Bald weniger Böhmermann im ZDF?

Während das ZDF anscheinend über deutlich weniger Sendezeit für Jan Böhmermann nachdenkt, öffnet das Haus der Kulturen der Welt dem Satiriker in Berlin die Tür: Ab Samstag findet in der „Schwangeren Auster“ Böhmermanns Veranstaltungsprojekt „Die Möglichkeit der Unvernunft“ statt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Böhmermann planen, sich zur Diskussion zu treffen.
Das Pressefoto zeigt Jan Böhmermann im leeren Studio des ZDF. Foto: ZDF/Jens Koch
Das Pressefoto zeigt Satiriker Jan Böhmermann im leeren Studio des ZDF. 2026 soll es angeblich 13 Ausgaben weniger seines TV-Formats „ZDF Magazin Royale“ geben.Foto: ZDF/Jens Koch
Von 26. September 2025

In Kürze:

  • Das ZDF plant, 2026 anscheinend weniger „ZDF Magazin Royale“-Sendungen auszustrahlen.
  • Moderator Böhmermann ist ab 27. September mit dreiwöchigem „Unvernunft“-Projekt in Berlin zu Gast.
  • Eine Diskussion mit Kulturstaatsminister Weimer ist geplant.

 

Das ZDF plant, im Jahr 2026 angeblich nur noch 20 statt wie bisher 33 Ausgaben des „ZDF Magazin Royale“ mit dem Satiriker Jan Böhmermann auszustrahlen. Das berichtet der „Stern“. Die Sendung läuft regelmäßig am späten Freitagabend.

Epoch Times schickte dem Mainzer Sender einen Fragenkatalog, um mehr über die Hintergründe zu erfahren. Wie schon der „Stern“ erhielt auch die Epoch Times von einer Sprecherin kein ausdrückliches Dementi:

„Das ZDF beabsichtigt die Zusammenarbeit mit Jan Böhmermann und der Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH auch 2026 unter anderem mit dem ‚ZDF Magazin Royale‘ und ‚Lass dich überwachen!‘ fortzusetzen. Wir befinden uns hierzu in Gesprächen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Details mitteilen können.“

Wer die mutmaßliche Lücke im Programm anstelle von Böhmermann füllen soll, ließ die ZDF-Sprecherin damit ebenso unbeantwortet wie die Frage nach den Gründen und die künftigen Pläne für eine Neuausrichtung.

Ein entsprechender Fragenkatalog an Böhmermanns Kölner Produktionsfirma blieb bis zur Veröffentlichung dieses Artikels unbeantwortet.

Das Pressefoto zeigt Jan Böhmermann, den Moderator des „ZDF Magazin Royale“. ZDF/Jens Koch

Das Pressefoto zeigt Jan Böhmermann, den Moderator des „ZDF Magazin Royale“. Foto: ZDF/Jens Koch

Einschaltquote zuletzt gestiegen

An den Einschaltquoten kann die mutmaßliche Reduktion der Sendeplätze des „ZDF Magazin Royale“ um fast 40 Prozent allerdings kaum liegen. Das Online-Medienmagazin „DWDL.de“ stellte erst vor knapp zwei Wochen einen Sechsmonatsbestwert für die Sendung in der anvisierten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen fest: 520.000 jüngere Leute hätten sich die Ausgabe vom 12. September angeschaut, in der hauptsächlich das Thema Marathonlaufen aufs Korn genommen wurde. Insgesamt hätten 1,50 Millionen Zuschauer bei der Sendung eingeschaltet, beinahe 250.000 mehr als in der Woche zuvor.

Die Quote markierte laut „DWDL.de“ den besten Wert seit der Ausgabe vom 14. März, bei der Böhmermann für seine Auseinandersetzung mit medizinischen Influencern in der gleichen Alterskohorte einen Marktanteil von 19,6 Prozent geholt hatte.

Böhmermann sorgt immer wieder für Kontroversen

So erfolgreich Böhmermanns wohl bekanntestes ZDF-Format auch sein mag, so sehr scheint es auch zu polarisieren.

Zuletzt war der Moderator häufig mit Äußerungen über das ARD-Reportageformat „Klar“ zitiert worden, die er am 11. April 2025 nach der Ausstrahlung dessen Erstsendung getätigt hatte. Ohne den Sendetitel ausdrücklich zu erwähnen, sprach der ZDF-Unterhaltungsmann von „rechtspopulistischem Quatsch“.

Erst vor wenigen Tagen entschied der NDR, der zusammen mit dem BR die drei „Klar“-Ausgaben produziert hatte, Moderatorin Julia Ruhs nicht mehr dafür zu beschäftigen. Die als konservativ geltende Journalistin wird damit im kommenden Jahr nur noch jene Ausgaben präsentieren dürfen, die vom BR hergestellt werden sollen. Neben ZDF-Mann Böhmermann sollen in den Monaten zuvor auch etliche NDR-Mitarbeiter intern Stimmung gegen Ruhs gemacht haben.

[etd-related posts=“5254404,5250117″]

Auch Böhmermanns Einlassungen über den Polizeigewerkschafter Manuel Ostermann, über den YouTuber „Clownswelt“ sowie über die Falun-Gong-Bewegung und die Epoch Times hatten im Jahr 2025 Widerspruch hervorgerufen.

Seine am 16. Februar 2024 am Ende einer FPÖ-kritischen „Royale“-Ausgabe geäußerte Aufforderung, die Zuschauer mögen doch bitte „nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen“ (Kurzvideo der FPÖ auf YouTube), führte laut „Spiegel“ zu einer Strafanzeige eines ehemaligen FDP-Abgeordneten. Die Staatsanwaltschaft Mainz bewertete die Aussage im Kontext der Sendung allerdings als humoristisch und verzichtete auf ein Ermittlungsverfahren wegen Mordaufrufs. Das ZDF schnitt die Passage auf seinem YouTube-Kanal inzwischen trotzdem heraus.

[etd-related posts=“4476162″]

Böhmermanns Umgang mit dem früheren BSI-Chef Arne Schönbohm führte allerdings tatsächlich zu einem Gerichtsverfahren, bei dem Schönbohm im Dezember 2024 vor dem Landgericht München I einen Teilerfolg erzielte. Der Mainzer Sender ging allerdings in Berufung. Über ein endgültiges Urteil ist bislang nichts bekannt – eine Anfrage der Epoch Times an das Gericht blieb bis zur Veröffentlichung dieses Artikels ohne Antwort.

[etd-related posts=“4978773″]

Infolge seines „Schmähgedichts“ gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2016, das laut Böhmermann die Grenzen der Satirefreiheit in Deutschland erläutern sollte, herrschte zeitweilig sogar international diplomatischer Verdruss. Laut „Rolling Stone“ löschte das ZDF den Teil der Sendung, die damals noch „Neo Magazin Royale“ hieß, weil sie „nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stellt“, entsprochen habe.

Dreiwöchiges Böhmermann-Projekt in der „Schwangeren Auster“

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer plant unterdessen, sich am 8. Oktober mit Böhmermann zu treffen, um im Haus der Kulturen der Welt (HKW) vor Publikum über die Frage „Technik killt Kultur?“ zu sprechen.

Es handelt sich um eine Veranstaltung im Rahmen eines Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekts, mit dem Böhmermann und seine „Gruppe Royale“ das HKW zwischen dem 27. September und dem 19. Oktober im Berliner Regierungsviertel „besetzen“ wollen, wie es in der HKW-Ankündigung heißt. Der Titel des Projekts ist „Die Möglichkeit der Unvernunft“ und es hat eine Wurst als Logo. Das Konzept laut Böhmermann sei:

„Die Korridore des Sagbaren, Erkundbaren und Darstellbaren gilt es zu weiten, anstatt sie zu verengen. Es ist an der Zeit, der Gesellschaft die Wurst vorzuhalten.”

 

Ein Ausschnitt aus der Programmwebsite zum 2025er Böhmermann-Kunstprojekt „Die Möglichkeit der Unvernunft“ in Berlin. Foto: Bildschirmfoto/Unvernunft.Berlin

Ein Ausschnitt aus der Programmwebsite zum Böhmermann-Projekt „Die Möglichkeit der Unvernunft“ im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Foto: Bildschirmfoto/Unvernunft.Berlin

Eine direkte Förderung für das Projekt gebe es nach Auskunft einer Sprecherin des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) nicht, schreibt das Nachrichtenportal „NiUS“.

Das HKW, das unter Berlinern auch „Schwangere Auster“ genannt wird, ist aber „ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH“ (KBB) und die KBB werde „mit aktuell rund 57 Millionen Euro aus dem Haushalt des BKM gefördert“, zitiert das Portal die Sprecherin.

Kulturstaatsminister Weimer, dessen Hauptdienstsitz sich direkt im Bundeskanzleramt befindet, engagiert sich sowohl in der KBB GmbH als auch im HKW – nach den jeweiligen Impressumsangaben in beiden Fällen als Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Die HKW-Website stellt zudem klar: „Das Haus der Kulturen der Welt wird institutionell gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.“ Das Logo des BKM taucht zudem auf der Festivalprogrammwebsite „Unvernunft.Berlin“ auf, dessen Impressum zu Böhmermanns Produktionsfirma führt.

Was das weitere Programm angeht, soll es mindestens fünf „Kanzleramtskonzerte“ geben und ein Gespräch mit Promianwalt Christian Schertz. Zudem schrieb Julian Reichelt von NiUS auf seinem X-Kanal: „Dabei tritt nicht nur Böhmermann auf, sondern auch linksextreme Rapper mit Hammer und Sichel und Antisemiten im Pali-Trikot.“ Er bezog sich dabei mutmaßlich auf den Palästina-affinen Rapper Chefket, der beim Festival ausgerechnet am 7. Oktober, dem Jahrestag des Hamas-Terrorangriffs auf Israel, im HKW auftreten soll.

Weimer nennt Konzerttermin mit Chefket „Provokation“

Medien- und Kulturstaatsminister Weimer hatte die geplante Veranstaltung mit Chefket zuvor scharf kritisiert. „Dass nun ausgerechnet am Jahrestag des Hamas-Anschlags auf Israel am 7. Oktober ein Konzert mit einem Künstler stattfinden soll, der antisemitische Inhalte verbreitet, empfinde ich als Provokation“, so Weimer.

Er fordere den HKW-Intendanten Bonaventure Soh Bejeng Ndikung auf, das Gespräch mit dem Veranstalter und den Künstlern zu suchen und „Sorge dafür zu tragen, dass es nicht zu antisemitischen Äußerungen in jedweder Form kommt“. Seine Toleranz höre auf, wo Judenfeindlichkeit anfange. Die Veranstalter sollten wissen, dass er als Aufsichtsrat des Hauses nicht akzeptiere, wenn die Kulturstätte für antisemitische Aktionen missbraucht werde.

Intendant bescheinigt Böhmermann „klare Haltung“

Intendant Ndikung reagierte auf Weimer in einem Antwortbrief: „Es gibt im Haus der Kulturen der Welt keinen Platz für Antisemitismus (…). Jan Böhmermann und die Gruppe Royale sind bei der Kuration der Ausstellung sowie des dazugehörigen Programms künstlerisch frei.“ Jan Böhmermanns „klare Haltung zur Frage des Antisemitismus“ sei öffentlich bekannt und stehe für alle im HKW außer Frage.

Anm. d. Red.: Dieser Artikel wurde am 27. September 2025 aktualisiert, um ein Kommentar von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zu ergänzen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion