Versorgungsprobleme in Europa: Stromausfälle in Deutschland und Italien

Die vergangenen Tage haben in Teilen Europas die Stromversorgung überfordert. Besonders betroffen waren Regionen in Deutschland und Italien, wo Transformatoren ausfielen und ganze Stadtviertel ohne Versorgung blieben. Die Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die strukturellen Schwächen vieler Stromnetze – und den Unterschied zu stabileren Ländern wie Frankreich und Dänemark.
Rüsselsheim
Hohe Spannungen können das Stromnetz gefährden.Foto: mdworschak/iStock
Von 2. Juli 2025

Die vergangenen Tage haben weiten Teilen Europas sommerliche Temperaturen gebracht. Vor allem für Urlauber oder Schüler in Ferienstimmung war das eine gute Nachricht. In einigen Teilen der EU haben jedoch Stromausfälle die Freude über die heißen Tage eingetrübt. Am Dienstag, 1. Juli, kam es in etwa 30 Ortschaften im Raum Kaiserslautern und Kusel zu Ausfällen der Energieversorgung.

Techniker der Pfalzwerke Netz AG mussten auch in Weilerbach ausrücken. Am Dienstagabend waren auch die rheinhessischen Gemeinden Sprendlingen, St. Johann und Badenheim für mehrere Stunden betroffen.

Stromausfälle dauerten mehrere Stunden an

Der ARD-„Tagesschau“ zufolge musste eine Person durch die Feuerwehr aus einem steckengebliebenen Aufzug befreit werden. Als wahrscheinliche Ursache für den mehrstündigen abendlichen Stromausfall nennen Medien den Defekt eines Transformators in Schwabenheim an der Selz. Der Ausfall am Dienstagabend soll 3 Stunden lang angedauert haben – betroffen habe er etwa 6.000 Menschen.

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Stromausfälle gab es in den vergangenen Tagen zudem in mehreren Städten Italiens. Betroffen waren unter anderem Florenz, Mailand, Bergamo und zum Teil auch Rom. In Florenz kam es dabei zu Ausfällen von Geldautomaten oder Rolltreppen. In zahlreichen Geschäftslokalen konnten Zahlungen nur noch mit Bargeld erfolgen.

Aus Bergamo wurden Ampelausfälle, steckengebliebene Aufzüge und gesamte Stadtviertel gemeldet, in denen keine Stromversorgung mehr gewährleistet werden konnte. Noch am Mittwoch meldeten Versorger erforderliche Wiederherstellungsarbeiten und Ausfälle in mehreren Teilen des Landes.

Hitze nicht der einzige Faktor – größere Probleme auch im April und Mai

In Italien sprach der Energieversorger Enel davon, dass es in einigen Fällen zu Überhitzung und einer Ausdehnung von Stromkabeln gekommen sein soll. Überlastungen von Netzen sollen zudem durch den hohen Stromverbrauch von Klimaanlagen begünstigt worden sein. In weiterer Folge hätten technische Probleme zu den Ausfällen geführt.

Meldungen über andere großflächige oder vermehrte Stromausfälle während der vergangenen Tage aus anderen EU-Staaten sind bis dato nicht bekannt. Im bisherigen Verlauf des Jahres hatten bereits großflächige und bis zu mehreren Tagen andauernde Versorgungsunterbrechungen in Spanien und Portugal für Aufsehen gesorgt. Eine endgültige Ursache ist bis heute nicht ermittelt – unmittelbarer Auslöser war Überspannung.

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Am 18. Mai war es in Nordmazedonien zu einem Stromausfall gekommen, der weite Teile des Landes betroffen hatte. Hier sprach der lokale Netzanbieter von hohen Spannungen im 400-kV-Netz, die das System beeinträchtigt hätten. Diese hätten einen kurzfristigen Ausfall von 400/110-kV-Leistungstransformatoren in Trafostationen bewirkt.

Rüsselsheim gleich dreimal in einer Woche betroffen

Im hessischen Rüsselsheim kam es bereits in der Vorwoche gleich zu mehreren Stromausfällen. Insgesamt war an drei Tagen phasenweise die Versorgung der Haushalte in einigen Stadtteilen unterbrochen. Hier gibt es bis dato nur Spekulationen über die Ursachen. Im Interview mit der Epoch Times hat der Vorsitzende des Verbandes „Vernunftkraft“, Christoph Canne, Zweifel an der Arbeitshypothese des lokalen Netzbetreibers geäußert.

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Dieser ging von Kurzschlüssen innerhalb von Erdkabeln als Ursache aus. Materialfehler hätten jedoch eine sofortige Stilllegung erfordert – und außerdem sei mehr als nur eine Leitung betroffen gewesen.

Frankreich glänzt durch erfolgreiches Stabilitätsmanagement

Nicht betroffen von Stromausfällen ist bislang Frankreich trotz ebenfalls hoher Temperaturen in den vergangenen Tagen und einem ähnlich hohen Nutzungsgrad an Klimaanlagen. Dort hatte unter anderem der Netzbetreiber RTE in den zurückliegenden Jahren in erheblicher Weise in Lastmanagement und Netzstabilisierung investiert. Die letzte große Panne im französischen Stromnetz ereignete sich laut „Euronews“ 1978.

Das westliche deutsche Nachbarland setzt unter anderem auf intelligente Abschaltungen, Lastverschiebungen und eine intensivere Koordination mit den Nachbarländern. Aufgrund des hohen Anteils an Kernkraftwerken ist Frankreichs Übertragungsnetz sehr engmaschig ausgebaut und auf hohe Lasten ausgelegt.

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Diese Eigenschaften garantieren eine kontinuierliche Grundlastversorgung und sind in der Lage, Spannungsschwankungen leichter auszugleichen. Zudem hatte Frankreich nach Erfahrungen aus früheren Hitzewellen auch einen stärkeren Fokus auf regionale Maßnahmen zur Vermeidung von Überlastungen gelegt. Auch in den vergangenen Tagen hatte Frankreich die Leistung seiner KKW gedrosselt.

Auf diese Weise blieb die Versorgungssicherheit der eigenen Abnehmer aufrecht. Allerdings hatte Deutschland mit höheren Preisen am Spotmarkt zu kämpfen, weil weniger Importstrom aus Frankreich zur Verfügung stand.

Rheinland-Pfalz und Thüringen erleben überdurchschnittliche Ausfälle

Der hohe Anteil an grundlastfähigen Energieträgern ist jedoch nicht der einzige Faktor, der zur größeren Stabilität des französischen Stromnetzes beiträgt. Dänemark verfügt über den höchsten Anteil an erneuerbaren Trägern im Energie-Mix – und den höchsten Strompreis in der EU. Das Land hat jedoch ebenfalls zuletzt keine nennenswerten Ausfälle erlebt.

Was die Anfälligkeit für Stromausfälle im Sommer anbelangt, gibt es eine Vielzahl an möglichen Faktoren. Hohe Nachfrage ist einer davon, in vielen Ländern ist das Stromnetz allerdings veraltet, wenig robust und nicht ausreichend ausgebaut, um auf Marktveränderungen zu reagieren. Auch in Italien und Teilen Deutschlands sind die Verteilnetze teilweise älter oder weniger auf hohe Spitzenlasten ausgelegt.

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Es gibt auch Unterschiede innerhalb der Länder selbst: So verzeichnete Rheinland-Pfalz 2023 mit 19,4 Minuten eine deutlich höhere durchschnittliche Unterbrechungsdauer als der Bundesdurchschnitt (12,8 Minuten). Demgegenüber schnitten Bundesländer wie Bremen oder Berlin mit unter 10 Minuten deutlich besser ab. Mit mehr als 21 Minuten war Thüringen zuletzt am stärksten betroffen.



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