Anschlag auf Berliner Stromnetz: Täter könnten „Insiderwissen“ gehabt haben

Nach einem Brandanschlag auf die Berliner Stromversorgung kämpft die Hauptstadt mit den schwerwiegendsten Ausfällen seit Jahrzehnten. Tausende Haushalte sind weiterhin ohne Strom, während Politiker vor neuen Gefahren durch Sabotage warnen und zu mehr Eigenvorsorge in der Bevölkerung aufrufen.
Nach dem Brandanschlag ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht.
Nach dem Brandanschlag in Berlin ist die Stromversorgung noch nicht vollständig wiederhergestellt.Foto: Jens Kalaene/dpa
Von 11. September 2025

In Kürze:

  • Zehntausende in Berlin weiter ohne Strom – längster Ausfall seit 25 Jahren
  • Zwischenlösung bricht phasenweise zusammen.
  • S-Bahn-Verkehr teilweise wieder aufgenommen
  • Politiker fordern besseren Schutz kritischer Infrastruktur und mehr Eigenvorsorge.

 

In Berlin verzögern sich die Wiederherstellungsarbeiten an der Stromversorgung nach dem Brandanschlag vom frühen Dienstagmorgen, 9. September. Am Mittwochabend gegen 20 Uhr war eine Verbindungsleitung ausgefallen, die eine temporäre Überbrückungslösung darstellen sollte. Dem Betreiberunternehmen Stromnetz Berlin zufolge waren am Morgen des Tages immer noch etwa 20.000 Kunden ohne Strom.

Die Ursache für den Ausfall der Zwischenlösung ist nicht bekannt. Gegen 4:30 Uhr war sie wieder funktionsfähig, sodass ein Teil der betroffenen Haushalte erneut Strom hatte.

Dennoch war am Donnerstagmorgen nach wie vor für 13.700 Endabnehmer die Versorgung weiterhin nicht wiederhergestellt. Dem RBB zufolge handelt es sich um den längsten Stromausfall in Berlin seit 25 Jahren.

Alle Schulen in Berlin nach Anschlag wieder geöffnet

Die S-Bahn-Betriebe in Berlin meldeten am Donnerstagmorgen, dass die Energieversorgung so weit wiederhergestellt sei.

Bis zum Donnerstagabend soll die Energieversorgung in Berlin vollständig funktionieren, die Warmwasserversorgung eingeschlossen. Alle Schulen sind mittlerweile wieder geöffnet.

Während die Arbeiten voranschreiten, sind die mutmaßlich linksextremistischen Täter weiterhin nicht identifiziert. Der Anschlag und seine Folgen haben in der Bevölkerung für ein erhebliches Maß an Verunsicherung gesorgt.

Auf X werfen Nutzer Fragen dahingehend auf, wie einfach es sei, das gesamte Land durch Anschläge dieser Art zu sabotieren. Ein Threadautor argwöhnt, dass ein organisierter Trupp von etwa einem Dutzend Saboteuren ausreichen könnte, um das Gemeinwesen in erheblichem Maße zu schädigen:

„Unsere Infrastruktur ist größtenteils nicht darauf ausgelegt, um Sabotage zu widerstehen. Es gibt auch bei Weitem nicht genug Sicherheitskräfte, um alles zu überwachen.“

Der als „Mr. Blackout“ bekannte YouTube-Influencer Stefan Spiegelsperger erklärte die Dauer der Wiederherstellungsarbeiten damit, dass sich der Angriff diesmal gegen eine Hochspannungseinrichtung gerichtet habe. Da der Staatsschutz ermittle, sei klar, dass auch dieser von einem Terrorakt von linksextremistischen Tätern ausgehe. Diese seien darüber im Bilde gewesen, wie das Stromnetz funktioniere.

Kollateralschäden an der Bevölkerung hätten diese in Kauf genommen. Es seien in den Baumärkten auch zu wenig Notstromaggregate vorhanden, um den sich abzeichnenden Ansturm zu bewältigen.

Um solchen Tendenzen entgegenzuwirken, solle der Berliner Senat einigen NGOs die Fördermittel streichen. Diese stellen nach Auffassung des YouTubers ein Rekrutierungspotenzial dar.

Attentäter von Erkner mussten ebenfalls über Spezialwissen verfügen

In der „Abendschau“ des RBB hat Berlins Innensenatorin Iris Spranger am Mittwochabend den Anschlag als „menschenverachtend“ bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft ermittle bereits. Spranger deutete an, sie gehe davon aus, dass es sich um dieselbe Tätergruppe handeln könnte, die im Vorjahr den Anschlag in Brandenburg begangen habe.

Im März 2024 hatte eine sogenannte Vulkangruppe einen frei stehenden Strommast im brandenburgischen Erkner angegriffen. Dieser versorgte unter anderem das Tesla-Werk in Grünheide mit Strom. Auch damals tauchte wenig später auf „Indymedia“ ein Bekennerschreiben auf, in dem der Anschlag unter anderem als Akt des „Widerstandes“ gegen Technologiekonzerne glorifiziert wurde.

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Bereits damals gab es Spekulationen, woher die Täter das erforderliche Insiderwissen über die Bedeutung des Angriffsziels hatten. Sie mussten über Spezialwissen verfügen, denn sie schienen zu wissen, wo sie den größtmöglichen Schaden an der Stromversorgung anrichten konnten. Hätten sie einen Strommast hinter dem Umspannwerk ins Visier genommen, hätten Tesla und andere Betroffene die Versorgung über Ersatzleitungen absichern können.

Innenpolitiksprecher der SPD Berlin: „Täter müssen Insiderinformationen gehabt haben“

Auch im Fall des jüngsten Anschlags war die Wahl der Ziele kein Zufall, betonte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Martin Matz. Gegenüber dem „rbb24 Inforadio“ hielt er es für denkbar, dass die Täter Insiderinformationen erhalten hätten. Am Mittwoch erklärte Matz:

„Wenn man sieht, wo diese Strommasten in Johannisthal stehen oder gestanden haben, dass die etwas mit der Stromversorgung in Adlershof zu tun haben, ist nicht so völlig einsichtig.“

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt nannte es ebenfalls „auffällig“, dass „gezielt offensichtlich diese Verteilerstationen ausgesucht worden sind und nicht willkürlich“.

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Ein Anschlag dieser Art erfordere Vorbereitung und Analysen. Man habe gezielt eine Auswahl treffen müssen, „an welcher Stelle man das Netz hier attackieren will, um einen möglichst großen Schaden auszuüben“.

Ob das im Internet veröffentlichte Bekennerschreiben tatsächlich von den Tätern stamme, habe die Polizei noch nicht klären können. Es sei jedoch eindeutig, dass man es mit einer Gruppe zu tun habe, „die die Bereitschaft hat, gegen unsere Gesellschaft auch gewaltsam vorzugehen“.

Verkehrssenatorin rät zum „Wappnen wie zu Corona-Zeiten“

Am Mittwoch hat das Bundeskabinett den Gesetzesentwurf zum KRITIS-Dachgesetz verabschiedet. Dieses soll künftig mehr Schutz für Wasserwerke, Stromerzeuger oder Gleisknotenpunkte gewährleisten.

Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde riet unterdessen der Bevölkerung, sich für Notfälle zu wappnen. Dazu gehöre, Lebensmittelvorräte, Batterien und Akkus vorzuhalten, um in solchen Fällen kommunizieren zu können.

Es sei eine Sensibilität für das Thema erforderlich, „so wie wir es zu Corona-Zeiten gelernt haben“.



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