Spionage, Drohnen, Peking: Neue Enthüllungen um Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek

Der seit 2020 international wegen des Verdachts auf Betrug in Milliardenhöhe gesuchte Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek soll versucht haben, nachrichtendienstliche Verbindungen zu China aufzubauen. Dies gehe aus rund 200.000 Telegram-Nachrichten hervor, in deren Besitz der britische Nachrichtendienst MI5 im Jahr 2023 gelangt sein will.
In der Vorwoche hatte ein Gericht in London sechs bulgarische Staatsangehörige wegen „Spionage in großem Stil“ zu Haftstrafen zwischen fünf Jahren und zehn Jahren und acht Monaten verurteilt, wie die BBC berichtet. Kopf der Bande soll der 47-jährige ehemalige Gästehausbetreiber Orlin Roussev gewesen sein. Mit diesem hatte Marsalek offenbar über Jahre hinweg eine intensive Kommunikation über Telegram betrieben.
Russische Föderation half Marsalek bei Flucht
Hauptauftraggeber für Roussevs Spionageaktivitäten soll die Russische Föderation gewesen sein. Dort wird auch der Aufenthaltsort von Marsalek vermutet, der sich im Juni 2020 von Österreich aus mit falschem Pass über Tallinn nach Weißrussland abgesetzt haben soll. Der russische Dienst GRU soll ihn anschließend in die Russische Föderation gebracht haben. Marsalek soll zu deren Nachrichtendiensten bereits zuvor Kontakt gehabt haben.
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Marsalek soll auch nach seiner Flucht mit russischen Diensten zusammengearbeitet haben. Allerdings habe er zusammen mit Roussev auch noch nach weiteren Einkommensquellen Ausschau gehalten. So bot Marsalek den Berichten zufolge Roussev an, Geschäfte mit chinesischen Stellen zu vermitteln – unter anderem mit dem chinesischen Militär.
Ein Punkt, der dabei zur Sprache gekommen sein soll, sei der Verkauf westlicher Waffensysteme und Ausrüstungsgegenstände gewesen. Russische Truppen waren im Verlaufe des Krieges in der Ukraine in deren Besitz gelangt – und unter diesen sei auch eine Switchblade-Kamikaze-Drohne aus US-Produktion gewesen. Diese hatte die Ukraine gegen russische Panzer eingesetzt.
China soll „Wunschliste“ an Waffen zusammengestellt haben
Den Inhalten der Chats zufolge sollen Kontaktpersonen des Regimes in Peking an diesen ein besonderes Interesse gezeigt haben, aber auch an anderen Waffen. Roussev sprach sogar von einer „Wunschliste“ der chinesischen Armee. Speziell die Marine wollte demnach an Drohnen gelangen.
Marsalek soll eine „Bestellung“ von sechs Drohnen bestätigt haben. Er schlug ein persönliches Treffen mit „chinesischen Spionen“ vor, da es offenbar eine gewisse Skepsis aufseiten der chinesischen Kontaktleute gegeben habe. Generell solle man sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und China bei „strategischen Themen“ einsetzen.
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Der frühere Wirecard-Manager brachte unter anderem die Entwicklung eines russisch-chinesischen Satellitenkommunikationssystems als Alternative zu Starlink ins Gespräch. Ein solches ließe sich potenziell auch militärisch nutzen.
Marsalek brachte Infiltration uigurischer Community ins Spiel
Im Mai 2022 soll Marsalek auch das Thema des Infiltrierens der uigurischen Diaspora in Deutschland erwähnt haben. Dies sei vor allem in München lohnend, da sich dort eine große Exilgemeinde der in China verfolgten muslimischen Minderheit befinde.
Der Ex-Wirecard-Manager fragte bei Roussev an, ob „unsere chinesischen Freunde“ daran interessiert seien, dort deutsche Staatsangehörige einzuschleusen. Der Bulgare will eine entsprechende Anfrage an ein „Büro in Peking“ weitergeleitet haben. Allerdings wurde das Thema später nicht mehr vertieft – offenbar, weil eine Antwort ausblieb.
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Interessiert an einer Ausspähung chinesischer Oppositioneller und Dissidenten scheint das KP-Regime in jedem Fall auch unabhängig von den Überlegungen Marsaleks und Roussevs gewesen zu sein. So soll unter anderem der im Vorjahr festgenommene Jian G. seit 2023 exilchinesische Netzwerke als vermeintlicher Regimekritiker unterwandert haben. G. war dadurch bekannt geworden, dass der chinesische Geheimdienst, für den G. seit 2002 tätig gewesen sein soll, ihn auf AfD-MdEP Maximilian Krah angesetzt haben soll. Bis zu seiner Verhaftung war er dessen Mitarbeiter.
Ernsthafte Pläne oder bloße Aufschneiderei?
Berichten mehrerer Medien zufolge sollen Roussev und Marsalek sich sogar über Sabotageakte oder gar Mordpläne gegen russische Regierungsgegner ausgetauscht haben. Dazu kamen Themen wie das Reisen mit gefälschten Pässen oder Engagements im Handel mit Diamanten, Impfstoffen oder Lebensmitteln.
In der Zeit der Afghanistankrise 2021 sprachen Roussev und Marsalek sogar darüber, die USA bei der Abschiebung eigener Staatsangehöriger zu unterstützen.
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Inwieweit auch nur einer der zwischen Marsalek und Roussev erörterten Pläne umgesetzt wurde, bleibt offen. Vielfach klingt an, dass es sowohl aufseiten erwähnter russischer und chinesischer Ansprechpartner als auch aufseiten der Protagonisten Zweifel an der Seriosität von Anliegen und potenziellen Partnern gegeben habe. Der ARD-„Tagesschau“ zufolge halten Ermittler und Beobachter auch „Angeberei“ für einen möglichen Hintergrund der Gesprächsinhalte.
So soll Marsalek bei einer Gelegenheit von „Freunden in den Spezialkräften“ berichtet haben, denen zufolge ein Angriff Chinas auf Taiwan mit einer Pandemie auf der Insel starten würde. Diese würde Peking dann „aus Gesundheitsgründen“ blockieren. Außerdem hatte der Ex-Manager an Roussev über mögliche Geschäfte mit China geschrieben:
Wir können so ziemlich alles organisieren, was sie brauchen, außer Atomwaffen … sogar Atomwaffen, wenn sie zahlen.“
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