Die elterliche Herausforderung: Dankbare Kinder in einer Welt voller Anspruchsdenken

Dankbarkeit ist mehr als nur gutes Benehmen – sie ist die Grundlage für einen guten Charakter, Gesundheit und Glück. Doch wie kann man diese Tugend den Kindern näherbringen?
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Gemeinsames Engagement als Familie regt Kinder dazu an, an andere zu denken. Illustration: Biba Kayewich
Von 17. August 2025

Studien haben gezeigt, dass Dankbarkeit das Leben verbessert. Laut „Harvard Health Publishing“ resultieren positive Emotionen, bessere Gesundheit, größere Widerstandsfähigkeit und stärkere Beziehungen alle aus der Kultivierung von Dankbarkeit. Ein dankbarer und ein undankbarer Mensch mögen auf dem Papier dieselben Dinge besitzen – ein schönes Haus, eine glückliche Familie, gute Gesundheit –, aber dankbare Menschen sind sich all der guten Dinge, die sie haben, viel bewusster und können daher das Leben und seine Segnungen tatsächlich mehr genießen.

Darüber hinaus gilt Dankbarkeit als eine der größten Tugenden – und das schon seit der Antike. Cicero schrieb damals: „Ich wünsche mir, mit jeder Tugend geschmückt zu sein, doch nichts kann ich höher schätzen, als dankbar zu sein und dankbar zu erscheinen. Denn diese eine Tugend ist nicht nur die größte, sondern auch die Mutter aller anderen Tugenden.“

Dankbarkeit sollte schon in der Kindheit vermittelt werden, damit sie im Erwachsenenalter reifen kann. Die Vorteile eines dankbaren Lebensstils zeigen sich sofort und ebnen den Weg für ein erfolgreicheres Erwachsenenleben. Der amerikanische Psychologe Robert Emmons, ein führender Dankbarkeitsforscher, fand heraus, dass „Kinder, die im Alter von zehn Jahren dankbarer waren als ihre Altersgenossen, mit vierzehn Jahren mehr Gemeinschaftsaktivitäten unternahmen und sozial besser integriert waren“.

Da es so viele gute Früchte vom Baum der Dankbarkeit zu pflücken gibt, fragen sich Eltern vielleicht, wie sie diese am besten schon in jungen Jahren in ihren Kindern verankern können. Hier sind ein paar Vorschläge.

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Leben Sie es vor

Der wirksamste Weg, Dankbarkeit bei Ihren Kindern zu entwickeln, besteht darin, selbst Dankbarkeit zu leben. Dies ist der beste Weg, den Eltern gehen können. Emmons bemerkt:

Es gibt einige Studien, die sich mit der Entwicklung von Eltern und Kindern befassen. Sie haben herausgefunden, dass die Dankbarkeit eines Kindes am besten an der Dankbarkeit der Mutter oder des Vaters zu erkennen ist. Dann kommt es darauf an, wie man Dankbarkeit innerhalb der Familie ausdrückt. Ein Vorbild zu sein, Dankbarkeit zu fördern und sie zu verstärken, wenn man sie bei seinen Kindern sieht, ist daher einer der besten Wege, ein dankbares Kind zu erziehen.“

Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Aber wie ich bereits geschrieben habe, gibt es für Erwachsene viele Möglichkeiten, ihr eigenes Dankbarkeitsgefühl zu stärken, zum Beispiel indem sie in einem Tagebuch über Dinge schreiben, für die sie dankbar sind, sich sinnvollen Aktivitäten widmen oder großartige Kunst erleben. Und natürlich ist es für Eltern wichtig, diese Dankbarkeit vor ihren Kindern auszudrücken.

Beginnen Sie mit kleinen Gewohnheiten

Jede Tugend entwickeln wir durch wiederholte Handlungen, die mit der Zeit zu Gewohnheiten werden. Anfangs sind diese Handlungen meist klein, legen aber den Grundstein für spätere bedeutendere Tugendtaten. So wie es unmöglich ist, 45 Kilo zu heben, wenn man nicht mit 5 Kilo beginnt, beginnt auch das Dankbarkeitstraining im Kleinen und wird mit der Zeit immer intensiver.

Der einfachste Weg – und das kann schon bei sehr kleinen Kindern gelingen – besteht darin, darauf zu bestehen, dass Kinder „bitte“ und „danke“ sagen. „Bitte“ erinnert Kinder daran, dass sie nicht alles haben können, was sie wollen, und dass ihre Wünsche nicht automatisch in Erfüllung gehen. Oft hängt dies vom guten Willen anderer ab (normalerweise der Erwachsenen in ihrem Leben), die ein Opfer bringen, um den Wunsch des Kindes zu erfüllen (auch wenn es nur ein kleiner ist). Kinder müssen sich bewusst sein, dass das Gute, das sie haben, der Wohltätigkeit anderer zu verdanken ist und ihnen nicht unbedingt zusteht.

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Der Zusammenhang zwischen „Danke“ und Dankbarkeit ist offensichtlich. Auch wenn das Kind nicht viel darüber nachdenkt, trainiert es durch diese verbale Äußerung, den Erwachsenen nicht zu ignorieren, sobald er nicht mehr benötigt wird, um seinen Wunsch zu erfüllen. Das Kind muss erkennen, dass es etwas zurückgeben muss – eine Dankbarkeitsschuld.

Eine weitere einfache Möglichkeit für Eltern, ihren Kindern Dankbarkeit beizubringen, besteht darin, sie nach dem Erhalt eines Geschenks Dankesbriefe an Freunde und Verwandte schreiben zu lassen. Die Zeit, die das Schreiben dieser Briefe in Anspruch nimmt, bringt das Kind dazu, an die Person zu denken, die sich Mühe mit dem Geschenk gegeben hat.

Ermutigen Sie Ihre Kinder, an andere zu denken

Neben Dankesbriefen gibt es viele weitere Möglichkeiten, Kindern ein Bewusstsein für andere zu vermitteln und so ihre Dankbarkeit zu stärken. Studien haben gezeigt, dass Kinder, deren Mütter mit ihnen über die Gefühle anderer sprechen, besser darin sind, Perspektiven einzunehmen und Dinge aus der Sicht anderer zu betrachten. Diese Fähigkeit ist wichtig für Empathie, die wiederum Dankbarkeit fördern kann. Wenn wir uns bewusst sind, was es andere kostet, wenn sie uns ein Geschenk machen oder uns einen Dienst erweisen, drücken wir eher Dankbarkeit aus.

Das Bewusstsein für andere ist entscheidend, da Kinder (und oft auch Erwachsene) dazu neigen, sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche in den Vordergrund zu stellen. Emmons fand in seiner Forschung drei wirksame Methoden, um Kindern zu helfen, an andere zu denken und an deren Rolle als „Wohltäter“ in ihrem Leben:

  • Absichten deutlich machen: Erinnern Sie Kinder daran, dass die guten Dinge in ihrem Leben nicht zufällig passiert sind, sondern von jemandem bewusst herbeigeführt wurden.
  • Fragen Sie nach den Kosten: Ermutigen Sie Kinder, darüber nachzudenken, was andere in Bezug auf Zeit, Geld oder Komfort aufgegeben haben, um ihnen etwas Gutes zu tun.
  • Um Hilfe von außen bitten: Kinder sollten nicht nur Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten haben, sondern auch daran erinnert werden, dass sie Hilfe von außen annehmen dürfen, wenn sie etwas erreichen wollen, beispielsweise bei den Hausaufgaben oder einem Projekt.

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Unterscheiden Sie zwischen Bedürfnissen und Wünschen

Auf ihrer Website „The Thoughtful Parent“ rät Amy Webb, die einen Doktortitel in Menschlicher Entwicklung und Familienwissenschaften besitzt, Eltern, ihren Kindern den Unterschied zwischen Bedürfnissen und Wünschen zu erklären. Ein nahrhaftes Abendessen ist ein Bedürfnis, ein weiteres Stück Kuchen hingegen ein Wunsch. Kindern fällt es oft schwer, den Unterschied zu erkennen, wenn man ihnen diesen nicht erklärt und sie immer wieder daran erinnert.

Natürlich versteht ein Kind diese Dinge umso mehr, je älter es wird. Allerdings können bereits sehr kleine Kinder damit vertraut gemacht werden.

Sobald unser Kind anfing zu sprechen und nach Dingen zu fragen, haben meine Frau und ich darauf bestanden, dass es die angebrachte Formulierung verwendet. Wir haben es gelehrt, zwischen „Ich brauche“ für wirkliche Notwendigkeiten und „Ich möchte“ für Wünsche zu unterscheiden, um damit das egozentrische Anspruchsdenken abzubauen, das anscheinend in der menschlichen Natur liegt.

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Gemeinsam Dienst am Nächsten leisten

Dieser Vorschlag verbindet verschiedene vorherige Elemente. Er lebt dankbares Verhalten vor und ermutigt Kinder, über die Bedürfnisse anderer nachzudenken.

Wenn Eltern gemeinsam mit ihren Kindern anderen hilfsbereit zur Seite stehen, senden sie eine starke Botschaft aus: dass es eine Priorität ist, sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern, anstatt nur zu erwarten, dass die Welt sich um die eigenen egoistischen Interessen dreht. Ob es darum geht, in einer Essensausgabe zu helfen, für wohltätige Zwecke zu spenden oder einfach einem älteren Nachbarn zur Hand zu gehen: Solche wohltätigen Taten festigen in den Köpfen der Kinder die Notwendigkeit, etwas zurückzugeben. Und indem sie etwas zurückgeben, erkennen sie, wie viel sie selbst erhalten haben (insbesondere wenn Erwachsene sie darauf aufmerksam machen). Das ist die Wurzel der Dankbarkeit.

Es kann für Eltern manchmal ermüdend und entmutigend sein, einem Kind Dankbarkeit beizubringen, das entschlossen scheint, seinen Willen durchzusetzen. Doch diese Arbeit gehört zu den wichtigsten Aufgaben für Eltern. Strategien wie die hier beschriebenen steigern mit der Zeit die Dankbarkeit eines Kindes. Das ist eines der größten Geschenke, das Eltern machen können – und eines Tages werden ihre Kinder dafür dankbar sein.


Über den Autor: Bevor er freiberuflicher Journalist und Kulturjournalist wurde, unterrichtete Walker Larson Literatur und Geschichte an einer Privatakademie in Wisconsin, wo er mit seiner Frau und seiner Tochter lebt. Er hat einen Masterabschluss in englischer Literatur und Sprache und seine Texte wurden in „The Hemingway Review“, „Intellectual Takeout“ und seinem Substack „The Hazelnut“ veröffentlicht. Er ist außerdem Autor der beiden Romane „Hologram“ und „Song of Spheres“.

Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „How to Raise Grateful Kids in a World of Entitlement“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: sm)



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