Darmspiegelung: Große Studie zeigt überraschende Ergebnisse – lohnt sich die Untersuchung?

Darmspiegelungen oder Koloskopien gelten als der Goldstandard für Darmkrebsprävention und Diagnosen. Ein Überblick über die Darmspiegelung als Vorsorge und weitere Möglichkeiten, das Darmkrebsrisiko zu senken.
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Vorsorge, um Darmkrebs vorzubeugen.Foto: istock/Panuwat Dangsungnoen
Von 21. Juli 2025

In Kürze:

Todesfälle durch Darmkrebs steigen in den letzten Jahren wieder an, vor allem durch Fälle bei der Altersgruppe unter 50 Jahren.

Darmspiegelungen (Koloskopien) gelten als der Goldstandard bei der Früherkennung und Prävention von Darmkrebs.

Zahlen, Daten und Kritik einer europäische Langzeitstudie über die tatsächliche Effektivität von Darmspiegelungen als Vorsorge werden diskutiert.

Zusätzliche Tipps zur Vorsorge, um das Risiko von Darmkrebs zu reduzieren


 

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mehr als 600.000 Darmspiegelungen durchgeführt – mehr als je zuvor, und Statistiken gehen davon aus, dass die Zahlen für die Vorsorgeuntersuchungen zur Prävention von Darmkrebs weiter steigen werden.

Zwischen den Jahren 2002 und 2021 wurden in Deutschland stark rückläufige Zahlen bei Todesfällen durch Darmkrebs dokumentiert. Als das Vorsorgeprogramm für Ältere ab 50 Jahren im Jahr 2002 eingeführt wurde, gab es in Deutschland noch mehr als 32.000 Tote pro Jahr durch Darmkrebs. 2021 war die Zahl auf 23.000 gesunken.

Allerdings stieg die Zahl danach wieder leicht an und lag im Jahr 2023 bei 24.100 Todesfällen. Ein Grund dafür ist laut aktuellen Berichten des Europäischen Krebskongresses ein Anstieg der Fälle bei der Altersgruppe unter 50 Jahren.

Der negative Trend, der in vielen westlichen Ländern zu beobachten ist, regt die Debatte für ein erweitertes Vorsorgeprogramm auch für jüngere Altersgruppen an.

Vorsorge durch Darmspiegelung

Man geht davon aus, dass eine Darmspiegelung nicht nur hilft, Krebs zu entdecken, sondern auch verhindert, dass sich aus dabei entdeckten Polypen Krebs entwickelt, wenn diese rechtzeitig entfernt werden. Aufgrund ihrer hohen Sensitivität und Spezifität gilt die Koloskopie seit Langem als Goldstandard für die Darmkrebsvorsorge.

In vielen Ländern, auch Deutschland, ist die Darmspiegelung mittlerweile Teil der Altersvorsorge und kann auch ohne Symptome kostenlos durchgeführt werden.

Mehrere Langzeitstudien, die Effekte der vermehrt durchgeführten Darmspiegelungen zu untersuchen, sind noch im Gange.

Allerdings lieferte eine 2022 veröffentlichte Langzeitstudie vor allem bei der Lebenserwartung weniger positive Ergebnisse als erhofft und regte eine internationale Debatte an.

Unerwartete Studienergebnisse aus den nordischen Ländern

Eine große klinische Langzeitstudie der Nordic-European Initiative on Colorectal Cancer (NordICC), die im Jahr 2022 veröffentlicht wurde, warf jedoch einige Fragen über die Effektivität von Darmspiegelungen auf.

Die Studie legt nahe, dass Koloskopien nicht so viele Leben retten wie bisher angenommen.

Die Forscher rekrutierten 84.585 Teilnehmer in Polen, Norwegen, Schweden und den Niederlanden. 28.220 gehörten zur Gruppe, die zu einer Koloskopie als Vorsorgeuntersuchung eingeladen wurde, und 56.365 zur Gruppe mit der üblichen medizinischen Betreuung ohne Darmspiegelung.

Am Ende der zehnjährigen Nachbeobachtungszeit lag das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, bei 0,28 Prozent in der eingeladenen Gruppe und bei 0,31 Prozent in der Gruppe mit der üblichen Behandlung. Das allgemeine Sterberisiko lag bei 11,03 Prozent in der eingeladenen Gruppe und bei 11,04 Prozent in der Gruppe mit der üblichen Behandlung.

Was die unerwünschten Ereignisse betrifft, so traten bei 15 Personen nach der Polypenentfernung während der Darmspiegelung größere Blutungen auf. Der Studie zufolge gab es innerhalb von 30 Tagen nach der Koloskopie keine Todesfälle durch die Blutungen.

Internationale Debatte um Studiendaten

Die Studie löste eine größere Debatte in Fachkreisen aus. Zahlreiche Ärzte argumentieren, dass die Forscher des NordICC die Nachbeobachtungszeit in ihrer Studie erweitern sollten.

Die Nachbeobachtungszeit ist sehr wichtig, da viele glauben, dass der Nutzen einer Koloskopie in der Behandlung von präkanzerösen Polypen liegt. Es kann Jahrzehnte dauern, bis wir den langfristigen Nutzen der Koloskopie-Screenings tatsächlich in großem Ausmaß in den Überlebensraten in Studien sehen.

Die Ergebnisse der NordICC-Studie wurden von den Ärzten aus mehreren Gründen kritisch gesehen.

Erstens war die Compliance in der Studie geringer als erwartet. Nur 42 Prozent unterzogen sich tatsächlich einer Darmspiegelung. Und die Studie liefert keine Informationen über die Einhaltung der Leitlinien für die Polypenüberwachung.

Die meisten sind der Meinung, dass die Studie den Wert der Koloskopie nicht verändert. Das Argument dabei ist: Wenn die Compliance höher gewesen wäre, wären die Vorteile der Koloskopie deutlicher zu sehen gewesen.

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Weitere klinische Langzeitstudien, die detailreichere Ergebnisse bringen werden, sind derzeit in verschiedenen Ländern in Arbeit.

Weitere Tipps zur Vorsorge gegen Darmkrebs

1.) Die medizinische Vorgeschichte der Familie beachten

Personen, die einen nahen Verwandten mit Darmkrebs haben, sollten die Vorsorgeuntersuchungen besonders ernst nehmen.

Verwandte ersten Grades von Menschen mit Darmkrebs haben ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken.

Ein Arzt kann feststellen, ob Sie ein hohes Risiko aufgrund der familiären Krankheitsgeschichte haben oder ob Polypen oder entzündliche Darmerkrankungen vorliegen, die das Risiko erhöhen. In solchen Fällen kann die Darmspiegelung als Vorsorge bereits bei jungen Menschen sinnvoll sein.

2.) Sigmoidoskopie und Fäkaler Immunchemischer Test als weniger oder nicht invasive Methoden der Vorsorge

Für einige Menschen ist die Darmspiegelung als invasive Methode nicht die erste Wahl einer Vorsorgeuntersuchung und mit der Sorge um mögliche Risiken verbunden.

Studien zeigen, dass zu den Risiken der Koloskopie schwere Blutungen (14,6 Ereignisse pro 10.000 durchgeführte Untersuchungen), Perforationen (3,1 pro 10.000) oder Infektionen gehören.

Eine Alternative bietet beispielsweise eine Sigmoidoskopie, eine weniger invasive Methode, die ohne Sedierung durchgeführt werden kann. Bei dieser Untersuchung wird nur der untere Teil des Dickdarms untersucht, nicht der vollständige Darm, wie bei einer Koloskopie. Allerdings werden laut Studien bis zu 75 Prozent der Tumore im Darm in diesem Bereich gefunden.

Bei einem Fäkalen Immunchemischen Test, also einer Stuhluntersuchung, können geringe Mengen Blut nachgewiesen werden, die verschiedene Ursachen haben können, aber in manchen Fällen auch ein Hinweis auf Darmkrebs sein können.

Die Methode ist nicht invasiv und risikofrei und dient laut Untersuchungen als guter Indikator für die Früherkennung von Darmkrebs. Eine in „The Lancet“ veröffentlichte Studie zeigte sogar annähernd gleiche Ergebnisse bei der Überlebensrate wie bei jenen, die eine Koloskopie durchführen ließen. Bei einem verdächtigen Ergebnis der Stuhlprobe ist eine Koloskopie der nächste medizinisch empfohlene Schritt.

Allerdings bluten nicht alle Tumore oder nicht durchgehend, was dazu führen kann, dass sie bei der Stuhlprobe nicht nachgewiesen werden können und so übersehen werden.

3.) Den Lebensstil zur Vorbeugung von Darmkrebs beachten

Viele Aspekte des modernen Lebens stehen mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung.

Zu den Risikofaktoren zählen Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und Rauchen, die zu mehr Fällen von Krebs im Frühstadium führen können.

Schlechte Ernährung, insbesondere eine Ernährung mit einem hohen Anteil an hochverarbeiteten Lebensmitteln, vor allem verarbeitetem Fleisch und Fett in Fertigprodukten, und einem geringen Anteil an Obst und Gemüse, wird ebenfalls zunehmend mit dem Auftreten von Darmkrebs im Frühstadium in Verbindung gebracht.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel Colonoscopy: Unexpected Results From a Major Study, Is It Worth Doing?“. (redaktionelle Bearbeitung cs)



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