Offizielle Rhetorik kontra harte Fakten: Warum Chinas Wachstum ins Stocken gerät
In Kürze:
- Chinesische Staatsmedien loben die wirtschaftlichen Erfolge der Partei. Analysten und Ökonomen sehen nach dem Evergrande-Bankrott und den Corona-Lockdowns eine tiefe Wirtschaftskrise.
- Das BIP-Wachstum schrumpft, Verbraucher- und Erzeugerpreise fallen, Exporte in die USA gingen um 27 Prozent zurück
- Analysten sehen das zentralisierte Ein-Parteien-System als Kernursache der Misere.
Machtkämpfe in der Partei, Wirtschaftskrise, überschwängliche Reden: In Peking tagt das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas hinter verschlossenen Türen. Laut staatlichen Medien konzentriert sich das Treffen auf die Ausarbeitung des nächsten Fünfjahrplans.
Analysten sehen das eigentliche Thema hingegen in den eskalierenden Machtkämpfen der Partei und der sich verschärfenden Wirtschaftskrise in China. Das Vierte Plenum begann am 20. Oktober und soll vier Tage dauern.
Bankrott von Evergrande wird überspielt
Am 20. Oktober veröffentlichte die Propagandaagentur der Partei, die Nachrichtenagentur „Xinhua“, eine Reihe von Kommentaren. Sie behaupten, dass Chinas wirtschaftliche Entwicklung unter Leitung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) während des aktuellen 14. Fünfjahresplans „bemerkenswerte Fortschritte“ erzielt habe.
Die Realität sieht anders aus, entgegnen Ökonomen und Brancheninsider.
Xu Zhen, Fachmann für Kapitalmärkte mit zwanzig Jahren Erfahrung im chinesischen Finanzsektor, sagte gegenüber Epoch Times, dass diese Zeit durch wirtschaftlichen Zusammenbruch geprägt sei.
„Das Platzen der Immobilienblase – symbolisiert durch den Bankrott von Evergrande – hat einen der Hauptmotoren des Wachstums ausgelöscht“, sagte er. „Die Exporte sind aufgrund des Handelskriegs mit den USA und der schrumpfenden Nachfrage aus dem Ausland ins Stocken geraten. Nach der Pandemie haben die Verbraucher Vertrauen und Kaufkraft verloren.“
Evergrande war einst Chinas größter Immobilienentwickler, doch nun wurde das Unternehmen von der Hongkonger Börse genommen und musste auf gerichtliche Anordnung ein Liquidationsverfahren einleiten.
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Xu fügte hinzu, dass die Kombination aus sinkenden Exporten, schwachem Konsum und steigender Verschuldung eine „Flutwelle von Insolvenzen und Arbeitslosigkeit“ ausgelöst habe. Dadurch seien Haushalte, Unternehmen und Kommunalverwaltungen hoch verschuldet. Diese Schuldenlast habe Chinas Industrie, vom Wohnungsbau über das Gesundheitswesen bis hin zur Bildung, lahmgelegt.
„Wolfskrieger“-Diplomatie hat den Westen vor den Kopf gestoßen
Der Kommentator für aktuelle chinesische Fragen, Wang He, kam zu einer ähnlichen Einschätzung. „Während des 14. Fünfjahrplans erlitt die KPCh erhebliche Rückschläge“, sagte er. „Ihre drakonischen Pandemie-Lockdowns ruinierten die Wirtschaft. Und bis 2023 brach die Mittelschicht, einst Hauptmotor des Konsums, weitgehend zusammen.“
Wang wies auch darauf hin, dass Pekings aggressive „Wolfskrieger“-Diplomatie den Westen vor den Kopf gestoßen und China in der Weltwirtschaft isoliert habe.
Chinas Wirtschaft befinde sich derzeit in der schlechtesten Lage seit Beginn der Ära der „Reform und Öffnung“ Ende der 1970er Jahre, die nach dem Tod des früheren KPCh-Diktators Mao Zedong begann, sagt Wang He. Und auch: „Dass die KPCh nun mit den Errungenschaften des 14. Fünfjahresplans prahlt, ist lächerlich.“
Offizielle Angaben stehen im Widerspruch zu harten Daten
Trotz Pekings optimistischer Rhetorik zeigen die offiziellen Statistiken eindeutige Anzeichen eines Rückgangs.
Laut Daten des eigenen Nationalen Statistikamtes der KPCh wuchs Chinas Wirtschaft im dritten Quartal um 4,8 Prozent – nach 5,2 Prozent im Vorquartal. Das ist das schwächste Ergebnis seit dem dritten Quartal 2024. Der Verbraucherpreisindex fiel im September gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent, was auf einen erneuten deflationären Druck hindeutet.
Die Exporte in die Vereinigten Staaten brachen im September im Vergleich zu 2024 um 27 Prozent ein und gingen in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 um 16,9 Prozent zurück. Gleichzeitig fielen die Erzeugerpreise, welche die Preise für Industrieprodukte für den Binnenmarkt abbilden, um 2,3 Prozent – den 36. Monat in Folge.
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Dennoch behauptete „Xinhua“ in einem Leitartikel vom 20. Oktober, dass die Fünfjahrpläne der KP Chinas zu „Wundern schnellen wirtschaftlichen Wachstums und langfristiger gesellschaftlicher Stabilität“ beigetragen hätten.
Analysten widersprechen diesen Behauptungen. „Diese ‚Wunder‘ gibt es einfach nicht“, sagte Wang. „Viele erwarten, dass Chinas [tatsächliche] Wachstumsrate auf 3 Prozent oder weniger sinkt.“ Er fügte an:
„Das Potenzial des Landes ist durch jahrelange Misswirtschaft der Partei erschöpft.“
Auch die sozialen Spannungen nehmen zu. „Willkürliche Angriffe, wachsende öffentliche Wut und die ungelöste öffentliche Empörung über den Tod des Schauspielers Yu Menglong zeigen, dass das sogenannte ‚Wunder der sozialen Stabilität‘ ein Mythos ist“, sagte Wang.
„Die KP Chinas sitzt auf einem sozialen Vulkan.“
Yu war ein berühmter Schauspieler in China, der am 11. September unter mysteriösen Umständen in Peking starb. Die chinesischen Behörden gaben an, er sei versehentlich gestürzt. Sie schlossen schnell Fremdeinwirkung aus und zensierten Onlinediskussionen über seinen Tod.
Interne Machtkämpfe überschatten politische Pläne
Fachleute gehen davon aus, dass der neue Fünfjahrplan, das Hauptthema der Plenarsitzung, wahrscheinlich nur eine Formalität sein wird. Der wahre Fokus liege auf dem sich verschärfenden internen Machtkampf der Partei.
Nur wenige Tage vor Beginn der Sitzung gab Chinas Verteidigungsministerium am 17. Oktober die Entlassung von neun hochrangigen Militärs bekannt, die mit Xi Jinping in Verbindung standen. Dieser Schritt wurde allgemein als Zeichen dafür interpretiert, dass sich die Fraktionskämpfe auf höchsten Ebenen von Partei und Militär verschärfen.
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Der taiwanische Wissenschaftler Wu Se-Chih schrieb am 17. Oktober in Taiwans „Newtalk“: „Während Xi voraussichtlich eine triumphale Rede halten und eine Atmosphäre von ‚Harmonie und Wohlstand‘ inszenieren wird, werden die zugrunde liegenden personellen Veränderungen von Spannungen und Unbehagen geprägt sein.“
Angesichts des doppelten Drucks durch politische Machtkämpfe und wirtschaftliche Instabilität könnte der kommende 15. Fünfjahrplan weitgehend symbolisch bleiben. Er schrieb, dass China nach dem Plenum möglicherweise in eine noch tiefere interne Stagnation geraten werde.
Analysten hätten eine Lösung
„Xinhua“-Kommentare besagen, dass die KP Chinas der Schlüssel zum Erfolg und Wohlstand sei. Analysten stimmen dem zu – allerdings nicht in der Weise, wie Peking es meint.
„Das Vierte Plenum bietet keine wirksamen Lösungen“, sagte Wang. „Selbst wenn es neue Maßnahmen einführt, würden diese nicht ordnungsgemäß umgesetzt. Die Partei ist zur Wurzel all der Probleme geworden, mit denen China zu kämpfen hat. Die einzige echte Lösung ist ihre Auflösung.“
Kapitalmarktspezialist Xu schloss sich dieser Ansicht an. Er machte Chinas zentralisiertes Ein-Parteien-System dafür verantwortlich, Innovation und Wachstum zu ersticken.
„Die Partei besteht darauf, alles zu kontrollieren, und lässt nichts außerhalb ihrer Reichweite“, sagte er. „Wenn sie die Kontrolle übernimmt, erstickt alles. Wenn sie die Kontrolle lockert, folgt Chaos. Ihre Besessenheit, die Nation zu mobilisieren, um ‚große Dinge zu tun‘ und mit den USA zu konkurrieren, hat China in eine schmerzhafte Deflationsspirale getrieben.“
„Während des 15. Fünfjahresplans wird die Wirtschaft wahrscheinlich noch schneller schrumpfen. Die einfachen Menschen werden noch mehr leiden. Der einzige Weg nach vorn besteht darin, zu erkennen, was die KPCh wirklich ist – und ihre Herrschaft zu beenden.“
Ning Haizhong und Luo Ya haben zu diesem Bericht beigetragen.
Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „CCP State Media Claims Success as Analysts Highlight Clear Signs of Economic Decline“. (deutsche Bearbeitung ks)
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