Peking verweigert Managerin einer US-Großbank die Ausreise

Der Vorfall unterstreicht die Praxis der „Geiseldiplomatie“ des kommunistischen Regimes und könnte mit dem Transfer von Geldern hochrangiger Parteifunktionäre ins Ausland zusammenhängen, so Experten.
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Die US-Bank Wells Fargo hat alle Dienstreisen nach China ausgesetzt.Foto: dts Nachrichtenagentur
Von 23. Juli 2025

Einer leitenden Managerin der US-Großbank Wells Fargo wurde die Ausreise aus China verweigert.

Experten zufolge steigen die Risiken für ausländische Unternehmer in China angesichts der anhaltenden Spannungen zwischen Washington und Peking sowie der zunehmenden internen Machtkämpfe innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) erheblich.

Chenyue Mao, Leiterin des internationalen Factoring-Geschäfts bei Wells Fargo, darf China seit ihrer Einreise vor ein paar Wochen nicht verlassen. Mao, die in Shanghai geboren wurde, ist US-Bürgerin und lebt in Atlanta. Berichten zufolge hat Wells Fargo daraufhin alle Dienstreisen nach China ausgesetzt.

„Wir verfolgen die Situation aufmerksam und arbeiten über diplomatische Kanäle daran, dass unsere Mitarbeiterin so schnell wie möglich in die USA zurückkehren kann“, erklärte Wells Fargo in einer Stellungnahme vom 17. Juli.

Die US-Botschaft in Peking betonte, sie habe die chinesischen Behörden auf die negativen Auswirkungen willkürlicher Ausreiseverbote für US-Bürger hingewiesen und deren sofortige Aufhebung gefordert. Zu den Einzelheiten des Falls wollte die Botschaft keine Angaben machen.

Chinas Außenministerium erklärte am Montag, 21. Juli, dass Mao in ein Strafverfahren verwickelt und verpflichtet sei, bei den Ermittlungen zu kooperieren. Die chinesischen Behörden hätten Maos Ausreise im Einklang mit dem Gesetz eingeschränkt, so ein Sprecher des Ministeriums bei einer regulären Pressekonferenz.

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Geiseldiplomatie

China nimmt Personen häufig wegen angeblicher Spionage oder wirtschaftlicher Vergehen fest. „Diese Vorwürfe sind oft intransparent und schlecht belegt und dienen vorwiegend dazu, diplomatischem Druck zu erzeugen“, erklärte Yao-Yuan Yeh, Professor für Politikwissenschaft an der University of St. Thomas in Houston, gegenüber der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times.

„Geiseldiplomatie“ sei eine gängige Praxis der KPCh geworden, so Yeh. Er betonte, dass solche Maßnahmen im Kontext des Handelsstreits und des technologischen Wettbewerbs zwischen den USA und China als Verhandlungsmasse genutzt werden könnten. Dies verschlechtere jedoch das Geschäftsklima und veranlasse ausländische Unternehmen, Investitionen in China kritisch zu prüfen.

Reihe ähnlicher Vorfälle

Maos Fall reiht sich in eine Serie von Vorfällen ein, bei denen ausländischen Geschäftsleuten die Ausreise verweigert oder sie inhaftiert wurden.

Am 16. Juli verurteilte ein Gericht in Peking einen japanischen Mitarbeiter des Pharmakonzerns Astellas Pharma wegen Spionage zu dreieinhalb Jahren Haft.

Im März 2023 durchsuchten die Behörden das Pekinger Büro der US-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mintz Group, nahmen fünf Mitarbeiter fest und verhängten eine Strafe von 1,5 Millionen US-Dollar. Die Mitarbeiter wurden nach zweijähriger Haft im März dieses Jahres freigelassen.

Leon Wang, Präsident von AstraZeneca China, wird seit Dezember 2024 vom chinesischen Regime in Untersuchungshaft gehalten. Über die Ermittlungen liegen kaum Informationen vor.

Ende 2023 wurde Charles Wang Zhonghe, ein leitender Banker der japanischen Nomura Holdings, während eines Besuchs in China an der Ausreise gehindert.

Laut einer Umfrage der Europäischen Handelskammer in China berichten 9 Prozent der befragten Unternehmen von Schwierigkeiten, ausländische Fachkräfte nach China zu entsenden aufgrund von Sicherheitsrisiken und Gefahren für die persönliche Sicherheit.

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Wachsende Risiken für Unternehmen

Eine Umfrage des US-China Business Council unter 130 US-Unternehmen vom 16. Juli zeigt, dass weniger als die Hälfte der Unternehmen optimistisch in die Zukunft blickt. Gründe sind Unsicherheiten aufgrund von Zöllen, Deflation und politischen Risiken, obwohl die meisten Unternehmen 2024 profitabel waren.

Das 2023 verschärfte Anti-Spionage-Gesetz Chinas erlaubt es dem Regime, sowohl chinesische als auch ausländische Staatsbürger bei laufenden Ermittlungen an der Ausreise zu hindern. Die US-Regierung gab am 27. November 2024 eine Reisewarnung der Stufe 2 für China sowie Hongkong heraus, die vor willkürlicher Gesetzesanwendung und Ausreiseverboten warnt.

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Korruption und Kapitalflucht

Shen Ming-shih, Direktor der Abteilung für Nationale Sicherheitsforschung am Institute for National Defense and Security Research in Taiwan, erklärte gegenüber der Epoch Times, die chinesische Wirtschaft stehe vor großen Herausforderungen und das Regime befürchte einen massiven Kapitalabfluss ins Ausland.

Angesichts intensiver innerparteilicher Machtkämpfe sei die Korruption an der Spitze der KPCh ein zentrales Problem. „Führende Funktionäre nutzen ausländische Banken zur Geldwäsche oder zum Transfer von Vermögen“, so Shen. Das Regime überwache daher genau, ob hochrangige Parteimitglieder große Summen im Ausland einzahlen oder ob ausländische Bankmanager nach China reisen, um „heikle Angelegenheiten zu regeln“.

Dieser Artikel basiert auf China Bans Wells Fargo Executive From Leaving, Reviving Fears of ‘Hostage Diplomacy’ von Alex Wu, erschienen auf theepochtimes.com.



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