„Die Mitarbeiter nerven!“ – #4 Verantwortung ist keine Einbahnstraße

Wenn Unternehmer oder Führungskräfte den Satz „Die Mitarbeiter nerven!“ sagen, klingt das zunächst nach Frust, nach zu viel Bürokratie, zu vielen Diskussionen, zu wenig Eigeninitiative. Doch hinter dieser Aussage steckt oft mehr, nämlich ein Spiegel für strukturelle, kommunikative und kulturelle Herausforderungen im Unternehmen.
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Wenn jeder Fehler vermieden werden soll, entsteht Stillstand. Wenn niemand scheitern darf, kann auch niemand wachsen.Foto: iStock/dusanpetkovic
Von 28. Mai 2025

„Ich muss alles selbst machen!“ Über Verantwortung, die nicht übernommen wird

Es ist ein Satz, den viele Führungskräfte regelmäßig denken und manche sogar laut aussprechen:

„Ich muss alles selbst machen.“

Er klingt nach Ärger, aber auch nach Enttäuschung. Aufgaben werden nicht zu Ende gebracht, Entscheidungen nicht getroffen, Rückfragen häufen sich. Statt Entlastung erleben viele Führungskräfte das Gegenteil: Sie tragen nicht nur die Verantwortung, sondern auch die ganze operative Last. Doch warum ist das so? Und was steckt wirklich dahinter?

Wenn Delegieren nicht entlastet, sondern stresst

Viele Führungskräfte delegieren Aufgaben, aber keine Verantwortung. Oder anders gesagt: Sie übergeben To-dos, behalten aber Kontrolle, Entscheidungshoheit und oft auch das letzte Wort. Mitarbeiter spüren das und reagieren entsprechend vorsichtig:

„Bevor ich was falsch mache, frage ich lieber noch mal nach.“

„Der Chef will ja eh alles anders.“

Das führt dazu, dass Mitarbeiter zwar formal „verantwortlich“ sind, aber innerlich keine echte Verantwortung übernehmen. Das Vertrauen fehlt. Der Entscheidungsspielraum auch.

Verantwortung braucht drei Dinge: Klarheit, Vertrauen, Rückendeckung

Klarheit: Was genau ist meine Aufgabe? Wo fängt meine Verantwortung an und wo hört sie auf?

Vertrauen: Glaube ich selbst daran, dass ich das kann? Und glaubt meine Führungskraft das auch?

Rückendeckung: Was passiert, wenn etwas schiefgeht? Darf ich Fehler machen oder bin ich sofort raus?

Ohne diese drei Komponenten entsteht kein echtes Verantwortungsgefühl. Dann bleibt die Führungskraft der „Flaschenhals“ und Mitarbeiter warten lieber ab.

Die Angst vor dem Kontrollverlust

Viele Führungskräfte tragen aus ihrer Rolle heraus eine tiefe, oft unbewusste Überzeugung:

„Wenn ich es nicht selbst mache, wird es nicht richtig.“

Diese Haltung ist nachvollziehbar. Sie stammt aus Erfahrung, aus hohem Qualitätsanspruch und aus dem Wunsch, Probleme zu vermeiden. Doch sie ist auch gefährlich. Denn sie verhindert Entwicklung bei den Mitarbeitern und bei der Führungskraft selbst.

Wenn jeder Fehler vermieden werden soll, entsteht Stillstand. Wenn niemand scheitern darf, kann auch niemand wachsen.

Verantwortung ist keine Einbahnstraße

Spannend ist: Viele Mitarbeiter wollen Verantwortung übernehmen, aber nur, wenn sie dabei nicht alleine gelassen werden. Es braucht ein aktives Zugehen:

  • „Ich traue Ihnen das zu und ich unterstütze Sie.“
  • „Sie haben hier die Entscheidungsfreiheit, aber auch die Verantwortung für die Folgen.“
  • „Wenn Sie einen Fehler machen, reden wir darüber – nicht, um Schuld zuzuweisen, sondern um zu lernen.“

So entsteht ein Umfeld, in dem Verantwortung nicht abgewehrt wird, sondern angenommen werden kann.

Wenn Mitarbeiter Verantwortung ablehnen – was dann?

Es gibt sie, die Fälle, in denen Menschen sich bewusst zurückziehen, jede Verantwortung vermeiden oder sich immer wieder „rauswinden“. Hier lohnt sich ein zweiter Blick:

  • Fehlt es an Kompetenz? Dann hilft Qualifizierung.
  • Fehlt es an Sicherheit? Dann hilft Begleitung.
  • Fehlt es an Haltung? Dann hilft ein ehrliches Gespräch oder klare Konsequenzen.

Führung bedeutet in diesem Zusammenhang auch: Erwartungen deutlich machen und Verhalten einfordern.

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Fazit: Verantwortung ist kein Paket, das man einfach abgibt

„Ich muss alles selbst machen!“ Dieser Satz ist oft ein Hinweis auf eine dysfunktionale Verantwortungskultur. Nicht, weil die Mitarbeiter nicht wollen, sondern weil das System es ihnen schwer macht.

Verantwortung zu übertragen bedeutet nicht, alles aus der Hand zu geben. Es bedeutet, gemeinsam zu klären:

  • Was ist zu tun?
  • Wer entscheidet was?
  • Wie gehen wir mit Fehlern um?

Und genau das ist Führungsarbeit. Anstrengend? Ja. Aber dauerhaft deutlich weniger nervig als der ständige Gedanke: „Ich machs lieber selbst.“

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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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