Diese Journalisten werden Regierungssprecher: Stefan Kornelius und Sarah Frühauf

Der Wechsel mehrerer bekannter deutscher Journalisten in Sprecherposten der neuen Bundesregierung hat erneut die Debatte um „Drehtüreffekte“ zwischen Politik und Medien angefacht. Vor allem für Medien schaffen Personalrochaden dieser Art traditionell Rechtfertigungsbedarf – immerhin werfen sie Fragen bezüglich der Unabhängigkeit auf.
Mit der Vereidigung des neuen Kabinetts hat der 59-jährige Stefan Kornelius das Amt des Sprechers der deutschen Bundesregierung übernommen. Gleichzeitig ist er jetzt Chef des Presse- und Informationsamtes im Amt eines Staatssekretärs.
Regierungssprecher Kornelius kritisierte Debatte über Eliteneinfluss
Kornelius war seit 1988 für die „Süddeutsche Zeitung“ tätig, zuletzt als deren Politikchef. Ansonsten ist er unter anderem als Moderator von Veranstaltungen der Atlantik-Brücke, deren Mitglied er ist, in Erscheinung getreten. Zudem gehört Kornelius der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und dem Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) an.
[etd-related posts=“4919621″]
Medienwissenschaftler Uwe Krüger hatte Kornelius in einer 2011 erschienenen Dissertation über den Einfluss von Eliten auf Leitmedien in den 2000er-Jahren namentlich erwähnt. Kornelius zähle demnach zu den am stärksten vernetzten Journalisten des Landes. Bei Sicherheits- und Verteidigungsthemen habe er „den Diskurs der Eliten abgebildet, ihre Argumente verbreitet und für mehr militärisches Engagement geworben“.
Das von ihm vermittelte Bild von Bedrohungen und Konflikten habe „offiziellen militärpolitischen Doktrinen entsprochen“. Kornelius erklärte, die von Krüger ausgelöste Debatte werde „überzogen und im Ton unangemessen“ geführt. Er bilde sich seine Meinung eigenständig und vertrete nicht die Meinungen der Institutionen, denen er – auch aus beruflicher Notwendigkeit – angehöre. Aus seiner Sicht stelle „Politikberatung“ die Grenze der journalistischen Mitwirkung in politischen Organisationen dar.
Neue Sprecherin von Minister Dobrindt
Kornelius wird jedoch nicht der einzige prominente Ex-Journalist in den Diensten der neuen Bundesregierung sein. Wie Sara Sievert von „TableBriefings“ am Montag auf X mitteilte, wird Sarah Frühauf ab dem 19. Mai als Sprecherin und Leiterin des Pressereferats ins Bundesministerium des Innern und für Heimat wechseln. Sievert nennt die neue Mitarbeiterin von Minister Alexander Dobrindt „eine der profiliertesten Unionskennerinnen“.
Ihr Volontariat hat Frühauf 2013 beim MDR abgeschlossen. Dort war sie in Folge Reporterin bei MDR aktuell und Nachrichtensprecherin beim Radiosender MDR Jump. Zu ihren Schwerpunktthemen gehörten neben der Union noch die AfD, das BSW, die Linkspartei oder Themen wie Soziales, Arbeit, Wirtschaft und Bauen.
[etd-related posts=“4253500″]
Anfang des Monats hatte Steffen Hebestreit seinen letzten Auftritt im Haus der Bundespressekonferenz bestritten. Er hatte seit Anfang der 2000er-Jahre in verschiedenen Funktionen bei der „Frankfurter Rundschau“ und der „DuMont Redaktionsgemeinschaft“ vor allem über die SPD und die FDP geschrieben. Im Jahr 2014 wechselte er in die Politik. Erst fungierte er als Sprecher der damaligen SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi. Später stand er in Diensten von Olaf Scholz – sowohl in dessen Zeit als Bundesfinanzminister als auch als Bundeskanzler.
Hebestreit: Regierungssprecher ist „anderer Beruf als Journalist“
In seinem letzten Auftritt in der Bundespressekonferenz bezeichnete Hebestreit es als Vorteil, vor seiner Tätigkeit als Regierungssprecher journalistisch gearbeitet zu haben. Er rät jedoch auch zu einer klaren Rollentrennung. Sprecher der Regierung oder eines Ministeriums zu sein, sei „ein anderer Beruf als Journalist“.
Schon Hebestreits Vorgänger, Steffen Seibert, war unter anderem als „heute“-Moderator für das ZDF tätig, bevor er 2010 in die Dienste von Altbundeskanzlerin Angela Merkel eintrat. Bereits Willy Brandt mit Ex-„Spiegel“-Vizechef Conrad Ahlers und Helmut Schmidt mit dem vorherigen „Radio Bremen“-Intendant Klaus Bölling griffen auf journalistisch erfahrene Regierungssprecher zurück. Helmut Kohl bediente sich zur Erklärung seiner Regierungspolitik des ehemaligen „Bild“-Chefredakteurs Peter Boenisch.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion