Kein ESC-Wunder für Deutschland: Österreich gewinnt vor Israel

Mit Stefan Raab sollte für Deutschland wieder alles besser werden beim ESC – am Ende reichte es für das Mittelfeld. Österreich gewinnt mit Countertenors JJ, zweiter wurde Israel. Ist das Comeback von „Deutschlands ESC-König“ damit schon wieder beendet?
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Der österreichische Sänger Johannes Pietsch, bekannt als JJ, der Österreich mit dem Lied „Wasted Love“ vertritt, feiert mit der Trophäe des Eurovision Song Contest 2025 nach seinem Sieg im großen Finale in der St. Jakobshalle in Basel am 18. Mai 2025. (Foto: Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images
Epoch Times18. Mai 2025

Deutschland ist auch in diesem Jahr beim Eurovision Song Contest (ESC) nicht auf den vorderen Plätzen gelandet. Das Pop-Duo Abor & Tynna erreichte mit dem Lied „Baller“ Platz 15 von 26 Plätzen.

Sieger beim ESC im schweizerischen Basel wurde Österreich mit dem ausgebildeten Opernsänger JJ und seinem Song „Wasted Love“, wie in der Liveshow in Basel bekanntgegeben wurde. Das Lied verschmilzt Klassik und Pop.

Die Rolle von Stefan Raab

Stefan Raab ist zurück beim Eurovision Song Contest – doch von seiner früheren ESC-Magie ist kaum etwas zu spüren. Unter der Regie des Entertainers schaffte das Pop-Duo Abor & Tynna Rang 15.

„Ich übernehme die Verantwortung“, sagte Raab, nachdem er das Ergebnis zur Kenntnis genommen hatte. Aber natürlich verspreche er immer den Sieg – und zwar so lange, bis das Gegenteil bewiesen sei. „Das ist auch das Beste, was man machen kann. Sonst braucht man nirgendwo hinzufahren“, sagte er im ARD-Interview.

Über seine Schützlinge Abor & Tynna sagte er: „Ich finde, man muss den beiden einen riesigen Respekt zollen für das, was die in den letzten Wochen abgerissen haben.“ Man dürfe ja auch nicht vergessen, dass sie noch keine langjährige Karriere hinter sich hätten. Es sei ihr größter Auftritt aller Zeiten gewesen.

Nach vielen Pleiten hoffte Deutschland mit dem Geschwister-Duo Abor & Tynna auf eine bessere Platzierung.

Nach vielen Pleiten hoffte Deutschland mit dem Geschwister-Duo Abor & Tynna auf eine bessere Platzierung. Foto: Jens Büttner/dpa

Tatsächlich hatte das Duo die geschürten Hoffnungen zunächst mit viel Energie am Leben gehalten. Schwester Tynna tanzte auf einem gigantischen Radiorekorder, Bruder Abor spielte auf einem Cello mit LED-Beleuchtung. Das Instrument war weiß lackiert – womöglich als Referenz an die weiße Gitarre, mit der Sängerin Nicole 1982 zum ersten Mal den Musikwettbewerb für Deutschland gewonnen hatte.

Pop-Oper gewinnt

In der Halle in Basel kam der Act sehr gut an. Noch besser kam allerdings Countertenors JJ an, der für Österreich den Sieg holte. Vor allem die Jurys quer durch Europa waren von seiner dreiminütigen Pop-Oper mit dem Titel „Wasted Love“ überzeugt – es hagelte viele Höchstwertungen von 12 Punkten.

Strahlender Gewinner: JJ aus Österreich hat den ESC gewonnen.

Strahlender Gewinner: JJ aus Österreich hat den ESC gewonnen. Foto: Jens Büttner/dpa

Abermals zeigte sich allerdings, wie sehr sich der Geschmack der Jurys von dem des Publikums unterscheidet – und welche Auswirkungen das haben kann.

Beim Publikum lag Israel deutlich vorn. Das Land hatte die Sängerin Yuval Raphael nach Basel geschickt. Die 24-Jährige ist eine Überlebende des Massakers der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023. Wegen des Gazakriegs gab es in Basel immer wieder Proteste gegen ihre Teilnahme.

Am Abend versuchten nach Angaben des ESC-Sprechers des Schweizer Senders SRF ein Mann und eine Frau am Ende des israelischen Auftritts auf die Bühne zu gelangen. Sie wurden gestoppt. Vor und während des ESC-Finales zogen mehrere Hundert Menschen durch Basels Innenstadt und demonstrierten gegen Israels Teilnahme.

Am Ende liegt Israel hinter Österreich auf Platz zwei.

„Jetzt ist auch Stefan Raab wach“

Tatsächlich ist Platz 15 für Abor & Tynna kein schlechtes Ergebnis. In der vergangenen Dekade hat Deutschland etliche Komplettpleiten eingefahren – so schlimm kam es diesmal keineswegs. Raab erklärte die Platzierung auch mit der Konkurrenz. „Du kannst Glück haben, dass Du mit nem guten Song in den Wettbewerb einsteigst in dem Jahr, wo die Konkurrenz vielleicht eher übersichtlich ist“, sagte er. „Dieses Jahr gab es viele starke Songs mit dabei.“

Gleich zwei Jurys vergaben auch die Höchstwertung von 12 Punkten an Deutschland – die Ukraine und Tschechien. Als das Ergebnis aus der Ukraine verkündet wurde, sprang Raab auf und ballte die Faust. Kommentator Schorn stellte fest: „Jetzt ist auch Stefan Raab wach.“

Was das Bild allerdings trübte: Ausgerechnet 2024 hatte Deutschlands Sänger Isaak einen 12. Platz errungen – danach war Raab wieder in die deutsche ESC-Auswahl geholt wurden und sollte für bessere Erfolge sorgen. Die Erwartungen waren dabei von Anfang an hoch.

Spätestens seit dem unter seiner Ägide errungenen Sieg von Lena Meyer-Landrut im Jahr 2010 umgibt Raab die Aura des ESC-Gurus. Auch als Komponist für Guildo Horn (1998, „Guildo hat euch lieb“) und bei seinem eigenen Auftritt (2000, „Wadde hadde dudde da“) gelangen ihm Top-Ten-Ergebnisse. Das Portal eurovision.de bezeichnet ihn als „Enfant terrible und Deutschlands ESC-König“.

Die ARD, die für den Wettbewerb zuständig ist, hatte die Zusammenarbeit von Raab mit dem erhofften Erfolg verkoppelt. Als ARD-Programmdirektorin Christine Strobl von der „Hörzu“ im Januar gefragt wurde, ob das Konzept mit Raab wieder auf Eis gelegt werde, sollte nicht der Sieg herausspringen, antwortete sie: „Absolut.“ Der Anspruch sei „ganz klar“, zu gewinnen. Das ist nun nicht eingetreten. (dpa/red)



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