Trendwende Großfamilie: „Die Rettung der Welt liegt in der Geburt eines Kindes“

Viele westliche Gesellschaften leiden unter Überalterung und sinkenden Geburtenraten. Dabei waren Großfamilien noch in den 50er- und 60er-Jahren auch in Deutschland keine Seltenheit. In den USA ging eine Forscherin einem Phänomen nach, das sich dem Trend zu immer weniger Kindern widersetzt. Sie traf auf Glaube, Religion und Mütter mit vielen Kindern...
Titelbild
In großen Familien lernen Kinder, sich um jüngere Geschwister zu kümmern und die Aufgaben aufzuteilen.Foto: Illustration von Biba Kayewich
Von 15. Oktober 2025

Demografischer Wandel in Deutschland: Das Bundesamt für Statistik informiert: „Die sinkende Zahl der Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig steigende Zahl älterer Menschen verschieben den demografischen Rahmen in bisher nicht gekannter Art und Weise.“ 83,6 Millionen Menschen, 19 Millionen davon über 65 Jahre alt.

„Andererseits hat sich die Bevölkerung im letzten Jahrzehnt durch mehr Zuwanderung und Geburten etwas ‚verjüngt’“, so das Amt. 10,7 Millionen ausländische Staatsangehörige sind seit der Wende eingewandert. Der Ausländeranteil liegt bei 14,5 Prozent, Migrationshintergrund mitgerechnet bei 30,4 Prozent.

Und die Familienstruktur? 11,8 Millionen Familien mit Kindern, 2,8 Millionen Alleinerziehende. 30,4 Jahre ist das Durchschnittsalter von Frauen beim ersten Kind – mehr wirds selten; der Durchschnitt: 1,35 Kinder. Zu wenig, wie das Amt herausfand: „Damit die Bevölkerung eines Landes – ohne Zuwanderung – nicht schrumpft, müssten in hoch entwickelten Ländern rein rechnerisch etwa 2,1 Kinder je Frau geboren werden.“

So viel zu Deutschland. Auch in den USA liegt der Trend bei schrumpfenden Familien und Geburtenraten weit unter dem „Reproduktionsniveau“. Eine amerikanische Forscherin sprach mit Frauen, die diesem Trend bewusst entgegensteuern – mit Großfamilien.

Vorurteil: Nur ungebildete Frauen haben viele Kinder

In einem Beitrag der Epoch Times USA geht der Autor auf die demografischen Forschungen von Catherine Ruth Pakaluk und ihrem Team ein. Denn 5 Prozent der amerikanischen Frauen widersetzen sich dem Trend, unterstützt von einer Kinderschar.

Catherine Pakaluk hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften einer „Hannah’s Children: The Women Quietly Defying the Birth Dearth“ („Hannahs Kinder: Die Frauen, die stillschweigend gegen den Geburtenrückgang rebellieren“).

Dem Buch liegen Interviews mit 55 Müttern zugrunde, „die fünf oder mehr Kinder mit ihrem derzeitigen Ehepartner haben“. Doch es gibt ein Vorurteil: Manche glauben, nur ungebildete Frauen würden eine große Anzahl von Kindern zur Welt bringen, wie Pakaluk erklärt. Daher beschränkte sie ihre Interviews auf Mütter, die ein College abgeschlossen hatten.

Mit Catherine Pakaluk kommt jedoch keine trockene akademische Forscherin zu Wort, sondern eine Frau aus der Praxis. Sie selbst ist Mutter zahlreicher Kinder. In ihrem Buch und gegenüber der Epoch Times USA gibt sie auch Einblicke in ihre eigene Geschichte.

Symbolbild. Foto: iStock/Everste

Catherine Pakaluk: Eine Liebe zur Großfamilie

1999, im ersten Jahr ihres Studiums in Harvard, traf die damals 23-Jährige auf ihren späteren Ehemann, der 1988 selbst in Harvard promoviert hatte. „Michael und ich fühlten uns zueinander hingezogen aufgrund unserer Liebe zu unserem Glauben und unserem intensiven Interesse an Ideen und Wahrheit. Er war Philosoph – ich eine Ökonomin, die sich für die philosophischen Grundlagen ökonomischen Denkens interessierte.“ Im August desselben Jahres wurde geheiratet. Michael war Witwer, seine Frau war an Brustkrebs verstorben. Auf einmal war Catherine sechsfache „Mutter“…

[etd-related posts=“5216614″]

In einem Interview mit einem konservativen ungarischen Magazin erklärt sie: „Mutterschaft spielte in meiner Ehe eine große Rolle, denn ich heiratete jemanden mit Kindern, und dieser Schritt erforderte Mut. Ohne meine religiösen Überzeugungen hätte ich die Heirat mit meinem Mann wohl nicht akzeptiert, denn ich hatte Angst davor: Ich war 23, und er hatte viele Kinder.“

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Im Mai 2000 bekam das Paar einen gemeinsamen Sohn. Sieben weitere Kinder folgten. Heute, 25 Jahre später, leben noch zwei der insgesamt 14 Kinder im elterlichen Haushalt.

Catherine und Michael Pakaluk lehren beide an der Catholic University. In ihrem Buch schreibt Catherine Pakaluk: „Ich liebe mein Leben, bin gesegnet durch meine Kinder und würde meine Familie nicht gegen eine profiliertere Karriere eintauschen. Ich habe also viel mit den Frauen, die ich interviewt habe, gemeinsam, und das mag mich etwas Objektivität gekostet haben. Aber meine Sympathie wurde durch die Offenheit meiner Probandinnen belohnt.“

Wenn die Liebe mit der Familie gemeinsam wächst

Manche Mütter von einem Kind stellen sich vielleicht die Frage, ob sie bei einem weiteren Kind ihre Liebe auf zwei verteilen, also mathematisch gesehen halbieren. In dem Buch kommt jedoch eine Mutter zu Wort, die eine ganz andere Antwort geben kann: Hannah.

Als sie ihr zweites Kind bekam, habe sie das Gefühl erfahren, „wie deine Liebe wächst. Ich werde ganz emotional deswegen. Ich dachte: Wow, das verstehe ich wirklich nicht. Man kann eine Familie vergrößern, und deine Liebe wächst… Und das hörte einfach nicht auf zu wachsen.“ Zum Zeitpunkt der Interviews hatte Hannah sieben Kinder.

Von heilenden und verletzten Seelen

Vielleicht bringen die neu geborenen Seelen sogar heilende Kräfte mit in diese Welt. Als Kyra mit ihrem dritten Kind im achten Monat schwanger war, kam großes Unglück über die Familie. Der geliebte Vater ihres Mannes starb. „Das hat ihm das Herz gebrochen“, erinnerte sich Kyra. Gleich darauf verlor er noch seinen Job. Doch dann kam das Baby zur Welt. „Ich legte sie ihm in die Arme – und er wollte nicht mehr von ihr ablassen.“

Ein Sohn von Jackie, zwölf Kinder, hatte Probleme in der Mittelschule. Der Junge kämpfte mit Depressionen. Auch in diesem Fall wirkte sich die Ankunft eines neuen kleinen Lebens positiv aus: „Er hielt sie einfach und seine gesamte Haltung änderte sich, und sein Auftreten änderte sich … Ich konnte einfach seine Körpersprache, seine Mimik beobachten, und es ging ihm besser.“

Ähnliches erlebte Catherine Pakaluk: „Vor fünfundzwanzig Jahren, als junge Doktorandin, heiratete ich einen Witwer mit sechs trauernden Kindern. Mein erstgeborener Sohn war wie Balsam für sie, was ich nie erwartet hätte.“ Eines der Mädchen habe das Baby in die Arme und in ihr Herz geschlossen. Sie habe die Liebe von dem Baby annehmen können, „die sie von mir noch nicht annehmen konnte“.

[etd-related posts=“5248292″]

Symbolbild. Foto: iStock/PeopleImages

Glaube und Familie

Frau Pakaluk kommt in ihrem Buch auch auf die gescheiterten Versuche der Regierung zu sprechen, mit Geldzahlungen oder verlängertem Mutterschutz die sinkenden Geburtenraten anzuheben. Sie stellt sich die Frage, wie dieser Trend erfolgreicher umgekehrt werden könnte.

Sie kam zu einer überraschenden Antwort: „Die Erfahrungsberichte in diesem Band – dargelegt von Frauen auf allen Erwerbsebenen – legen nahe, dass wir uns der Stärke und Vitalität lebendiger religiöser Gemeinschaften zuwenden sollten.“ Diese Frauen hätten „keinen Plan und keine politische Strategie“ anzubieten, sondern eine Botschaft:

Die Rettung der Welt liegt in der Geburt eines Kindes.“

Laut Pakaluk gehörten die Frauen religiösen Gemeinschaften an, die „Familien effektiv dabei unterstützen, Glauben und Tradition an ihre Kinder weiterzugeben“. Für Catherine Pakaluk führten ihre Forschungen zu der Empfehlung, Religionsfreiheit als Teil der Familienpolitik anzusehen.

Sie befürwortet den Rückzug des (Wohlfahrts-)Staates von der direkten Bereitstellung menschlicher Dienstleistungen, beginnend mit der Bildung. Stattdessen solle man die Kirchen auffordern, „mehr Verantwortung zu übernehmen“.

[etd-related posts=“5236410″]

Eine langfristige Perspektive

In dem Ungarn-Interview ging Pakaluk auch auf die Entwicklung in den USA ein: „Die Gesellschaft ist viel säkularer geworden, und die Kirche hat sich zurückgezogen.“ Der Staat habe dann die Aufgaben der Kirchen übernommen: „Sie übernahm die Schulen, die Wohltätigkeitsorganisationen, und der Sozialstaat entstand.“

Die Familien seien zerfallen – „durch Scheidung und Familienplanung“ und die Menschen seien durch die Säkularisierung gezwungen worden, „Entscheidungen mit sehr kurzfristiger Perspektive zu treffen“. Kirche oder Glaube böten jedoch langfristige Perspektiven.

Eine finale Erkenntnis teilte Catherine Pakaluk auch im Gespräch mit Epoch Times: „In gewisser Hinsicht erkannte ich, dass das, was ich mit diesem Projekt tun konnte, darin besteht, eine Stimme für diese Frauen zu sein, die ansonsten eher zurückhaltend sind, darüber zu sprechen, wie gesegnet sie durch ihre Kinder sind – und was für eine großartige Lebensweise das ist.“

Der Artikel basiert auf dem Beitrag „Bucking the Trend: Having a Large Family“ von Jeff Minick, erschienen auf theepochtimes.com.

Kinder gehören traditionell überall dazu. Hier die Grimaldi-Familie (Mitte) am 23. Dezember 1966 in Monte Carlo: Fürst Rainier, die Kinder Stéphanie, Albert und Caroline sowie Ehegattin Grace, ehemals Kelly. Foto: AFP via Getty Images



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion