„Die Mitarbeiter nerven!“ – #6 Warum Selbstführung der Anfang von allem ist

Wenn Unternehmer oder Führungskräfte den Satz „Die Mitarbeiter nerven!“ sagen, klingt das zunächst nach Frust, nach zu viel Bürokratie, zu vielen Diskussionen, zu wenig Eigeninitiative. Doch hinter dieser Aussage steckt oft mehr, nämlich ein Spiegel für strukturelle, kommunikative und kulturelle Herausforderungen im Unternehmen.
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Wer innerlich überlastet, überfordert oder orientierungslos ist, beginnt oft, das Außen zu kontrollieren: das Team, die To-dos, die Kommunikation, und wundert sich dann, warum Mitarbeiter „nicht mitziehen“.Foto: Moon Safari/iStock
Von 27. August 2025

Wenn der Frust nicht vom Team kommt

„Die Mitarbeiter nerven!“ – dieser Satz wird oft mit einem Augenrollen ausgesprochen, mal halb ernst, mal voller Überzeugung, in der Kaffeeküche, im Jour fixe, manchmal sogar im Vorstand.

Doch was, wenn die eigentliche Quelle des Ärgers gar nicht das Team ist? Was, wenn der Frust tiefer liegt – bei uns selbst?

In meiner Arbeit mit Führungskräften beobachte ich immer wieder: Wer überfordert ist, genervt reagiert oder ständig das Gefühl hat, „alles selbst machen zu müssen“, erlebt oft kein Führungsproblem, sondern ein Selbstführungsproblem.

Der blinde Fleck im Führungsalltag

Selbstführung klingt abstrakt, doch sie zeigt sich in konkreten Fragen:

  • Wie gehe ich mit Druck um, ohne ihn ungefiltert weiterzugeben?
  • Wie klar bin ich mir über meine eigenen Erwartungen?
  • Wo reagiere ich und wo gestalte ich bewusst?
  • Viele Führungskräfte jonglieren mit Anforderungen, Projekten und Konflikten und vergessen dabei die wichtigste Ressource: sich selbst.

Denn wer innerlich überlastet, überfordert oder orientierungslos ist, beginnt oft, das Außen zu kontrollieren: das Team, die To-dos, die Kommunikation, und wundert sich dann, warum Mitarbeiter „nicht mitziehen“.

Eine persönliche Begegnung

Sabine ist Bereichsleiterin in einem mittelständischen Unternehmen. Im Coaching berichtet sie von ihrem Ärger: „Mein Team fragt ständig nach. Niemand denkt mal selbst mit.“

Wir reden über ihren Kalender, ihre Routinen, ihre Meetings. Und plötzlich sagt sie:

„Ich schiebe das eine Gespräch mit meiner Kollegin seit drei Wochen auf. Ich weiß genau, was gesagt werden muss, aber ich krieg’s nicht hin.“

In diesem Moment wurde aus dem Satz „Meine Leute nerven“ ein Satz über sie selbst, ein Satz über Anspruch, Überforderung und das Bedürfnis, es allen recht zu machen.

Zwei Tage später ruft sie an. „Ich habe das Gespräch geführt. Ruhig. Klar. Nichts ist eskaliert. Ich habe gemerkt: Ich war das Problem.“

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Selbstführung ist der stille Anfang von Führung

Gute Führung beginnt nicht mit Tools oder Strukturen. Sie beginnt mit dem Blick nach innen:

  • Was übernehme ich ungeprüft?
  • Wo reagiere ich aus Druck statt aus Haltung?
  • Was projiziere ich auf andere, was ich selbst nicht kläre?

Wer das eigene Denken, Handeln und Fühlen reflektiert, wird ruhiger, klarer und verlässlicher.

Selbstführung bedeutet, sich selbst nicht als Maschine zu sehen, sondern als Mensch mit Grenzen, Werten und Einfluss. Wer das anerkennt, führt nicht nur andere besser, sondern lebt stimmiger.

Fazit: Kein Team funktioniert besser als die Person, die es führt

„Die Mitarbeiter nerven!“ – vielleicht. Aber oft sind sie nur ein Spiegel für das, was in uns selbst noch ungeklärt ist.

Wer sich selbst nicht führen kann, wird andere nicht mitnehmen. Und wer sich selbst verliert, wird später auch andere verlieren.

Deshalb ist Selbstführung keine Kür, sondern der stillste, aber wirksamste Hebel guter Führung.

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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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