Deutschland bleibt Gavi-Großspender: 600 Millionen Euro für weltweite Impfprojekte zugesagt

Am Mittwoch trafen sich internationale Förderer der globalen Impfallianz Gavi in Brüssel, um über die Finanzierung künftiger Impfprojekte zu beraten. Vor dem Hintergrund weltweiter Haushaltskürzungen und wachsender Gesundheitsrisiken setzt Gavi verstärkt auf regionale Selbstständigkeit und innovative Finanzierungsstrategien. Deutschland kündigte erneut 600 Millionen Euro Unterstützung an.
Alabali-Radovan war zuletzt Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. (Archivbild)
Entwicklungshilfeministerin Reem Alabali-Radovan möchte das deutsche Bekenntnis zur Unterstützung der Impfallianz Gavi erneuern.Foto: Soeren Stache/dpa
Von 26. Juni 2025

Am Mittwoch, 25. Juni, haben sich staatliche und private Förderer der globalen Impfallianz Gavi in Brüssel getroffen. Vertreter von mehr als 50 Staaten sowie von internationalen Organisationen und Stiftungen wurden dazu erwartet. Gegenstand der Beratungen war die Wiederauffüllung des bisherigen Fonds – vor dem Hintergrund massiver Kürzungen der USA und weiterer Länder in der Entwicklungszusammenarbeit.

Gavi hat sich zum Ziel gesetzt, ärmere Länder bei der Durchführung elementarer Impfprogramme zu unterstützen. Schwerpunkte sollen dabei Immunisierungen gegen Malaria, Masern, HPV, Cholera und Polio sein. In den kommenden Jahren strebt der Zusammenschluss an, eine halbe Milliarde Kinder in ärmeren Ländern gegen diese Krankheiten zu immunisieren.

Seit 2006 gehört auch Deutschland zu den Förderern von Gavi

Deutschland, das neben Großbritannien zu den größten staatlichen Unterstützern von Gavi gehört, war bei der Zusammenkunft durch Entwicklungshilfeministerin Reem Alabali-Radovan vertreten. Sie hatte im Vorfeld angekündigt, der Impfallianz für die kommenden fünf Jahre weiterhin 600 Millionen Euro bereitstellen zu wollen. Krankheiten vorzubeugen komme günstiger als entstandene zu behandeln, erklärte Alabali-Radovan anlässlich der bevorstehenden Geberkonferenz.

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Seit 2006 gehört Deutschland zu den Förderern der 2000 gegründeten Gavi. Während der Amtszeit von Angela Merkel hat sich das Land sowohl durch direkte Zuwendungen über das Entwicklungshilfeministerium als auch über die KfW-Entwicklungsbank an deren Projekten beteiligt. Auf dem Impfgipfel von Abu Dhabi 2013 hatte die Regierung in Berlin erstmals 90 Millionen Euro für die Jahre bis 2015 zugesagt.

Im Jahr 2015 fungierte Merkel selbst als Schirmherrin der Gavi-Wiederauffüllungskonferenz in Berlin. Hier sagte Deutschland erstmals den Betrag von 600 Millionen Euro für die Jahre von 2016 bis 2020 zu. Den gleichen Betrag stellte Merkel auch in Davos im Januar 2020 – kurz vor der weltweiten Ausbreitung von COVID-19 – in Aussicht.

Mehr als 1 Milliarde Euro für Corona-Projekte

In der Corona-Zeit beteiligte sich Deutschland zusätzlich an speziellen Gavi-Initiativen wie dem COVAX-Projekt, das COVID-19-Impfstoffe ärmeren Ländern zur Verfügung stellt. Im September 2020 bestätigte die Bundesregierung eine erste Zusage über 100 Millionen Euro für das Gavi COVAX Advance Market Commitment (AMC). Im darauffolgenden Jahr sagte Deutschland 980 Millionen für das Corona-Impfprojekt von Gavi zu.

Die damalige Regierung von Olaf Scholz kündigte zudem im Jahr 2022 an, im Rahmen ihrer G7-Präsidentschaft weitere 400 Millionen Euro zugunsten des COVAX AMC zu mobilisieren. Deutschland hatte damals auch die Arbeit von Gavi am African Vaccine Manufacturing Accelerator (AVMA) im Rahmen der G7-Präsidentschaft initiiert. Damit sollte in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union unter anderem eine lokale Corona-Impfstoffproduktion in Ruanda, Ghana, dem Senegal und Südafrika ermöglicht werden. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 20. Juni 2024 in Paris sagte die damalige Bundesministerin Svenja Schulze 318 Millionen US-Dollar für den AVMA vor. Dazu kamen 50 Millionen US-Dollar für den First Response Fund im Jahr 2024, der für künftige Pandemien vorsorgen soll.

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Schwerpunkt auf Ausweitung von Routineimpfungen

Im Juni 2024 hatte Gavi ihre Strategie für die Jahre 2026 bis 2030 präsentiert. Als Ziele definierte sie, mindestens 500 Millionen Kinder in diesem Zeitraum zu impfen und „mehr als 8 Millionen Leben zu retten“. Zudem wollte die Impfallianz wirtschaftliche Vorteile von mehr als 100 Milliarden US-Dollar erzielen.

Unter anderem wollte Gavi neue Impfstoffe gegen Ebola, Denguefieber, Cholera und Mpox (Affenpocken) in ihr Portfolio aufnehmen. Die Investitionen in die regionale Impfstoffproduktion sollten durch den AVMA weiter voranschreiten.

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Gavi hat in diesem Kontext auch angekündigt, man wolle „niemanden beim Impfschutz zurücklassen“. Deshalb wolle man sich insbesondere auf Kinder fokussieren, die bis dato noch über gar keinen Impfschutz verfügen. Die Impfallianz hofft zudem auf eine weitere Erhöhung der Eigenbeteiligung der Partnerländer und die Nutzung innovativer Finanzierungsmechanismen. Das Einwerbeziel für die Jahre 2026 bis 2030 liegt bei insgesamt 9 Milliarden US-Dollar.

Gavi hoffte auf Rückenwind durch Pandemieabkommen

Gavi ist als öffentlich-private Partnerschaft organisiert. Ihrem 28-köpfigen Board gehören Individuen wie der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen, der Privatwirtschaft und Stiftungen wie der Bill & Melinda Gates Foundation an.

Die vergangenen Jahre haben Gavi zwar die Umsetzung einiger Ziele ermöglicht, globale Krisen wie Corona haben jedoch auch ihre strukturellen und politischen Grenzen aufgezeigt. Für Unsicherheiten sorgt unter anderem das Fehlen verbindlicher globaler Mechanismen. Deshalb hoffte die Allianz auch auf Rückenwind durch das Pandemieabkommen der WHO.

Allerdings blieb auch dieses deutlich hinter den Erwartungen seiner Initiatoren zurück. Vor allem Fragen rund um die Teilhabe des Globalen Südens an Impfstoffen und Technologie über das sogenannte PABS-System bleiben weiterhin ungelöst. Dem PABS-System zufolge sollen Vertragsstaaten demnach anderen Ländern zeitnah Proben und genetische Daten von potenziell pandemischen Erregern zur Verfügung stellen. Im Gegenzug sollen sie einen Anspruch auf Zugang zu Technologien und Produkten wie Impfstoffen und Medikamenten erhalten. Vor allem westliche Pharmaunternehmen stehen dem System kritisch gegenüber, weil sie um ihren Know-how-Vorsprung fürchten.

Dies wiegt besonders schwer in einer Situation, in der die Corona-Pandemie ohnehin bereits zu Rückschlägen bei Routineimpfungen geführt hatten. Währenddessen bleibt die Zahl an Ausbrüchen von Krankheiten wie Cholera oder Masern hoch.

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Impfallianz will lokale Produktion erweitern

Um einer Behinderung des Aufbaus von Strukturen vor Ort durch die Konzentration auf gespendete Impfstoffe aus den Industrieländern entgegenzuwirken, will Gavi die Kooperation mit der Afrikanischen Union, der Afrika CDC über den AVMA intensivieren. Auf diese Weise soll innerhalb der nächsten zehn Jahre bis zu 1 Milliarde US-Dollar zusammenkommen. Diese soll dem Aufbau einer wettbewerbsfähigen Impfstoffproduktion in bedürftigen Ländern des Globalen Südens zugutekommen.

Anders als in früheren Jahren setzt Gavi nicht mehr auf eine Großabnahme bei internationalen Pharmakonzernen, um besonders unterversorgte Regionen abzudecken. Stattdessen will man aktiv in lokale afrikanische Hersteller investieren und deren Wettbewerbsfähigkeit durch finanzielle Anreize stärken. Bis 2040 sollen beispielsweise mindestens 60 Prozent der in Afrika benötigten Impfstoffe auf dem Kontinent selbst produziert werden.

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Die Epoch Times hat in der Regierungspressekonferenz am Mittwoch nachgefragt, inwieweit ein Erfolg der Bemühungen der Gavi in den Empfängerländern gewährleistet werden könne. Zudem ging es darum, wie man den Aufbau eigener Strukturen dort davor bewahren könne, durch gespendete Präparate aus den Industrieländern unterlaufen zu werden.

Ministeriumssprecher Benedikt Schöneck erklärte, die nun zugesagten 600 Milliarden Euro dienten der Absicherung der Handlungsfähigkeit der Impfallianz. Damit könne sie ihre „sehr effektive“ Arbeit auch künftig fortsetzen. Dabei sei die Produktion von Impfstoffen vor Ort eines der erklärten Ziele des Engagements der deutschen und europäischen Entwicklungspolitik. Die Zielrichtung laute: „Impfstoffproduktionen in Entwicklungs- und Partnerländern aufzubauen, damit sie selbst in der Lage sind, künftig sowohl Beschäftigung und Wertschöpfung in diesem Bereich zu schaffen, als auch die Eigenproduktion zu gewährleisten.“



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