Warum vermüllen unsere Parks?

Am 2. Juni veröffentlichte die Nichtregierungsorganisation WirBERLIN auf ihrer Website einen Appell, der es in sich hat: „Berlins öffentliche Räume vermüllen zusehends – sie werden zum zugemüllten Freizeit- und Eventraum, Einwegverpackungen, Getränkeflaschen, Zigarettenkippen und Kronkorken sind allgegenwärtig. Mehr und mehr Menschen scheint das egal zu sein oder sie wissen gar nicht, dass ihr Alltagsverhalten zur Vermüllung der Umwelt beiträgt.“ Der englische Begriff für Vermüllung heißt „Littering“. Er schleicht sich mehr und mehr auch in den deutschen Sprachgebrauch.
Von 65 auf 260 Tonnen Müll pro Jahr
Im größten Park Europas, dem Englischen Garten in München, fiel nach letzten Angaben aus dem Jahr 2023 eine halbe Tonne Müll pro Tag an. Das entspricht einem kleinen Bauschuttcontainer. Aufs Jahr gerechnet waren es 225 Tonnen Müll. Der bisherige Höhepunkt wurde im Jahr 2021 mit 260 Tonnen gemessen. Im Jahr 1997 seien nur 65 Tonnen Müll im Englischen Garten angefallen.
„Insbesondere feiernde Gruppen lassen nach Einbruch der Dunkelheit oftmals ihren Müll liegen“, wird Ines Holzmüller von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung in einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert. Es handle sich in erster Linie um Bier- und Weinflaschen, Snacktüten, „dazu jede Menge To-go-Verpackungen, mal mit, mal ohne Essensreste“. Auch Möbelstücke und Hausmüll befänden sich unter dem Unrat im Englischen Garten.
[etd-related posts=“5152467″]
Dass sich die Situation in München seither nicht gebessert hat, geht aus einem Antrag der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss 3 Maxvorstadt vom 19. Mai dieses Jahres hervor. Offenbar verhalten sich Studenten im Münchner Univiertel rücksichtslos. Die SPD beklagt, dass Plastikbecher „bis in den Englischen Garten getragen“ werden. Doch bereits „auf dem Weg dorthin“ gebe es „eine Spur aus Plastik.“ Deshalb möchte die SPD gegen bestimmte Shops vorgehen, die ihre Getränke ausschließlich in Plastikbechern verkaufen. Fragt sich: Wer ist schuld an der Vermüllung? Die Shops oder die Kunden?
250 Euro pro Kippe
Berlin hat dazu eine klare Meinung: Die Kunden werden künftig zur Kasse gebeten. Im März 2025 haben die Abgeordneten in Berlin einen Antrag von CDU und SPD beschlossen. Dieser besagt, dass für jeden weggeworfenen Kaffeebecher oder eine achtlos fallen gelassene Zigarettenkippe im öffentlichen Raum ein Bußgeld von 250 Euro erhoben wird. Für einige Stadtbezirke – etwa Neukölln – sei zudem eine verdeckte „Soko Müll“ des Ordnungsamts geplant. Im Bezirk Spandau sind bereits sogenannte „Waste Watcher“ – Müllbeobachter – unterwegs. Doch die Ordnungsämter klagen: Eine flächendeckende Kontrolle sei mit den verfügbaren Personalstärken nicht umsetzbar.
Deshalb wird es wohl mit solchen Maßnahmen nicht möglich sein, der Vermüllung des öffentlichen Raums nachhaltig Herr zu werden. Angesetzt werden muss, wie so oft, bei der Erziehung in den Kindergärten und Schulen. „Kinder sind die Zukunft und können durch frühzeitige Bildung über Recycling und Umweltschutz zu einem nachhaltigen Verhalten ermutigt werden. Indem sie spielerisch lernen, können sie langfristig zu umweltbewussten Erwachsenen heranwachsen“, ist sich beispielsweise das ProKita-Portal sicher.
Dichter im Park
Bereits der Poet Georg Trakl (1887–1914) verfasste ein Gedicht namens „Komm in den todgesagten Park“ – er meinte damals aber eher eine Landschaft im Übergang von Herbst zu Winter. Dies könnte man jedoch durchaus symbolisch für den Zustand deutscher Parks der Gegenwart verstehen. Im vergangenen Jahrhundert und davor waren Parks in erster Linie für wenige Personen gedacht. Oft angelegt von Fürsten zur persönlichen Erbauung, wurden sie im Laufe der Zeit auch für das gebildete Bürgertum zugänglich und regten seit der Romantik zahlreiche Dichter dazu an, in Versen über uralte Bäume, Blumenbeete, Teiche und Wasserfontänen zu schwärmen.
Rainer Maria Rilke (1901–1926) etwa verfasste sieben Versblöcke zum Thema „Im Parke“. Was er poetisch beschreibt, wirkt still und hoheitsvoll, wirkt wie „nie betreten“. Sein Park besteht aus blumenbegrenzten weiten Rasenflächen, Alleen, geschnittenen Bäumen, Kieswegen mit Blick auf Pavillons, mit leeren Bänken und Treppen aus Stein und Wasserfontänen in der Ferne. So wünschen sich viele Menschen auch heute noch einen Park: zur Erholung der Sinne, zur Erbauung der Seele.
[etd-related posts=“4364370″]
Schloss- und Stadtpark
Wer solch eine Art von Parkbesuch genießen will, braucht die Rücksichtnahme seiner Mitmenschen. Allein die laute Musik aus einer mitgeführten Musikbox, rennende und schreiende Kinder oder anhaltendes lautes Gelächter wirken schon störend genug. Weil aber nicht jeder die gleiche Erwartung an einen Park stellt, ist es wichtig, unterschiedliche Parkanlagen zu unterhalten und entsprechend zu kennzeichnen. In den meisten Städten – am häufigsten in Berlin – gibt es einen oder mehrere Schlossgärten, die Rilkes Ideal entsprechen. Dort ist auch eher selten Müll anzutreffen.
Öffentliche städtische Parks und Gartenanlagen für Familien und für Gruppentreffen von Jugendlichen bleiben dennoch unverzichtbar. Gerade in Großstädten gibt es viele Einwohner, die nur in einer kleinen Wohnung leben. Für sie ist ein Park gerade am Wochenende ein erweitertes Wohnzimmer, wo sich eine Familie mal ausbreiten kann, wo Kinder herumtollen dürfen und man einfach der Enge der vier Wände entfliehen kann.
[etd-related posts=“2907619″]
Gegen „Irre im Park“
Über diese beiden Parkmodelle hat sich noch nie jemand beschwert. Es geht lediglich um den Umgang der Nutzer mit den Grünflächen. Deshalb muss die Ursache des Vermüllens bei den Wurzeln bekämpft werden.
Es hilft nichts: Jeder in der Gesellschaft ist gefordert, Personen mit mangelnder Umwelterziehung anzusprechen. Der Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit mancher Mitbürger kann entgegengetreten werden. Dies allein den wenigen Mitarbeitern des Ordnungsamts zu überlassen, reicht nicht aus und ist damit selbst in gewisser Hinsicht verantwortungslos. Schon Rilke schrieb vor dem Ersten Weltkrieg das Gedicht „Irre im Park“. Deshalb: Zivilcourage ist auch im Park gefragt.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion