Nach Corona-Sendung: Julia Ruhs’ Format vorerst auf Eis gelegt

In Kürze:
- Zukunft des ARD-Formats „Klar“ mit Julia Ruhs ist unklar.
- Sprecher: Evaluierung für Pilotprojekt läuft.
- Letzte „Klar“-Folge zu Corona ohne „medizinische Aufarbeitung“.
- ÖRR zufrieden mit Corona-Berichterstattung, keine weiteren Berichte in Planung.
An der freien Journalistin und Buchautorin Julia Ruhs scheiden sich die Geister: Während sie für manche Zuschauer so etwas wie eine konservative Hoffnungsträgerin darstellt, lehnen andere ihre journalistische Arbeit ab – etwa der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann.
Dieser nannte schon ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Migration im ersten Teil ihres für den öffentlichen Rundfunk produzierten TV-Formats „Klar“ in seiner Sendung „rechtspopulistischen Quatsch“. Eine Petition, die auf der Website der Aktivistengruppe Campact gestartet wurde, forderte eine Löschung der „Klar“-Pilotsendung aus der ARD-„Mediathek“. Die Aussichten auf Erfolg dürften nach knapp 1.000 Unterschriften in gut vier Monaten eher bescheiden sein.
Julia Ruhs persönlich sieht sich nach Angaben der „Zeit“ übrigens selbst als „Sprachrohr“ für jene Menschen, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk „verloren“ habe.
Ruhs moderierte die Sendung, deren erste Produktion im April 2025 im Auftrag der ARD-Sender NDR und BR ausgestrahlt wurde. Danach packte „Klar“ zwei weitere Eisen an, nämlich die Probleme in der Landwirtschaft und die Corona-Aufarbeitung. Doch seitdem die dritte Sendung am 30. Juli ausgestrahlt wurde, liegt „Klar“ bis auf Weiteres auf Eis.
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„Evaluierung für Pilotprojekt“ dauert an
Ihre vorerst letzte „Klar“-Ausgabe mit dem Titel „Hat Corona uns zerrissen?“ wurde am 30. Juli 2025 in der ARD ausgestrahlt. Dafür hatte Ruhs eine Reihe mehr oder weniger prominenter Köpfe aus den Corona-Jahren zu Wort kommen lassen – vom früheren Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seinem schwedischen Pendant Anders Tegnell über den maßnahmenkritischen „WELT“-Herausgeber Ulf Poschardt und den Jugendforscher Simon Schnetzer bis zu einer ungeimpften Familie aus Schleswig-Holstein.
Der NDR bestätigte auf Nachfrage der Epoch Times, dass von Anfang an lediglich drei „Klar“-Folgen eingeplant gewesen seien. Es handelte sich um ein „Pilotprojekt“, für das derzeit die Evaluierung laufe, schrieb eine NDR-Sprecherin. „Über die weitere Entwicklung des Formats wird entschieden, sobald dieser Prozess abgeschlossen ist“, hieß es aus Hamburg. Nähere Angaben dazu machte die Sprecherin nicht.
Wird es beim NDR demnächst weitere Sendungen zur Aufarbeitung der Corona-Politik geben? Das sei zwar „nicht ausgeschlossen“, teilte die NDR-Sprecherin auf Anfrage der Epoch Times mit. Gesicherte Auskünfte über eine zukünftige Berichterstattung könne sie jedoch nicht geben.
ARD-aktuell-Chef: Zu spät aus dem Krisenmodus herausgekommen
Auch Marcus Bornheim, als Chefredakteur der Redaktion ARD-aktuell Herr unter anderem über „Tagesschau“ und „Tagesthemen“, war in „Klar“ zu Wort gekommen. Er würzte seine Einschätzung über die Berichterstattung während der Corona-Jahre mit einer Prise Selbstkritik: In der ersten Phase, die eine „absolute Ausnahmesituation“ gewesen sei, habe sein Team zwar „einen ziemlich guten Job gemacht“ und auch „angemessen“ berichtet. Man sei aber „wahrscheinlich zu spät aus diesem Krisenmodus herausgekommen“ und habe „zu lange monothematisch berichtet“.
Seiner Ansicht nach hätte man schon „früher mehr Alltagsleben in der Berichterstattung zulassen können“, meinte Bornheim. „In der ganzen Zeit“ aber habe man ARD-intern „frei und unabhängig über alles berichten können“.
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Medizinische Aufarbeitung kein Thema für „Klar“-Format
Dass in der dritten Ausgabe von „Klar“ vom 30. Juli weder ein Impfschadensopfer noch jemand, der infolge der Corona-Politik seinen Arbeitsplatz oder seine Familie verloren hatte, noch ein prominenter maßnahmenkritischer Epidemiologe oder Virologe zu Wort gekommen war, begründete die NDR-Sprecherin damit, dass es Ruhs’ Team nicht um die medizinische Aufarbeitung, sondern lediglich um „eine Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie“ gegangen sei.
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In einem Einspieler der Sendung waren nicht zum ersten Mal Aufnahmen aus Bergamo gezeigt worden, flankiert von den Worten: „Im norditalienischen Bergamo transportieren Militärlaster Leichen ab. Diese Bilder gehen um die Welt“. Dabei habe es sich um „eine Beschreibung der damaligen Ereignisse“ gehandelt, stellte die NDR-Sprecherin gegenüber der Epoch Times klar. Warum die „Bilder von Bergamo“ dieses Mal nicht kritisch eingeordnet wurden, wie es der „Bayerische Rundfunk“ schon im September 2021 auf seiner Website getan hatte, ließ die Sprecherin offen.
ARD und ZDF zur Corona-Aufarbeitungsarbeit
Eine Sprecherin der ARD-Programmdirektion in München bestätigte auf Nachfrage der Epoch Times, dass im Programm der ARD derzeit keine weiteren Sendungen zum Thema Corona geplant seien. „Die Redaktionen beobachten und bewerten die Entwicklungen jedoch fortlaufend und reagieren wie gewohnt auf die aktuelle Nachrichtenlage“, schrieb die Sprecherin. Grundsätzlich gelte:
„Themen und Perspektiven werden redaktionell unabhängig ausgewählt – immer mit Blick auf journalistische Relevanz und ein ausgewogenes Gesamtbild.“
Überdies sei es jedoch möglich, dass „einzelne Landesanstalten“ aktuelle Sendungen über die Coronazeit planen würden.
Ein Sprecher des ZDF verwies auf das hauseigene Online-Dossier mit über zwei Dutzend Beiträgen zum Coronavirus. Als bislang jüngsten Inhalt findet man mit Stand 9. September 2025 Artikel und Berichte über die Corona-Enquete-Kommission im Bundestag und zu Atemwegserkrankungen im Sommer. In einer Talkshow war das Thema Corona im ZDF zuletzt am 10. April bei „Markus Lanz“ aufgegriffen worden.
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Zudem, so der Sprecher, habe das ZDF im März 2025 die Aufarbeitung in einem zweiwöchigen Themenschwerpunkt behandelt. Dabei sei sowohl über „die Entwicklungen während der Pandemie als auch ihre Folgen“ berichtet worden.
„Die Corona-Krise hatte die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in besonderem Maß offengelegt“, schrieb der ZDF-Sprecher. „Das zeigte sich auch darin, dass die öffentlich-rechtlichen Sender in der Krise verstärkt eingeschaltet wurden“: Zwischen dem 16. März und dem 3. Mai 2020, also „während der akuten Phase der Corona-Pandemie“, habe sich „die Sehdauer für öffentlich-rechtliche TV-Inhalte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent erhöht“. „Studien und Befragungen“ hätten außerdem „die hohe gesellschaftliche Relevanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Corona-Zeiten festgestellt“, so der ZDF-Sprecher, ohne ins Detail zu gehen.






















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