Neuer Ansatz gegen Demenz: Lithium könnte Alzheimer bremsen

Bevor bei der Alzheimer-Krankheit das Gedächtnis schwindet, geht ein anderer Faktor unbemerkt verloren: das Spurenelement Lithium.
Eine umfassende Studie legt nahe, dass Lithium, das natürlicherweise durch die Ernährung aufgenommen wird, eine zentrale Rolle für die Gesundheit des Gehirns spielen könnte. Ein Mangel an diesem Spurenelement könnte die Grundlage für neurodegenerative Prozesse schaffen.
„Dies ist die erste Studie, die sich mit Lithiummangel befasst und zeigt, dass es natürliches Lithium im Gehirn gibt und es eine schützende Rolle spielt“, erklärte der leitende Forscher Dr. Bruce Yankner, Professor für Genetik und Neurologie an der Harvard Medical School, gegenüber Epoch Times. „Wir waren überrascht, wie zentral Lithium zu sein scheint – es beeinflusst so viele Aspekte von Alzheimer.“
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Lithiummangel im Gehirn: Der verborgene Faktor hinter Alzheimer?
In der kürzlich in „Nature“ veröffentlichten Studie fand das Team um Yankner heraus, dass die Lithiumkonzentrationen im präfrontalen Kortex des Gehirns – der für das Gedächtnis und die Entscheidungsfindung von zentraler Bedeutung ist – bei Menschen mit Alzheimer um mehr als die Hälfte sinken. Dieser Rückgang beginnt bereits Jahre vor dem Ausbruch der Krankheit.
Auf der Grundlage von fast 400 menschlichen Gehirnproben und Tiermodellen vermuten die Forscher, dass Lithium wie ein Mikronährstoff in der Ernährung wirkt – ähnlich wie Zink oder Eisen – und dem Gehirn hilft, Alterung und Krankheiten zu widerstehen. Sein Verlust scheint mit vielen der frühesten Veränderungen bei Alzheimer zusammenzufallen und diese möglicherweise sogar zu verursachen.
Die Wiederherstellung eines gesunden Lithiumspiegels könnte laut Yankner eine Möglichkeit sein, die Krankheit zu verhindern, bevor Symptome auftreten. Allerdings sind weitere Studien notwendig, um diese Vermutung zu bestätigen.
Ein „unerschlossenes“ Paradigma
Bereits eine dänische Studie aus dem Jahr 2017 mit mehr als 800.000 Menschen ergab niedrigere Demenzraten in Regionen mit einem natürlich höheren Lithiumgehalt im Trinkwasser.
Diese Ergebnisse „stellen eine neue Richtung für die Erforschung der Ursachen der Alzheimerkrankheit dar und weisen auf ein unerschlossenes therapeutisches Paradigma hin“, erklärte Dr. Ashley Bush, Neurologe an der Universität Melbourne, in einem Kommentar zu der Studie.
Yankners Labor untersucht derzeit, ob durch Bildgebung des Gehirns oder Bluttests ein frühzeitiger Lithiumverlust erkannt werden kann, was eine vorbeugende Behandlung lange vor dem Auftreten von Symptomen ermöglichen würde.
„Genauso wie Ihr Arzt den LDL-Cholesterinspiegel (Low-Density-Lipoprotein) zur Beurteilung des Risikos für Herzerkrankungen oder den Hämoglobin-A1c-Wert zur Beurteilung des Diabetesrisikos untersucht, könnten wir eines Tages den Lithiumspiegel – oder einen damit verbundenen Marker – untersuchen, um das Risiko für Alzheimer vorherzusagen“, sagte Yankner.
Bush merkte an, dass die Ergebnisse zwar darauf hindeuten, dass Lithium bei natürlich niedrigen Konzentrationen im Gehirn viele potenzielle Funktionen haben könnte, seine Verwendung zur Vorbeugung von Alzheimer jedoch noch nicht gründlich am Menschen getestet wurde. Es sind klinische Studien erforderlich, um die Sicherheit und Wirksamkeit bei Menschen zur Vorbeugung und Behandlung von Alzheimer zu testen.
In Deutschland ist der Verkauf von Lithiumorotat als Nahrungsergänzungsmittel verboten, da es als Ultraspurenelement gilt und nicht in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden darf.
Natürliche Lithiumquellen
Obwohl Lithium nicht offiziell als Mikronährstoff anerkannt ist, galt es lange bevor seine Auswirkungen auf die Gehirngesundheit untersucht wurden als Allheilmittel für das Wohlbefinden.
In den späten 1800er- und frühen 1900er-Jahren wurde es für alles Mögliche angepriesen, von der Stimmungsstabilisierung bis zum Stoffwechsel. Lithiumsalze waren in mineralischen „Heilwässern“ weit verbreitet, und das ursprüngliche 7-Up enthielt sogar Lithiumcitrat – bis die Food and Drug Administration es 1948 verbot.
Heute nehmen die meisten Menschen Spuren von Lithium aus natürlichen Quellen auf – wahrscheinlich genug, um die Gesundheit des Gehirns unter normalen Bedingungen zu unterstützen.
Der Lithiumgehalt variiert je nach Region, abhängig von der lokalen Bodenbeschaffenheit, was sich darauf auswirkt, wie viel Lithium in Lebensmitteln und Trinkwasser enthalten ist. Gebiete mit vulkanischem oder mineralreichem Boden weisen tendenziell von Natur aus höhere Gehalte auf, wobei die Konzentrationen jedoch stark variieren.
Obwohl die Mengen gering sind – gemessen in Mikrogramm oder Milligramm pro Tag – können sie gerade ausreichen, um eine gesunde Alterung des Gehirns zu unterstützen. Natürliche Quellen sind unter anderem:
- Trinkwasser, insbesondere aus Grundwasser oder mineralreichen Quellen
- Gemüse wie Kartoffeln, Tomaten und Blattgemüse
- Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, einschließlich Bohnen und Linsen
- Tee und bestimmte Mineralwässer
Beispielsweise enthalten einige Mineralwassermarken aus Deutschland und Italien Spuren von Lithium in einer geringen Menge von etwa 0,1 bis 0,2 Milligramm pro Liter, was zur täglichen Aufnahme in Mikrodosen beitragen könnte.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Lost Lithium: Could a Missing Micronutrient Help Prevent Alzheimer’s Disease?“. (deutsche Bearbeitung kr)
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