Chemie-Nobelpreis 2025: Neues Material kann Wasser aus Wüstenluft gewinnen

Alle diesjährigen Preisträger für die wissenschaftlichen Nobelpreise stehen nun fest. Die Auszeichnung für Chemie geht in die USA, nach Australien und nach Japan.
Titelbild
Die drei Gewinner des Nobelpreises für Chemie 2025 auf der Leinwand.Foto: Jonathan Nackstand/afp via Getty Images
Epoch Times8. Oktober 2025

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die Materialwissenschaftler Susumu Kitagawa (Japan), Richard Robson (Australien) und Omar Yaghi (USA) für die Entwicklung metallorganischer Gerüstverbindungen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit.

Die Forscher hätten molekulare Strukturen mit großen Hohlräumen geschaffen, durch die Gase und andere Chemikalien strömen können, hieß es.

Diese Strukturen – metallorganische Gerüstverbindungen – können demnach genutzt werden, um Wasser aus Wüstenluft zu gewinnen, Kohlendioxid abzuscheiden, giftige Gase zu speichern oder chemische Reaktionen zu katalysieren.

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„Metall-organische Gerüstverbindungen haben ein enormes Potenzial und eröffnen bisher ungeahnte Möglichkeiten für maßgeschneiderte Materialien mit neuen Funktionen“, erklärte Heiner Linke, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie.

Anwenden ließen sich die Erkenntnisse der Forscher etwa bei der Trennung schädlicher Chemikalien wie PFAS aus Wasser und dem Abbau von Arzneimittelspuren in der Umwelt.

Kitagawa wurde 1951 in Kyoto geboren, wo er auch heute noch tätig ist. Der 60 Jahre alte Omar Yaghi stammt aus Jordanien und forscht an der University of California. Der in Melbourne tätige Robson ist 88 Jahre alt.

Noch nie dagewesenen Eigenschaften

„Stellen Sie sich vor, dass die Werkzeuge der Chemie genutzt werden können, um ganz neue Materialien mit noch nie dagewesenen Eigenschaften zu erschaffen“, sagte der Generalsekretär der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, Hans Ellegren, bei der Preisverkündung.

Metallorganische Gerüste (MOF) könnten möglicherweise „zur Lösung einiger der größten Herausforderungen der Menschheit beitragen“ und etwa die als „Ewigkeitschemikalien“ bekannten PFAS aus Wasser herausfiltern oder Pharma-Rückstände in der Umwelt aufspüren, erklärte das Nobel-Komitee.

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Ihren Ausgang nahm die Entwicklung von MOFs 1989, als der heute 88 Jahre alte Robson die Eigenschaften von Atomen auf eine neue Weise unter Einsatz von positiv geladenen Kupferionen erforschte. Dabei verbanden sich die Atome zu einem „wohlgeordneten, geräumigen Kristall – wie ein Diamant mit unzähligen Hohlräumen“, wie das Nobel-Komitee weiter mitteilte.

Die von Robson entdeckte molekulare Struktur war allerdings noch instabil. Kitagawa und Yahgi stellten den Bauprozess dann in getrennten Forschungen zwischen 1992 und 2003 auf eine „feste Grundlage“.

Er sei „zutiefst geehrt und hocherfreut, dass meine langjährige Forschung anerkannt worden ist“, sagte der 74 Jahre alte Kitagawa bei einer Telefonkonferenz während der Preisverkündung.

Die deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigte sich erfreut, dass in Omar Yaghi ein Leopoldina-Mitglied ausgezeichnet wird.

Hochdotierter Preis

Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit insgesamt elf Millionen Kronen (rund einer Million Euro) dotiert. Die Auszeichnung geht zu gleichen Teilen an die Forscher.

Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 195 verschiedene Forscher vergeben. Zwei von ihnen erhielten ihn zweimal. Unter den Preisträgern waren bislang acht Frauen: etwa Marie Curie 1911, die die radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckte, und die Forscherinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, die den Preis 2020 für die Entwicklung einer Genschere erhielten.

Der Chemie-Nobelpreis im vergangenen Jahr ging zu einer Hälfte an David Baker (USA), zum anderen Teil an Demis Hassabis und John Jumper, die beide in Großbritannien arbeiten. Baker erhielt den Preis für rechnergestütztes Proteindesign, Hassabis und Jumper bekamen ihn für die Vorhersage der komplexen Strukturen von Proteinen.

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Die diesjährige Nobelpreis-Bekanntgabe war mit der Medizin gestartet: Diese Auszeichnung geht in diesem Jahr an Shimon Sakaguchi (Japan), Mary Brunkow und Fred Ramsdell (beide USA). Ihre Erkenntnisse zum Immunsystem lieferten dem Nobelkomitee zufolge die Basis für die Entwicklung möglicher neuer Behandlungsmethoden etwa gegen Krebs und Autoimmunkrankheiten.

Den Physik-Nobelpreis hatten am Dienstag die in den USA arbeitenden Quantenforscher John Clarke, Michel Devoret und John Martinis zugesprochen bekommen. Sie hatten gezeigt, dass sich auch makroskopische, millimetergroße Strukturen nach den Regeln der Quantentheorie verhalten und so einen Grundstein für die nächste Generation von Quantencomputern gelegt.

Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben der diesjährigen Nobelpreisträger für Literatur und für Frieden. Die Reihe endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.

Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel. Bereits am 1. Oktober waren in Stockholm die diesjährigen Träger des Right Livelihood Awards bekanntgegeben worden, der gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bezeichnet wird. (dpa/afp/red)



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