Heizen, Lüften, Duschen: Was der neue Rauchmelder von Vonovia über Mieter verrät

Die Wohnungsgesellschaft Vonovia will in ihren Wohnungen smarte Rauchmelder des Typs „Multisensor Plus“ installieren. Während das Gerät mit zahlreichen Zusatzfunktionen beworben wird, schlagen Datenschützer und Mieter Alarm: Sie sehen in der Technologie eine potenzielle Gefahr für die Privatsphäre – und eine Kostenfalle für Bewohner.
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Rauchmelder ist nicht gleich Rauchmelder – das wissen jetzt auch Vonovia-Mieter.Foto: Martin Gerten/dpa
Von 17. Juli 2025

Die private Wohnungsgesellschaft Vonovia plant, viele ihrer Wohnungen mit neuen Rauchmeldern auszustatten. Auch auf seiner Website bewirbt das Unternehmen, das in der Bundeshauptstadt zusammen mit der Deutschen Wohnen über einen Bestand von mehr als 135.000 Wohnungen verfügt, das Modell Multisensor Plus.

Das Produkt wird vom Unternehmen Techem hergestellt. Neben den klassischen Warnfunktionen für Rauch verfügt es noch über eine Vielzahl an zusätzlichen Funktionen. Dies macht Multisensor Plus zu einem Vorzeigemodell für sogenannte smarte Rauchmelder.

Vonovia von Zusatzfunktionen des Multisensor Plus begeistert

Das Gerät soll Gefahren wie eine erhöhte Kohlenmonoxidbelastung erkennen. Zudem misst es Temperatur und Luftfeuchtigkeit. In einigen Ausführungen kann der Multisensor Plus sogar die Helligkeit in einer Wohnung erkennen und einordnen.

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Die Lebensdauer der Batterie des smarten Rauchmelders soll mit zehn Jahren ebenfalls langlebig sein. Über die „Mein Vonovia“-App haben Mieter sogar die Möglichkeit, das Raumklima abzurufen und Hinweise zum Lüften zu erhalten. So können Mieter Maßnahmen zur Schimmelprävention treffen und Heizkosten sparen.

Was einige als hilfreiche Tools betrachten, bereitet anderen Mietern jedoch Sorge. Die Übermittlung der Raumklimadaten ist nämlich keine Einbahnstraße. Auch der Vermieter kann auf diese zurückgreifen – und damit potenziell Rückschlüsse auf das Verhalten des Mieters ziehen.

Datenschützer kritisieren

Mietervereine und Datenschützer üben Kritik am Vorhaben von Deutschlands größtem Wohnungsunternehmen, seinen Wohnungsbestand flächendeckend mit Rauchmeldern des Modells Multisensor Plus auszustatten. Der Berliner Mieterverein e. V. weist unter anderem auf die deutlich höheren Kosten gegenüber herkömmlichen Geräten hin.

Ein Gerät kostet mehr als 135 Euro. Selbst unter Einberechnung eines möglichen Mengenrabatts würde dies in der Hauptstadt ein zusätzliches Investitionsvolumen im zweistelligen Millionenbereich erfordern. Vonovia betrachte den Einbau als „Modernisierungsmaßnahme“ und lege diese anteilig auf die Mieter um.

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Noch deutlich problematischer sei jedoch, dass der Rauchmelder des Modells Multisensor Plus gleichsam als „Spion im Schlafzimmer“ fungieren könne. Die Daten, auf die Vonovia zugreifen könnte, ließen unter anderem Rückschlüsse auf die Anwesenheit von Personen in den Wohnungen zu. Außerdem könne die Wohnungsgesellschaft diese gegen die Mieter verwenden – beispielsweise im Fall von Streitigkeiten über die Verursachung von Schimmelbefall, den üblicherweise der Vermieter beseitigen müsse.

Vonovia bietet Kompromiss beim Rauchmelder an

Gegenüber der „rbb24 Abendschau“ betonte die Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Meike Kamp, es könnten tatsächlich aus den Daten Rückschlüsse gezogen werden. Das betreffe beispielsweise „das Lüftungs- und Heizverhalten, ob jemand gekocht hat, ob jemand geduscht hat, ob jemand überhaupt anwesend ist in der Wohnung“. Dies alles seien datenschutzrelevante Informationen.

Ohne Zustimmung der Mieter sei deren Einholung nicht möglich. Derzeit speichert Vonovia eigenen Angaben zufolge die Daten bis zu 48 Stunden lokal. Zuletzt hatte das Unternehmen Mieter dazu bewegen wollen, eine Zustimmung zur Datenauswertung zu geben, die eine solche bis zu drei Jahren ermöglicht hätte.

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Einige Mieter haben sogar gedroht, gerichtlich gegen den Einbau vorzugehen. Immerhin gehen die Funktionen der Geräte über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus. Entsprechend ist fraglich, ob diese den Austausch der bestehenden Geräte dulden müssen. Zuletzt ließ Vonovia allerdings Kompromissbereitschaft erkennen.

So soll das Unternehmen in einigen anderen Bundesländern Bereitschaft erklären, den Einbau des Multisensor Plus als „Instandhaltungsmaßnahme“ zu behandeln. Die Kosten dafür trägt in dem Fall der Vermieter selbst. Zudem sollen Mieter einer Aktivierung der über das Mindestmaß hinausgehenden Funktionen widersprechen können.



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