Organdiplomatie? Mikrofone verraten Xis und Putins Traum vom ewigen Leben

In Kürze:
- Ein Mikrofon, das nicht schweigen wollte.
- Uneingeschränkt leben, uneingeschränkt herrschen.
- Brisante Worte, beiläufig geäußert: Was sagt uns das?
- Wenn Zahlen den Vorhang lüften, zu grauenhaften Verbrechen.
Xis und Putins Unsterblichkeitsgespräch geht um die Welt. Nur ein fantasievoller Plausch unter alternden Autokraten, oder steckt da womöglich mehr dahinter? In der Sendung „Leas Einblick“ wirft die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebende chinesische YouTuberin einen genaueren Blick auf die beiläufige Unterhaltung der beiden Staatschefs, während ein möglicherweise zufällig aktives und unerlaubtes Mikrofon ihre Worte aufzeichnete – und in die Welt entsandte …
Am 3. September 2025 fand in Peking die große Militärparade zum 80. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg statt. Der Tian’anmen-Platz in Peking war mit Stacheldraht umzäunt und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillierten durch die Straßen. Die Stimmung war nicht nur feierlich, sondern auch von einer eigentümlichen Strenge – die das Bild einer Regierung vermittelte, die von einem tiefen Sicherheitsbedürfnis geprägt ist.
Obwohl sich das Regime seine Machtdemonstration umgerechnet über vier Milliarden US-Dollar kosten ließ, waren es nicht Panzer und Raketen, die an diesem Tag die größte Aufmerksamkeit erhielten, sondern ein Gespräch am Rande des Geschehens. Ganz ungewollt gelangte es über eine Live-Übertragung des chinesischen Staatsfernsehsenders „CCTV“ in die Welt hinaus, um zu berichten. Es waren Xi Jinping, Chinas Staatschef, und der russische Präsident Wladimir Putin, die für diesen unerwarteten Zündstoff sorgten – noch bevor die Parade begonnen hatte.
„Menschen über siebzig Jahre sind selten, heute gilt siebzig noch als Jugend“, begann Xi Jinping ein höchst sensibles Thema anzuschneiden, während er mit den Staatsgästen an der Spitze seines Gefolges auf dem Weg zur Tribüne am Tian’anmen war. Putin nahm willig das Thema auf und sagte seinerseits: „Die Organe des Menschen können immer wieder ersetzt werden – man könnte jünger werden, ja vielleicht sogar unsterblich.“ Xi gab seine Überlegungen dazu preis: „Es gibt Prognosen, dass der Mensch in diesem Jahrhundert 150 Jahre alt werden könnte.“
Ein beiläufiger Dialog nur – und doch Worte, die die Welt aufhorchen ließen. Sie werfen drängende Fragen über die moderne Transplantationsmedizin, über Macht und Privilegien auf. Und sie führen unweigerlich zu einem Thema, das in den vergangenen Jahren zunehmend diskutiert wird: „Organdiplomatie“.
„Organdiplomatie“? Was ist das?
„Organdiplomatie“ bezeichnet einen Vorgang, bei dem das Pekinger Regime ausländischen Politikern oder hochrangigen Gästen in besonders kurzer Zeit Organtransplantationen ermöglicht. Das ist nicht bloß medizinische Hilfe – es ist eine Form stiller Diplomatie, bei der Leben und Gesundheit zu einem politischen Tauschmittel werden.
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ereignete sich am 20. September 2024.
Der malaysische König, Sultan Ibrahim Iskandar, besuchte zu dieser Zeit Xi Jinping in Peking. Es war ein Festakt zum 50. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Malaysia. Während des Treffens sprach der Sultan etwas an, das sich vor mehr als zehn Jahren ereignet hatte. Er dankte China ausdrücklich für eine „besondere Regelung“, die seinem Sohn, Prinz Tunku Abdul Jalil, 2014 zugutegekommen war. Der damals erst 25-jährige Prinz war an Leberkrebs erkrankt und erhielt in Guangzhou eine Lebertransplantation. Die Operation wurde an einem Krankenhaus der Sun-Yat-sen-Universität durchgeführt.
Sultan Ibrahim sagte: „Obwohl er ein Ausländer war, gewährte ihm die chinesische Regierung eine besondere Ausnahme.“
Worte voller Dankbarkeit – und doch offenbaren sie eine Bruchstelle in der Fassade: Warum konnte ein ausländischer Prinz innerhalb kürzester Zeit ein Spenderorgan erhalten, während in den meisten westlichen Ländern Wartezeiten von mehreren Jahren die Regel sind?
War es nur medizinische Effizienz? Oder war es ein diplomatischer Gefallen, ein stiller Tausch im Hintergrund?
Der Fall war kein Einzelfall.
Der malaysische Abgeordnete Datuk Bung Moktar Radin erhielt in China eine Nierentransplantation. Einem hochrangigen kasachischen Beamten wurde am Militärkrankenhaus 301 in Peking bereits nach nur einem Monat ein Spenderorgan zugewiesen, wie Radio Free Asia berichtete.
Für gewöhnliche Patienten in China gibt es keine Organe. Die Glücklicheren warten jahrelang. Das Muster ist offensichtlich und erkennbar: Für einflussreiche Ausländer werden Türen geöffnet und die Wartezeiten schrumpfen – von Jahren zu Wochen.
Organtransplantation als Instrument der Außenpolitik.
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Brisante Zahlen und gravierende Widersprüche
Doch die eigentliche Brisanz liegt in den Zahlen:
Zwischen 1991 und 1998 wurden in China 78 Lebertransplantationen durchgeführt – im Durchschnitt knapp zehn pro Jahr.
Zwischen 1999 und 2006 explodierte diese Zahl auf über 15.000 Lebertransplantationen – im Durchschnitt über 1.800 pro Jahr – das 180-Fache.
Das Merkwürdige: Dieser Zeitpunkt der rasanten Entwicklung der chinesischen Transplantationsindustrie fällt exakt mit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong im Juli 1999 zusammen. Seitdem verschwanden Zehntausende Falun-Gong-Praktizierende spurlos.
Lange wurde offiziell erklärt, dass die Organe von hingerichteten Gefangenen stammen würden. Doch die Zahlen passten nie zusammen. 2015 erklärte Chinas Führung, man sei auf ein „freiwilliges Spendersystem“ umgestiegen. Aber:
2015 gab es nur 2.766 registrierte Spender, trotzdem wurden über 10.000 Transplantationen durchgeführt.
2023 meldete man rund 6.000 Spender, 2024 wurden jedoch 20.000 Transplantationen vollzogen.
Hinzu kommt: In China beträgt die Wartezeit im Schnitt zwei bis vier Wochen, teils sogar nur Tage. In den USA oder Europa dagegen mehrere Jahre. Diese Diskrepanz wirft zwangsläufig Fragen nach der Herkunft der vielen Organe auf.
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Doch nicht nur Menschenrechtsorganisationen sind deswegen hellhörig geworden. Auch in der internationalen Medizin wird das Thema diskutiert. Die britische Fachzeitschrift „Journal of Medical Ethics“ dokumentierte in einem Beitrag, dass mehrere chinesische Krankenhäuser auf ihren Webseiten Transplantationen ausdrücklich für „ausländische Patienten“ beworben hatten. Die Wartezeiten für Nieren oder Lebern betrugen lediglich zwei bis vier Wochen – ein eklatanter Unterschied zu den bereits erwähnten oft Jahren in Ländern wie den USA und Großbritannien.
Schließlich kamen die Autoren zu dem Schluss: Solche Zahlen können kaum mit einem regulären, freiwilligen Spendersystem erklärt werden. Der Verdacht liege nahe, dass die Organe aus „nicht legitimen Quellen“ stammen.
Militärkliniken und das „981-Projekt“
Neben der Diplomatie gibt es noch eine andere, streng abgeschottete Sphäre: die Gesundheit der hochrangigen Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas.
2019 erschien für kurze Zeit auf der Webseite des Top-Militärkrankenhauses 301 in Peking eine Information – die rasch wieder gelöscht wurde:
Das Projekt 981 zur Gesundheit der Führungskräfte wurde 2005 gestartet. Ziele: Förderung der Gesundheit, Wiedererlangung der Jugend und – das Auffälligste – Lebensverlängerung bis zu 150 Jahren.
Heute, 20 Jahre später, ist das Programm weiterhin aktiv. Über 170 leitende Ärzte arbeiten daran. Ein Kernelement: die Transplantationsmedizin. Für solche Projekte sind Chinas Militärkrankenhäuser prädestiniert. Sie arbeiten abgeschottet, verfügen über umfassende Ressourcen und unterliegen keinerlei öffentlicher Kontrolle.
Laut Recherchen der „Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong“ (WOIPFG) sind über 80 Prozent der mutmaßlichen Fälle von Organraub an Dissidenten direkt mit Militärkliniken verknüpft.
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Autokraten im Jugendwahn
Erinnern wir uns an die beiläufigen Worte von Xi und Putin dieser Tage in Peking. Zwei Männer im Alter von 72 Jahren sprechen über die Verlängerung des Lebens auf über 150 Lebensjahre. Vielleicht war alles nur ein beiläufiger Plausch zwischen zwei Diktatoren, die ewig an der Macht bleiben wollen. Doch vor dem Hintergrund dieser Zahlen, Berichte, Programme, wirkt ihr Gespräch wie ein Spiegel:
Er zeigt die Angst vor dem Altern, die Sehnsucht der Machthaber nach Unsterblichkeit – und die dunklen Schatten, die erzeugt werden, wenn Medizin zum politischen Werkzeug wird.
Für alle, die tiefer in diese Geschehnisse der heutigen Zeit eintauchen möchten, kann ich zwei Dokumentarfilme empfehlen: „Ausgeschlachtet – Wenn Körperteile zum Marktartikel werden“ (2011)
Dieser Film beleuchtet den globalen Organhandel mit eindringlichen Einblicken – perfekt, um die ethischen Hintergründe zu verstehen.
Meine zweite Empfehlung zu dem Thema geht ganz klar an den Film: „State Organs“ (2024)
Dieser liefert einen packenden Blick auf erzwungene Organentnahmen in China, besonders bei Falun-Gong-Praktizierenden. Diese Dokumentation ist ideal, um den politischen Kontext zu verstehen.
Beide Filme bieten wertvolle Perspektiven und ergänzen sich zum tieferen Verständnis dieses brisanten Themas – in dem noch lange nicht alle Register bekannt geworden sind.
(redaktionelle Überarbeitung: sm)
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