Kita unerwünscht – Asylsuchende auch: Münchner Nobelviertel wehrt sich gegen Nutzung leerer Villa

In Münchens Villenviertel Solln sorgt eine leerstehende Villa für Zündstoff. Anwohner verhinderten zunächst den Bau einer privaten Kita – nun droht die alternative Nutzung als Unterkunft für Migranten. Die Fronten zwischen Immobilienfirma, Stadt und Nachbarschaft sind verhärtet.
München zieht bei Geldern für Start-ups an Berlin vorbei - auch wegen starker Firmen in der Rüstungsbranche (Archivbild).
Zoff in Münchner Nobelviertel: Anwohner wollen weder eine Kita noch eine Asylunterkunft in Solln. (Archivbild).Foto: Sven Hoppe/dpa
Von 9. August 2025

In Kürze:

  • Immobilienfirma wollte leerstehende Villa in Solln als Kita für 86 Kinder nutzen
  • Anwohner protestierten wegen Lärm- und Verkehrsbefürchtungen
  • Als Reaktion brachte die Firma eine Nutzung als Unterkunft für Asylsuchende ins Gespräch
  • Stadt erteilte Genehmigung für beide Nutzungsarten – Proteste gehen weiter

Am Stadtrand von München ist zwischen Anwohnern und einem Immobilienunternehmen eine Kontroverse entstanden. Weil in einer leer stehenden Villa eine Kita entstehen sollte, gab es Klagen über die mögliche Zunahme von Lärm und Verkehr, die damit verbunden wäre. Als sich keine Lösung finden ließ, brachte die BHB-Gruppe, so der Name des Immobilienunternehmens, eine alternative Nutzung ins Spiel – als Unterkunft für Asylsuchende.

Stadt und Bezirksausschuss halten Solln als Kita-Standort für geeignet

Solln gehört seit jeher zu den Villenvierteln der Stadt, die durch besonders hohe Grundstückspreise gekennzeichnet sind. Es ist vor allem die gehobene Mittelschicht mit einem überdurchschnittlich hohen Akademikeranteil, die dort lebt. Entgegen dem bundesweiten Trend blieben die Grünen dort stabil und konnten deutlich über 20 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

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In den vergangenen Jahren holte die Entwicklung auf dem angespannten Münchner Immobilienmarkt auch diese Wohngegend ein. Zahlreiche Eigentumswohnungen wurden errichtet. Zwar sind diese ebenfalls einem gehobenen Preissegment zuzuordnen und weisen eine weitgehend optimale Klimabilanz auf, dennoch befinden sich auch Familien mit Kindern unter deren Bewohnern – und entsprechend stiegen die Anforderungen an die Infrastruktur.

Die BHB-Gruppe plante, um den entsprechenden Bedarf zu decken, die Eröffnung einer privaten Kindertagesstätte. In einer großen Villa in der Beuerberger Straße sollten dort 86 Kinder Platz finden. Da baurechtlich nichts dagegen sprach und Bedarf vorhanden war, bekam das Immobilienunternehmen im Vorjahr Rückendeckung vonseiten der Landeshauptstadt und des Bezirksausschusses.

Asylpläne als „Revanchefoul“ an den Bewohnern?

Allerdings hatten die potenziellen Investoren die Rechnung ohne die Anwohner gemacht. Diese waren ob des zu erwartenden „Kinderlärms“ wenig begeistert und mobilisierten gegen den „Luxuskindergarten“, der nur einer kleinen Minderheit zugutekäme. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, machten sie mit einer Unterschriftensammlung dagegen mobil. Außerdem klagten sie gegen die erforderliche Nutzungsänderung für das Gebäude.

Daraufhin machte die BHB-Gruppe deutlich, dass die Villa auch anderen Verwendungszwecken zugeführt werden könne – und das ganz ohne behördlich genehmigte Nutzungsänderung. Sie brachte eine mögliche künftige Nutzung als Unterkunft für Asylsuchende vor. Das Immobilienunternehmen stellte dahingehend zu Beginn des laufenden Jahres auch einen Antrag.

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In diesem waren nicht einmal bauliche Veränderungen angesprochen. Es gebe bereits ausreichend Ausstattung, um Geflüchtete beherbergen zu können – von einer extravaganten Küche über ausreichend Sanitäranlagen bis zu einem Schwimmbad im Keller. Der Bezirksausschuss nahm nicht inhaltlich zu dem Vorhaben Stellung. Der Vorsitzende des Planungsausschusses, Alexander Aichwalder (Grüne), sprach von einem „Revanchefoul“ an die Anwohner, deren Begeisterung über die mögliche alternative Nutzung ebenfalls überschaubar blieb.

BHB Group favorisiert weiterhin Kita – Anwohner lehnen beides ab

Der Unterausschuss Bau und Planung musste jedoch einräumen, dass sich das Gebäude auch für „soziale Wohnnutzungen“ eigne. München brauche auch tatsächlich weitere Unterbringungsplätze für Geflüchtete. Mittlerweile liegen für beide Nutzungsarten Genehmigungen vonseiten der Stadt vor.

Anwohner sammeln weiterhin Unterschriften – diesmal gegen beide mögliche Nutzungen. Eine Bewohnerin des Viertels erklärte gegenüber „Welt TV“, dass „eigentlich kaum jemand“ eine Unterbringung von „Asylanten“ wünsche. Diese ließen sich „auch in umliegenden Schlössern“ beherbergen.

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BHB will sich dadurch nicht beeindrucken lassen. Auch Verkehrs- und Lärmbelastung hielten sich Gutachten zufolge im Rahmen. Geschäftsführerin Melanie Hammer appelliert an Toleranz und Solidarität zwischen den Generationen im urbanen Raum und gibt zu bedenken:

„Kinder gehören zur Stadt, weil eine Stadt ohne Kinder ihre Zukunft verliert.“



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