Blutquelle unklar: Umstrittene Verjüngungskur einer chinesischen Milliardärin
In einem Video auf der Plattform X bewirbt eine jung aussehende Chinesin gegenüber einem vermögenden Herrn aus Südostasien eine „exklusive Medizintechnologie“. Mithilfe der Blutbehandlung ihres Unternehmens könne ein älterer Mann innerhalb von zwei Wochen um über zehn Jahre verjüngt werden. Weibliche Patienten, die 75 Jahre alt sind, könnten durch die Therapie ihre Periode wiederbekommen. Die Haut und alle Körperfunktionen ihrer Patienten, einschließlich der Sexualfunktionen, werden wie die von jungen Menschen.
Die Frau im Video heißt Wenhong Yu und ist 54 Jahre alt. Sie ist die Gründerin der Yu Meiren International Group, eines in Hongkong registrierten Unternehmens, das im Kosmetik- und Biotechnologiesektor tätig ist. In China wird Yu, die auch als Teresa Yu bekannt ist, als „Königin der medizinischen Kosmetik“ bezeichnet, während ihr Unternehmen aufgrund von Kundenbeschwerden und Steuerskandalen umstritten bleibt. Im Jahr 2014 erwarb Yu ein Sanatorium im Schwarzwald.
Was für eine „exklusive Medizintechnologie“ setzt ihr Unternehmen für die versprochene Verjüngung ein? Die Erklärung im Video klingt erstaunlich: Ihre Firma würde Mikrovesikel aus dem Blut von 17- bis 21-jährigen Männern isolieren, und diese anschließend in hoch konzentrierter Form den Patienten verabreichen.
In einem Video auf der chinesischen Videoplattform Douyin sagt Yu, dass sie selbst auch monatlich eine solche Blutbehandlung erhalte. Die Kosten pro Behandlung würden zwischen 180.000 Euro und 2,4 Millionen Euro schwanken.
Die Videos entfachten eine heftige Debatte sowohl innerhalb als auch außerhalb Chinas unter Chinesen. Dabei werden zwei Hauptfragen aufgeworfen:
Frage 1: Wie zuverlässig ist die Technologie?
Yu scheint überzeugt, dass ihr eigenes Aussehen die beste Werbung für ihr Geschäft ist. Als sie vor zehn Jahren die Klinik im Schwarzwald übernahm, beschrieben die lokalen Medien sie als „elfengleich“ und „mädchenhaft“. Riesige Plakate mit ihrem Bild zieren die Fassade der Klinik. Ihr jetziger Freund ist 30 Jahre jünger als sie. In einem Video auf X demonstriert er, wie zart ihre Haut wäre und dass diese genauso jung aussehe wie seine.

Das Bild von Wenhong Yu wird an der Fassade des Sanatoriums plakatiert. Foto: Screenshot
Yu beabsichtigt, potenzielle Kunden durch ihr eigenes Beispiel zu überzeugen. Bisher gibt es allerdings noch keine wissenschaftliche Studie, die die Wirkung ihrer Blutbehandlung belegt.
Im April 2024 veröffentlichten chinesische Wissenschaftler der Universität Nanjing in der Zeitschrift „nature aging“, die zu „Nature“ gehört, eine Arbeit über ihre Forschungsergebnisse mit Mäusen. Darin legten sie dar, dass Mikrovesikel aus dem Blut junger Mäuse die physiologischen Funktionen und motorischen Fähigkeiten älterer Mäuse verbessern, alternde Gewebe revitalisieren und die Gesundheit sowie die Lebensdauer steigern könnten.
Die Forscher schrieben auch, dass sie nicht wüssten, wie der Mechanismus bei Mäusen funktioniere, und ob dieser auch bei Menschen wirken könne.
Yu ist nicht die Erste in China, die versucht, Menschen durch Blutbehandlung zu verjüngen. In den Memoiren ehemaliger kommunistischer Parteifunktionäre finden sich Hinweise darauf, dass Bluttransfusionen im Führungskreis bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren zur Routine gehörten. Die moderne Biotechnologie bietet nun Verfahren, die nicht nur auf eine kurzfristige Stabilisierung, sondern auf eine strukturelle Lebensverlängerung abzielen.
Kommerzielle Interessen verstärken diese Entwicklung. Große chinesische Unternehmen, die teilweise im Staatsbesitz sind, wie der Küchen- und Hausgerätehersteller Haier, investieren in Sammelstellen von Blutplasma und neuartige Aufbereitungsverfahren.
Wohlhabende Privatpersonen suchen diskret Zugang zu Blutbehandlungen, deren wissenschaftliche Basis oft noch unklar ist. Die Kombination aus zahlungskräftigen Kunden, staatlicher Förderung und einem lockeren regulatorischen Umfeld schafft einen idealen Nährboden für diese Entwicklungen.
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In dem Video auf X behauptet Yu, dass ihr Unternehmen mit Haier zusammenarbeite und einen Hersteller von Blutprodukten in China gekauft habe. Damit besitze ihr Unternehmen die Lizenz, an die Blutquelle zu gelangen und Blutprodukte legal zu vertreiben. Außerdem mache ihr Unternehmen keine Werbung. Es spreche potenzielle Kunden direkt an. Laut Yu stamme ein beträchtlicher Anteil ihrer Kundschaft aus Europa und den USA, die monatlich solche Blutbehandlungen benötige, um einen jungen Körperzustand herzustellen und zu bewahren.
Frage 2: Wo kommt das Blut her?
Die Blutversorgung in China gilt bereits seit Jahren als angespannt. Mehrere Provinzstädte haben wiederholt großangelegte Blutspendeaktionen an Universitäten organisiert. Manche Hochschulen verknüpfen mittlerweile die Schulnoten ihrer Studenten mit deren Bereitschaft, Blut zu spenden.
Eine weitere Vermutung zur Blutquelle weckt Bedenken. Laut dem „Weißbuch über vermisste Personen in China“ wurden im Jahr 2020 über 1 Million Personen als vermisst gemeldet. Beobachter befürchten nun, dass manche vermisste Personen als Blut- oder Organquelle missbraucht worden seien.
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Woher erhält Yus Unternehmen die großen Mengen an Blut junger Menschen, um daraus ausreichende Mikrovesikel für seine Kunden zu gewinnen? Das bleibt ein Rätsel. Ihr Weg zur Milliardärin ist ähnlich rätselhaft.
Yu stammt aus einer Arbeiterfamilie im Nordosten Chinas. Nach einer Pflegeausbildung stieg sie in einen Kosmetiksalon als Mitarbeiterin ein. 1993 eröffnete sie einen eigenen Kosmetiksalon. 2004 gründete sie die Yu Meiren International Group in Hongkong, auch als Young Merry Real International Group bekannt, und baute ihr eigenes medizinisches Kosmetikimperium in China auf.
Yus Unternehmen hat sich einen Namen gemacht, indem es Gesichtsbehandlungen ohne OP anbietet. Da ihr Unternehmen nicht an der Börse notiert ist, sind die Höhe des Unternehmenswerts und die Größe ihres Vermögens nicht bekannt.
Yu ist auch aktiv auf der internationalen Bühne. Sie war sowohl bei einem Empfang der britischen Königin Elisabeth II. als auch bei einer Veranstaltung im Trump-Anwesen Mar-a-Lago anwesend. Fünf Mal hat sie geheiratet. Ihr letzter Ehemann ist das 20 Jahre jüngere Model Rolando Lekaj aus Albanien, von dem sie ihr zweites Kind bekommen hat und von dem sie mittlerweile getrennt lebt.
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Investitionen im Schwarzwald
Im Jahr 2014 kaufte Yu das einst renommierte Sanatorium Schwarzwald MedicalResort in Obertal bei Baiersbronn, welches ein Jahr zuvor Insolvenz angemeldet hatte. Die chinesische Milliardärin wurde als Retterin der lokalen Wirtschaft gefeiert. Sie kam mehrmals im Sommer mit Lekaj und ihrem gemeinsamen Kind in den Schwarzwald. So feierte sie dort im Jahr 2016 ihren Geburtstag mit lokalen Politikern.
Sie brachte auch schon mehrmals chinesische Gäste in das Sanatorium. Was ihre Gäste dort für Therapien erhielten, ist nicht bekannt.
Seit Beginn der Corona-Zeit sind die chinesischen Gruppen nicht mehr erschienen. Nach fünfjähriger Pause war Yu 2024 wieder in Obertal. Diesmal kam sie ohne ihren Ehemann, aber mit einem Investitionsversprechen. Ihr Resort soll teilweise als Hotel für Gruppenreisen etabliert werden. Sie sprach auch davon, einen chinesischen Sternekoch in den Schwarzwald zu holen. Dazu ist es aber bisher nicht gekommen. Das Sanatorium ist seit Oktober 2025 geschlossen.
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Organtransplantationen und eine „Spritze für ewiges Leben“
In China hat Yu noch mehr Pläne. In dem auf X viral gegangenen Video spricht sie auch davon, dass ihre Firma Organtransplantationen durchführe.
Man erinnert sich an ein Gespräch zwischen Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Russlands Präsident Wladimir Putin, das Anfang September am Rande einer Militärparade in Peking von einem versehentlich eingeschalteten Mikrofon aufgezeichnet worden war. Der kurze Austausch der beiden Machthaber über Fortschritte bei der Lebensverlängerung und Xis Bemerkung, man könne künftig vielleicht 150 Jahre alt werden, lösten weitreichende Resonanz aus. Putin brachte dabei das Thema Organtransplantationen zur Lebensverlängerung ins Gespräch.
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Auch berichtet Yu in dem Video von einem zukünftigen Produkt: einer „Spritze für ewiges Leben“. Diese Technik werde von einem „nationalen Team“ entwickelt und am Ende des Jahres exklusiv durch ihr Unternehmen auf den Markt gebracht werden.
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