Antisemitismus-Eklat bei Linksjugend Frankfurt: Konsequenzen nach skandalösem X-Post

In Kürze:
- Ortsverband der Linksjugend Frankfurt am Main distanziert sich doppelt von antisemitischem Post auf X
- Verantwortliche Einzelperson ausgeschlossen, Social-Media-Zugang entzogen
- Bildungsstätte Anne Frank spricht von „Aufruf zum Mord“
- Hintergrund: Streit um Vorfall mit jüdischen Jugendlichen am Flughafen Valencia
Nach einem Antisemitismus-Eklat hat die Basisgruppe der „Linksjugend Solid“ in Frankfurt am Main offenbar erstmals Konsequenzen gezogen. Nachdem der Ortsverband am Donnerstag, 14. August, einen Eintrag auf X gelöscht und sich von dessen Inhalt distanziert hatte, meldete er sich am Sonntag noch einmal zu Wort. Darin hieß es, man wolle sich „erneut ganz klar“ von darin getätigten Aussagen distanzieren.
Menschenfeindlichkeit widerspreche „absolut den Grundsätzen unserer Politik“. Entsprechende Posts seien „von einer Einzelperson verfasst“ worden. Die Basisgruppe stehe der „Einzelmeinung“, die diese artikuliert habe, „absolut geschlossen entgegen“. Die Autorin habe keinen Zugang zu dem Account mehr, sei von der Basisgruppe suspendiert worden und mittlerweile kein Mitglied der Linksjugend mehr. Der Linkspartei selbst habe sie nie angehört.
Linksjugend will „fest entschlossen gegen jeden Antisemitismus“ eintreten
Die Jugendorganisation wolle nun ihr Social Media Konzept überarbeiten, um „einen solchen Missbrauch durch Alleinhandelnde künftig gar nicht erst möglich zu machen“. Als Linksjugend trete man „fest entschlossen gegen jeden Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens ein“.
Vor einigen Tagen wurden auf unserem X Account antisemitische und menschenverachtende Tweets verfasst. Hiervon haben wir uns in einer ersten Reaktion bereits distanziert, möchten aber der Transparenz halber einen Zwischenstand zur Aufarbeitung unsererseits geben: 1/5
— linksjugend Frankfurt (@solid_ffm) August 17, 2025
Ausgangspunkt der antisemitischen Entgleisung war ein Bericht der „Jüdischen Allgemeinen“ vom 24. Juli. In diesem ging es um einen Vorfall auf dem Flughafen im spanischen Valencia. Der X-Beitrag der Zeitung begann mit den Worten „In Valencia wurden 52 jüdische Jugendliche aus einem Flugzeug geworfen“.
In Valencia wurden 52 jüdische Jugendliche aus einem Flugzeug geworfen – weil sie Lieder auf Hebräisch gesungen haben, sagen Mitglieder der Reisegruppe. Die Fluggesellschaft sagt hingegen, die Gruppe hätte die Sicherheitsunterweisung gestört. https://t.co/agOV32K5Nu
— Jüdische Allgemeine (@JuedischeOnline) July 24, 2025
In diesem Kontext kommentierte die bis dato nicht namentlich genannte Person im Namen des Verbandes:
Wir müssen leider enttäuschen: Der Rauswurf fand nicht statt, während das Flugzeug in der Luft war.“
Anne-Frank-Bildungsdirektor: Gaza-Konflikt lässt „letzte Hemmungen fallen“
Für den Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Meron Mendel, war die Äußerung nicht nur eine zynische Entgleisung, sondern ein „Aufruf zum Mord an jüdischen Kindern und Jugendlichen“.
Gegenüber der „Hessenschau“ erklärte er, dass der Krieg in Gaza immer häufiger zum Anlass genommen werde, Antisemitismus freien Lauf zu lassen. Der Beitrag der Linksjugend in Frankfurt/Main sei „ein drastisches Beispiel dafür, wie auch die letzten Hemmungen fallen“.
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Der Beitrag der „Jüdischen Allgemeinen“ hatte sich dabei auf einen Vorfall bezogen, der möglicherweise ebenfalls einen Ausdruck des Verlustes von Hemmschwellen zu offen antisemitischem Verhalten darstellte. Die Darstellungen darüber gingen diametral auseinander. Allerdings sollen die spanische Fluggesellschaft Vueling und die Guardia Civil ein auffallend großes Interesse daran gezeigt haben, mögliche Handyaufnahmen zu vernichten.
Unangemessenes Verhalten Jugendlicher oder gezielte antisemitische Eskalation?
Eine Gruppe von 44 überwiegend jüdischen Jugendlichen aus Frankreich und sieben erwachsene Begleiter befand sich auf der Heimreise aus einem Ferienlager an der Costa Dorada. Der französische „Club Kineret“ hatte diese organisiert. Von Valencia aus wollten die Teilnehmer zurück nach Paris reisen.
Dazu kam es nicht. Die Fluggesellschaft ließ die Gruppe von der Polizei aus der Maschine entfernen. In einer Erklärung warf sie den Jugendlichen vor, durch hebräische Gesänge die Sicherheitsunterweisung gestört zu haben. Zudem hätten einige das Notfall-Equipment manipuliert und sich „sehr konfrontativ“ gegenüber dem Kabinenpersonal verhalten. Außerdem habe sich die Gruppe auch im Terminal „sehr aggressiv“ verhalten.
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Die Verantwortlichen der Reisegruppe wiesen diese Darstellung zurück. Sie behaupten, Crewmitglieder hätten die jüdischen Jugendlichen beschimpft und Israel als „Terrorstaat“ bezeichnet. Man habe offenbar nur einen Vorwand gesucht, um gegen die Gruppe vorzugehen. Die Einsatzkräfte hätten zudem gegenüber der 21-jährigen Gruppenleiterin eine übermäßige Brutalität an den Tag gelegt. Diese habe sich zuvor dagegen verwahrt, dass die Jugendlichen ihre Handys abgeben und mögliche Aufnahmen des Vorfalls löschen mussten.
Widersprüchliche Darstellungen und politische Brisanz
Gegenüber Journalisten sagten später einige unbeteiligte Fluggäste aus, nichts von einem respektlosen oder unangebrachten Verhalten der Jugendlichen bemerkt zu haben. Es habe allenfalls einer der Jugendlichen laut geredet, nach einmaliger Ermahnung jedoch damit aufgehört. Dennoch seien wenige Minuten später die Einsatzkräfte gekommen.
In sozialen Medien verbreiteten Anhänger der terroristischen Hamas in den Tagen nach dem Vorfall auch Fake News, die Jugendlichen hätten ein Lied gesungen, in dem es „Tod den Arabern“ geheißen habe. Sie blieben aber eine Erklärung schuldig, wer von den Crewmitgliedern oder sonstigen Zeugen gut genug Hebräisch beherrscht hätte, um diesen Inhalt identifizieren zu können.
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Einige X-Accounts und Medien merkten auch an, dass es sich bei dem verantwortlichen Piloten der Vueling-Maschine um Iván Chirivella gehandelt habe. Dieser hatte Anfang der 2000er-Jahre Flugstunden gegeben. Zu seinen Kunden zählten dabei offenbar auch Mohamed Atta und Marwan Al Shehhi – zwei spätere Attentäter vom 11. September 2001. Chirivella hatte von deren Vorhaben jedoch nach eigenen Angaben nichts geahnt.
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