Thüringer Landtag: Wieler wieder mit Rechtsbeistand – Drosten: Alle Maßnahmen „essenziell“

Im Corona-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags wurden sowohl der ehemalige Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, als auch der Virologe Christian Drosten befragt. Während Wieler durch widersprüchliche Aussagen auffiel, verteidigte Drosten alle Kontaktbeschränkungen als effektiv.
Titelbild
Der Virologe Christian Drosten wird im Corona-Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag am 11.11.2025 befragt.Foto: Erik Rusch/Epoch Times
Von 13. November 2025

In Kürze:

  • Drosten: Ob an oder mit Corona-Virus verstorben, unter Wissenschaftlern kein Thema
  • Versammlungsverbote laut Drosten am effektivsten
  • Ex-RKI-Chef fragt Rechtsbeistand mehrfach, ob er antworten könne
  • Wieler wirft Politik zu spätes Handeln vor

 

Im Corona-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags sagte am Dienstag, 11. November, erstmals nach Veröffentlichung der RKI-Protokolle der ehemalige Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, aus. Zudem war der Virologe Christian Drosten als Sachverständiger geladen.

Drosten zeichnet in seinen Ausführungen ein Bild, das nicht von der Unsicherheit im Umgang mit einem neuartigen Virus geprägt war. Es habe keine Bilder aus Bergamo für die erste Einschätzung gebraucht, so der 53-jährige Virologe. Es habe ausreichend Daten, hauptsächlich aus China, gegeben.

Durch frühes politisches Eingreifen seien hohe Todeszahlen verhindert worden. Der von Drosten selbst entwickelte PCR-Test hätte dabei geholfen. Denn die Bevölkerung sei „schutzlos“ gewesen, da es keine Immunität gegen den Virus aufgrund seiner Neuartigkeit geben konnte, so der Virologe.

Während für Drosten jeder positive PCR-Test für eine aktive Infektion steht, wies das RKI laut den Wissenschaftlichen Diensten des Bundestages in ihrem Papier von Oktober 2020 darauf hin, dass das Genmaterial von SARS-CoV-2 bei vielen Patienten noch Wochen nach Symptombeginn mittels PCR-Untersuchung nachweisbar gewesen sei.

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In der Corona-Pandemie entschieden unter anderem PCR-Tests darüber, welche Maßnahmen die Behörden ergriffen und wer als Corona-Toter gezählt wurde.

Laut Drosten wäre die Frage, an oder mit Corona verstorben, jedoch eine rein mediale Debatte gewesen. In der Wissenschaft wäre dies keine Frage gewesen.

Direkte Kontaktbeschränkungen hätten nachweisbar, die Virusausbreitung massiv verlangsamt. Am effektivsten seien jedoch die Versammlungsverbote gewesen. Alle Maßnahmen seien damals „essenziell“ gewesen.

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Angaben zur Sterblichkeit schwankten

Vor der ersten Corona-Welle sei man von einer Sterblichkeit von 1 Prozent ausgegangen, also einer 10- bis 20-mal höheren Sterblichkeit, wie bei der saisonalen Grippe, erklärte der Virologe im Ausschuss.

Anfang 2020 sprach Drosten bei SARS-CoV-2 jedoch öffentlich von einer Sterblichkeit von 0,2 Prozent und einem milden Verlauf wie bei einer Grippe.

Für AfD-Ausschussmitglied Wiebke Muhsal bleibt ein Widerspruch. Für sie passe vieles nicht zusammen, erklärte die Landtagsabgeordnete nach der Anhörung gegenüber Epoch Times.

„Wiebke

Wiebke Muhsal, die Obfrau für den Corona-Untersuchungsausschuss der AfD im Thüringer Landtag. Foto: AfD

Drosten begründete bei der Anhörung die strikten Maßnahmen gegenüber Kindern mit dem Wissen, dass vor Beginn der Symptome das Virus weitergegeben werden kann, auch ohne Symptome einer COVID-Erkrankung.

Die fünffache Mutter sieht dies kritisch:

„Es gab ja ganz viel, diese Panikmache.“ Wenn du jenes nicht tust, dann würden deine Großeltern sterben. Einer ihrer Söhne hätte zehn Stunden am Tag mit ein paar Unterbrechungen eine Maske tragen müssen. Sie bezweifelt, dass die Leute, die die Maßnahmen erlassen hätten, so eingeschränkt gewesen seien wie die betroffenen Kinder. „So was sollte in keinem Fall noch mal passieren“, erklärte die AfD-Politikerin.

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Wieler kommt mit Rechtsbeistand

Während Drosten allein zur Anhörung erschien, kam der ehemalige RKI-Präsident Wieler mit einem Rechtsanwalt an seiner Seite.

„Er muss aufpassen, was ich sage“, begründete Wieler das mehrmalige Eingreifen seines Anwalts während der Vernehmung. Wieler wirkte konzentriert, doch teilweise unsicher.

Mehrfach fragte er seinen Rechtsbeistand, ob er eine Frage beantworten dürfe. Als Gesundheitsbeamter ist er weiter dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) unterstellt und benötigte daher eine Aussagegenehmigung vom Ministerium.

Ausgeschlossen waren durch das BMG Aussagen von Wieler zur Willensbildung der Bundesregierung, Erörterungen im Bundeskabinett oder auch ressortübergreifende und interne Abstimmungsprozesse zur Vorbereitung von Kabinetts- und Ressortentscheidungen.

Ex-RKI-Chef Lothar Wieler wird im Corona-Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag am 11.11.2025 befragt. Foto: Erik Rusch/Epoch Times

Laut nationalem Pandemieplan sollte die Gesundheitsministerkonferenz Entscheidungsträger in einer Pandemie sein und nicht eine Ministerpräsidentenkonferenz, erklärte Wieler. Denn die Kommunikationsstränge wären darauf ausgerichtet gewesen.

Das werde auch weiter Thema im Ausschuss sein, erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, die CDU-Politikerin Claudia Heber im Anschluss gegenüber Epoch Times.

Die grundsätzliche Schieflage zwischen diesen Gremien, also auch die öffentliche Wahrnehmung dazu, werde man sich noch mal anschauen. „Wie sinnvoll war das? War das effizient? Muss man das künftig vielleicht ein bisschen stärker institutionalisieren?“

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Wieler: Inzidenzen nicht „wissenschaftlich evidenzbasiert“

Die Inzidenzwerte spielten eine große Rolle bei den politischen Entscheidungen in der Corona-Pandemie. Sie seien aber nicht „wissenschaftlich evidenzbasiert“ gewesen, erklärte Wieler bei seiner Vernehmung.

Einige seiner Aussagen warfen Fragen auf und schienen widersprüchlich.

Zu den COVID-Impfstoffen erklärte er, dass sie sowohl vor Ansteckung, vor Erkrankung und vor Tod geschützt hätten als auch einen Fremdschutz boten. Wenige Impfstoffe hätten dies zuvor geleistet.

Daraufhin schien Wieler seine Aussagen wieder einzuschränken.

Er sagte auch, dass „kaum einer der [COVID-]Impfstoffe geschafft“ habe, eine Ansteckung zu verhindern, und am geringsten war die Risikosenkung, was die Übertragung auf Dritte betraf.

Laut Wieler gebe nur eine kleine Zahl von Post-Vac-Betroffenen und die Zahlen des Paul-Ehrlich-Instituts würden zeigen, dass die Nebenwirkungen nach einer COVID-Impfung sehr gering gewesen seien. Mit Post-Vac sind Impfschäden nach einer Impfung gemeint.

Jedoch verneinte er auf Nachfrage die Existenz einer guten Datenlage, um die Post-COVID-Erkrankten von Post-Vac-Erkrankten zu unterscheiden. Die Daten, die das RKI erhielt, wären generell lückenhaft gewesen, erklärte Wieler.

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Wieler sprach von 180.000 Corona-Toten in Deutschland. Gefragt, ob man sich bei seiner Behörde dafür eingesetzt habe, Klarheit darüber zu bekommen, ob jemand mit oder an Corona verstorben sei, erklärte der Mediziner, dass das RKI gar nichts dafür tun könne, um eine Todesursache genau aufzuklären. Die sicherste Methode, dies zu klären, sei das Obduzieren. Man hätte sich auf die Ärzte verlassen müssen, die den Totenschein ausgefüllt hätten.

Diese Aussage mag verwundern, denn das RKI riet damals von Obduktionen ab. So sollte eine Aerosolbildung und eine damit mögliche Infektionsausbreitung vermieden werden. Berufsverbände von Pathologen und Rechtsmedizinern hingegen forderten damals eine höhere Anzahl von Obduktionen, um die Schädigung innerer Organe durch eine COVID-Erkrankung, mögliche Risikofaktoren und die Sterblichkeit abzuklären.

Vor den beiden Winter-Infektionswellen 2021 und 2022 hätte die Politik früher handeln sollen, so der Ex-RKI-Chef.

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AfD-Abgeordneter verwundert über Wieler-Aussagen

Wieler sei nicht bekannt, dass die Zulassungsverfahren beim Pfizer-Impfstoff vorzeitig abgebrochen und „entblindet“ wurden.

Mit „blind“ ist gemeint, dass die Versuchsperson oder das Personal nicht weiß, ob die Testperson ein Placebo oder tatsächlich ein Präparat erhalten hat. Aus dem Studienprotokoll von BioNTech/Pfizer geht jedoch hervor, dass klinische Mitarbeiter und Studienmanager, aber auch Statistiker, Programmierer und Wissenschaftler, „entblindet“ waren.

Das AfD-Ausschussmitglied Jens Dietrich zeigte sich über Wielers Aussagen verwundert:

„Er schlug sich zwar für die Impfung in die Bresche, […] aber wusste nicht, dass die Zulassungsstudie [des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs] schon nach wenigen Monaten entblindet worden ist.“

Die RKI-Risikohochstufung im März 2020 trotz niedriger Inzidenz erklärte der ehemalige RKI-Präsident als eine vorbeugende Maßnahme, um eine Welle zu verhindern. Denn eine unkontrollierte Ausbreitung hätte zu Verwerfungen geführt.

Grundsätzlich hielt er alle politischen Maßnahmen für „rational“.

Am 20. Januar geht es im Thüringer Landtag mit dem Untersuchungsausschuss weiter.



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