Babys in Österreich vertauscht – Aufklärung nach 35 Jahren
Vor knapp 35 Jahren wurden zwei Babys in einer österreichischen Klinik verwechselt. Erst vor wenigen Wochen fanden die mittlerweile erwachsenen Frauen und ihre leiblichen Eltern dank eines DNA-Tests zusammen.
Die zwei Familien berichteten dem Sender ORF von sehr positiven, aber teilweise auch schmerzhaften Gefühlen, die sie nun durchleben.
Die beiden Mädchen Doris und Jessica kamen Ende Oktober 1990 in der südlichen Stadt Graz in einem Krankenhaus zur Welt. Als Frühchen verbrachten sie dort die erste Zeit nicht bei ihren Müttern, sondern in Brutkästen und Wärmebetten, hieß es in der „Kronen Zeitung“, die zuvor ebenfalls über den Fall berichtet hatte.
„Gruselig und gleichzeitig schön“
„Es ist einfach ein unbeschreiblich gutes Gefühl“, sagte Doris dem ORF. Jetzt fühle es sich so an, als ob sie seit 35 Jahren eine Schwester habe, sagte Jessica. „Es ist gruselig und gleichzeitig schön“, meinte sie. Neben den positiven Aspekten sei „auch ganz viel Schmerz da“.
Doris hatte schon vor Jahren durch eine Blutspende erfahren, dass sie nicht die leibliche Tochter des Paares ist, das sie großgezogen hatte. Wegen ihrer Blutgruppe ist dies nicht möglich.
Die Klinik führte daraufhin Recherchen zu Geburten im Oktober 1990 durch und bot DNA-Tests für möglicherweise betroffene Familien an. Doris ging damals mit ihrer Geschichte an die Medien, um ihre biologischen Eltern zu finden, doch die Suche blieb lange vergeblich.
Krankenhaus bedauert den Irrtum
Das Krankenhaus bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Verwechslung und die Aufklärung des Falles. „Wir bedauern zutiefst, dass es damals zu diesem Fehler gekommen ist“, sagte der Betriebsdirektor in einer Stellungnahme.
Die Aufklärung des Falles kam erst ins Rollen, als Jessica im Zuge einer Schwangerschaft ebenfalls ihre wahre Blutgruppe herausfand, die nicht zu ihren vermeintlichen Eltern passte, wie der ORF berichtete.
Nachdem eine Medizinerin Jessica auf die Geschichte der vertauschten Babys aufmerksam gemacht hatte, kontaktierte sie Doris auf Facebook.
Endgültiger DNA-Test mit Hindernissen
Einen DNA-Test wollte Doris zunächst nicht durchführen, weil sie sich mit der neuen Situation überfordert fühlte, wie sie dem ORF schilderte.
Erst als ihre leibliche Mutter den Test mittels Anwaltsbrief einforderte, ließ sie sich testen. „Ich habe mich absolut hilflos gefühlt“, erzählte sie. Sie habe einen „absoluten Kontrollverlust über mein Leben“ erlebt.
Auch Jessicas Zieheltern berichteten von gemischten Emotionen. „Es war ein totales Gefühlschaos“, beschrieb Jessicas Ziehmutter ihre Lage, als sie von der Verwechslung erfuhr.
Doch als sie ihre leibliche Tochter Doris zum ersten Mal gesehen hätten, habe die Chemie sofort gestimmt, sagte sie. Gleichzeitig betonte sie: „Die Jessi wird immer unser Kind sein, da ändert sich ja nichts.“
Laut dem Krankenhaus wurde der Familie von Doris bereits vor einigen Jahren im Rahmen eines Gerichtsverfahrens Schadenersatz gezahlt. Das Krankenhaus und der Anwalt von Jessicas Familie waren für eine Stellungnahme zu weiteren Zahlungen für die restlichen Betroffenen vorerst nicht erreichbar. (dpa/red)






















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