„Plötzlich Hassobjekt“ – wie die ARD eine Kritikerin zur Rechtsextremistin macht

Der SWR hat eine neue Dokumentation im Rahmen seiner Serie „Vollbild – Recherchen, die mehr zeigen“ veröffentlicht. Der Titel: „Plötzlich Hassobjekt – woher kommt die rechte Online-Hetze“. Wobei das Wort HASS in Frakturschrift gesetzt wurde. Laut einem Artikel von ZDF info „eine Nazi-Schrift“.
Der Sender scheint stolz auf sein Produkt zu sein, da der Film sofort auf dem Startbildschirm der ARD-Mediathek erscheint und von einer aufwendigen Kampagne auf Facebook und Instagram begleitet wird. Zudem gibt es einen Artikel dazu auf „tagesschau.de“, einen Beitrag im Hörfunk der ARD und einen Beitrag im ARD-Magazin „Brisant“.
Netzwerk rechter Influencer?
Die Dokumentation versucht, ein Netzwerk rechter Influencer darzustellen. Im Fazit seiner Doku hält der SWR fest: „Unsere Recherchen zeigen: Rechtsextremisten fachen gezielt den Hass im Netz an […] machen die Demokratie verächtlich und Hetze salonfähig.“ Genannt werden aber nur zwei: ein Account namens „Critical_Cat“ auf X und Tim Kellner auf YouTube. Letzterer wurde vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen 2023 als „Rechtsextremist“ bezeichnet.
Von „Critical_Cat“ ist solch eine Einstellung nicht bekannt, trotzdem stellt der SWR einen Zusammenhang her. Der „Beweis“: Kellner hat einen Post von „Critical_Cat“ auf seinem Kanal geteilt. Und es gibt Schnittmengen zwischen den Followern beider Kanäle. Allerdings: Schnittmengen zwischen den Followern gibt es zum Beispiel auch zwischen der linken „taz“ und der rechten „Jungen Freiheit“. Das ist auf X üblich und nichts Besonderes.

Die Darstellung der SWR-Dokumentation „Plötzlich Hassobjekt – woher kommt die rechte Online-Hetze“ in der ARD-Mediathek. Foto: Bildschirmfoto tagesschau.de
Doch der SWR hat dies in einer aufwendigen Datenanalyse im hauseigenen Date Lab von zwei Expertinnen herausfinden lassen. Im Interview erzählen sie, dass sie die Daten der Accounts über die Follower automatisiert abgegriffen haben, das sogenannte Web Scraping.
Dazu muss man ein Tool namens X-API nutzen. Dieses kostet mindestens 42.000 Dollar pro Monat. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk scheint also Gebührengelder an X zu zahlen. Dessen Besitzer Elon Musk wird allerdings bei fast jeder Gelegenheit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk als das personifizierte Böse dargestellt.
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Selbst nimmt es der SWR mit Zahlen nicht so genau. So behauptet die Doku, Critical Cat würde 5.270 Accounts folgen. In Wahrheit sind es 275. Der SWR nahm die Doku nach Hinweisen vorübergehend offline und retuschierte die 5 weg. In der neuen Version folgt Critical Cat nun 270 Accounts. Kenntlich gemacht wurde die Überarbeitung nicht.
SWR nennt Klarnamen
Auffällig: Schnell wird der Privatname von Critical Cat genannt – Katharina Schmieder. Worin der Erkenntnisgewinn für den Zuschauer besteht, dass der Betreiber eines anonymen Accounts veröffentlicht wird, wird nicht mitgeteilt. Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, da die Doku vorher den Fall eines Studenten schildert, dessen Name gegen seinen Willen bekannt wurde. Critical Cat hatte ihn veröffentlicht. Dazu die Information, dass er Sprecher der Grünen Jugend war und sich in der Juristenvereinigung „Recht Grün“ engagiert.
Der Student hatte in der Talkshow „Maischberger“ in der ARD hinter der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel gesessen und während ihrer Redebeiträge mehrfach den Kopf geschüttelt und Grimassen gezogen. Da kurz zuvor im Bundestagswahlkampf bekannt geworden war, dass in einer ZDF-Talkshow gezielt Studenten als Publikum eingeladen wurden, die dann nur bei Redebeiträgen der grünen und linken Gäste klatschten, glaubten viele User an keinen Zufall.
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Doch dabei bleibt es nicht. Nach dem privaten Namen wird auch erwähnt, dass Critical Cat für das Nachrichtenportal „Nius“ gearbeitet hat, aber verschwiegen, dass sie selbst jahrelang Mitarbeiterin des SWR war. Als Grund vermutet Katharina Schmieder im Gespräch mit Epoch Times:
„Ich soll eingeschüchtert werden.“
Dazu passt, dass der SWR seine Ex-Mitarbeiterin für die Interviewanfrage auf ihrem privaten Mailaccount anschreibt. Und es wird behauptet, dass Critical Cat „Persönliche Daten“ veröffentlicht hätte. Das ist falsch. Veröffentlicht wurden durch sie nur öffentliche, frei zugängliche Informationen.
700 Fälle von Intransparenz
Möglicherweise macht den öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Arbeit von Schmieder nervös. Als Critical Cat hat sie bereits über 700 Fälle gesammelt, in denen ARD und ZDF Politiker interviewt haben, ohne deren Parteizugehörigkeit zu nennen. Sie erscheinen als Demonstrationsteilnehmer, Anwohner oder Gewerkschafter. Wüsste der Zuschauer, dass sie auch in der FDP, CDU oder im BSW engagiert sind, könnte er ihre Aussage besser einordnen.
Interessant ist, dass in den meisten Fällen, in denen die Partei nicht kenntlich gemacht wurde, die Interviewten ein Amt bei den Grünen, der SPD oder den Linken haben. All das erfährt der Zuschauer der SWR-Doku nicht.
Stattdessen wird ein rechtes Netzwerk konstruiert, welches nicht existiert. Schmieder sagt:
„Ich kenne Tim Kellner gar nicht, wir sind uns nie begegnet. Er ist mir früh auf X gefolgt, als ich erst ganz wenige Follower hatte. Und daraufhin bin ich ihm auch gefolgt.“
Blaue Herzen in den Kommentaren bei Critical Cat und ein Landtagsabgeordneter der AfD aus Thüringen, der Critical Cat folgt, sind die Belege für ihre Gesinnung. Nur: Blaue Herzen in den Kommentaren und AfD-Abgeordnete als Follower – das trifft auch auf den Account von SWR Aktuell zu. Auch Kleidung „in den Farben schwarz-rot-gold“ erscheint dem SWR problematisch.
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Einschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit nötig?
Als Beispiel für einen Hasskommentar blendet der SWR ein: „Stell dich nicht als Gutmensch dar, du bist ein Heuchler.“ Oder: „Es ist dummes Geschwafel von einer unreifen dummen Göre.“ Weil aber die Justiz gegen solche „Hetze“ nichts unternehmen würde und alle Anzeigen eingestellt wurden, stellt der SWR die Frage in den Raum, ob wir „strengere Gesetze“ brauchen. Dazu wird der Innenminister von NRW befragt. Herbert Reul wünscht sich indirekt eine Einschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit:
„Man muss sich vieles erlauben lassen, weil das Recht der freien Rede, der freien Meinungsäußerung wichtiger ist. Ich hätte nichts dagegen, wenn sich da das Bewusstsein ein wenig verändern würde.“
Dann stellt der SWR eine Comedian vor. Und zeigt noch einmal ihren „Gag“ auf einer Bühne vor Publikum, bei dem sie vorschlägt, aus Flugzeugen Napalm über Chemnitz zu sprühen, weil Sachsen so braun sei. Der SWR fragt dazu: „Eine harte Nummer. Aber rechtfertigt das einen Shitstorm?“
Schließlich redet der Konfliktforscher Andreas Zick über Hass und Hetze im Netz. Nicht erwähnt wird: Zick war lange Mitglied und Vorsitzender des Stiftungsrats der Amadeu Antonio Stiftung, die sich gegen rechte Hetze im Netz engagiert und dafür Steuermittel erhält. In einem Interview mit dem WDR hatte er behauptet, dass es kaum linke Hassreden gebe.
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Der „Abteilungsleiter Investigation und Recherche“ des SWR lobt die Doku als „spannend und mutig“. Und er enthüllt auf LinkedIn unbewusst den wahren Grund für seine Entstehung: „Die Recherchen in Kooperation mit dem SWR Data Lab führen zu rechtspopulistischen Accounts, die auch gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Stimmung machen.“
Wieder die Mehrzahl. Dabei ist nur eine gemeint: Ex-Mitarbeiterin Katharina Schmieder. Ihr Account Critical Cat auf X hat nun nach der Veröffentlichung der Doku 10.000 Follower hinzugewonnen.
Auf Anfrage von Epoch Times hat der SWR Folgendes erklärt: „Katharina Schmieder hat durch das Leaken der Interviewanfrage von VOLLBILD und durch ein Zeitungsinterview in der ‚Jungen Freiheit‘ ihre Identität im Vorfeld der Doku selbst öffentlich gemacht – ebenso, dass sie hinter dem Account ‚Critical Cat‘ steht. Inwiefern Katharina Schmieder in der Vergangenheit für den SWR gearbeitet hat, ist der Redaktion nicht bekannt. Unsere Fragen dazu hat sie nicht beantwortet. Aus arbeitnehmerdatenschutzrechtlichen Gründen hat die Redaktion keinen Einblick in Personalunterlagen.“
Weitere unbeantwortete Fragen listet der Autor auf seinem X-Profil.
Der Artikel wurde am 7.8. durch die Antwort des SWR ergänzt.
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