Mysteriöses Verbrechen in Berliner Arztpraxis wirft Fragen auf

In Berlin bittet die Polizei nach einem mutmaßlichen Tötungsdelikt um Hinweise aus der Bevölkerung. Am Freitag, 13. Juni, wurde der 76-jährige Arzt Dr. Wolfgang Conzelmann tot in seiner Praxis in der Genter Straße im Ortsteil Wedding im Bezirk Mitte aufgefunden. Wie die Sicherheitsbehörden mitteilten, habe die „Auffindesituation […] auf ein mögliches Fremdverschulden schließen“ lassen. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft zusammen mit der 8. Mordkommission die Ermittlungen aufgenommen.
Zeugen aus dem Umfeld der Conzelmann-Praxis gesucht
In einem Beitrag auf X ruft die Polizei nun dazu auf, potenziell relevante Beobachtungen vom Tattag zu melden. Es geht insbesondere um die Frage, wer am Freitag zwischen 13:30 und 15:45 Uhr auffällige Personen oder Fahrzeuge im Bereich der Praxis gesehen habe. Außerdem ersuchen die Sicherheitsbehörden um Rückmeldung von Personen, die am Freitag noch Kontakt zu Conzelmann gehabt hatten.
Heute Nachmittag gegen 15:40 Uhr wurden unsere Einsatzkräfte zu einer Arztpraxis in der Genter Str. in #Wedding gerufen. In der Praxis fanden sie einen toten Mann vor. Die Auffindesituation lässt auf ein mögliches Fremdverschulden schließen, weshalb unsere 8. #Moko die… pic.twitter.com/9o4PcTDU28
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) June 13, 2025
Die Polizei Berlin nennt die Rufnummer (030) 4664-911888 und die E-Mail-Adresse [email protected] als Kontaktdaten für sachdienliche Hinweise.
Derzeit vernehme man Zeugen und werte Videoaufnahmen aus. Wie die „BZ“ berichtete, soll ein vor der Praxis geparkter Tesla, dessen Kamera möglicherweise relevante Aufnahmen gemacht haben könnte, bei den Ermittlungen eine Rolle spielen.
War ein Streit um Drogen der Auslöser?
Die Ermittlungsbehörden machten noch keine Angaben zu den genauen Todesumständen. Die Staatsanwaltschaft ermittele derzeit in alle möglichen Richtungen. Als wahrscheinlich gilt derzeit, dass die Tat mit der beruflichen Tätigkeit des mutmaßlichen Verbrechensopfers zusammenhängt.
Conzelmann war seit 1968 in Berlin ansässig. Der Leopoldplatz unweit der Praxis gilt als Drogen-Hotspot in Berlin. Die Fassade des Gebäudes, in dem diese sich befand, ist mit Graffitis beschmiert. Conzelmann behandelte vielfach auch Drogenabhängige. Ein X-Nutzer schreibt unter Berufung auf zwei Nachbarn des Arztes, dieser habe häufig in seiner Praxis übernachtet.
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Dort habe es mehrfach Einbrüche gegeben, so der Nutzer, dessen Angaben nicht verifiziert werden können. Immerhin habe er in der Praxis auch Methadon gelagert. Ein Streit um Drogen sei als Tatmotiv entsprechend nicht auszuschließen.
Conzelmann fühlte sich von staatlichen Stellen verfolgt
Im Jahr 2015 hatte Conzelmann seine Praxis von der Luxemburger Straße in die Genter Straße verlegt. Schon seit mehreren Jahrzehnten galt er als Anhänger eines liberalen Zugangs in der Drogenpolitik und der sogenannten akzeptierenden Therapie. Die Inhalte seiner – unregelmäßig aktualisierten – Website deuten auf Sympathien für linke politische Bestrebungen hin und fallweise Probleme mit Behörden.
Conzelmann trat unter anderem als Redner auf der „Hanfparade“ auf. Er bekannte sich auch dazu, Drogenpatienten, die sich illegal Tabletten beschafft hätten, diese legal im Wege von Therapien verschrieben zu haben. Er habe, so Conzelmann über sich selbst, „Hunderte von Drogenpatienten erfolgreich therapiert und damit dem Schwarzmarkt und der Drogenmafia entzogen“.
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Der Arzt meldete sich auch zu politischen Fragen öffentlich zu Wort. Dabei griff er auch die Politik der USA an und warf der Bundesregierung vor, dieser blind zu folgen. Er fühlte sich offenbar auch durch staatliche Behörden verfolgt. Im Sommer 1997 hatte es offenbar einen Prozess gegen ihn gegeben, im Zusammenhang mit der Abrechnung von Leistungen. Er schrieb auf seiner Seite von einer „Stasijustiz“ und mutmaßte, ein Pkw-Unfall mit gelockerten Schrauben hätte mit dem Verfahren zu tun.
Habeck-Prozess brachte den Arzt zuletzt in die Schlagzeilen
Wie der Prozess ausgegangen ist, geht aus seinen Darstellungen nicht hervor. Im Jahr 2025 galt Conzelmann jedoch als unbescholten. Aus diesem Grund, da die Sachlage strittig war und wegen seines fortgeschrittenen Alters, stellte das Amtsgericht Tiergarten wenige Tage vor der Tat ein gegen ihn von Ex-Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angestrengtes Verfahren ein, wie der „Tagesspiegel“ berichtet.
Der Tatvorwurf lautete auf Beleidigung. Conzelmann soll in sozialen Medien unter einem Pseudonym im Jahr 2022 im Kontext des Ukraine-Krieges und der Energiekrise ein nationalsozialistisches Propagandaplakat aus dem Jahr 1938 verfremdet haben. Er habe demnach ein Porträt Habecks eingefügt und die Parole „Frieren für den Endsieg“ dazugesetzt.
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Auch im Fenster seiner Praxis hatte Conzelmann politische Parolen platziert, die sich gegen die Politik der Bundesregierung richteten. Er händigte auch Flugblätter mit Bitten um Spenden an Freunde und Patienten aus, wie die „BZ“ berichtete. Darin forderte er abermals zur Solidarität mit ihm gegen „die Gesinnungsjustiz“ und „Repression“ auf. Die Justiz entschied am Ende zu seinen Gunsten. Allerdings hatte sie im Zuge des Ermittlungsverfahrens eine Durchsuchung seiner Räumlichkeiten angeordnet, nachdem er bestritten hatte, das Habeck-Meme selbst gepostet zu haben.
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