Die Generation Z: Die Heimkehr zur spirituellen Konstante
Viele und vor allem jüngere Menschen in der westlichen Welt empfinden den Glauben an einen Schöpfer als rückständig und belächeln zuweilen Menschen, die an Gott, Jesus oder die Heilige Maria glauben, als abergläubisch und wissenschaftsfern.
Zugleich lassen sich manche die Option einer universellen ordnenden Kraft offen – und suchen, etwa in der Esoterik, nach Antworten auf spirituelle Fragen wie den Sinn des Lebens, die eigene Herkunft und Bestimmung oder aber darauf, was wohl nach dem Tode kommen mag.
Zwar beantworten die Religionen diese Fragen an und für sich, können jedoch die Existenz eines Schöpfers nicht wissenschaftlich beweisen. Und obwohl Teile der Kirche, beispielsweise in Deutschland, versuchen, durch Annäherung an umstrittene gesellschaftliche Trends Menschen die Kirche näherzubringen, kämpfen die katholische und evangelische Kirche mit sinkenden Mitgliederzahlen.
Allerdings scheint sich innerhalb dieser Geschichte des Niedergangs der Religion ein Phänomen abzuzeichnen: Eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sucht offenbar vermehrt in der 2.000 Jahre alten Konstante des christlichen Glaubens Halt und Antworten. Man nennt sie…
Generation Z – die Post-Millennials
Post-Millennials oder auch Generation Z (Gen Z) – so nennen Marktforscher jenen Teil der Bevölkerung, der laut dem amerikanischen Meinungsforschungs- und Demografieinstitut Pew Research (PEW) in den Jahren zwischen 1997 bis 2012 geboren wurde.
Diese junge Generation wuchs bereits vollständig in der digitalen Welt als „Online-Jugend“ heran. Diese „Digital Natives“ kennen die analoge Technik aus der Zeit der Millennials (Gen Y, geboren 1980–1996) wie VHS-Videos, Kassettenrekorder, Walkmans und Mixtapes meist nur von „früher“ und vom „Hörensagen“. Zu jener Zeit fuhr man noch mit Straßenkarten nach Italien in den Urlaub und bezahlte mit Lira seinen Cappuccino. Heute ist diese Generation Z zwischen 13 und 28 Jahre alt.
Während die heute zwischen 31 und 45 Jahre alten Millennials noch in der Ablehnung elterlicher Werte, der Säkularisierung in den Medien und dem Hype der aufkommenden Tech-Bewegung aufwuchsen, lösen sich die Post-Millennials möglicherweise genau von diesem „Alten“ der Vorgeneration, das ihnen das Aufwachsen in einer spirituell „leeren“ digital vernetzten und auf Konsum und Genuss ausgerichteten Welt beschert hat.
Ein großer Teil von ihnen wendet sich von der Kirche ab, um eigene spirituelle Wege zu finden, während ein wachsender anderer Teil auf der Suche nach menschlicher Tiefe, Authentizität und einer spirituellen Konstanten den christlichen Glauben wiederentdeckt.

Eine junge Studentin sucht in einer Kapelle Antworten auf die Fragen des Lebens. Foto: iStock/ronhall
Renaissance des christlichen Glaubens
Die amerikanische Gen-Z-Influencerin Isabel Brown schilderte anschaulich vor einiger Zeit bei „Fox News“: „Man beobachtet den Verfall der Ehe, die Normalisierung der Geschlechtsumwandlung bei Kindern, millionenfache Abtreibungen der Schwächsten unserer Gesellschaft – und mitten in dieser Finsternis sehen wir, wie junge Menschen zu Gott zurückkehren.“
Die US-Nachrichtenseite „Axios“ berichtete kürzlich, dass Angehörige der Generation Z häufiger wöchentlich zum Gottesdienst gehen als Millennials. Berichten zufolge hat sich die Zahl der Kirchgänge unter der Generation Z in den vergangenen Jahren sogar vervierfacht.
Einige katholische Diözesen in den USA verzeichneten in diesem Jahr einen Zuwachs von 70 Prozent an Konvertiten im Vergleich zum Vorjahr, und viele dieser neuen Konvertiten sind Teenager und junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich viele junge Menschen der Religion zugewandt hätten, „um nach den isolierenden Jahren der Pandemie, die die Generation Z härter getroffen haben als die meisten anderen, Gemeinschaft und Verbundenheit zu finden“.

Suche nach Sinn und Hoffnung, während die Welt irgendwie kaputtgeht … Foto: iStock/slovegrove
In Großbritannien, so „Axios“, sei der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst besuchen, von 4 Prozent im Jahr 2018 auf 16 Prozent in diesem Jahr gestiegen. In Frankreich wurden zu Ostern dieses Jahres über 10.000 Erwachsene von der katholischen Kirche getauft, 45 Prozent mehr als noch im Vorjahr oder 90 Prozent mehr als im Jahr 2023.
In Deutschland scheint diese Entwicklung noch nicht angekommen zu sein. 2024 wurden rund 110.000 Menschen evangelisch getauft (-19 Prozent). Fast 90 Prozent davon waren allerdings Kindertaufen, nur in 4 Prozent der Fälle wurden Erwachsene getauft. Den zusätzlich rund 15.000 Aufnahmen standen 345.000 Austritte und noch 335.000 Sterbefälle entgegen. Gesamtstand: knapp 18 Millionen Mitglieder. Bei der katholischen Kirche gab es 2024 insgesamt 116.222 Taufen (-12 Prozent). Es kam im vergangenen Jahr zu 321.611 Kirchenaustritten, immerhin 20 Prozent weniger als 2023. Gesamtstand: 19,8 Millionen Mitglieder.
Allerdings zeigt sich selbst in den Niederlanden, einem der am stärksten säkularisierten Länder Westeuropas, eine sanfte Wende. Kardinal Willem Eijk, der Erzbischof von Utrecht, berichtete: „Die Zahlen sind in den Niederlanden nicht riesig, aber wir hören diese Signale von fast jedem Pfarrer. Es ist klar, dass sich etwas tut.“ Eijk, der das katholische Oberhaupt des Landes ist, sagte auch: „Der jüngeren Generation fehlt oft ein fester Bezugspunkt im Leben. Ihr Leben hat keinen tieferen Sinn und kein Ziel. Doch Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen sich jedem, auch ihnen.“
Ähnlich äußerte sich der konservative US-Kommentator Matt Walsh in seinem Podcast: „Eine Gesellschaft ohne Sinn kann nicht lange existieren. (…) Eine Gesellschaft ohne Sinn wird entweder zusammenbrechen und zerstört werden oder sie wird wiederbelebt und findet ihren Sinn wieder.“
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„Real Life Guys“ und „O’Bros“
Aus dieser spirituellen Generation Z wurde in Deutschland und darüber hinaus beispielsweise der mit 23 an Krebs verstorbene YouTuber Phillip Mickenbecker bekannt, der mit seinen Geschwistern Johannes und Ellie sowie Freunden ab 2016 den YouTube-Kanal „Real Life Guys“ betrieb.
Die Gruppe wollte junge Leute dazu animieren – weg vom PC – im echten Leben mit Do-it-yourself-(DIY)-Projekten Abenteuer zu erleben. Der ursprünglich christlich aufgewachsene Mickenbecker wurde in der Konfrontation mit der letztendlich tödlichen Krankheit vom „härtesten Religionskritiker“ zu einem tiefgläubigen Christen, weil er „endlich raffte, dass tausend ‚Zufälle‘ keine Zufälle waren“.
In dieser schweren Zeit erlebte er mit seinen Freunden eine „neue Dimension des Real Life, die ich durch den Glauben entdeckt habe“. Daraus resultierte auch sein letztes Projekt mit seinem Bruder, der Start des YouTube-Kanals „LifeLion“, der sich mit Glaube und Hoffnung beschäftigt, insbesondere in schweren Lebenslagen.
Ein anderes bekanntes Beispiel ist die christliche Hip-Hop-Band „O’Bros“ um die beiden Brüder Alexander und Maximilian Oberschelp, die von klein auf fest im Glauben verwurzelt sind. Auf dieser Basis entstand später ihre Musik: „Wir wollen mit unserer Musik junge Menschen ermutigen, ihren Glauben offen auszuleben, selbstbewusst auszuleben und sich nicht zu verstecken. Es ist nichts, wofür du dich schämen musst. Es ist einfach ein Teil von dem, wer du bist, und es ist etwas unglaublich Cooles.“
Es sei auch wert, seinen Freunden davon zu erzählen, erklärte Alexander Oberschelp. In ihren Songs sei es „eigentlich immer schon um unseren Glauben“ gegangen, so der damals 22-Jährige. 2019 gewannen die Brüder im SPH-Bandcontest, dem größten Nachwuchswettbewerb im deutschsprachigen Raum.
„Das Besondere daran war, dass der Großteil des Publikums nicht christlich war. Wir standen trotzdem auf der Bühne und haben unseren Glauben bezeugt“, so Alexander Oberschelp. 160 Fans waren mit Bussen und Pkws zur Unterstützung angereist.
Sie kamen beim Jury- und Publikumsvoting ins Finale: „Vor Ort im Finale war es wirklich so, dass wir viel Hass, hasserfüllte Leute hatten.“ Die Fans, die Christen, die da gewesen seien, „wurden teilweise angespuckt und rumgeschubst“. Es habe Momente gegeben, in denen die Musiker Angst hatten, dass Flaschen auf die Bühne fliegen oder diese gestürmt werden könnte. Dann war klar: Sie hatten gewonnen …
Später ging ein Video von ihnen viral und ein Shitstorm bis hin zu Morddrohungen begann. „Da werden Äußerungen über dich in den Raum gestellt, die nicht stimmen, aber du kannst dich nicht dagegen wehren“, so Alexander und Maximilian sagt: „Ich habe gemerkt, okay, das brodelt in mir. Ich habe angefangen, für diese Leute zu beten. (…) Plötzlich war so ein übernatürlicher Frieden in mir, das kann ich gar nicht in Worte fassen …“
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In einem aktuellen Interview mit dem katholischen „Domradio“ erklärt Alexander, dass alles, was sie täten, sie „in irgendeiner Form zur Ehre Gottes machen“. 2023 erreichte ihr Album „Underrated“ Platz 2 der deutschen Album-Charts und im April dieses Jahres kam das Album „To be honest“ auf Platz 1.
Über den Glauben und Freundschaft verbunden sind die Brüder Oberschelp auch mit den „Real Life Guys“. Der Song „Real Life“ – für Phillip Mickenbecker – wurde zwei Tage vor seinem Tod geschrieben und erreichte den Sterbenden noch im Krankenhaus.
Der Wind der Veränderung
In dem „Fox News“-Interview sprach Influencerin Isabel Brown auch über die Sehnsucht der Generation Z nach Stabilität. Demnach würden junge Menschen vor allem auch durch die altehrwürdigen Traditionen und unerschütterlichen Lehren der Kirche angesprochen. Gleichzeitig seien sie jedoch von den unauthentischen, dem Zeitgeist angepassten Formen des Christentums enttäuscht.
Laut Brown gehe es um eine echte Erfahrung des Transzendenten vor dem Hintergrund einer Kultur, die sich zunehmend dem Künstlichen und Unauthentischen zuwende. „Im Kern geht es dabei um eine Beziehung und Vertrautheit mit Jesus, die durch die Heilige Eucharistie ermöglicht wird und nirgendwo sonst zu finden ist“, meint die 28-Jährige. Aus christlicher Sicht verbindet das Ritual der Eucharistie (die Messe) die Schöpfungskraft und das „Lebensbrot“ miteinander, um durch dessen Aufnahme das ultimative Ziel der Eucharistie zu erreichen: die Verbindung des Menschen mit der Schöpfungskraft.

Ein Jugendlicher betet in einer Parklandschaft. Foto: iStock/Iana Pronicheva
Vor einiger Zeit deutete der Kulturkritiker Walker Larson in der amerikanischen Epoch Times auf etwas hin, das Anfang der 2000er möglicherweise bereits eine wachsende Sehnsucht nach spiritueller Erfüllung in unserer zutiefst materialistischen, säkularen westlichen Gesellschaft erkennen ließ: Den großen Erfolg der Verfilmung von J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“.
Die Reihe erhielt 17 Oscars bei 30 Nominierungen, wobei bezeichnenderweise der letzte Teil – „Die Rückkehr des Königs“ – einen „Clean Sweep“ erzielte: elf Oscars bei elf Nominierungen. Tolkien selbst beschrieb seine Trilogie als „ein zutiefst religiöses und katholisches Werk“.
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Literaturwissenschaftler Professor Joseph Pearce verwies auf vielfältige Verbindungen zwischen „‚Der Herr der Ringe‘ und dem Christentum: Symbolisch besteht eine Verbindung zwischen dem Einen Ring und der Erbsünde und somit auch zwischen dem Schicksalsberg und Golgatha. Das elbische Wort für Wegbrot, ,lembas‘ , bedeutet Lebensbrot und verweist auf die Eucharistie. Wie die Eucharistie nährt auch das Lembas den Willen“, so Pearce.
Auch erklärte er, dass das Thema von „Der Herr der Ringe“ im übertragenen Sinne den Menschen als „Homo viator“ symbolisiere, also als Reisenden oder Suchenden. Dies spiegle das christliche Verständnis des menschlichen Lebens wider, „das letztlich nichts anderes zum Ziel hat als die Vereinigung mit Gott im Himmel“.

Altes Wissen als Inspiration fürs Leben: Jüngere Menschen lesen in einer Bibel. Foto: iStock/Thai Noipho
In einem Kommentar in der amerikanischen Epoch Times erinnert der Kulturkritiker Walker Larson daran, dass in der traditionellen Fantasyliteratur „der Unterschied zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, Ehre und Schande klar herausgearbeitet“ sei. Das Böse zeige sich nicht durch „komplexe Charaktere mit widersprüchlichen Motiven“. Die Figuren sind „einfach nur böse, weil sie für zutiefst verdorbene Kräfte wie Sünde, Versuchung oder das Dämonische stehen“.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit einer möglichen Renaissance des christlichen Glaubens durch die Generation Z wagte Walker eine Vorhersage: „Wenn die jüngere Generation beginnt, die ältere in den Einflusspositionen zu ersetzen, werden ihre Überzeugungen zunehmend zu den Überzeugungen der Institutionen, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt, und ihre Prioritäten zu den Prioritäten der Kultur.“
Noch lasse sich nicht vorhersagen, wohin und wie weit „dieser neue Wind“ wehen werde. „Doch für all jene, die sich nach einer Wiederbelebung der Traditionen in Amerika sehnen und nach einem Bollwerk gegen den weiteren Verfall einst heiliger Werte unseres Landes – insbesondere religiöser –, birgt dieser Wind einen Hoffnungsschimmer.“
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