Der Pfälzer Donald Trump

Die Wurzeln des amtierenden Präsidenten der USA liegen im pfälzischen Weinbauörtchen Kallstadt. Ein Besuch steht noch aus. Doch das Thema Trump kann dort „keiner mehr hören“.
Titelbild
Die Pfälzer Bäckerei Trump präsentiert Kuchenstücke mit einem Porträt des gewählten US-Präsidenten Donald Trump und einer amerikanischen Flagge am Tag seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 in Freinsheim, Deutschland.Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images
Von 15. Juni 2025

Trump hat wie so viele „Original“-Amerikaner deutsche, ja pfälzische Vorfahren. Der spätere Ketchup-König Heinz stammte ebenfalls aus Kallstadt, die Vorfahren von Elvis Presley aus dem südpfälzischen Hochstadt, Präsident Hoovers Ahnen kamen aus dem Weindorf Ellerstadt nahe Kallstadt, „Santa Claus“ wurde von dem Auswanderer und Vater der amerikanischen Karikatur, Thomas Nast, aus Landau erschaffen, und der durch die Wälder streifende Lederstrumpf hatte seine Wurzeln in Edenkoben bei Hambach.

Kallstadt, das verträumte Dörfchen an der Pfälzischen Weinstraße, sei „ein Nummer-eins-Ziel bei einem Besuch des amerikanischen Präsidenten Donald Trump in Deutschland“, sagte Anfang 2018 der Generalkonsul der USA, James W. Hermann, als er das Haus der Großeltern Trumps besichtigte. „Wir können einen Besuch nur empfehlen“, erklärte der 57-Jährige begeistert.

Die Vorbereitungen für einen solchen Besuch während Trumps erster Amtszeit sollte das Generalkonsulat übernehmen. Doch dazu kam es nicht. Auch wenn Trump bisher nie in Kallstadt gewesen war, erinnerte er sich doch ab und zu seiner Vorfahren, denn er spendete 2001 der protestantischen Kirchengemeinde 5.000 US-Dollar zur Renovierung der Salvatorkirche, wie die Kallstadter wissen.

[…] die misslichen Vermögensverhältnisse meiner Mutter und meiner in Kallstadt befindlichen Geschwister und die Hoffnung, mir rascher eine sichere Existenz zu gründen, veranlassten mich, die alte Heimat zu verlassen […].“

So begründete am 18. Januar 1905 der Großvater des amerikanischen Präsidenten seinen Entschluss, 20 Jahre zuvor in die USA ausgewandert zu sein.

In New York fand der am 14. März 1869 in Kallstadt geborene Friedrich Trump eine Anstellung als Lehrling in einem Friseurgeschäft. Bei seiner 1883 ausgewanderten Schwester Katharina (1861–1949), die in New York mit dem ebenfalls aus Kallstadt eingereisten Friedrich Schuster verheiratet war, wohnte er bis Anfang der 90er-Jahre. Dann fuhr er mit der neuen Eisenbahn von New York über Philadelphia und St. Paul nach Seattle im Bundesstaat Washington, eine Stadt, die sich gerade mitten in einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung befand.

„Kings of Kallstadt“: Die Vorfahren von Donald Trump und dem Ketchup-König Heinz stammten aus dem Pfälzer Weinort Kallstadt. Foto: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images

Bordell in British Columbia

Die Aussicht, wie im südlich gelegenen Kalifornien Gold zu finden, lockte Tausende Männer, zum Teil schon mit der damals modischen Jeans-Arbeitshose bekleidet, in die Gegend am Pazifik. Die Gold- und Silberminen gehörten unter anderem John D. Rockefeller, dem legendären späteren Multimillionär. In Seattle wurde Friedrich Trump 1892 amerikanischer Staatsbürger. Von nun an nannte er sich Frederick. In der Nähe der Stadt eröffnete er 1894 eine Kneipe – Boomtownhotel –, dem ein gut gehendes Bordell angeschlossen war.

Als gemachter Mann meldete er sich 1896 zur Hochzeit seiner Schwester Elisabeth, geboren 1874, bei seiner Familie in Kallstadt in der Nähe des pfälzischen Ortes Dürkheim zurück. Sicher gab es ein frohes Wiedersehen mit seiner 60-jährigen Mutter, die fast 20 Jahre lang Witwe war und sich allein um Haus und Hof kümmern musste. Sechs Kinder hatte sie ihrem Mann Johannes Trump II. geboren.

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Im selben Jahr fuhr Frederick Trump zur Pazifikküste zurück, engagierte sich in der Politik einer kleinen Stadt der Goldgräber und wurde zum Friedensrichter in Monte Christo gewählt. Bereits ein Jahr später folgte er dem elektrisierenden Ruf zum Klondike River, da dort enorme Goldfunde gemacht worden waren. In der Stadt Bennett eröffnete er wieder ein Hotel mit Etablissement.

Seine „private boxes for ladies“ machten ihn berühmt. Die Abteile enthielten in der Regel ein Bett und eine Waage zum Abwiegen von Goldstaub, mit dem „Dienstleistungen“ bezahlt wurden, wie die Biografin der Familie Trump, Gwenda Blair, in ihrem Buch „The Trumps. Three Generations. That Built an Empire“ (NY, 2009) schreibt. Anständige Frauen sollten das Hotel meiden, meldete damals die Zeitung „Yukon Sun“, denn sie könnten dort Worte von „Verdorbenen ihres Geschlechtes“ hören, schreibt Blair.

1901 kehrte Frederick zum zweiten Mal in seine Heimat zurück, sah die 20-jährige Elisabeth Christ, verlobte sich mit ihr und heiratete sie auf dem Standesamt in Ludwigshafen/Rh. Das Ehepaar ließ sich 1902 in Fredericks neuer Heimat New York nieder, wo die Tochter Elisabeth am 30. April 1904 geboren wurde. Ende Juni trat die Familie die Reise in die damals bayerische Pfalz an, da die junge Mutter Heimweh nach ihrem Dorf Kallstadt hatte.

Aufforderung, bayerisches Staatsgebiet zu verlassen

Das weitere Schicksal erinnert gerade heute an aktuelle Ereignisse, denn den Trumps – amerikanischen Staatsbürgern – wurde bald von der Obrigkeit mitgeteilt, dass sie „längstens zum 1. Mai 1905 das bayerische Staatsgebiet zu verlassen, anderenfalls sie die Ausweisung zu gewärtigen“ hätten. Im Juli fuhren sie mit dem Dampfer der HAPAG-Linie „Pennsylvania“ von Hamburg aus nach New York.

In Zukunft verdiente Frederick Trump das Geld für den Unterhalt der Familie im Stadtteil Bronx zunächst mehr schlecht als recht als Friseur, später als Manager und Buchhalter eines Hotels. 1905 wurde der erste Sohn Frederick Christ geboren, dem im August 1907 Sohn John George folgte. Einige Jahre später wird Frederick Trump als Immobilienmakler geführt.

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Noch vor dem Ende des Ersten Weltkriegs starb er an der sich damals schnell verbreitenden Spanischen Grippe. Sein Sohn Fred C. Trump stieg in das hinterlassene Immobiliengeschäft ein, das er zusammen mit seiner Mutter weiterführte. Rechtzeitig, so muss man sagen, denn ihr Vermögen machten sie während des von der Regierung Hoover aufgelegten Arbeitsbeschaffungsprogramms, das den Bau von riesigen Mietskasernen und Wohnvierteln vorsah.

Die renommierte Firma Elizabeth Trump & Son zog sehr lukrative Aufträge an Land. Der Anfang des Millionenvermögens des späteren Donald Trump war gelegt. Fred Trump heiratete 1936 die Schottin Mary Anne MacLeod (1912–2000). In dem Maklergeschäft wuchsen fünf Kinder auf: Maryanne, Robert, Elizabeth, Fred Jr. und der jetzige Präsident Donald John Trump, der am 14. Juni 1946 geboren wurde.

Sein Vater starb 1999 und hinterließ seinen Kindern ein Vermögen von etwa 300 Millionen Dollar. Seine Großmutter Elisabeth aus Kallstadt erlebte noch den sagenhaften Aufstieg ihres Sohnes Fred im Immobiliengeschäft, den ihr Enkel Donald erfolgreich fortführen sollte. Sie starb 1966 im Alter von etwa 86 Jahren, kurz vor Donalds 20. Geburtstag. Sie hatte sicher kein einfaches Leben mit ihrem unternehmungslustigen, aber erfolgreichen Mann und ihren Söhnen.

Die Pfälzer Sprücheklopfer

Vielleicht erinnerte sie sich auch immer an die Charakterisierung der Pfälzer, die der Volkskundler der Pfalz, Wilhelm H. Riehl, 1857 über die Männer und Frauen auf dem linken Rheinufer traf:

Auf jedes Wort muss ein Gegenwort fallen und zwar Schlag auf Schlag. Besser du sagst eine Dummheit, als du sagst gar nichts. Sagst du die Dummheit nur recht nachdrücklich, so wiegt sie schon so schwer wie ein gescheites Wort.“

Damit hat Riehl bekräftigt, was die Kallstadter Bewohner heute noch von sich geben: „Brulljes“. Das bedeutet im Dialekt der Pfalz: angeben, Sprüche klopfen, extrovertiert und feierfreudig. Deshalb tragen die Kallstadter Einwohner „Brulljesmacher“ als Spitznamen.

Die gebürtige Kallstadterin Simone Wendel hat vor Jahren einen Film über ihr Dorf und dessen beide berühmten Söhne, Trump und Heinz, gedreht: „Kings of Kallstadt“. Sie konnte für ihr Filmprojekt Donald Trump in New York befragen. Dabei äußerte er: „Ich bin stolz, dieses deutsche Blut zu haben. Keine Frage, tolle Sache.“

Während Trumps erster Amtszeit lehnte der Ortsgemeinderat, in dem CDU, SPD und Freie Wähler vertreten waren, das Ansinnen ab, Trump zum Ehrenbürger zu ernennen. Der „Mannheimer Morgen“ berichtete damals:

Das Thema Trump kann keiner mehr hören.“

Vielleicht ändert sich diese Haltung, wenn Trump das Dörfchen und das Haus seiner Großeltern besucht hat. „Als neu wiedergewählter Ortsbürgermeister würde ich aber die Aufgabe annehmen, ihm unser schmuckes Winzerdorf zu zeigen und mit ihm in die Kirche zu gehen, in der seine Großeltern getauft wurden“, erklärte Thomas Jaworek (CDU) der „Deutschen Presse-Agentur“.



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