Warum „Der uneingeschränkte Krieg“ für Deutschland ein Weckruf ist

Was passiert, wenn wissenschaftliche Forschung zur geopolitischen Waffe wird? Der Politthriller „Uneingeschränkter Krieg“ wirft drängende Fragen zur globalen Biosicherheit und zur Rolle der Kommunistischen Partei Chinas auf. Ein Mikrobiologe erklärt, warum Deutschland und Europa genau hinschauen sollten.
Titelbild
„Unrestricted War“ (Uneingeschränkter Krieg) führt die Zuschauer zurück an den Ursprung einer globalen Krise.Foto: Brilliant Media
Von 14. November 2025

Betreibt China geheime Biowaffenforschung und was würde das für die Welt bedeuten? Was unterscheiden chinesische Forschungspraktiken von jenen in Europa und den USA? Und unter welchen Bedingungen könnte wissenschaftliches Wissen zum Werkzeug eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit werden?

Diese Fragen beschäftigen die Kinobesucher am 12. November in Hamburg bei der Deutschlandpremiere des kanadischen Politthrillers „Uneingeschränkter Krieg“. Die Suche nach möglichen Antworten nimmt dabei auch Deutschland und Europa in die Pflicht.

Doch zunächst: Worum geht es?

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Der Film erzählt von einem renommierten kanadischen Virologen Dr. Jim Conrad, der seine Impfstoffforschung in China betreibt. Als das Coronavirus ausbrach, geriet Jim ins Visier der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), die ihn zu einem Instrument geopolitischer Machtspiele machen will.

Er soll für die chinesische Regierung eine Biowaffe entwickeln, ein Virus, das zunächst inaktiv bleibt und bei Bedarf aktiviert werden kann. Außerdem soll es in der Lage sein, eine spezifische genetische Variation, sprich eine ethnische Gruppe, anzugreifen.

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Forschungen, die die Welt beunruhigen

Was für viele wie ein reines Drehbuch eines Science-Fiction-Films klingt, hat tatsächlich eine reale Dimension, die Aufmerksamkeit verdient. Das ist die Auffassung von Dr. Sean Lin, Mikrobiologe und Mitbegründer der „CCP BioThreats Initiative“ in den USA. Im Gespräch mit Epoch Times erklärte er, warum.

China schreite derzeit in mehreren hochsensiblen Forschungsbereichen massiv voran – darunter KI-gestützte klinische Studien, Gen- und Zellmanipulation sowie die Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen. Zu den besorgniserregendsten biotechnischen Forschungen gehöre derzeit die Entwicklung eines sogenannten „Spiegellebens“ (Mirrorlife).

Dabei gehe es um ein Konzept, bei dem die molekularen Bausteine eines Lebewesens – etwa eines Bakteriums – durch ihre spiegelbildlichen Varianten ersetzt würden. So entstünde ein Organismus, der zwar normal funktionieren könnte, biologisch jedoch völlig inkompatibel mit allen bekannten Lebensformen wäre.

Solche „Science-Fiction-Organismen“ könnten vom menschlichen Immunsystem nicht erkannt werden – mit potenziell katastrophalen Folgen, falls sie unkontrolliert freigesetzt würden. Das mache die Forschung – trotz noch sehr früher Entwicklungsphase – für viele Wissenschaftler riskant.

So haben Ende 2024 38 prominente Wissenschaftler – darunter die Nobelpreisträger Jack Szostak und Gregory Winter – in einem Beitrag auf „Science“ einen Forschungsstopp und internationale Regeln gefordert, um die Entwicklung von Spiegelleben zu beenden.

Menschen als „Versuchskaninchen“?

Trotz aller Bedenken und Warnungen gibt es heute weiterhin internationale Forschergruppen in diesem Bereich. Ganz vorn mit dabei ist die Westlake University in Hangzhou, China, die daran forscht, Enzyme und Erbmaterial in der jeweils gespiegelten Form zu erzeugen und daraus langfristig Mikroorganismen zu bauen, erklärte Mikrobiologe Dr. Lin. Mit einer Warnung könne man China zwar nicht aufhalten. Doch es wäre ein „starkes Signal“, wenn führende Fachzeitschriften solche Forschungen nicht mehr veröffentlichen würden.

Der China-Experte äußerte seine Besorgnis: „Ich mache mir große Sorgen, dass in China in großem Umfang Medikamente direkt am Menschen getestet werden.“ Gemeint sind klinische Versuche, die den medizinethischen Standards nicht entsprechen. Menschen würden dabei wie „Versuchskaninchen“ behandelt, so Lin.

China ist nicht die Kommunistische Partei Chinas

Kann man einseitig mit dem Finger auf China zeigen, wenn Forschernationen wie die USA und Länder in Europa ebenfalls an Hochrisikoforschung arbeiten, die eine potenzielle Gefahr für die ganze Welt darstellen könnte?

Aus Lins Sicht unterscheidet sich die Zielsetzung, Umfang und Vorgehensweisen, mit denen die Kommunistische Partei Chinas Genforschung und Biotechnologie vorantreibt, erheblich von den regulierten wissenschaftlichen Praktiken in demokratischen Staaten.

Ein Blick auf die über 70-jährige Geschichte des kommunistischen Regimes stützt diese Einschätzung. Es gibt gewichtige Gründe, die das Regime zu einem besonders kritischen Fall machen. Es ist an dieser Stelle entscheidend, zwischen China als Land mit einer 5.000 Jahre alten Kultur und der KPCh zu unterscheiden.

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Dissidenten als Organbank

Unter der Herrschaft der KPCh starben schätzungsweise fast 100 Millionen Menschen eines unnatürlichen Todes. Beim „Großen Sprung nach vorn“ von 1958 bis 1962 starben durch politisch verursachte Hungersnöte je nach Schätzung zwischen 30 und 40 Millionen Chinesen. Während der zehnjährigen Kulturrevolution ab 1966 wurden Traditionen zerstört, Intellektuelle verfolgt und weitere Millionen Opfer gefordert. Waren es nur Fehler der Geschichte?

Auch die Gegenwart gibt wenig Anlass zur Entwarnung: Politische und religiöse Gefangene werden heute als „Organbank“ missbraucht – allen voran Falun-Gong-Praktizierende, aber auch Uiguren und andere Minderheiten. All diese Praktiken werden von staatlichen Institutionen durchgeführt, das heißt unter der Kontrolle der KPCh.

Ein chinesisches Sprichwort besagt: Wer gutherzig ist, hat Mühe, das Bösartige wirklich zu verstehen. Doch zahlreiche unabhängige Untersuchungen, Berichte, Belege und Stellungnahmen machen es schwer, diese Vorwürfe eines Verbrechens an der Menschheit zu leugnen.

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Viele Begriffe, ein Ziel

Doch was ist das Ziel der KPCh? Unter Mao hieß es, die Partei verfolge das Selbstverständnis einer kommunistischen Weltrevolution. Im Laufe der Zeit passten nachfolgende Parteiführungen die Wortwahl an. Man wolle die „Befreiung der Menschheit“ oder ein „gemeinsames Schicksal“ der Menschheit kreieren.

Um ihre Ziele zu verfolgen, hat die KPCh die Strategie der „uneingeschränkten Kriegsführung“ entwickelt. Damit ist gemeint, dass nicht nur klassische militärische Mittel eingesetzt werden, sondern ein breites Spektrum an Instrumenten: etwa Cyberangriffe, wirtschaftliche Einflussnahme, technologische Abhängigkeiten, kulturelle und akademische Unterwanderung sowie gezielte Desinformation.

Die Vier-Farben-Strategie der KPCh

Lin nannte ein konkretes Beispiel: In der Zusammenarbeit mit westlichen Unternehmern, Politikern, Medienmachern und Wissenschaftlern greife die KPCh auf ein bestimmtes Muster zurück – auf die sogenannte BGYG-Strategie (Blau–Gold–Gelb–Grün-Strategie).

Dabei steht Blau für Cyberoperationen wie Hacking oder digitale Überwachung, Gold für finanzielle Anreize und Bestechungsversuche, Gelb für sexuelle Kontakte sowie die Ausnutzung von Glücksspiel- oder Drogenabhängigkeiten, und Grün für medizinische Dienstleistungen, die exklusive Vorteile oder Abhängigkeiten schaffen können.

Diese Mischung unterschiedlicher Einflussmittel richtet sich vor allem an Personen mit politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Reichweite. Damit soll ihr Verhalten im Sinne der KPCh gelenkt werden. Wer dieses Muster versteht, könne mögliche Risiken und Manipulationsversuche besser erkennen, sagte Lin.

Zu dieser Erkenntnis kam auch D.C.S. Mayal, ehemaliger Oberst der indischen Armee und leitender Wissenschaftler des Thinktanks Centre for Land Warfare Studies in Neu-Delhi. Im „Journal of Defense Studies“ publizierte er eine Analyse zu Chinas „Human Intelligence“. Es geht dabei um eine Methode der Informationsbeschaffung, bei der menschliche Quellen genutzt werden, um an geheime Informationen zu gelangen.

Deutsche liefern Gendaten

Ein aktueller Fall aus Deutschland zeigt, wie aktiv chinesische Spionage auch hierzulande ist. Am 30. September verurteilte das Oberlandesgericht Dresden Jian G. wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit für einen chinesischen Nachrichtendienst zu vier Jahren und neun Monaten Haft.

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Daten von deutschen Bürgern werden mit anderen Methoden gesammelt und nach China übermittelt. Für Wirbel sorgte 2021 der Fall der chinesischen Genfirma BGI Group. Wie „Reuters“ berichtete, sollen Gendaten von Millionen Schwangeren aus aller Welt, auch aus Deutschland, gesammelt worden sein. Der Krux dabei: Der pränatale Test sei laut der Quelle in Kooperation mit dem chinesischen Militär entwickelt worden. Die Bundesregierung ließ die Vorwürfe prüfen.

„Die KPCh musste in diesem Fall noch nicht einmal hacken, um an unsere Daten zu gelangen. Wir geben sie ihr“, indem wir ihre Dienstleistungen annehmen, kommentierte Lin den Vorfall.

Mit Blick auf die deutsche und europäische Zusammenarbeit mit China in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sagte der China-Experte weiter: Deutschland und die EU sollten sehr genau auf ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten achten, „um nicht selbst wissentlich oder unwissentlich zum Komplizen eines Verbrechens zu werden“.



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