„Bye-bye Bargeld“: Großbäckerei Steinecke testet neues Zahlungssystem in Leipzig

Die Traditionsbäckerei Steinecke mit über 500 Filialen testet seit Juli in Leipzig den radikalen Schritt: kein Bargeld mehr – nur noch Karte oder Smartphone. Der dreimonatige Versuch soll klären, wie weit Kunden zu bargeldlosen Zahlungen bereit sind. Doch das Echo ist gespalten – nicht nur in Ostdeutschland hängt man weiter am Bargeld.
Titelbild
Das tägliche Brot gibt es vorerst nicht mehr gegen Bargeld.Foto: Unaihuiziphotography/iStock
Von 5. Juli 2025

Die Großbäckerei Steinecke, die schwerpunktmäßig in Ostdeutschland und im Nordwesten des Bundesgebiets mehr als 500 Filialen betreibt, führt derzeit in Leipzig ein Experiment durch. Die Filiale am dortigen Ostplatz hat seit 1. Juli die Annahme von Bargeld eingestellt.

Am Eingang erwartet Kunden ein Schild mit der Aufschrift „Bye-bye Bargeld, hallo Karte“. Bezahlen können Kunden nur noch mittels EC-Karte, Kreditkarte oder Smartphone. Zunächst soll es sich um einen dreimonatigen Testlauf handeln. Ob die Praxis auf andere Filialen ausgeweitet wird, ist noch nicht entschieden, heißt es aus dem Unternehmen.

Mehr Effizienz, weniger Aufwand – aber was sagen die Kunden?

Gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“ (MZ) rechtfertigt eine Sprecherin den Schritt mit einer damit verbundenen Vereinfachung der Bezahlvorgänge und der abendlichen Abrechnung. Bargeldlose Zahlungen würden auch in Unternehmen wie Steinecke „immer beliebter“. Deshalb wolle man austesten, „wie die Akzeptanz zu diesem Thema bei unseren Kunden ist“.

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Einer Untersuchung der Bundesbank aus dem Jahr 2023 zufolge liegt der Anteil der Zahlungen mit Bargeld bei etwa 51 Prozent. Im EU-Schnitt stellt dies einen hohen Wert dar. Allerdings ist er auch in Deutschland rückläufig. Zu den Unternehmen, deren Kunden am häufigsten mit Bargeld bezahlen, gehören Bäckereien.

Die Faktoren dafür reichen von Gewohnheit über das Nichtwissen, ob in einer Filiale bargeldlos bezahlt werden kann, bis zum Unwillen, Beträge im Bereich weniger Euro mit der Karte zu begleichen. Zu einem Aufschwung im Bereich des bargeldlosen Bezahlens hatte in Deutschland generell die Corona-Pandemie beigetragen.

Steinecke verweist auf Praxis in der Filiale

Gleichzeitig ist der Zugang zu Bargeld schwieriger geworden – zahlreiche Banken haben Filialen in kleineren Gemeinden geschlossen und ihre Geldautomaten abgebaut. Zwei Drittel der von der Bundesbank Befragten wollen jedoch auch in Zukunft die Möglichkeit haben, mit Bargeld zu bezahlen.

Die seit 80 Jahren bestehende Bäckereikette Steinecke sieht in einer vermehrten Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel hingegen die Möglichkeit einer Ersparnis an Aufwand und Kosten. Wie weit diese gehen, soll das Experiment in der Leipziger Filiale nun klären. Bereits jetzt flankiert Steinecke seine Bemühungen um die Popularisierung der bargeldlosen Zahlung auch über eine eigene aufladbare Guthabenkarte.

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Wer diese nutzt, kann – abhängig vom Einkaufswert – bis zu 10 Prozent Rabatt erlangen. Diese Aktion gilt bundesweit und soll vorerst bis 31. Dezember 2025 praktiziert werden. In der Filiale am Ostplatz in Leipzig bezahlen dem Unternehmen zufolge bereits mehr als 60 Prozent der Kunden bargeldlos.

Bargeldloser Versuch in Hannover nicht von Dauer

Inwieweit sich die Erfahrungen aus dem dortigen, stark urbanen Umfeld mit Blick auf andere Standorte verallgemeinern lassen, ist ungewiss. Im kleinstädtischen und ländlichen Raum, insbesondere in Ostdeutschland, ist das Zielpublikum älter – und damit erfahrungsgemäß bargeldaffiner.

Darüber hinaus ist es selbst in der Großstadt noch keine sichere Bank, dass die vollständige Abschaffung der Bargeldzahlung von den Kunden akzeptiert wird. In Hannover hat die Bäckereikette Göing vor etwa zwei Monaten die Möglichkeit zur Barzahlung wieder eingeführt – „auf vielfachen Kundenwunsch“, wie es damals hieß.



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