser Tage die Experten eines hochkarätig besetzten Forums am konservativen Hudson-Institut in Washington, D.C. einig.

Miles Yu, ehemaliger Berater des früheren US-Außenministers Mike Pompeo und Direktor des China Center am Hudson-Institut, betonte, dass sich Amerika auf den Tag eines Zusammenbruchs des Regimes vorbereiten müsse.

Das Ende des Regimes könne plötzlich geschehen und „sehr gewaltig“ sein, so der Chinaforscher am 16. Juli.

Bei der Veranstaltung unter dem Motto „Nach dem Fall: Planen für ein postkommunistisches China“ erklärte Yu, dass das Regime China jahrzehntelang unterdrückt habe. Es gebe „allen Arten von Problemen, Narben und institutionellen Mängeln, die sehr gefährlich sein könnten – auch für den Rest der Welt“, warnte der frühere US-Regierungsberater.

Peking lebt „in Paranoia“

Insgesamt ging es bei der Veranstaltung darum, wie man nach einem Zusammenbruch eine neue Regierung stabilisieren, ethnische Spannungen verhindern und die Grenzen sichern könne. Es müsse dann auch sichergestellt werden, dass Atomwaffen und Biolabore nicht in die falschen Hände geraten.

Wir müssen über die gleiche Art gewaltiger Aufgaben nachdenken, wie die Welt etwa nach dem Zusammenbruch des Regimes im nationalsozialistischen Deutschland stand, im kaiserlichen Japan oder auch nach dem Zusammenbruch des Sowjetkommunismus in Osteuropa“, sagte Yu.

Für den Professor an der Naval Academy in Annapolis, Maryland, steht fest: „Totalitäre Regime können jederzeit zusammenbrechen“, und das in Peking lebe jeden Tag „in Paranoia“.

Gordon Chang erwartet plötzlichen Zusammenbruch

Einer der Vortragsredner und Teilnehmer der Podiumsdiskussion war der Jurist und politische Analyst Gordon Chang, Senior Fellow am New Yorker Gatestone Institute. Gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times sagte Chang: „Aktuell herrscht in der Kommunistischen Partei große Unruhe. Sollten die internen Machtkämpfe eskalieren, wer weiß, was dann passieren wird.“

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Ein Regimewechsel könne entweder von oben oder von unten erfolgen, so Chang – allerdings gebe es „eine Million Möglichkeiten“, wie das geschehen könne.

Chang verwies auf geschichtliche Ereignisse des Wandels wie in Ostdeutschland und der ehemaligen Sowjetunion. Der Untergang der KPCh werde vermutlich nicht in Zeitlupe erfolgen, so Chang. „Ich glaube, wenn es passiert, werden wir überrascht sein“, sagte er. „Plötzlich – bam! – passiert es. So laufen solche Dinge ab.“

Der Chinaexperte Gordon Chang spricht am 16. Juli 2025 im Hudson Institute in Washington, D.C., während einer Veranstaltung mit dem Titel „Nach dem Fall: Planen für ein postkommunistisches China“. Foto: Madalina Kilroy/Epoch Times

Nach Angaben von Chang unternehme das Regime „große Anstrengungen, um China zusammenzuhalten“. Das bedeutete jedoch auch, dass das Land instabil sei, sagte der Chinaexperte. Im Verlauf der Veranstaltung verwies er auch auf die monatelangen Proteste Ende 2022.

Diese waren der Welt als „White-Paper-Proteste“ bekannt geworden und entstanden aus der weitverbreiteten Frustration über Chinas drastische Zero-COVID-Politik. Der direkte Auslöser war die öffentliche Empörung über eine Brandkatastrophe mit mindestens zehn Toten in einem abgeriegelten Hochhaus in der Uiguren-Hauptstadt Ürümqi während des Lockdowns.

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Chinas gewaltige Vermögen im Krisenfall

Chang, der sich bereits 2001 in seinem Buch „The Coming Collapse of China“ mit Szenarien eines Zusammenbruchs des chinesischen Machtsystems beschäftigt hatte, rät heute, fast 25 Jahre später, den USA zu raschem Handeln. Die Vereinigten Staaten sollten im Fall eines Zusammenbruchs die chinesischen Vermögenswerte im Land beschlagnahmen – angefangen bei den chinesischen Banken.

Vier chinesische Banken lagen 2024 bei den Vermögenswerten weltweit an der Weltspitze, wie aus einem Bericht von S&P Global Market Intelligence im April hervorging, einem der weltweit größten Finanzanalysten. Im Vergleich zur Industrial and Commercial Bank of China, welche mit Vermögenswerten von fast 6,7 Billionen US-Dollar auf Platz 1 auf dieser Rangliste steht, liegt die größte US-Bank, JPMorgan Chase, mit rund 4 Billionen US-Dollar Vermögen auf Platz 5.

Im Mai beliefen sich Chinas Devisenreserven laut offiziellen chinesischen Daten auf 3,28 Billionen US-Dollar und waren damit die größten der Welt.

Chang warnt daher, dass nach einem Zusammenbruch des Pekinger Regimes einige Fraktionen, die in China um die Macht ringen, Chinas Banken ausplündern könnten, um ihre politischen Ambitionen zu finanzieren.

Er mahnt: „Die Zeit drängt.“

Die US-Finanzbehörden sollten als „ultimativer Garant für finanzielle Sicherheit weltweit“ Vermögenswerte sichern und erwarten, dass andere Länder dem Beispiel der USA folgen. Das Finanzministerium sollte chinesische Devisenreserven beschlagnahmen und sich mit den Behörden in bekannten chinesischen Steueroasen wie London abstimmen, um auf störende Aktivitäten aufmerksam zu werden, riet der Experte.

Chang riet zudem, auf die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit zu achten. Er schlug vor, dass im Fall eines Zusammenbruchs die US-Regierung die Kontrolle über Amerikas größten Schweinefleischproduzenten, Smithfield Foods in Virginia, übernehmen sollte. Das Unternehmen wurde 2013 an die chinesische WH Group verkauft.

Systemische Verbrechen der KPCh im Auge behalten

Nina Shea, Senior Fellow und Direktorin des Zentrums für Religiöse Freiheit am Hudson-Institut, äußerte ihre Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten unverzüglich Druck auf die KPCh ausüben werden, um religiöse und politische Gefangene freizubekommen. Sie erwähnte die in Arbeitslagern in Xinjiang festgehaltenen Uiguren, die inhaftierten prodemokratischen Aktivisten von Hongkong oder die verfolgten Mitglieder der christlichen Hauskirchen und der katholischen Kirche. Ein aktueller Fall in China dreht sich um zehn inhaftierte katholische Bischöfe.

Shea sprach auch über Chinas großes dunkles Verbrechen: den Organraub, der hauptsächlich an Falun-Gong-Praktizierenden begangen wird. Um diese staatlich geförderte Zwangsentnahme von Organen zu stoppen, müsse zuerst die Durchführung von Organtransplantationen in China generell ausgesetzt werden, so die Expertin – und zwar so lange, bis das Regime nachweisen könne, dass die Organe von freiwilligen Spendern stammten. In China ist dies allerdings aus traditionellen Gründen eher die Ausnahme als die Regel.

Expertin: Hongkong wird nach Autonomie streben

Yu wies darauf hin, dass die chinesische Gesellschaft nach mehr als 70 Jahren Lügengeschichte der Kommunistischen Partei Chinas eine Art Wahrheits- und Versöhnungsprozess benötige.

Doch was ist, wenn Teile des Landes ihre eigenen Wege gehen wollen? Wird das riesige Reich nach einem Tag X auseinanderbrechen?

Nina Shea sagte, dass sie erwarte, dass Hongkong die Unabhängigkeit anstreben und wahrscheinlich dabei eine Vorreiterrolle einnehmen werde. Hongkong habe demokratische Erfahrung, einen hohen Entwicklungsstand und eine dynamische Wirtschaft. Die Stadt habe laut der Expertin dafür die besten Erfolgsaussichten.

Proteste für Demokratie in Hongkong im Juni 2019. Foto: Anthony Wallace/AFP via Getty Images

Wird es auch autonome Regionen geben?

Ebenso seien drei Regionen Chinas für Autonomiebestrebungen zu haben. Aufgrund der erzwungenen kulturellen Assimilation in Ningxia und der Inneren Mongolei sowie des Völkermords in Xinjiang gebe es dort ein weitverbreitetes Misstrauen gegenüber einer möglichen neuen Zentralregierung.

Laut der Expertin sollten die USA die Durchführbarkeit von Abspaltungen abwägen, und zwar für jede Region, die das anstrebe. Hierzu könne man den Willen der dort lebenden Bevölkerung sowie der regionalen Bedingungen heranziehen und einer Reihe von Richtlinien, die die US-Interessen widerspiegeln.

In der Diskussion wurde auch darüber beraten, ob die „Vereinigten Staaten von China“ eine Möglichkeit wären, wobei jede Region eine gewisse Selbstständigkeit bekäme. Laut Shea gebe es dabei aber eine Herausforderung: das Fehlen gemeinsamer Ideale wie Demokratie und Freiheit, wie sie in Amerika vorherrschen.

Shea und Yu waren sich jedoch einig, dass das chinesische Volk die Zukunft Chinas nach dem Ende der Kommunistischen Partei Chinas gestalten solle. Yu sagte gegenüber der Epoch Times, man solle die Menschen entscheiden lassen: „Wenn sie Teil eines Bundesstaates sein wollen, ist das in Ordnung; wenn nicht, dann bleiben Sie einfach unabhängig.“

Chinas mehrfache Krisen

Doch wie nah könnte ein solcher Tag X tatsächlich sein?

Das kommunistische China befindet sich in einer wachsenden Wirtschaftskrise, und auch international steht Peking unter Druck, unter anderem durch die US-Zollpolitik, seine Zusammenarbeit mit dem Iran-Regime und die Unterstützung Moskaus im Ukraine-Krieg. Auch der Streit mit den USA um den Panamakanal sorgt für Unmut, wie auch Chinas Industriespionage und seine unfairen Wirtschaftspraktiken im In- und Ausland.

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Doch auch intern scheint die chinesische Führungsriege sich in politischen Machtkämpfen zu befinden. Ob in Partei oder Militär – im Zuge der seit Jahren andauernden Antikorruptionskampagnen fielen zuerst Xis Widersacher in Ungnade. Doch der Wind scheint sich gedreht zu haben.

Staats- und Parteichef Xi Jinping (l.) und Außenminister Wang Yi. Foto: Ken Ishii-Pool/Getty Images

Nun sind es vorwiegend Xis Gefolgsleute, die in Untersuchungen um Korruption – oft ein Feigenblatt für politische Säuberungen – verwickelt sind.

Anfang des Jahres war Xi für 14 Tage nicht in der Öffentlichkeit zu sehen. Dann fehlte er beim wichtigen BRICS-Gipfel am 6./7. Juli, dem G7-Gegenstück mit mittlerweile zehn Mitgliedsstaaten, darunter China, Russland und Indien.

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Und um noch einmal an die anfänglichen Worte von Yu zu erinnern: „Totalitäre Regime können jederzeit zusammenbrechen.“

Dieser Artikel basiert auf „Experts Lay Out Plan for Post-CCP China“ von Eva Fu und Frank Fang, erschienen im Original auf theepochtimes.com.



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