Drei Nonnen besetzen Schloss Goldenstein: Kirchenstreit in Salzburg eskaliert

Im Salzburger Vorort Elsbethen sorgt ein ungewöhnlicher Fall für Schlagzeilen: Drei katholische Ordensfrauen im Alter von 82 bis 88 Jahren haben das traditionsreiche Schloss Goldenstein besetzt. Sie wollen dort ihren Lebensabend verbringen – trotz des Widerstands von Kirche und Stift.
Titelbild
Schwester Bernadette vom Kloster Goldenstein und den Augustinerchorfrauen und ihr Bruder im Festspielhaus Salzburg am 3. April 2016.Foto: Wang Jing / Epoch Times
Von 20. September 2025

In Kürze:

  • Drei betagte Ordensschwestern (82–88 Jahre) besetzen Schloss Goldenstein in Elsbethen
  • Streit mit Kirche um Verlegung in Seniorenresidenz
  • Unterstützung durch ehemalige Schülerinnen, Anwohner und Politiker
  • Kommunistischer Vizebürgermeister Dankl stellt finanzielle Hilfe aus Sozialfonds in Aussicht

 

Salzburgs Vorort Elsbethen gehört historisch nicht zu den Hochburgen der Hausbesetzerszene – diese hat jetzt jedoch ungewöhnlichen Nachwuchs bekommen. Nicht junge Autonome, sondern drei katholische Ordensschwestern im Alter zwischen 82 und 88 Jahren haben sich gegen den Willen des Eigentümers im Schloss Goldenstein eingerichtet.

Eigentümer sind zur Hälfte das Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg und die Diözese Salzburg. Das Schloss diente seit 1878 als private Mädchenschule. Zu den Schülerinnen gehörte unter anderem die Schauspielerin Romy Schneider. Seit 2017 ist Goldenstein eine gemischtgeschlechtliche Mittelschule. Mit Gründung der Schule zogen auch Klosterschwestern in die Anlage ein, die ursprünglich in Rastatt beheimatet waren.

Goldenstein: Romy Schneider besuchte die private Mädchenschule

Die Vorgeschichte der nunmehrigen Aktion der Schwestern Bernadette (88), Regina (86) und Rita (82) reicht ins Jahr 2023 zurück. Der seit 1. Oktober 2022 amtierende Propst Markus Grasl veranlasste damals die Verbringung der Nonnen in das Schloss Kahlsperg im Nachbarbezirk Tennengau. Dort befindet sich eine Seniorenresidenz, wo die betagten Frauen nach dem Willen Grasls ihren Lebensabend verbringen sollten.

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Der Propst ging davon aus, dass in der Seniorenresidenz die Betreuung bestmöglich organisiert sei und die Angelegenheit damit auch ihr Bewenden hätte. Die Ordensfrauen, die in der Schule unterrichtet hatten – Schwester Regina hatte diese sogar phasenweise geleitet – sahen dies offenbar anders. Sie betrachten die Verlegung ihres Wohnsitzes als unfreiwillig und wurden in der Seniorenresidenz nie heimisch.

Zu Beginn des Monats organisierten sie eigenmächtig ihre Rückkehr nach Goldenstein. Wie der „Standard“ berichtet, halfen ehemalige Schülerinnen und andere Unterstützer bei der Bereitstellung eines Umzugsservice. Ein hinzugerufener Schlüsseldienst stellte augenscheinlich keine Fragen und ermöglichte den Nonnen den Zutritt zu ihrer vertrauten Umgebung.

Stift sagte Verbleib im Kloster zu – „solange dies gesundheitlich sowie geistlich vertretbar ist“

Seither halten sie das Gebäude besetzt. Anfangs lebten sie sogar ohne Strom und fließendes Wasser. Ein zuvor installierter Treppenlift war ebenfalls schon abgebaut worden. Die Schwestern machen der Kirche schwere Vorwürfe. Die 88-jährige Bernadette äußert gegenüber Medien:

„Wir hätten nie gedacht, dass die Kirche so mit uns umspringt.“

Aus Sicht des Stifts Reichersberg hatte das Vorgehen bezüglich der Unterbringung der Schwestern stets seine Richtigkeit. Propst Grasl appellierte an die Betroffenen, in die Seniorenresidenz zurückzukehren. Er beharrt darauf, dass die Entscheidung zur Umsiedlung in enger Absprache mit den Betroffenen erfolgt sei.

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Im Übergabevertrag für das Schloss aus dem Jahr 2022 verpflichtet sich das Stift, sich um die „Sicherung des klösterlichen Lebensabends der verbleibenden Mitglieder“ zu bemühen. Ein Bleiberecht im Schloss wurde ihnen zugesichert, „solange dies gesundheitlich sowie geistlich vertretbar ist“.

KPÖ-Politiker sichert katholischen Ordensfrauen in Goldenstein Unterstützung zu

Aus Sicht von Propst Grasl ist dies schon längst nicht mehr der Fall. Der körperliche Zustand der Frauen und der bauliche Zustand der Räumlichkeiten ließen ein selbstbestimmtes Leben der Schwestern nicht mehr zu. Diese wiederum weigern sich beharrlich, ihre letzten Lebensjahre in der mittlerweile von der Caritas geführten Einrichtung Kahlsperg zu verbringen, statt im vertrauten Goldenstein.

Unterstützung erhalten sie von ehemaligen Schülerinnen und Anwohnern. Drei ortsansässige Gaststätten sorgen für die Verpflegung. Salzburgs Vizebürgermeister Kay Michael Dankl (KPÖ) will sich um finanzielle Unterstützung aus dem von Politikern finanzierten Sozialfonds bemühen. Dankl kritisierte, die Kirche wolle die Immobilie nach dem Auszug der Schwestern gewinnbringend verwerten, erklärte dazu gegenüber der „Kronen Zeitung“.

„Die Schwestern sind hier seit Jahrzehnten zu Hause, sie sollten ihren Lebensabend hier verbringen dürfen.“

Pfarrkirchenrats-Obmann Philip Steiner hingegen wirft dem Politiker in den „Salzburger Nachrichten“ vor, sich profilieren zu wollen. Es gehe Dankl nach seiner Einschätzung darum, „gegen die Kirche aufzutreten, wie wir das von Kommunisten kennen“.



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