Herz aus dem Takt – wenn Vorhofflimmern zur Volkskrankheit wird

Hand aufs Herz: Mehr als 2 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Vorhofflimmern – viele, ohne es zu wissen. Die Rhythmusstörung erhöht nicht nur das Schlaganfall-, sondern auch das Demenzrisiko. Doch es gibt effektive Wege zur Diagnose und zur Therapie.
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Herzrasen, Schwindel oder auch gar keine Beschwerden: Vorhofflimmern bleibt oft lange unentdeckt.Foto: iStock Nuttawan Jayawan
Von 18. Juni 2025

Stellen Sie sich vor, Ihr Herz beginnt, aus dem Nichts zu stolpern. Kein Drama, kein Schmerz, nur ein unangenehmes Flattern, das kommt und geht. Viele denken bei Herzkrankheiten an den klassischen Infarkt mit plötzlichem Brustschmerz. Doch eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen bleibt oft lange unbemerkt: das Vorhofflimmern.

Fast 2 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Vorhofflimmern, und mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankung.

Was ist Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern zeigt sich häufig durch Herzrasen oder Herzstolpern. Doch nicht jeder spürt Symptome. Um das Schlaganfallrisiko zu senken, ist es dennoch wichtig, die Herzrhythmusstörungen zu behandeln.

Zunächst einmal ist Vorhofflimmern eine sogenannte Herzrhythmusstörung, das heißt, der Takt, also der Rhythmus des schlagenden Herzens, ist gestört. Vorhofflimmern muss vom Kammerflimmern unterschieden werden. Beim Kammerflimmern zittern die großen Herzkammern, die Ventrikel. Die Folge ist sofortiges Versagen der gesamten Herzleistung. Das Herz hört auf zu pumpen, der Blutdruck sinkt auf null ab. Betroffene brechen bewusstlos zusammen und versterben, wenn sie nicht sofort wiederbelebt werden.

Beim Vorhofflimmern hingegen zittern nur die kleinen Vorhöfe des Herzens, die elektrische Erregung ist aus dem Takt geraten. Es ist also nicht so gefährlich wie das Kammerflimmern, zumindest nicht akut, aber die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Dabei gerät die elektrische Erregung im linken und rechten Herzvorhof aus dem Takt. Die Folge: Das Herz schlägt unregelmäßig und häufig zu schnell – bis zu 160-mal pro Minute. Dabei kann das Blut nicht mehr effizient durch den Körper gepumpt werden.

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Dass Vorhofflimmern auch mit einem erhöhten Risiko für Demenz und kognitiven Abbau verbunden ist, hat eine 2018 im „Journal of the American Heart Association“ veröffentlichte Studie ergeben.

Herzmodell mit Vorhöfen und Herzkammern beim Arzt. Foto: iStock Alexandr Lebedko

Was aber sind die Ursachen von Vorhofflimmern?

Wie bei vielen Herzerkrankungen sind es die „üblichen Verdächtigen“, also Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes und eben die Lebensweise: Rauchen, Alkohol, Stress und auch ungesunde Ernährung.

Kurz zu Alkohol und Stress als Ursache: Übermäßiger Alkoholkonsum stört den Mineralstoffhaushalt, insbesondere den Spiegel von Kalium und Magnesium, die für eine normale Herzfunktion wichtig sind. Ein Ungleichgewicht dieser Elektrolyte kann auch bei jungen Menschen kurzfristig Vorhofflimmern auslösen. Man spricht dann von dem sogenannten Holiday Heart Syndrom: Nach viel Alkoholkonsum ist das Herz am nächsten Tag mitunter unruhig und stolpert. Regelmäßiger Alkoholkonsum, auch schon von moderaten Alkoholmengen, erhöht ebenfalls das Risiko, Vorhofflimmern zu bekommen.

Und wie das Herz wieder „eintakten“?

Die Diagnose durch den Arzt erfolgt meist durch ein Elektrokardiogramm. Das EKG zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf und kann Vorhofflimmern erkennen, wenn es während der Untersuchung auftritt. Moderne Technologien wie Langzeit-EKGs, implantierbare Recorder oder Smartwatches mit EKG-Funktion können dazu beitragen, Herzprobleme frühzeitig zu erkennen.

Mit bildgebenden Diagnoseverfahren wie Echokardiogramm, Röntgenaufnahmen oder kardialer Magnetresonanztomografie können Anomalien des Herzens oder mögliche Blutgerinnsel sowie Wasseransammlungen sichtbar gemacht werden. Je nach Art und Stadium des Vorhofflimmerns, von gelegentlich bis permanent, können mehrere Tests erforderlich sein, um die Diagnose zuverlässig zu stellen und dann eine Therapie einzuleiten. Die Behandlung hat zwei Hauptziele: die Linderung von Symptomen, etwa durch Medikamente oder einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem Herzgewebe gezielt behandelt wird, und die Vorbeugung von Schlaganfällen durch blutverdünnende Medikamente.

Diese Maßnahmen lösen oft das Symptom, nämlich Vorhofflimmern, aber nicht die Ursache. Dafür muss die Grunderkrankung therapiert, also die Ursache für das Vorhofflimmern ausgeschaltet, werden, womit die „üblichen Verdächtigen“ wieder ins Spiel kommen, gegen die Sport und gesunde Ernährung die besten Mittel sind: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und ein ungesunder Lebensstil mit Rauchen, Alkohol und viel Stress.

Ein regelmäßiger Puls-Check, gesundheitsbewusster Lebenswandel und ärztliche Kontrolle ab 60 sind einfache, aber wirksame Schritte. Denn ein Herz, das aus dem Takt gerät, kann das ganze Leben aus der Bahn werfen.

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